Wärmeleitpaste, oder doch nicht?
Da ich mir unsicher war, ob Wärmeleitpaste nicht zu hohe Schwankungen durch unfachmännisches Auftragen (durch mich) in die Ergebnisse einbringt habe ich mich nach einer anderen Lösung umgesehen. Die Lösung nannte sich “Carbonaut” Wärmeleitpads und kam genau wie die im Apex 15 original eingesetzte Wärmeleitpaste “Kryonaut” auch von Thermal Grizzly. Einmal als 38mm Zuschnitt für die CPU und als 25mm Zuschnitt für die GPU. Ein erfreulicher Nebeneffekt war, dass mit jedem Prozessorwechsel keinerlei Reinigungsarbeiten auf mich warteten. Sowohl Kühler als auch Prozessor blieben sauber.
Und diese Zeitersparnis war auch nötig, denn es sollten viele Prozessorwechsel werden. Ich musste das Kühlsystem mehr als 10 Mal entfernen und kann nun sagen, dass man sich davor nicht unbedingt fürchten muss. Das Kühlsystem ist durch die riesige Serviceklappe perfekt zugänglich und robust gebaut. Man sollte jedoch auf die Verwendung des richtigen Schraubendreher achten um auf keinen Fall abzurutschen, denn das Metall der Schrauben ist nicht das härteste, aber auch nicht ungewöhnlich weich.
Es sei jedoch gesagt, dass die Garantie durch unsachgemäße (De-)Montage des Kühlsystems erlöschen kann. Klärt das also im Zweifel vorher mit dem Support von XMG ab!
Die eigentliche thermische Leistung von Thermal Grizzly Carbonaut ist jedoch nicht mit High-End-Wärmeleitpaste wie Kryonaut vergleichbar. Ganz frisch aufgetragene Kryonaut Wärmeleitpaste führt unter 88W Vollast-Szenarien, wie z.B. in CineBench R20, zu 4°C bis 7°C niedrigeren durchschnittlichen CPU-Temperaturen gegenüber dem Graphit basierten Wärmeleitpad. Trotzdem könnte Carbonaut die Alternative für all diejenigen sein, welche minimalen Wartungsaufwand möchten. Denn Carbonaut kann im Gegensatz zu klassischer Wärmeleitpaste nicht austrocknen und sollte somit auch nach Jahren, oder sogar Jahrzehnten noch genau so gut wie am ersten Tag funktionieren. Perfekt für wartungsfreie Systeme.
Wärmeleitpaste |
Thermal Grizzly Carbonaut (Graphit Pad) |
Degeneriert über die Zeit |
Degeneriert nicht |
Bis zu 16.5W/mK |
Bis zu 62.5W/mK |
dünner |
dicker (0.2mm) |
Kann Unebenheiten besser ausfüllen |
Kann Unebenheiten schlechter ausfüllen |
Nicht wiederverwendbar |
Wiederverwendbar |
Temperaturkalibrierung
Der nächste wichtige Teil meiner Testausrüstung war ein K-Typ Thermoelement Thermometer (PeakTech 5115), welche dazu diente die Umgebungstemperaturen links und rechts neben dem Notebook vor jedem Benchmark zu erfassen. Die ermittelten Werte nutzte ich um die vom Notebook gemeldeten Temperaturen so zu justieren, dass sie einer Umgebungstemperatur von 25°C entsprechen. Das mag eine eher hohe Raumtemperatur sein, sie spiegelt jedoch die Verhältnisse im Sommer gut wieder. Zusammen mit dem thermisch etwas schlechteren Wärmeleitpad sind die dargestellten Werte also als Worst-Case anzusehen. Die Leistung und Temperaturen sollten in kühleren Räumen mit frischer Wärmeleitpaste etwas besser sein.
Lautstärkemessungen
Zusätzlich kam noch ein Voltcraft SL-100 Schallpegel-Messgerät zum Einsatz. Nun eigentlich wollte ich die Messungen auf die gleiche Art durchführen wie Notebookcheck, habe aber übersehen, dass sie nur 15cm vom Notebook entfernt messen. Ich habe 20cm angenommen und es rigoros so durchgezogen, bis ich meinen Fehler bemerkt habe. Die Werte sind also leider nicht 1-zu-1 vergleichbar, sollten jedoch dennoch in die richtige Richtung gehen. Ich schätze, dass ich durch die 5cm mehr ca. 1.0dBA bis 1.5dBA weniger als mit Notebookchecks Messmethode gemessen habe.
Außerdem war meine Messmethode mehr als fragwürdig. Das Messgerät besitzt leider keine Möglichkeit die Ergebnisse vernünftig automatisiert abzuspeichern. Ich habe mich also auf die gute alte Lösung des Stift und Papier verlassen müssen. Erwartet also, dass die Werte keinesfalls genau sind und eher durchschnittliche Werte wiederspiegeln, vielleicht sogar manchmal eher die Peaks (Spitzen). Seht es mehr als grobe Schätzung!
Und noch eine kleine Frage an euch. Wisst ihr was dBA für eure Wahrnehmung bedeutet? Ich denke mal die meisten wissen es nicht. Kurz gesagt skalieren diese Werte nicht linear, d.h. 60dBA ist nicht doppelt so laut wie 30dBA. Hinter dB verbigt sich eine logarithmische Skalierung. Es gibt keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise was als doppelte Lautstärke empfunden wird, weil die Wahrnehmung des Menschen schwer mit Messwerten vergleichbar ist. Man geht jedoch davon aus, dass ein Unterschied von 10dBA eine Verdopplung (bzw. Halbierung) der Wahrnehmung der Lautstärke ausmacht.
Das heißt also für euch dass ihr 60dBA als doppelt so laut empfinden würdet als 50dBA. Die Hintergrundgeräusche eines ruhigen Schlafzimmers bei Nacht (das Beispiel gibt es wirklich) werden übrigens mit 30dBA angegeben. Damit habt ihr jetzt eine grobe Ahnung davon, was typische Idle/Leerlaufgeräusche von ca. 37dBA bedeuten könnten. Es ist nicht super leise, aber ziemlich leise. 😉
- 1 - Einführung, Prozessorauswahl Und System
- 2 - Wärmeleitpaste oder Pad? Temperaturen und Lautstärke
- 3 - Idle-Verhalten und Browser-Benchmarks
- 4 - Cinebench R20
- 5 - PugetBench for Adobe Premiere Pro 2020 (version 1.4.3.2)
- 6 - Shadow of the Tomb Raider
- 7 - CS:GO
- 8 - Übertaktungspotential
- 9 - Zusammenfassung, Schlussforgerung und Fazit
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