Tuning Controller
Wer bereits mein Review zum Z590 Unify-X gelesen hat, der weiß, dass ich von der Einführung des „Tuning Controllers“ als Ersatz für Onboard Knöpfe für Retry, Safeboot und co. wirklich kein Fan war, vor allem weil dieser bei mir schlichtweg nicht funktionierte und mir MSI bis heute kein Ersatzteil zugeschickt hat (selbst gekauft, kein Sample). Aber sei’s drum, ich wollte nur kurz meine Vorbelastung schildern. Zu meiner Überraschung funktioniert der Tuning Controller beim Z690 Unify-X aber problemlos und entpuppt sich mit seinen Features als wirklich praktisch. Die + und – Knöpfe lassen sich im BIOS frei auf BCLK Schritte von minimal 0,01 MHz einstellen, was granularer und damit besser ist als bei jedem anderen Mainboard, das ich bisher im Test hatte.
Ich bevorzuge den Tuning Controller ohne sein Gehäuse und als nackte PCB zu betreiben. Natürlich muss man nun aufpassen, wo man diesen ablegt, sodass die Lötstellen keinen Kurzschluss verursachen, aber der Postcode ist so viel besser aus größeren Blickwinkeln ablesbar und zudem noch sehr hell. Außerdem gefällt mir persönlich die nackte Platine mit den gelben Beschriftungen besser als das Gehäuse aus Kunststoff. Wem übrigens das Kabel zu kurz ist, mit dem der Tuning Controller mit dem Board angeschlossen wird, kann dieses mit etwas Handarbeit und Lötkünsten relativ einfach verlängern.
BIOS Layout und Usability
In Sachen Aufteilung der Menüs und Übersichtlichkeit war MSI ja bereits bei vergangenen Generationen bereits der Klassenbeste und dies setzt sich auch bei Z690 fort. Die diversen BIOS Optionen sind sinnvoll aufgeteilt, in Menüs und dort wiederum in Untermenüs, die sich ein- und ausklappen, sowie mit den Pfeiltasten links und rechts in ganzen Blöcken überspringen lassen.
Ein paar kleinere Mängel möchte ich aber nicht unerwähnt lassen, denn manchmal werden nicht alle Einstellungen wie gesetzt direkt übernommen. So setzt man z.B. 1,35 V System Agent, nach F10 und reboot liegen aber nur die 0,9 V = Auto an. Ein ebenso lästiges Problemchen ist das hängen des Postvorgangs nachdem das System durch einen Bluescreen abgestürzt ist. In beiden Fällen hilft nur ein Cold Boot, also das System durch langes halten des Power-Knopfes bzw. Abschalten des Netzteils komplett auszuschalten und anschließend wieder zu starten. Hier ist also noch irgendwo ein Gremlin im BIOS Code beim Laden der Einstellungen, den MSI hoffentlich noch ausfindig machen und ausmerzen kann.
Hier könnte übrigens auch ein Hardware-Retry Knopf wie bei Asus oder Gigabyte helfen, wo das Board nach Knopfdruck einmal komplett kalt gestartet wird. Aber auf der anderen Seite hat MSI beim Unify-X auch viele Usability Annehmlichkeiten eingebaut, wie die um minimal 0.01 MHz einstellbare BCLK mit direkter Vorschau im BIOS aller davon beeinflussten Taktraten. Auch die Unterstützung einer Microcode Auswahl und damit AVX-512 ist nicht selbstverständlich, seitdem Intel das Feature nachträglich mit einem Update zu deaktivieren versucht hatte.
Das Speichern und Laden von Profilen im BIOS, auf Datenträger, das Exportieren von Screenshots und Flashen neuer BIOS Images funktioniert ebenfalls einwandfrei. Der BIOS Switch an der Unterkante des Boards tut ebenfalls, genau was man erwarten würde, ohne lästige Automatismen oder ähnliches, und zeigt mit einer roten bzw. weißen LED an, welcher der beiden BIOS Chips gerade aktiv ist. Leider werden beim Switchen zwischen den Chips alle BIOS Einstellungen zurückgesetzt, die nicht als Profil abgespeichert sind. Hier empfiehlt sich also öfteres Speichern des Config-Standes, wenn man diese nicht wieder aus dem Kopf rekonstruieren möchte. Aber ihr merkt schon, das ist alles wirklich Meckern auf höchsten Niveau.
In-OS Software und BIOS-Updates
MSI stellt zwei portable Programme zur Nutzung mit ihren Overclocking Boards zur Verfügung, MSI Dragon Ball zum Anzeigen und Anpassen der RAM-Timings aus dem OS, und MSI Dragon Power, zum Einstellen der Spannungen und Taktraten aus dem OS heraus. Beide Programme funktionieren ohne jegliche Installation und lassen sich von öffentlichen Google Drives beziehen, die man nach etwas Recherche in Overclocking-Foren relativ schnell findet. Wie immer wäre ein Download auf der offiziellen Support-Website am schönsten, aber man kann nicht alles haben.
Auch neue BIOS Releases stellt MSI schnell, regelmäßig und zuverlässig auf besagten Google Drives zur Verfügung und für Versionen, die für alle Nutzer gedacht sind, werden auch tagesaktuell Download-Links auf der offiziellen Support-Website aktualisiert. Auch wenn dies vielleicht erstmal nach nichts besonderem klingt, ist MSI hiermit auch ganz weit vorne bei den Overclocking-Mainboards.
Die MSI Dragon Ball Software funktioniert weitestgehend ohne Probleme und das Anpassen von Timings zur Laufzeit ist intuitiv möglich – mit Platform-bedingten Einschränkung einzelner Timings wie tWR oder tRTP. Leider gibt es bei den RTLs noch einen Anzeige-Bug, dass nur 1 der 4 Subchannel-RTLs angezeigt werden. Andere Software Tools wie der gerne hergenommene Asrock Timing Configurator kann diese aber vollständig auslesen. Hier könnte MSI also auch noch einmal auf Bug Suche gehen.
Die MSI Dragon Power Software ist ebenfalls nicht ganz fehlerfrei und könnte noch weiteren Feinschliff für die Z690 Plattform vertragen. Die wichtigsten Funktionen wie das Ändern der Multiplikatoren und das setzen der Kernspannung funktioniert zwar problemlos, aber beispielsweise beim Setzen der Kern-Spannung wird in manchen Fällen die LLC auf Level 1 zurückgesetzt, was eine erhebliche Auswirkung auf die anliegende Spannung unter Last hat. Was genau dieses Verhalten auslöst, konnte ich noch nicht herausfinden. Dies sollte man also beim Overclocking im OS bedenken. Auch lassen sich die RAM-Spannungen VDD und VDDQ nicht über die JEDEC spezifizierten 1,435 V ändern, was für das Übertakten nicht sonderlich nützlich ist. Auf der anderen Seite ist hierbei aber ein Re-Training des Arbeitsspeichers ohnehin von Nöten – so gesehen ist dies also auch kein Beinbruch.
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