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Corsair MP400 mit 2 TB im Test – Flottes QLC-Datengrab mit den bekannten Einschränkungen

Nach der Einführung von Quad Level Cells (QLC), wo bis zu vier Bits auf eine Zelle geschrieben werden können und sich somit auch die Kapazität von Flash Medien deutlich erhöhen lässt, war es erst einmal wieder ruhiger geworden, denn es gibt aber auch erhebliche Nachteile. Corsair legt mit der MP400 nun eine Serie unterhalb der MP500-Serie und der MP600 auf, die günstig und schnell sein soll, wenn man zur betreffenden Zielgruppe der Nicht-Dauerschreiber gehört. Warum ich dies bereits in der Einführung schreibe, sehen wir gleich noch.

Die neue MP400 von Corsair wird gleich in 4 Versionen angeboten. So finden wir die bekannten Größen mit 1 und 2 TB, sowie mittlerweile aber auch 4 und sogar 8 TB. Vor allem die beiden ganz großen SSDs wären für die anvisierte Zielgruppe als Test richtig interessant gewesen, sie aber leider nicht gesampelt. Denn noch nie waren so viele TB an schnellem SSD-Speicher wirklich so günstig wie bei QLC. Bei den kleineren Modellen existiert dieser Preis-Vorteil leider nicht mehr und  die Grenzen zum TLC verschwinden leider recht schnell.

QLC in Theorie und Praxis

Der sogenannte 3D-NAND überwindet die zweidimensionale Speicherbegrenzung, indem die Zellen in vertikalen Schichten aufgebaut werden. Damit wird erheblich mehr Kapazität erreicht. Stand anfangs noch die Single-Level-Cell (SLC) Architektur, wo nur ein Bit in einer Speicherzelle gespeichert werden konnte, folgten bald die Multi-Level-Cell (MLC) und die Triple-Level-Cell (TLC), wo dann zwei beziehungsweise drei Bits pro Zelle gespeichert werden konnten. Die QLC-Architektur, wie sie die MP400 verwendet, ist nunmehr auch die aktuellste Variante mit vier Bits. Mehr wird kaum noch kommen (können).

QLC bietet natürlich Vorteile durch die höhere Kapazität, besitzt bauartbedingt aber auch große Nachteile, die man nicht ignorieren sollte, wie z.B. die gesunkene Zuverlässigkeit. Denn umso mehr mehr Bits zu einer Zelle hinzugefügt werden, umso schwieriger wird es, diese sauber zu validieren. Über mehrere Schreibzyklen hinweg beginnt bereits eine Degradierung der Zellen, was dazu führt, dass die Bitwerte immer schwieriger ermittelt werden können. Eine Fehlerkorrektur ist unverzichtbar, aber sie kann die Degradierung nur umgehen, jedoch nicht vermeiden.

Ein weiterer Nachteil ist die  Geschwindigkeit. Obwohl beim QLC die Kapazität durch mehr Bits anwächst, wird die SSD dadurch auch langsamer, vor allem bei Löschvorgängen. Das größte Problem von QLC ist aber die maximal mögliche Anzahl an Schreibvorgängen, bevor die Zelle und am Ende auch die gesamte SSD unbrauchbar wird. Bei SLC sind immerhin noch 100.000 Schreib-/Löschzyklen möglich. Bei MLC sinkt dieser Wert bereits auf 3.000 , TLC schafft nur 1.000 davon. Und QLC? Real gesehen, dürfte es pro Zelle gerade noch einmal wenige Hundert Vorgänge sein, Corsair schreibt über 400 TBW (also eigentlich 200 Vorgänge bei so einer SSD). Mit Tricks wie Wear Leveling und Overprovisioning kann der Hersteller natürlich die Lebensdauer verlängern, was Corsair bei der MP400 auch tut.

Die Corsair MP400 im Detail

Mit diesem ganzen theoretischen Wissen im Hinterkopf, wollen wir nun die neueste SSD von Corsair möglichst fair testen und bewerten. Da fällt zunächst der Phison PS5012-E12S mit seinen 8 Kanälen ins Auge, der für eine günstige NVMe-SSD am PCIe 3.0 aktuell die beste Wahl ist. Mit an Bord sind SmartECC (Korrektur fehlerhafter Datenblöcke, die über das normale ECC hinausgeht),  SmartRefresh für die Überwachung des ECC-Zustands der Datenblöcke sowie deren Auffrischung und SmartFlush. Dazu kommen die vier 512 GB großem NAND Speicher-Module von Micron.

Auf der Vorder- und Rückseite sitzen jeweils ein DDR3L SDRAM-Modul von Nanya mit 4Gb, so dass die SSD auf insgesamt 8 Gb sehr schnellen DRAM-Cache zugreifen kann, der aber nicht als Schreibcache genutzt wird. Der DRAM wird für die Mappingtabelle, also den Flash Translation Layer (FTL) des QLC benötigt, damit der Controller weiß, wo die Daten im NAND so stehen und wo noch NAND frei ist, um etwas schreiben zu können. Extra verbauten Pseudo-SLC-Cache (pSLC) findet man keinen, hier greift man etwas in die Trickkiste.

Es wird beim Schreiben nämlich, soweit es noch möglich ist, der SLC-Mode genutzt, wo nur jeweils eine Information pro Zelle geschrieben wird. Die sich daraus ergebenden Schreibraten sind hoch und auch der verfügbare „Cache“ hängt eigentlich nur vom freien Speicherplatz ab. Das geht natürlich nicht endlos, ist aber erst einmal ein interessanter Ansatz. Nur sollte man die SSD nicht zu voll schreiben, denn man kann ja nur theoretisch 25% der freien Kapazität nutzen, was in der Praxis aber noch deutlich niedriger ausfällt.

Bei der Garantie von 5 Jahren hat man nicht gespart und Corsair gibt auch die Lebensdauer mit einer extrem hohen Stundenzahl an. Allerdings ist hier die Anfälligkeit des QLC gegen das sogenannte Totschreiben nicht mit eingepreist, da darf man sich nicht täuschen lassen.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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