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DDR5 Deep Dive – Kingston im exklusiven Interview zum neuen Arbeitsspeicher-Standard und viele Beispiele aus der Praxis

Die Grundlegenden Änderungen zum neuen DDR5 Arbeitsspeicher-Standards wurden ja bereits um den Launch der Intel Alder Lake CPUs zu Genüge beleuchtet, wenn auch manchmal nicht ganz korrekt. Daher werden wir uns heute das Thema noch einmal vorknöpfen und zusammen mit Kingston, die uns freundlicherweise für ein schriftliches Interview zur Verfügung standen, noch tiefer in die Materie eintauchen.

Es ist kein Geheimnis, dass die neuen Speicherriegel aktuell noch rar und teuer sind, egal von welchem Hersteller. Einen möglichen Grund hierfür werden wir uns gleich auch noch ansehen. Aber zukünftige Verfügbarkeit vorausgesetzt, wollen wir heute herausfinden, in welchen Fällen sich der neue Standard besonders lohnt und worauf man als Kunde beim Kauf achten sollte.

Christian Marhöfer, Regional Director DACH, Nordics und Benelux von Kingston hat sich dankenswerterweise für unsere Fragen Zeit genommen und in den Antworten versteckt sich die einer oder andere Info, die man so vielleicht noch nirgendwo sonst gelesen hat. Aber beginnen wir mal am Anfang bzw. der virtuellen Ladentheke und was einen dort erwartet. DDR5 Kits zeichnen sich bekanntlich durch die weitaus höheren Taktraten und noch höheren Timings aus. Da sich die Latenz vereinfacht gesagt aus das Verhältnis aus beiden ergibt, könnte man zunächst mit einem zumindest teilwesen Performance-Rückschritt zu DDR4 ausgehen. Stimmt das?

Wie hoch ist das allgemeine Leistungspotenzial von DDR5 bei der Markteinführung (Bandbreite vs. Latenz) und wohin wird die Entwicklung aus Sicht von Kingston im Laufe der Zeit gehen?

Die JEDEC-Spezifikation definiert die Bandbreite von DDR5 von einer Einführungsgeschwindigkeit von 4800 MT/s über 5200, 5600, 6000 bis hin zu 6400. Geplante Geschwindigkeitssteigerungen von 400 MT/s finden etwa jedes Jahr statt, in der Regel mit der Einführung neuer Prozessoren / Chipsätzen von Intel oder AMD.

Darüber hinaus steigt die Latenz linear mit der Geschwindigkeit, ähnlich wie bei früheren Speichergenerationen. Die Übertaktungsleistung hängt von der Verfassung und dem Potenzial der verwendeten DRAM-Komponenten sowie von der Reife der CPUs und BIOS ab. Erst letzte Woche haben wir einen auf dem neuen MSI-Board Geschwindigkeiten von 8670 MHz erreicht, was kurzzeitig Weltrekord war. 

Es ist also damit zu rechnen, dass DDR5 den theoretischen Latenz-Nachteil zu DDR4 nicht mehr aufholen wird, auch nicht teilweise?

Mit Blick auf die JEDEC-Spezifikationen ist die höhere CAS-Latenz für DDR5-4800 mit 40 eine relativ lineare Erhöhung gegenüber DDR4. Kingston geht davon aus, das mit zunehmender Reife der DRAM-, BIOS- und Motherboard-Designs niedrigere Latenzen für die Übertaktung angeboten werden können, um wettbewerbsfähig zu sein und höhere Leistungen für Systementwickler (Gaming, Enthusiasten etc.) zu bieten. Aktuell ist es noch viel zu früh, um darüber zu spekulieren, was mit der ersten Generation von DDR5-DRAM erreicht werden kann. Aber wir sehen bereits heute ein unglaubliches Potenzial der neuen Technologie, das es bei DDR4 noch nicht gegeben hat.

Das ist interessant, denn obwohl die Latenz mit DDR5 ansteigt, zumindest auf dem Papier, war das mit DDR4 auch schon der Fall. Und um einen wirklich fairen Vergleich der jeweiligen Standards zu haben, darf man ja auch eigentlich nur jeweils die JEDEC Taktraten und Timings zum Launch miteinander vergleichen, wie z.B. DDR4-2133 16-16-16. Nochmal zur Auffrischung: „JEDEC“ ist das Komitee aus Herstellern, das für das Festlegen der Arbeitsspeicher-Standards verantwortlich ist. Auch ist die geschätzte jährliche Taktsteigerung von 400 Mbps eine interessante Info um die verschiedenen SKUs einzuordnen. Aber welche DDR5 Kits sieht Kingston nun Stand heute am sinnvollsten für Einsteiger in den neuen Standard?

