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Corsair Hydro Series XG7 RGB Wasserblock für das Referenzdesign der NVIDIA GeForce RTX 3080 und RTX 3090 im Test

Als zweiten Wasserblock habe ich mit dem Hydro Series XG7 RGB ein Produkt von Corsair für NVIDIAs große Ampere-Karten getestet. Interessanterweise ist das Interesse der meisten Hersteller an detaillierten Tests mittlerweile eher verhalten, denn gerade die Vergleichsreihe der RTX 2080 Ti hat sehr deutlich gezeigt, dass RGB und Bling-Bling nicht beim Kühlen helfen und sich stattdessen so mancher vermeintliche Platzhirsch unerwartete kühltechnische Defizite leistet. Dann wird aus der vermeintlich kostenlosen PR durch so einen Test schnell mal eine kleine Klatsche.

Doch zurück zum XG7 RGB. Nach dem Terminal-Problem bei der RTX 2080 Ti hat Corsair zumindest dieses Problem erkannt und auch elegant gelöst, so viel schon einmal vorab, denn das mit dem herausspritzenden Wasser ist alles kein Thema mehr, auch nicht bei über 200 l/h.  Rein optisch hat man es beim bekannten Design belassen, was nicht negativ zu bewerten ist. Und sonst? Packen wir das Teil erst einmal aus! Im Bild sehen wir übrigens jeweils den Block für das Referenzdesign und den für die Founders Edition, die Grundverschieden sind. Hier muss man wirklich aufpassen, was man genau bestellt.

Lieferumfang und Unboxing

Der Hersteller hat den Kühler im Vergleich zu den Vorgängern im Inneren grundlegend überarbeitet. Das sieht man auch am Zubehör, denn neben dem komplett vormontierten Block mit dem fest angeschraubten Terminal, der bereits aufgetragenen Wärmeleitpaste, den aufgelegten 1-mm-Wärmeleitpads und der Backplate erhält man noch ein paar Schrauben, 2 Stopfen, ein kleines Werkzeug zum Festdrehen dieser Stopfen, einen aRGB-Adapter und das kleine Handbuch. Mehr braucht man auch nicht.

Womit wir nun endlich zum Wasserblock kommen. Die geschwärzte Aluminiumabdeckung mit dem bekannten Rillendesign und dem Plexi-Einsatz über dem Kühlblock kennen wir ja bereits. Das Terminal ist komplett neu, aus Acryl und diesmal endlich auch mit drei Schrauben befestigt. Die fehlende Schraube in der Mitte hatte ja beim Block der RTX 2080 Ti seinerzeit große Probleme bereitet. Das ist endlich Geschichte. Doch auch hier hat Corsair beim Design die Speicher-Riegel optisch einfließen lassen, und die Optik den Dominator-Produkten angepasst.

Die aRGB-Stripe hat man, wie allgemein üblich, im Boden unter dem Acryl eingelassen, den Rest der Illumination übernimmt dann der Kunststoff bis hoch zum Terminal.

Die Gewinde sind relativ sauber geschnitten und der erste Eindruck einer durchaus exakten Umsetzung verstärkt sich auch hier. Passgenauigkeit und saubere Kanten, eine ordentliche Oberfläche und kaum sichtbare Werkzeugspuren sind definitiv kein Grund für irgendeine Kritik, im Gegenteil. Das kann man sogar auch einmal loben. Zum Kupferblock selbst muss ich ich aber gleich noch ein paar Worte schreiben.

Betrachten wir den Kühlblock einmal von vorn, um den Wasserkreislauf zu verfolgen. Im Prinzip nutzt man hier nur eine, sogar relativ kleine Kammer, die lediglich die GPU und den Speicher aktiv mit dem Wasser-Durchlauf überdeckt. Links ist der Einlass, rechts der Auslass und beide Seiten sind in der Mitte mit dem eingelassenen GPU-Block verbunden, dessen geschnittene Finnen auch noch über Kreuzkanäle verfügen. Ich habe aus purer Neugier einmal den Zulauf und den Ablauf vertauscht und das Kühlergebnis war das gleiche. Das ist fast schon symmetrisch. Der Kühler wirkt sich nicht so extrem mindernd auf den Durchfluss aus, wie der bereits getestete Alphacool-Kühler, aber dieser (vermeintliche) Vorteil beruht auch auf einem ordentlichen Nachteil, wie wir noch sehen werden.

