Kühlung Praxis Testberichte Wasserkühlung

Das AIO-Sterben geht munter weiter: Lian Li Galahad 360 (1. Version) mit Komplettverstopfung (Kaufwarnung)

Augenscheinliche Rückstande und Veränderungen

Im Inneren des Radiators sind deutliche Rückstände von Kalium-Aluminium-Fluorid (Flux) als sichtbare Verkrustung nachweis- und sogar gut sichtbar. Im Auslass der Kanäle sind zudem diskrete Partikel von Kalium-Aluminium-Fluorid eingeschlossen, die nicht nur den Wasserfluss mit der Zeit extrem stören können, sondern auch zu kompletten Verstopfungen führen können. Man muss nur einmal die Bilder betrachten.

Im oberen Bild sehen wir zudem signifikante Mengen der gelierten Kühlmittelzusätze. Das, was fast schon wie eine Art Haut auf dem Aluminiumkörper liegt und sich als Schicht abgesetzt hat, ist ebenfalls Kalium-Aluminium-Fluorid, kurz Flux. Und wer immer noch nicht weiß, worum es sich beim Flux eigentlich handelt: es ist ein korrosives Flussmittel, dass man für das preisgünstige Verlöten der Aluminiumteile zwingend benötigt. Ohne ginge es zwar auch (nicht-korrosives Verfahren), aber dann würden auch die Kosten steigen.

Raster-Elektronen-Mikroskopie

Betrachten wir nun einmal so eine angegriffene Oberfläche unter dem Raster-Elektronenmikroskop und staunen über die bizarre Landschaft! Das ist ein chemischer Fallout allererster Güte, leider. Glattes Aluminium oder gar eine beschichtete Oberfläche (Coating) sähen sicher anders (besser) aus.

Energiedispersiven Röntgenspektroskopie (EDX)

Doch was ist eigentlich an chemischen Elementen alles drin? Genau dafür gibt es solche Analysen, die Ihr ja noch von meinem Artikel zur MX-4 kennt. Werfen wir also einmal einen genaueren Blick auf die Zusammensetzung:

Wir sehen in großer Menge Aluminium, Fluor und Kalium, was eindeutig auf das extrem korrosive Flux hinweist. Dazu kommt noch der übliche Kohlenstoff, etwas Sauerstoff und Magnesium. Natürlich könnte man das Ganze auch nicht-korrosiv lösen, doch das sehen wir auf der nächsten Seite. Im Übrigen kann man diese Dinge auch nicht so einfach rückstandlos herausspülen. Eine vermeintlich gründliche Reinigung nach dem korrosiven Hartlöten kann die Symptome sicher lindern und beim Einsatz passender Zusatzstoffe im Kühlmittel sicher auf für längere Zeit ganz gut unterdrücken, aber wirklich sicher ist auch diese Nacharbeit leider nicht. Und vor allem in Deutschland würde das Ganze auch noch aus Umweltgründen richtig teuer (Stichwort Entsorgung). Das aber spielt in China eher eine untergeordnete Rolle.

 

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eastcoast_pete

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Danke, Sir Igor! Denn dieser Galahad hier hat an keiner Tafelrunde was zu suchen. Und die Chemie hat's eben schon in sich. Wasser macht auch müde Elemente munter! Besonders ärgerlich natürlich, wenn man als Käufer denkt, man tut sich bzw dem System was gutes mit einem (angenommen renommierten) Markennamen.

Wobei ich mich aber auch ehrlicherweise als einen ziemlich eingefleischten Fan von Luftkühlung zu erkennen geben muss. Obwohl ich sehr wohl weiß, daß eine Flüssigkühlung Wärme besser abführen kann, habe ich mich bis heute nicht an die Idee, Wasser so nahe an der Elektronik anzusiedeln, gewöhnen können.

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Pheenox

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85 Kommentare 29 Likes

Danke Igor, das ist wirklich sehr aufschlussreich; und würde vermutlich erklären, weswegen vor anderthalb Jahren meine MSI AiO die Grätsche gemacht hat. Ich hab mir in der Folge wieder eine AiO mit Alukühler zugelegt, aber die Liquid Freeezer II läuft bis jetzt völlig anstandslos. Da hat dann die QS gute Arbeit geleistet.

In dem Kontext des Artikels würde ich dann den Rückschluss ziehen, dass AiOs mit Kupferradiator derlei Probleme nicht verursachen. Oder treten in diesen Fällen andere (bekannte) Komplikationen auf?

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echolot

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Gibt es denn eine Liste mit Herstellern, die das im Griff haben? Be quite, Thermaltake, Alphacool, usw.? Gerade die sollten es wissen.

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Derfnam

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7,517 Kommentare 2,029 Likes

Das sind keine Hersteller, @echolot, was einer der Punkte ist, die Igor macht.

