Arbeitsspeicher System Testberichte

Crucial Ballistix 3200 MHz CL16 Test – Kann Micron’s Hausmarke bei den B-Die Top-Dogs mithalten?

XMP-Performance und Übertaktungs-Potential

Kommen wir nun zur Performance! Für jede Leistungsstufe wurde jeder Benchmark 3 mal ausgeführt und jeweils der Durchschnittswert der Ergebnisse verwendet.

Wie erwartet war die XMP Performance mit 3200 MHz CL16-18-18-38 1.35V nichts besonderes. Man bekommt die Leistung für die man bezahlt hat und nicht mehr. Aufgrund der relativ lockeren Timings war hier auch noch einiges an Luft nach oben zum theoretischen Durchsatz-Maximum bei 3200 MHz im Dual Channel und auch bei der Latenz war die Ausbeute eher durchwachsen. Das ist keines Falls ein negativer Punkt, man sollte sich aber bewusst sein, dass man mit Plug and Play viel Potential liegen lassen würde.

Zusätzlich zur XMP Spezifikation wurde bei der nächsten Leistungsstufe lediglich der Wert für tREFI nach oben gesetzt. Bei modernen DDR4 Kits ist tREFI effektiv ein „Auto-Overclock Dial“, soll heißen, wenn man den Wert nach oben setzt, bekommt man sehr einfach mehr Leistung bei Bandbreite und Latenz. In diesem Fall war auch der maximal mögliche Wert 65535 auch noch stabil. Alle folgenden Leistungsstufen verwenden ebenfalls diesen Wert für tREFI.

Wenn man nun nur an der Takt-Schraube dreht, Spannung und Timings unberührt lässt, fängt das Kit an sein Potential zu entfachen. Problemlos ließ sich hier das teurere 3600 MHz XMP Kit ein- und sogar mit 3800 MHz überholen. Wir erzielten durch die Bank mehr Durchsatz aufgrund des höheren Taktes und stetig geringere Latenzen aufgrund der gleichbleibenden Timings. Hier waren wir bereits über das Ende der Ballistix Reihe hinausgeschossen, da vergleichbare Taktraten und Timings von Crucial nur noch in der höherwertigen Ballistix Max Produktserie angeboten werden.

Dieses Setting mit 3800 MHz CL16-18-18-38, tREFI 65535 und 1.35V würden wir als Sweetspot bezeichnen, den auch ein Hobby Enthusiast relativ schnell und einfach erreichen kann. Und der Leistungszuwachs von Durschschnittlich 19% gegenüber der XMP Spec des Kits kann sich sehen lassen und definitv den Tuning-Aufwand rechtfertigen. Besonders für Ryzen 3000 CPUs mit einer Infitinity Fabric Taktung von 1900 MHz dürfe diese Einstellung interessant sein, um ein 1:1 Verhältnis und damit einen Leistungsbonus zu erzielen.

Um noch mehr Leistung zu erreichen, mussten nun ebenfalls die Primärtimings angehoben werden, denn hier waren wir am Limit dessen, was der Micron RevE Speicherchip kann. Besonders tRCD und tRP liefen hier in ein hartes Limit, über dem sich schnell Instabilität zeigte bzw. das System gar nicht mehr booten konnte. Der theoretische Minimalwert der tRCD Latenz von ca. 9,5 ns war hier der magische Wert, über den es partout nicht hinaus ging. 1 Tick mehr für tCL, tRCD, tRP und 2 Ticks mehr für tRAS waren dann wieder stabil.

Erwartungsgemäß resultierte daraus nun nur noch mehr Durchsatz. Die Latenz blieb aufgrund der erhöhten Timings effektiv gleich. Dies machte sich auch deutlich beim Aida64 Latenztest bemerkbar, in dem auch die Grenze bei einer gemessenen Gesamtlatenz von ca. 40,5 ns klar erkennbar wurde. Entsprechend wurden auch der Zuwachs beim Geekbench 3 Multi-Core Memory Score von einer Leistungsstufe zur nächsten geringer. Die Spannung konnte aber noch immer beim XMP-Wert von 1.35V bleiben ohne die Stabilität zu beeinflussen. Wenn man den aktuellen Leaks glauben mag, sollte dieses Setting für die kommenden Ryzen 5000 CPUs interessant sein, um mit einem Infinity Fabric Clock von 2000 MHz ein 1:1 Verhältnis zu erzielen.

Für eine Taktung über 4000 MHz mussten sowohl die Primärtimings im selben Verhältnis gelockert werden, als auch die Spannung angehoben werden. Dabei ist 1.45V die maximale Spannung, die auch noch stabilen Betrieb erlaubte. Mit noch mehr Spannung konnte man zwar höhere Taktraten booten, diese waren dann aber nicht mehr in Windows stabil.
Im Ergebnis schlug sich dies wieder bei etwas mehr Durchsatz bei gleichbleibender Latenz nieder, wir hatten nun aber das Maximum an Takt für dieses Kit erreicht, ohne Rückschritte bei der Latenz machen zu müssen.