Betrachten wir den Kühlblock von hinten, dann sieht das geübte Auge sofort die in kauf genommenen Defizite bei der weiter außen liegenden Kühlung der Spannungswandler. Hier ist das ausgeschnittene Kupfer der einzige Wärmeleiter bis hin zum aktiv mit Wasser gekühlten Teil des Blockes! Man muss kein Prophet sein, um die Temperaturen der Spannungswandler abschätzen zu können, die Corsair so stiefmütterlich bedenkt. Denn das ist eher ein Kühlrahmen als ein echter Kühlblock. Der Grund ist im sogenannten Referenzdesign zu suchen, der es den Herstellern freistellt, flache SMD- oder hohe Becher-Kondensatoren zu verwenden. Jetzt kann man den Block teilen (wie Alphacool) oder dickeres Kupfer nehmen oder aber, wie Corsair, einfach eine Aussparung machen. Das ist zwar unschön, geht aber eben auch.

Die Gründe sind relativ klar zu erkennen, denn man spart einfach am Kupfer. Um nicht wie bei Alphacool mit geteilten Kupferblöcken oder gar mit einem dickeren Ausgangsmaterial arbeiten zu müssen, werden alle sogenannten Leave-Out-Areas einfach komplett aus dem Kupfer ausgeschnitten. Daher auch die großen Aussparungen für die Bereiche über den Spulen. Das vereinfach zudem die Herstellung und kürzt die Produktionszeit enorm ab, wenn man nicht in mehreren Ebenen Material exakt und großflächig abtragen muss.

In der Mitte sehen wir zudem den Block mit den Kühlfinnen als separat eingesetztes Teil. Da man deutlich mehr Höhe benötigt, der Block dies aber durch die geringe Dicke kaum hergibt, stückelt man das Ganze einfach. Das ist simpel und sehr wirksam, bringt aber auch Nachteile mit sich. Doch dazu gleich noch mehr. Die Backplate ist recht dünn ausgefallen, passt optisch aber gut ins Gesamtbild. Die bereits aufgetragenen Pads der Rückseite sind für die doppelseitige Bestückung der GeForce RTX 3090 gedacht, bei einer RTX 3080 sind sich jedoch mangels Stärke absolut wirkungslos, weil sie keinen Kontakt zum PCB ermöglichen.

Die Kühlwirkung geht bei einer RTX 3080 gegen Null, so dass ich sie bei den Messungen auch nicht berücksichtigen musste. Wer hier gern nachbessern möchte und dies im Bereich der Spannungswandler auch tun sollte, benötigt ultra-Softe 3-mm-Pads. Noch ein Wort zum Adapter, denn man kann damit die aRGB-Steuerung eines jeden passenden Motherboards nutzen, das keine speziellen Corsair-Header hat.

Auswahl der Test-Karte und generelle Probleme beim Umgang mit dem GA102

Die Anforderungen sind ähnlich zu Turing, auch wenn ich mich diesmal auf ein 340-Watt-Setup und eine ganz spezielle GeForce RTX 3080 festgelegt habe, weil es nahezu unmöglich war, eine RTX 3090 im Referenzdesign speziell für diese Kühlertests aufzutreiben und man zudem eine Karte benötigt, die mitten im Toleranzbereich für die Package-Höhen liegt. Dazu wird es zu gegebener Zeit noch ein extra Review geben müssen, allerdings möchte ich fairerweise zuvor die Antwort von NVIDIA abwarten.

Wenn man das PCB wie üblich gereinigt hat, sollte man es zunächst mit den auf dem Kühler aufgebrachten Wärmeleitpads, aber OHNE Wärmeleitpaste testen, indem man es auflegt und schaut, ob irgendetwas kippelt bzw. zwischen Platine und Abstandshaltern nicht zu viel Luft verbleibt. Ist der Abstand größer als ca. 0.2 mm, dann bekommt man nämlich ein Problem beim Verschrauben, weil es die Platine übermäßig verbiegen könnte. Für so einen Fall empfehle ich ca. 0.1 bis 0.2 mm dicke Abstandshalter aus Acryl oder getränkter Hartpappe.

Auch zur Wärmeleitpaste muss ich noch ein wichtiges Wort verlieren, denn so einfach ist es diesmal nicht. Entweder, man nimmt eine allseits beliebte, sehr dünnflüssige Paste und riskiert ein langsames Aus- bzw. Weglaufen der Paste durch die Wölbung von Chip und Package, oder man setzt besser auf eine mindestens gleichwertige, aber viskosere Paste, die dann auch dort bleibt, wo man sie aufgetragen hat. Aus diesem Grund setze ich hier auf Alphacools Subzero beim Gegentest, die mir zudem noch ein weiteres Kelvin weniger beim Delta zwischen Wasser und GPU-Sensor ermöglicht hat.

Danach schraubt man das Ganze final zusammen, schließt die Schläuche an und ist fertig. Die Montage des bereits mundfertig präsentierten Blocks ist wahrlich kein Hexenwerk, so dass ich hier auf weitere Details verzichte. Aber schön bunt ist das Ganze immerhin, das muss man neidlos zugestehen.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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