News Kann Trump die US-Halbleiterindustrie durch Protektionismus und Subventionen wirklich "störfrei" machen? Ein Kommentar

Igor Wallossek

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Eines ist ja unbestritten: Die Halbleiterindustrie bildet das Fundament der gegenwärtigen, technologiegetriebenen Weltwirtschaft. Da trifft es exakt diese Industrie angesichts der sich verschlechternden Beziehungen zwischen den USA und China natürlich umso mehr, denn die mit solchen Abhängigkeiten einhergehende Verwundbarkeit einer globalen Halbleiter-Lieferkette hat die US-Regierung nun dazu veranlasst, dass die amerikanischen Chiphersteller - oder sogar diejenigen, die zumindest amerikanische Technologie einsetzen - einen Großteil ihrer Produktion auf amerikanischen Boden verlagern sollen. ...



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Die Halbleiterindustrie wie auch die Software-Giganten haben noch ein anderes Problem: In den aktuellen Zeiten wurde doch sehr deutlich, dass man sie eigentlich gar nicht braucht - bzw. dass das alles Luxus ist. Ist ja schön, dass wir Videokonferenzen machen können. Nur - verkürzt ausgedrückt - doof, dass wir Videokonferenzen machen und ins Homeoffice müssen, weil die medizinische Versorgung mangelhaft ist und es z.B. an gescheiten Schutzmasken mangelt.

Es sind eben andere und eher die klassischen Industrien, die uns am Leben halten sowie Freizeitwert und Lebensqualität ausmachen. Das ist nicht nur Gewohnheit, sondern dahinter stecken Grundbedürfnisse. Ich zähle mich selbst sogar eher zu denjenigen, die mit ihrem Hintern zuhause sogar noch verdammt gut zurande kommen und in ihrer Freizeit mit Elektronik viel Spaß haben. Und trotzdem merke ich gerade, dass verdammt viel fehlt. Außerdem gehört zu einer funktionierenden Gesellschaft viel mehr, nicht zuletzt arbeitet auch nur ein Bruchteil der Menschen in der Tech-Branche.

Bei mir wurde in den letzten Wochen der Blick jedenfalls wieder etwas „gerade gerückt“ und man kann sehen, was Wesentlich ist und wo einige Dinge auch in unserem Lande schief laufen. Stichworte sind da Einkommen in verschiedenen Jobs, Bildung (was für ein Gesamtversagen), Kinderbetreuung uvm. Das werde ich nicht so schnell vergessen und hoffe, dass das bei anderen auch so ist.

Schau‘mer mal. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
 
Meiner Meinung nach ist jeder Job wichtig. Aus meiner Sicht hängen auch die "systemrelevanten" Jobs letztlich auch von nicht so systemrelevanten Jobs ab. Was aktuell aus meiner Sicht massiv schief läuft, fällt unter P bei Pastor (z. B. berücksichtigung der Familie bei den ganzen Beschränkungen) ;)
Edit: Umformuliert
 
Zuletzt bearbeitet :
@Besterino: die Hoffnung liegt schon ne ganze Weile sehr stark röchelnd im Straßengraben. Grabenkämpfe helfen da exakt gar nix, zumal man ja weiß, wie das 14/18 endete.
Es wird wie immer Angst geschürt, der Schritt weg von den Muslimen und hin zu China ist da ein ganz kleiner.
 
