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Ein Barebone gegen 6 CPUs – Welcher Ryzen-Prozessor passt am besten ins XMG Apex 15?

Schlussfolgerung

Durch die gewonnen Daten kann man meiner Meinung nach schlussfolgern, dass man nur die CPU in seinem Apex 15 betreiben sollte, die man auch wirklich benötigt. Als Gamer mit Bewusstsein für’s Buget reicht ein Ryzen 5 3600, oder mit etwas mehr Kleingeld kann beherzt zum Ryzen 7 3700X gegriffen werden. Verlockend ist im Konfigurator natürlich der Ryzen 9 3900, der nur 41€ mehr kostet als der 3700X (Stand: 16. Oktober 2020). Jedoch sollte man sich als Gamer fragen, ob einem das die höhere Lautstärke im alltäglichen Betrieb (Idle, Browser) wert ist.

Außerdem können bisher nur eine Minderheit von Spielen überhaupt mehr als 8 Kerne nutzen. Der Ryzen 3900 nimmt also eine etwas zwiegespaltene Position ein und ich sehe ihn eher bei den Nutzern, die Content Creation im Sinn haben. Der 16-Kerner Ryzen 3950X ist die teuerste Option, aber eben auch (noch) die schnellste für den AM4 Sockel und das möchte natürlich auch mit einer Differenz von 423€ zum Ryzen 3900 (Stand: 16. Oktober 2020) gut bezahlt werden. Allerdings muss es für Content Creator auch nicht unbedingt gleich der Ryzen 3950X sein, denn der Ryzen 3900 ist mit Manual OC durchaus in der Lage an die Leistung des auf 65W eingebremsten 3950X (“Eco-Mode”) heranzukommen.

Außerdem möchte ich noch auf den eindeutigen Makel des Silent (32W oder 45W) und des Power Saving (28W) Power Modi hinweisen. Für Besitzer des Ryzen 3900 und 3950X sind beide Power-Modi leider beinahe nutzlos, da der Grundbedarf beider Prozessoren im Idle und bei leichter Last (z.B. Browser) bereits so hoch ist, dass sie ständig im Limit laufen und so auf sehr niedrige Taktfrequnzen zurückfallen, was die beiden Prozessoren deutlich langsamer als den 3700X und 3600 macht.

ManualOC verdient in diesem Notebook besondere Beachtung, da es dabei hilft die Temperaturen, die Geräuschentwicklung und, wenn man möchte, sogar die Leistung in Multi-Core-Anwendungen verbessern kann. Sogar in Computerspielen, da in den meisten die beworbenen Boost-Clocks de-facto kaum erreicht werden, und wenn dann nur für sehr kurze Zeit. Zumindest lohnt es sich ManualOC mal in seinen Lieblingsspielen auszuprobieren.

© Igor Wallossek

Bemerkenswerte Erkenntnisse

Abschließend möchte ich noch mein kleines Experiment mit dem Ryzen 3800X und 3900X ansprechen. Sind die Prozessoren wirklich anders als ihre 65W Varianten? Die Antwort lautet ja und nein. Der 3900X zeigte nur geringe Unterschiede im Vergleich zum 3900. Er war sogar in Hinsicht Leistungsaufnahme und Temperaturen ein wenig schlechter als der getestete Ryzen 3900. Wir haben hier also eventuell einen überdurchschnittlichen Ryzen 3900 erwischt, oder eben einen unterdurchschnittlichen 3900X.

Der 3800X war hingegen bemerkenswert Anders als der reguläre 3700X. Der 3800X erreichte zwar nur geringfügig bessere Taktfrequenzen, zeigte aber in den Test stets eine geringere Leistungsaufnahme als der 3700X. In den Gaming-Benchmarks wurden bis zu 15W Unterschied in der gleichen Szene gemessen. Wirklich beeindruckend, weil es gerade im Notebook auf jedes Watt Ersparnis ankommen kann. Aber warum gibt es diese großen Unterschiede? Der Unterschied war so groß, dass ich mich zuerst fragte ob hier nicht ein Fehler der Telemtriedaten, auf die HWInfo zurückgreift, vorliegt. Mir ist schon vor einigen Wochen eine aufkommende Diskussion zu diesem Thema aufgefallen, bei der es um die Einführung des neuen Messwertes “Power Report Deviation”* in HWInfo ging. Frei übersetzt also so etwas wie “Abweichung der Leistungsaufnahmedaten”.