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K
Klausikowski

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19 Kommentare 7 Likes

Moin zusammen :)
Vielen Dank @Igor für den Artikel, das schärft die Sinne erneut nach - leider offenbar notwendig.
Habe hier noch eine Aorus Waterforce X360 liegen, die soll in Kürze nun endlich verbaut werden (unter einem X3D-AM4 oder einem R9-AM4).
Aus Testgründen war sie sehr kurz montiert (max. halbe Stunde), aus diversen Gründen war ein dauerhafter Umbau damals nicht sinnvoll/möglich.
Selbstredend konnte da die Problematik gar nicht auftreten bzw. ich stellte nichts nachteiliges fest.
In meinem Fall hat sie immerhin nichts gekostet, hatte bei Alternate das Glück bei einem Produkttest ausgewählt zu werden.
Wie kann man erkennen welcher Hersteller dahintersteckt bzw. was zeichnet Asetek-Komponenten aus?
Das Teil liegt nun schon eine geraume Zeit rum, gut 1,5 Jahre denke ich (müsste nachsehen wann genau ich sie bekam).
Preislich liegt das Teil ja nach wie vor im Bereich von grob 200 Euro. Wunderte mich sowieso schon, dass neuerdings "haufenweise"
neue 360er-AIO im Preisbereich unter 100 Euro auf dem Markt erscheinen.
***
Edit: Ende August 2021 bekam ich die Pumpe.

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Igor Wallossek

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10,107 Kommentare 18,597 Likes

Generell würde ich keine AIOs kaufen oder gar testen, die von Apaltek oder anderen Billigbutzen kommen. Da aber leider die meisten Reviewer die Produkte gar nicht kennen, wird eher gedankenlos weitergetestet. Scheinbar hat niemend mal meine Artikel von vor zwei Jahren und einem Jahr überhaupt gelesen. Pflichtlektüre. Alle klatschen, wenn ein Langhaariger bezahlte Dritte eine CPU mikroskopieren lässt, aber bei einer EDX und REM einer eher trivialen AIO hört die Sensation leider auf.

Ich achte hier bei unseren Artikeln schon soweit wie möglich darauf, dass solcher Mist erst gar nicht getestet und damit indirekt auch beworben wird. Das habe ich damals schon bei der MSI AIO so gehalten und wurde im Nachhinein ja bestätigt. Enermax hatte ich auch geskippt, das Teil liegt hier noch im Regal. Immer kann man natürlich nicht Recht behalten, da gibt es viel zu viele Unwägbarkeiten. Aber man kann vorbeugend selektieren. Das verschreckt zwar Werbepartner, aber ich kann so durchaus besser schlafen.

Es gibt leider genügend Redaktionen, die wider besseres Wissen solche Teile auch in News bewerben oder in Reviews hochtesten. Wenn man schon nicht weiß, wer dahinter steckt, kann man z.B. Mounting-Systeme miteinander vergleichen. Wenn sich die Pumpe im (nicht am) Radiator befindet: Generell die Finger weg! Dann hat man hier fast immer Lötprobleme inkludiert (siehe Artikel). Oder man schaut, dass man sorteinreine Kühler bekommt (nur Kupfer oder nur Alu). Wenn sich die Pumpen im Schlauch befinden, hat man entweder das Original (Raijintek) oder die illegale Kopie (Apaltek). Apaltek schert sich einen Dreck um Patente und saubere Herstellungsverfahren.

Das Mounting-Kit der Aorus Waterforce X360 sieht sehr nach Asetek aus, dass betrifft auch den Schraubring zur Arretierung. Wobei ich letztens so einen Apaltek-Billig-Bomber in der Hand hatte, der das fast 1:1 kopiert hatte. Man muss also aufpassen.

Arctic ist bisher komplett unauffällig, Corsair (Asetek) auch. Bei Alphacool ist eh alles aus Kupfer und ich würde sogar zu Selbstbau-Kits tendieren, die im besten Fall sogar vormontiert zum Kunden kommen, aber erweiterbar sind.

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K
Klausikowski

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19 Kommentare 7 Likes

@Igor Wallossek
Allerbesten Dank für die rasche Antwort, damit kann ich erstmal leben (y)(y)
Bisher hatte ich -bis auf den kurzen Test- noch nie Wasser verbaut.
Ob ich ne AIO gekauft hätte weiß ich ehrlich gesagt nicht, zu der kam ich ja wie Maria zum Kind ;)
Hatte damals den Artikel zu den GraKa gelesen, da trat die Problematik ja ähnlich auf. Unter anderem war da auch irgend ne Aorus betroffen.
Die Frage stellte ich zu der Zeit schon mal im Forum, allerdings ging es da ja um die Pixelschubsen. Bei der Menge an Beiträgen kann das
aber auch mal untergehen und Platz/Zeit für den ganzen Krams hatte ich damals sowieso nicht.
Dank Umzug in die neue und wirklich große Wohnung ist das erfreulicherweise nun nicht mehr der Fall.
Wird in den nächsten vier bis sechs Wochen nun endlich verbaut werden. Behalte das aus Temperatursicht aber auf jeden Fall genau im Auge.
2021 war die Schwemme an Billigst-AIOs zudem noch nicht so groß wie aktuell, mit Glück sparten die seinerzeit noch nicht so sehr.
***
Unterm Strich gilt wie immer: Wer billig kauft, kauft doppelt! Das wird sich auch nicht ändern.

