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Corsair MP400 mit 2 TB im Test – Flottes QLC-Datengrab mit den bekannten Einschränkungen

Synthetik fürs Wohlbefinden

Zunächst mache ich einmal die üblichen synthetischen Benchmarks, wobei der CrystalDiskMark mit der Testdatei und deren Größe von 32 GB erstaunlich gut klarkommt. Kunststück, denn die SSD ist recht leer und es steht „SLC“-Cache ohne Ende zur Verfügung. Für reine Softwareinstallationen ist das natürlich gut geeignet, solange der Datenträger nicht viel mehr als halbvoll ist. Ab 90% Füllung wird das aber alles grottenlahm und man grillt die Performance sogar irreversibel. Nach einem temporären Vollschreiben wird man später auch bei wieder geleerter SSD nicht mehr groß über 2000 MB/s bei der Schreibrate kommen.

ATTO setzt die Schreibrate von Haus aus etwas niedriger an, was auch der Realität eher entspricht. Aber es ist und bleibt ein synthetischer Test.

Der Schreibtest von AJA zeigt jetzt die Schwächen der Cache-Lösung auf. Der Videostream der 64 GB großen 4K-Datei wird zwar mit etwas über 2700 MB/s geschrieben, allerdings sieht man das periodische Einbrechen der Schreibrate nach jedem Gigabyte auf etwas weniger als 1500 BM/s. Dazu kommen weitere Einbrüche, was diese SSD für das Aufzeichnen von fordernden Streams komplett disqualifiziert.

Das Lesen ist hingegen absolut unverdächtig und die Werte von etwas über 3000 MB/s sind absolut im brauchbaren Bereich. Das ist wirklich fix und wer sich überwiegend aufs Lesen fokussiert, wird garantiert seine Freude daran haben. Viel mehr geht nämlich nicht, zumal die SSD vor dem AJA-Test schon jede Menge Stress über sich ergehen lassen musste.

Real-World-Performance

Ich teste die MP400 jetzt im Workstation-Workload gegen eine 2 TB große TLC NVMe SSD in Form der ADATA Falcon 2 TB mit dem Realtek RTS5762DL Controller, der jedoch nur über 4 Kanäle verfügt. Die nominelle Schreibrate der Falcon ist mit der Hälfte (bis zu 1500 MB/s) angegeben, die Leseraten liegen mit bis zu 3000 MB/s nur etwas niedriger. Zumindest auf dem Papier. Doch was bietet und da die Praxis? Einige der Anwendungen profitieren recht deutlich vom SLC-Modus, während die ADATA Falcon samt des eher schwachen Controllers vor allem bei großen Datenmengen leicht passen muss. Schreiben geht also mit der MP400 auch in der Praxis recht flott, wenn man es mit der Häufigkeit nicht übertreibt.

Beim Lesen ist die MP400 bis auf eine Ausnahme durchgehend schneller, was auch eine Erkenntnis darstellt. Hier hat Corsair nicht zu viel versprochen, denn es ist schneller oder zumindest nicht langsamer als viele der bisher getesteten TLCs . Für den angepeilten Einsatzzweck ist das also bestens geeignet. Nur muss man halt immer wieder darauf hinweisen.

Zusammenfassung und Fazit

Als Windows-Systemdisk mit vielen Schreib- und Löschvorgängen eignet sie sich nur bedingt, das haben wir nun gelernt, wohl aber als schnelles Datengrab, bei dem große Software- oder Datenpakete nicht allzu oft aufgespielt bzw. ersetzt und überschrieben werden müssen. Für Spieler, die ihre Spiele nicht allzu häufig wechseln ist die MP400 eine gute Alternative, nur wird man immer aufpassen müssen, diese SSD nie mit mehr als zwei Dritteln ihrer Kapazität zu füllen. Wer über eine schnelle Internetverbindung verfügt und die installierten Spiele über z.B. Steam häufiger wechselt, sollte dies mit der MP400 jedoch besser nicht tun.

Gut geeignet ist die MP400 für echte Softwarepakete, die sich im Workstation oder Studio-Bereich im Rumpf kaum ändern, sondern nur partiell geupdatet werden. Genau das ist das auch der ideale Use-Case für so eine QLC-SSD. Die Videostreams hingegen verträgt sie nicht, dessen muss man sich bewusst sein. Das schränkt die Variabilität am Ende dann doch etwas arg ein und zeigt auch die Grenzen des QLC ziemlich deutlich auf. Die hier getestete 2-TB-Variante ist mit einem aktuellen Straßenpreis  von etwas über 240 Euro zwar noch günstig, aber so recht kann man sich damit von der TLC-Konkurrenz nicht absetzen, zumal die Nachteile des QLC mit eingepreist werden müssen.

Die Varianten mit 4 und 8 TB sind sicher preislich im Verhältnis zu den Mitbewerbern wieder deutlich attraktiver, wenn man nur die schnelle Archivierung seiner Daten im Auge hat. Nur kann ich auch hier nichts im Detail kommentieren, das nicht getestet werden konnte. Die 2-TB-Variante ist hingegen so ein Ja-und-Nein-Ding. Ja, wenn es im den Einsatz zur gelegentlichen Speicherung und dem schnellen Zugriff darauf geht, Nein zur SSD im täglichen Dauereinsatz, wo viel Kleinkram permanent und wiederholt geschrieben werden muss. Da wird der QLC ja bereits ab Werk mit Rentenbescheid und optionalem Totenschein ausgeliefert. Falsche Zielgruppe eben.

Das alles muss man wissen, dann kann man auch mit der MP400 glücklich werden. Und genau deshalb ist so eine MP400 eigentlich keine günstige Einsteiger-SSD im herkömmlichen Sinne, sondern ein fixer Datenspeicher, den man zwar oft und schnell auslesen kann, aber nie totschreiben darf. Zielgruppe erkannt? Dann passt es ja.

Corsair MP400 2TB, M.2 2280/M-Key/PCIe 3.0 x4 (CSSD-F2000GBMP400)

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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