*Link: https://www.reddit.com/r/Amd/comments/gz1lg8/explaining_the_amd_ryzen_power_reporting/

Ich dachte, dass das im Apex15 auch der Fall sein könnte, da der beschriebene Testfall im CineBench R20 auch zum Teil deutlich zu niedrige Werte um die 85% anzeigt, was darauf hindeuten würde, dass das Notebook in Wahrheit mehr Leistung dem Prozessor zuführt, als es an das System meldet. Das würde zwar zu mehr Rechenleistung führen, jedoch auch zu deutlich mehr Abwärme, höheren Temperaturen, und mehr Lautstärke.

Also habe ich versucht den bekannten Overclocker The-Stilt zu kontaktieren, der auch die Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenkte. Ich habe mit ihm dann über mehrere Tage versucht einige Tests durchzuführen, ich habe sogar die Leistungsaufnahme an der Steckdose gemessen um einer möglichen Abweichung auf die Schliche zu kommen. Aber fündig wurden wir nicht. Wir schlussfolgerten, dass es zwar dennoch durchaus sein kann, dass das BIOS vom Hersteller nicht korrekt konfiguriert wurde, wodurch die “Power Report Deviation” zustande kommt, die erreichte Leistung und Energieaufnahme des Notebook-Netzteils aber durchaus plausibel sind.

Wenn es Abweichungen gibt sind sie nicht sehr groß. Das bessere Abschneiden des 3800X könnte also wirklich durch eine mögliche höhere “Siliziumqualität” erklärt werden und der 3800X ein Gewinner der “Silicon Lottery” sein. Wenn du schon ein Apex 15, oder ein vergleichbares Barebone besitzt, schmeiß bitte nicht sofort deinen Prozessor weg und kauf dir einen vermeintlich besseren. Die Menge der Prozessoren für meine Tests war zu klein um eine definitive Aussage über die Güte der Prozessoren zu machen. Am Ende hatte ich einfach nur Glück ein gutes Test-Sample bekommen zu haben.

So mancher 3700X könnte ähnlich gute Eigenschaften aufweisen wie der 3800X in diesem Test. Oder vielleicht ist es wirklich so, dass der 3800X im Durchschnitt die gefunden Vorzüge gegenüber dem 3700X hat? Das ist leider für mich unmöglich herauszufinden. Wie gesagt, die Menge der Prozessoren ist zu klein für echte Aussagekraft zu diesem Thema.

Neue Prozessoren

Und es gibt natürlich noch einen anderen Grund seinem jetzigen Prozessor lieber noch ein paar Monate zu behalten. Zen3 steht vor der Tür! Das Launch-Event war bereits am 8. Oktober und bot vielversprechende Leistungsgewinne mit der nun dritten Zen Generation. Es ist zwar noch nicht sicher, dass Zen3 auch im Apex15 per BIOS Update freigegeben wird, technisch gesehen spricht mit dem B450 Chipset des Apex15 aber auch vorerst nichts dagegen.

XMG hat auch bereits in einem offiziellen Statement geschrieben, dass es zwar noch keine Garantie für den Support von Zen3 gibt, sie jedoch aufgrund ihrer vergangenen Erfahrungen mit Clevo davon überzeugt sind, dass es angestrebt wird. Also, Däumchen drehen und abwarten. Ich bin positiv dazu eingestellt. Dann sollten mit diesem Notebook bis zu 10.000 CineBench R20 Multi Score Punkte möglich sein. Das war’s mit dem Artikel. Ihr seid natürlich auch dazu eingeladen euch auch noch das YouTube Video anzuschauen. Darin sieht man vielleicht das eine oder andere Detail noch etwas anders dargestellt.

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Patrick | coreZair

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