Was will Trump da eigentlich "Heim holen"?
Die Halbleiterindustrie besteht aus vielen Schichten:
1) Zuliefer: Gase, Flüssigkeiten, Vacuum, Waferzulieferer,... Das sind alles Global Player die Weltweit denken, gerade bei diesen, ist die Production häufig vom Rohmaterial (Gasvorkommen, Geeigneter Sand,...) abhängig. Der Rest is internationale Logistic.
2a) Maschinenzulieferer: die sitzen seit Jahrzenten am gleichen Ort, da eine Umsiedlung der Manufacturen praktisch garnicht durchfürbar ist ohne ein grosses Qualitätsproblem zu bekommen.
2b) Die Zulieferer der Maschinenhersteller (durch den grossen Wartungsaufwand der Maschinen über den gesammten Maschinenlebenszyklus wichtig): Das sind erstaunlich kleine Buden, die man überall ansiedeln kann. Hier hat schon immer nur preis/Qualität bestimmt wo es hingeht. Hier verliehrt die USA gerade kräftig Boden.
3) Die Chiphersteller (Eigen oder Foundries): die Erfahrungen der letzten Jahre zeigt, das man Fabs neben anderen Fabs stellt, dafür gibt es viele Gründe. Einer der wesentlichsten ist 1 und 2a(deren locale Büros). Das TSMC Arizona ausgesucht hat ist also keine Überraschung. Man brucht sich also nur die Vorhandenen Cluster ansehen und kann sich dann entscheiden. Ein wesentlicher Grund für die Standortsuche sind konkurierende Bauvorhaben, Subventionen und Politik - Hier kann man als Politiker mit Geld was erreichen.
4) Die Chip-Kunden: Also die die das Endproduct verbauen. Diese richten sich entweder beim Standort nach ihren Kunden (beispiel Automobil und Medizin) oder nach Massenmarkt (dann gilt es muss Billig sein) Politik hat hier nur indirekt über Zölle (Massenmarkt) oder Ansiedlung von Endkunden ( Automobil oder Medizin) Möglichkeiten.

Natürlich bleibt auch die Frage was TMSC da eigentlich produzieren will, hochmodern kann alles bedeuten. TMSC bekommt ihre vorhandenen 7nm Fab gerade mal voll ausgelastet, dieser Markt hat nur einen geringen Wachstum da diese Chips viel zu teuer sind. Warscheinlich ist eher das man etwas bewährtes mit besseren Preis/Chip Verhältnis da hinbaut, dieser Markt hat sehr gute Wachtumsraten und wird wohl durch Corona noch gestärkt. Dazu passen die 1600 Jobs. Das ist eine mittlere Fab. (je nachdem wie man die Jobs gezählt hat, da der Zulieferbaum die meisten Jobs ausmacht, aber der ist schon da). Leading-Edge wird nicht in neuen Fabs gebaut, da sind zu den Risiken der Technologie noch die Risiken der Fab. Dazu nutzt man umgerüstete Fabs.

Hinweis zum Text: "...TSMC mischt immer ganz vorn mit und gilt zudem als Hoffnungsträger für die kommenden 3-nm- und 5-nm-Prozesse, während Intel noch nicht einmal mit den 10-nm so recht klarkommt. "
Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen!
TSMS hat für 7nm Prductions Fabs (erfolgreich), für 5nm eine Pilotstrecke, für 3nm eine Technischen Process in der Entwicklung.
Intel hat für 10nm Productions Fabs (nicht erfolgreich), für 7nm eine Fab im Umbau und Testproduction und für 2 weitere Fab den Umbauplan am laufen. Intel ist mit seinen 7nm also wesentlich weiter als TSMC mit seinen 5nm. (die Discussion ob man 10 zu 7 oder 7 zu 7 vergleichen muss ist was für den Biergarten)
 
Ich finde es nur schon reichlich treppenwitzig, dass sich Intel schon bei TSMC für die Xe-GPUs mit einbucht... Ok, da wird wohl Raja drum gebeten haben, aber es zeigt auch, wie wichtig der Plan B ist.
 
Alles auf eine Karte ist nie gut. Die Wirtschaft in UK z.B. besteht im Prinzip auch nur noch aus dem Finanzsektor - so richtig toll ist das nicht.
 
@Igor Wallossek: Ich fand deine Xe Betrachtung warum Intel das machen könnte sehr gut. Intels Langzeitpläne sind durch die 10nm Situation deutlich durcheinander gekommen, aber sie haben vernümftige Pläne wie sie weitermachen. Und wenn man schon aus dem eigenen Haus raus muss, dann doch mit soviel Sinergy wie möglich.
 
