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ELGATO FACECAM im Einsatz – Was kann meine Belly-Cam im Praxis-Test wirklich? Alltag vs. Marketing

Praxis-Einsatz als zusätzliche Tisch-Kamera

Ich nutze die Elgato-Facecam bei mir im Videostudio als zusätzliche Tisch-Kamera für Nahaufnahmen der vorgestellten Objekt wie z.B. Grafikkarten parallel zur Sony-Kamera und umschaltbar via Elgato Streamdeck. Diese Konstellation funktioniert mittlerweile nach einigen Anläufen auch ganz gut, aber der direkte Vergleich zur Broadcast-Kamera offenbar auch diverse Nachteile, die man nicht nur dem Preis ankreiden muss. Nennen wir das Ganze mal flapsig „Bauch-Kamera“, denn es ist ja am Ende auch nichts anderes.

Elgato „BauchCam“

Die erste Hürde, die die Kamera nehmen muss, ist der Betrieb mit der riesigen Green Wall. Da ich später zwischen den Kameras ohne nachträgliche Schnitte hin- und herschalten möchte, ist der Farbabgleich und die Einstellung einer möglichst gleichen Helligkeit ungemein wichtig. Der Hintergrund ist nicht sehr stark ausgeleuchtet, um einen Grünstich auf die Personen und Objekte im Vordergrund zu vermeiden. Aber es schafft auch, vor allem an den Übergängen und den Rändern, echte und sichtbare Probleme, wenn die Farben nicht wirklich brauchbar übereinstimmen (siehe Bild oben rechts in der Ecke). Zunächst erst einmal das Originalbild in der Totalen mit der Sony Kamera im Videostudio.

Original Sony

Und nun stelle ich einmal die Belichtung der Elgato Facecam mit „Automatisch“ und manuell gegenüber. Man erkennt bereits im ersten Vergleich sofort, dass die Facecam trotz normaler Ausleuchtung mit nur der Hälfte aller verfügbaren Scheinwerfer schon gnadenlos überbelichtet. Das ist absolut unbrauchbar, kann aber ganz passabel korrigiert werden. Ich würde mich da noch nicht einmal groß darüber auslassen, würde die Software merken, dass ich die Kamera auf manuell hatte. Nur dass sie immer wieder nach jedem Neustart auf „Automatische Belichtung“ springt. Wenn mal vergisst, das vorher umzuschalten, ist das Video komplett unbrauchbar wenn man auf die Cam umschaltet und man startet reichlich angefressen wieder von vorn, wenn man nicht gerade im Nachhinein schneiden möchte. Im Stream ist sowas dann komplett tödlich, also bitte umgehend nachbessern!

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Empfindlichkeit und Rauschunterdrückung

Und was ist mit der Kamera-Empfindlichkeit im Dunkeln und dem Rauschfilter im Dunkeln? Auch hier teste ich zunächst die Sony-Kamera mit dem Restlicht aus dem Korridor (Glastür) und vom Kontroll-Monitor. Die Scheinwerfer sind hingegen komplett ausgeschaltet. Man sieht, dass hierbei auch eine semi-professionelle Kamera bereits an ihre Grenzen stößt und es anfängt zu Rauschen. Die Automatik der Sony regelt aber nicht höher, was gut ist, denn auch dann wird es anfangen zu rauschen:

Betrachten wir nun, wie gut die Rauschunterdrückung der Elgato Facecam agiert und wie empfindlich der so intensiv beworbene Sensor wirklich ist.

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Wir sehen auch hier, dass die Kamera selbst in sehr dunklen Szenen noch ziemlich stark belichtet, auch wenn das Farbrauschen dann unerträglich wird. Die Noise Reduction arbeitet erstaunlich gut, verschmiert aber das Bild bereits extrem.  Mir ist jedoch aufgefallen, dass man die Kameras untereinander für jede Beleuchtungsvariante komplett neu abgleichen muss, wobei die Elgato Facecam stets deutlich heller agiert, jedoch dabei immer auch stark zu Lasten der Bildqualität.

Zusammenfassung und Fazit

Man könnte die ganzen Vergleiche jetzt natürlich noch weitertreiben, aber man sollte auch die Kirche im Dorf lassen, denn es ist keine Profi-Kamera. Was nicht geht, geht eben nicht. Im Unterschied zu sonst fange ich diesmal beim Fazit zuerst mit den Kritikpunkten an, denn die sind gar nicht so umfangreich, es geht also schneller. Am ärgerlichsten sind die permanente Überbelichtung im Automatik-Modus, die Farbabweichungen ohne manuelle Nachkorrektur, die ständige Reaktivierung des Automatik-Modus nach einem Neustart, das mit nur 2 Metern recht kurz geratenen Kabel und der aus meiner Sicht etwas zu hohe Preis. Ich denke mal, 150 Euro hätten auch noch gereicht, denn auch wenn der Sensor nicht schlecht ist, Premium ist er nicht.

Positiv hervorzuheben sind hingegen der praktische und stabile Body samt Objektiv-Abdeckung und Bottom-Stand, die gute Software mit den Update-Features und die ganzen Einstellungsmöglichkeiten (bis auf das Problem mit dem Automatik-Modus), wobei die Standard-Schnittstelle das Meiste auch so hergeben würde. Das kann man ja z.B. mit OBS recht gut gegentesten. Die Empfindlichkeit bei mittleren und dunkleren Räumen ist gut bis ausreichend und besser als bei den gegengetesteten Webcams, z.B. der Logitech C920. Die Rauschunterdrückung ist wirklich gut gelungen und hinterlässt nur in ganz dunklen Räumen sichtbare Bildfehler (siehe oben).

Und was bleibt mir jetzt als abschließende Bewertung übrig? Wäre nicht der recht hohe Preis von 200 Euro (dafür bekommt man nämlich auch schon eine gebrauchte Pocket-Kamera mit deutlich besserem Objektiv und Sensor), hätte ich meiner Bauch-Cam sogar einen Kauftipp verpasst. So aber stehen sich die kleinen Ärgernisse und der Preis etwas im Weg. Aber es ist für mich trotz allem eine sehr gute Alternative auf dem Tisch im Video-Studio, weil z.B. eine Sony RX100 Mark III aus dem Kamera-Archiv viel zu sperrig wäre. Besseres Bild, aber dafür immer störend voll im Bild. Dann schon lieber die Lösung von Elgato.

In diesem Sinne, man sieht sich auch auf YouTube. Und achtet bei meinen aktuellen Videos in Zukunft auch immer schön auf die Bauch-Cam, die hat nämlich jetzt fast immer auch ihren ganz exklusiven Auftritt!

Elgato Facecam (10WAA9901)

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Kommentar

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clrCMOS

Neuling

6 Kommentare 5 Likes

Vielen Dank für den Test. Noch mehr als die Face-/Belly-Cam interessiert mich (eher die Kollegin mit dem spitzen Gegenstand hinter mir) aber das Getier auf dem Glas. Was ist das und wo kann ich (*hust* sie) das kaufen? Ich bitte wegen der fachfremden Frage um Entschuldigung.

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Igor Wallossek

1

10,107 Kommentare 18,596 Likes

Dieses Ding habe ich mal bei Ernstings Family gekauft :D

Antwort 1 Like

Danke für die Spende



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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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