Um das Maximum an Leistung aus dem vorhergehenden Leistungsstufe herauszukitzeln, haben wir einen Nachmittag investiert, sämtliche Sekundär-, Tertiär-Timings manuell angepasst, PowerDown deaktiviert und schließlich auch noch die RTLs und IO-Ls für die bestmögliche Latenz optimiert. Daraus resultierte nochmal ein ordentlicher Bonus and Durchsatz bei Write und Copy und sogar nochmal ein bisschen geringere Latenz. Diese Einstellung zu finden war aber sehr zeitintensiv und ist einem normalen Anwender nicht zuzumuten. Folgend noch ein Screenshot der höchsten Leistungsstufe samt bestandenem Stresstest und Benchmark-Beispielen:

Die Benchmark Ergebnisse aus dem Screenshot sind natürlich nicht in die Daten der folgenden Graphen eingeflossen, da die anderen geöffneten Applikationen das Ergebnis beeinflussen würden. 😉 Eine kleine Anmerkung noch zu höheren Spannungen bei DDR4: Eine Spannung von 1.45V ist bei diesem Kit bedenkenlos für den täglichen Gebrauch zu verwenden, da andere Kits mit den gleichen Speicherchips und XMP-Specs von bis zu 1.5V ausgeliefert werden. Bei höheren Spannungen im Vergleich zur XMP Spec sollte lediglich die Stabilität bei den damit verbundenen höheren Temperaturen sichergestellt werden.

In Falle dieses Kits war auch bei längeren Tests die Temperatur dank dem soliden und gut funktionierenden Heatspreader kein Problem. Die maximale gemessene Temperatur bei der höchsten Leistungsstufe am Ende eines TM5 Ollie Loops betrug 51° C. Hierfür wurde das Modul mit dem schlechteren passiven Airflow verwendet und zwischen dessen unteren Speicherchips, die ebenfalls den schechtesten Airflow abbekommen, ein Temperaturfühler unter dem integrierten Wermeleitpad angebracht. Somit ist der gemessene Wert wirklich ein worst case und liefert einen verlässlichen Indikator für die Stabilität.

Preis/Performance und Fazit

Performance und Overclocking ist ja alles schön und gut, aber wir befinden uns nicht im luftleeren Raum und müssen nun die erzielten Leistungsdaten in Verhältnis setzen, zum einen mit dem Preis, zum anderen aber auch mit dem was andere Hersteller und andere Speicherchips zu bieten haben.

Hierfür haben wir das G.Skill RipjawsV 4000 MHz CL15 1.5V Kit herangezogen, welches ebenfalls schlichtes Design ohne Farbenspiel mitbringt, aber im Gegensatz zum Crucial Kit nicht mit Micron RevE, sondern mit Samsung B-Die Speicherchips ausgestattet ist. Wer sich etwas mit DDR4 Speicherkits auskennt, dem sollte B-Die bereits ein geläufiger Begriff sein, aber kurz erklärt: Samsung B-Die ist der leistungsstärkste DDR4 Speicherchip auf dem Markt. Hinzu kommt, dass dieses spezielle Kit mit 4000 MHz und Tmings von CL15-16-16-36 einem sehr strengen Binning unterzogen wurde und die Speicherchips daher ein sehr hohes Übertaktungspotential mitbringen.

Da es in diesem Review aber um das Crucial Kit geht, und es unfair wäre, XMP mit OC Performance zu vergleichen, haben wir lediglich das XMP Profil des G.Skill Kits geladen und die selben Tests durchgeführt, um direkt Preis-Leistung im XMP Betrieb vergleichen zu können. Es sei noch gesagt, dass das G.Skill Kit zum Zeitpunkt des Reviews in Europa nur schwer erhältlich war – aus bekannten zeitgenössischen Gründen – und die Preise daher aus dem US-Amerikanischen Markt von pcpartpicker.com stammen. Das Preis-Verhältnis zwischen den beiden Kits ist aber Währungs-unabhängig und damit für den Vergleich dennoch geeignet.

Unüberraschend triumphiert das G.Skill Kontrollmuster in allen Tests komfortabel über dem Crucial Kit, insgesamt mit einem Leistungsdefizit von durchschnittlich 19% für letzteres. Nimmt man nun allerdings die UVP bzw. MSRP mit in die Gleichung auf, 169 USD für das G.Skill Kit und 69 USD für das Crucial Kit, dreht sich der Spieß um, um mehr als nur 180 Grad, metaphorisch gesagt. Denn nun sehen wir beim Crucial Kit nahezu die doppelte Preis-Leistung, die Zahlen sprechen für sich.

Wie so oft in der Hardware-Branche ist es meistens ökonomischer, nicht das absolute Flagschiff zu kaufen, sondern das etwas günstigere Modell mit besserem Preis-Leistungs-Verhältnis. Und wie bereits in der Einleitung vermutet, fällt das Crucial Ballistix 3200 MHz CL16 Kit genau in diese Kategorie. Die XMP Leistung ist dem Preis vollkommen angemessen und übertrifft ins Verhältnis gesetzt leitsungssärkere Kits bei weitem. Selbst wenn man also das Kit also einfach nur mit der XMP Spezifikation betreibt, hat man als Verbraucher eine gute Wahl getroffen, für Ego und Geldbeutel.

Nun kommt aber auch noch das Übertaktungs-Potential oben drauf, mit dem Enthusiasten nochmal bis zu 19% gewinnen und mit etwas mehr Zeit und Spannung sogar bis zu 33% Leistungszuwachs erzielen können. Somit ist das Kit für Overclocker, die sich für kleines Geld im DDR4 Übertakten üben möchten, eine ausgezeichnete Wahl. Aber auch besonders für budgetbewusste Enthusiasten, die eine angemessene Paarung für ihren Ryzen 3000 oder sogar kommenden Ryzen 5000 CPU suchen und ein 1:1 Infinity Fabric Clock erreichen möchten, ist das Crucial Ballistix 2x 8GB 3200 MHz CL16 Kit zu seinem Preis äußerst zu empfehlen.

 

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