Ich finde es gut und wichtig, Schlüsseltechnologien nicht nur einkaufen zu müssen, sondern auch selber Kompetenz auf dem Gebiet zu haben. Die EU hat da nur noch sehr wenig Kompetenz, "wir" schaffen es ja noch nichtmal mehr ohne chin. "Hilfe" ein modernes Funknetz zu installieren. Und je weiter wir ins Informationszeitalter vordringen, umso angreifbarer und erpressbarer wird man. Ich würde mir wünschen, dass auch die EU in diesem Bereich wieder Kompetenz aufbaut, mit ASML hat man ja eine Schlüsselposition mit viel Know How, die können sicherlich behilflich sein, zumindest was die Produktion von Chips angeht.

Die Corona-Pandemie zeigt allerdings auf, dass andere Bereiche auch wichtig sind, besonders Lebensmittel, die Strom- und Wasserversorgung und das Gesundheitssystem sind essentiell und sollten auch wieder mehr Wertschätzung erfahren, aber sobald diese Krise überwunden ist, wird das Fortschrittsrennen weiter gehen. Und da fände ich es gut, wenn die EU auch ins kalte Wasser "Neuland" springt. Rein theoretisch kann man es ja, Ariane und Airbus haben es gezeigt.

Zu Intel: es ist eine Ohrfeige für Intel, dass man TSMC in die USA holt, anstatt auf Intels Fertigung zu setzen. Ich denke, das hat für eine Menge rote Ohren bei Intel gesorgt.
 
Wird in der EU aber eher nicht passieren, da ein Wiederaufbau von wichtigen Industriezweigen im doch lokalen und eigenen Machtbereich, zum einen eher eine längerfristige Sache wäre (somit länger dauern würde als eine Legislaturperiode von Staatschefs/EU Chefs) und zum anderen würde es viel Geld kosten (am meisten die Mitarbeiter- und Produktionskosten). Daher eher sehr unwahrscheinlich, solange die EU sich nicht wandelt und zwar dahingehend, dass die EU eben das bestimmende Organ ist und weniger die Staaten selber. Und das die EU viel viel effizienter wird. Was nützt es denn aktuell wenn die EU etwas vorlegt (was halt Sinn macht), aber von den Mitgliedsstaaten jeder nur das beste für sich daraus haben will will und so keine Einigung entsteht (weil halt die einzelnen Staaten zu viel querschießen können). Und auf der anderen Seite macht die EU bzw. die Institutionen dieser aber selber zu viel falsch, als dass man sich als Bürger und einzelner Staat darauf verlassen kann (was halt auch einer der Gründe ist, warum Staaten querschießen).

Es wird interessant ob Trump mit dieser Strategie erfolg haben wird, es darf aber schon bezweifelt werden, da Trump bzw. die aktuelle US Regierung sich nicht wirklich mit Ruhm bekleckert hat und alle deren Erfolge im Grunde aus der Arbeit der Vorgänger Regierung hervorgehen. Sollte natürlich im November es zu einer zweiten Amtszeit von Trump kommen, wird es sicher nicht einfacher für die Weltwirtschaft und somit auch nicht für die Halbleiter Industrie, die ja gerade auch darauf angewiesen ist, dass alles reibungslos verläuft. Schon der kleinste Störfaktor (egal wie absurd dieser sein mag, oder wie politisch behaftet es ist), kann große Auswirkung auf den gesamten Bereich haben. Bestes Beispiel ist doch Japan und Südkorea, wo sich 2 Länder über etwas streiten, was eher nichts mit der heutigen Wirtschaft zu tun hat, und damit einen großen Bereich in Mitleidenschaft ziehen können.
 
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Ganze ein Schuss in den Ofen wird. Die holen sich die Wafer in die USA und schicken die Chips dann zum Packaging wieder nach Singapore oder Taiwan.... Fabs allein sind populistische Augenwischerei. Und wo packt man dann so einen Chip drauf? Auch das kommt mit Sicherheit nicht aus den USA... :D
 
Genau das.
 