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Martin Gut

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7,724 Kommentare 3,538 Likes

Da kann ich dich beruhigen. Eine Wasserkühlung transportiert ja nur die Wärme an einen anderen Ort (an dem es wärmer oder kälter sein kann). Bei einem Towerkühler machen das die Heatpipes genau so gut. Der Wärmetransport im Wasserkreislauf aber auch in den Heatpipes verursacht fast keinen Temperaturunterschied (0.5 bis 4 Grad). Da unterscheiden sich beide Systeme nicht bedeutend.

Der Unterschied liegt meist bei der Grösse des Lamellenblocks der die Wärme an die Luft abgibt. Da ist natürlich grösser besser. Ein grosser Doppeltowerkühler ist aber etwa gleich gut, wie eine 280er oder 360er-WaKü. Wenn man es besser will, muss man schon einen grösseren 420er-Radiator nehmen.

Ich teile auch deine Meinung, dass Wasser in einem elektronischen Gerät nichts verloren hat. Das Schadenspotential ist einfach gross. Die Erfahrung mit einer ausgetrockneten und verstopften AIO habe ich auch schon hinter mir. Seither läuft alles mit Luft viel leiser und absolut wartungsfrei.

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Termi

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37 Kommentare 27 Likes

Danke für den Artikel!
Gibt nicht viele, die so in die Tiefe gehen wie @Igor Wallossek .

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grimm

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3,071 Kommentare 2,023 Likes

Hier BeQuiet Silent Loop 2 - die hatte ich mir von @Igor Wallossek abgeschaut und hoffe, dass die das nicht nachmacht. Bisher (4 Monate verbaut) läuft alles, wie es soll 🤞

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Igor Wallossek

1

10,107 Kommentare 18,597 Likes

Keine Angst, ich nutze die selbst.

Treppenwitz:
Auch die Silent Loop 2 kommt von Apaltek, das ist quasi die Kopie der Raijintek Orcus. Nur sitzt hier die Pumpe nicht mittig im Radiator (was für eine blödsinnige Idee), sondern im Schauch. Außerdem ist das QM von be Quiet extrem pingelig. Da traut sich so eine Butze auch keine Ausfälle.

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ssj3rd

Veteran

213 Kommentare 142 Likes

Puh, zum Glück war meine NZXT Z73 wirklich arschteuer, noch mal Glück gehabt 😏

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echolot

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875 Kommentare 683 Likes

Alphacool wäre meine erste Wahl. Die wissen von Haus aus, was sie machen. Nur Schade, dass keine weiße AIO zur Verfügung steht.

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Megaone

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1,703 Kommentare 1,600 Likes

Erstmal danke für diesen wirklich ausführlichen und erhellenden Test. Was du zu Alphacool sagst, sehe ich absolut genauso. In dem Bereich machen deren Produkte den meisten Sinn.

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Kreier

Mitglied

31 Kommentare 24 Likes

Danke für die Aufklärungsarbeit und den interessanten Artikel @Igor Wallossek !

Bei mir läuft seit 3,5 Jahren eine Corsair H150i, die ich damals ohne nennenswertes Hintergrundwissen zu meinem Ryzen 3950x angeschafft hatte. Abgesehen von der Pumpe, welche noch etwas leiser sein könnte, macht die AIO zuverlässig das, was sie soll. Glück gehabt, dass ich damals nicht danebengegriffen habe...

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0xi6en

Neuling

6 Kommentare 5 Likes

Ich habe seit einiger Zeit die Arctic Liquid Freezer II - 360 für meinen 5800X3D verbaut und kann nur positives berichten.
Es gab für die AiO zwar vor einiger Zeit einen Rückruf wegen einer mangelhaften Dichtung, die Aktion wurde jedoch sehr gut von Arctic gehandhabt und man hat zur neuen Silikon Dichtung auch gleich eine neue Kupferplatte erhalten sowie Nachschub an Kühlflüssigkeit.
Zudem konnte ich so nach knapp einem Jahr Betriebszeit sehr gut feststellen, dass im Inneren der Kühlung alles tip top aussieht. Die Flüssigkeit wie auch die feinen Finnen der Kupferplatte waren komplett klar bzw. sauber.

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Y
Yumiko

Veteran

442 Kommentare 192 Likes

Nur Kupfer nehmen. Alphacool hilft.

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grimm

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3,071 Kommentare 2,023 Likes

Ich hatte gesehen, dass du die nutzt und hab entsprechend gekauft - quasi Influencer-Marketing ;)

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k
karlstahl

Neuling

7 Kommentare 3 Likes

Ohje. Dieser Post kommt 2 Monate zu spät für mich. 😋

189€ für die Lian Li GALAHAD 360 SL gezahlt.

Voran kann ich denn erkennen ob das V1 oder V2 ist?

LG Karl

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Danke für die Spende



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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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