Was wären typische empfohlene Einsteiger- oder Enthusiasten-SKUs für DDR5, die sich besonders gut für den Betrieb mit Alder Lake (Sweet Spot) eignen würden?

Zum jetzigen Zeitpunkt würden wir DDR5-Module mit 4800 MHz für ValueRAM und DDR5-Module mit 5200 MHz und niedrigeren Latenzen für Enthusiasten empfehlen. Wie wir bereits erwähnt haben, sind jedoch weitere Geschwindigkeitssteigerungen geplant.

Bereits bei 4800 bzw. 5200 „MHz“ sieht Kingston also bereits Sweet Spots für die neue Alder Lake Plattform. Aber wenn die Latenz schlechter ist und die Bandbreite in etwa gleich bleibt, zumindest auf dem Papier, wie kann sich dann DDR5 überhaupt durchsetzen? Wir haben nachgefragt.

Gibt es neue beachtenswerte Performance-Charakteristika außer Taktrate, tCL, tRCD und tRAS?

Viele neue DDR5-Merkmale sollen die Effizienz der Datenzugriffe durch den Prozessor erhöhen, z. B. die doppelte Anzahl von Bänken, die doppelte Burst-Länge und zwei 32-Bit-Subkanäle.

Insgesamt werden diese neuen Merkmale das Leistungspotenzial von DDR5 gegenüber früheren Speichergenerationen wie DDR3 und DDR4 erhöhen. Viele dieser aufgeführten Verbesserungen stehen im Zusammenhang mit der ständig steigenden Anzahl von Prozessorkernen und der geplanten Erhöhung der Dichte und Bandbreite.

Die Frage bezog sich eher auf die Specs eines Kits, auf die man bei Kauf achten sollte. Ändert sich hier etwas zu DDR5? Oder funktioniert weiterhin das Prinzip, nach dem Verhältnis von Taktrate zu tCL und tRCD zu shoppen?

Man kann davon ausgehen, dass beim Vergleich von Übertaktungsoptionen dieselben Grundsätze hinsichtlich Geschwindigkeit und Latenzzeit gelten. Für DDR5 gibt es heute nur eine DRAM-Dichte, nämlich 16Gbit. Daher werden alle Module auf die gleiche Weise gebaut, 8 GB (1Rx16), 16GB (1Rx8), 32GB (2Rx8), was natürlich die Wettbewerbsbedingungen ausgleicht.

Bei DDR4 gibt es zwei DRAM-Dichten, bei denen die Anzahl der Ranks variieren kann, um eine bestimmte Kapazität zu erreichen. 2R-DIMMs sind eher in der Lage, Datenzugriffe zu verschachteln und übertreffen im Allgemeinen die 1R-Äquivalente. Bei DDR5 wird das bei demselben Kapazitätsvergleich nicht der Fall sein.

 

Kommentar

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G
Guest

Interessant.
Ich sehe schon unlock/flash Versuche und Löt Mods an Speichermodulen in Zukunft.
Also ist derzeit bei DDR5 die VDD und VDDQ nur bisschen Augenwischerei ist, weil duch PMIC noch alles gelockt ist.

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R
Rooter

Mitglied

55 Kommentare 8 Likes

Es gibt von Crucial und ADATA auch 8GB DDR5 Module in der Liste. MSI hat es verglichen: https://www.msi.com/blog/a-closer-look-at-ddr5-benchmarks-with-intels-Alder-lake-cpus

2x16GB sind deutlich schneller als 2x8GB, sowohl bei der Bandbreite als auch bei der Latenz.

Es sieht also so aus, als wenn 8GB Module @1Rx16 deutliche Geschwindigkeitseinbußen hinnehmen müssen. Im Notebook wird man wohl öfter 2x8GB DDR5 sehen, weil 2x16GB oft noch overkill sind und DDR5 sehr teuer ist. Schnelle iGPUs würden deutlich an Leistung verlieren.

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Xaver Amberger (skullbringer)

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