@HerrRossi: Die Kosten bei Halbleitern ist schon lange über jeden Haushalt gewachsen. Nur so als Gedanke: eine einzige Maschiene von ASML für 7nm und dadrunter kostet mehr als die EU als gesammten Forschungshaushalt zur Verfügung hat (hab jetzt auf der Schnelle nur 320 millionen 2017 für EU gefunden).
Und ASML hat schon lange erkannt das ihre hauseigener Know-How nicht mehr reicht und ist Kooperationen mit anderen eingegangen. Ein wesentlicher Schritt für 7nm zu 5nm wurde vor kurzen aus so einer Kooperation in Brüssel (Europa) vorgestellt. Finanziert wurde das nur möglich weil die beteiligten Firmen die Maschinen zur Verfügung stellten. Die Kosten für den Forschungsalltag sind dagegen harmlos.
Nur so als Beispiel wie die Halbleiterwelt aussieht: An diesem Teilprojekt auf dem Schritt zu 5nm, waren Firmen aus der USA und Niederlande Treiber, die Forschungen liefen an Instituten in der USA und Belgien, erste praktische Tests laufen in Taiwan.
Wer da an sowas kleines wie EU oder USA denkt, hat nicht verstanden wie diese Industrie arbeitet.

zu Intel, ggf dürften die sich über TMSC Entscheidung gefreut haben. Die paar Millionen Hilfe für deren Fab sind verschmerzbar, die Sinergy Effecte für den Cluster Arizona dürfte Intel über Jahre mehr bringen. Ihre Fab steht da ja auch.
Ansonsten gilt für Intel gegen TMSC was Igor hinter seinem Schuss in Ofen geschreiben hat
 
Naja, wer wie die EU die Landwirtschaft - die sicher wichtig ist - mit zig Milliarden Euro unterstützt, der sollte das auch für High Tech können. Das sind ja auch nur meine Gedanken, hätte ich da was zu entscheiden, dann würde ich die EU in Richtung High Tech umbauen. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber unmöglich ist das auch nicht, haben andere Staaten ja auch geschafft.
 
@Noraser: Das kannst Du überhaupt nicht vergleichen. Die EU soll nicht selbst forschen (kann sie auch gar nicht), sie kann allenfalls Forschung unterstützen. Auch sind die großen Budgets dafür national und nicht auf EU-Ebene.

Richtig ist, dass der technologische Aufwand bei der Verkleinerung GIGANTISCH ist und zwar so gigantisch, dass es da inzwischen nur noch einen Hersteller für die Scanner gibt - ASML hat das auch nur (mit gigantischer Verspätung) hinbekommen, weil sie DAS GESAMTE WELTWEITE KNOWHOW zu bestimmten Komponenten (hallo EUV-Lichtquelle) eingekauft und konzentriert haben. Übrigens mit Unterstützung der eigenen Kunden, die dafür auch ein wenig Spielgeld „vorab“ zur Verfügung gestellt haben.

Aber: ob, in welchem Bereich und wo regional so etwas Sinn macht, soll bitte bitte bitte nicht von politischen Institutionen wie der EU oder sonstwo entschieden werden, sondern von Leuten, die sich damit auskennen....

genauso dämlich sind übrigens die stumpfen Subventionen in die Landwirtschaft, wo einfach Mengen, Quoten und allgemein der StatusQuo zementiert wird (danke an die Lobby an dieser Stelle), anstatt es da in Richtung bio oder Nachhaltig oder weniger Dünger irgendwie vorwärts ginge.
 
Wie auch im Video die Frage: Wer soll das denn herstellen? Es hilft ja nichts wenn ich da ne schicke Bude hinstelle und die Fachkräfte fehlen.
Diese bilden in meinen Augen erstmal das Fundament auf dem ich aufbauen kann.

Beispiel Automotiv Bereich, da gab oder gibt es bei einigen Herstellern die Option "Blueprint engine" was soviel heißt wie das alle Bauteile in der Toleranz gefertigt und aufeinander abgestimmt sind!
Wahnsinn, also das was so ziemlich überall auf der Welt Standard ist, wenn man mal von einen Montags Motor absieht.
Das soll jetzt nicht heißen das die normalen Motoren nicht laufen, sieht man ja genug rumfahren, aber Fertigungstoleranzen bei Motoren sind was,
bei denen jeder ausgebildete Industrie- Zerspanung- oder Werkzeugmechaniker nicht wirklich in´s schwitzen kommt.
Und da geht es in erster Linie um mechanische Bearbeitung, also keine Raketen Wissenschaft.

Oder wie ich von meinem Bruder weiß der bei einem größeren Stifte Hersteller arbeitet, wollte man eine Fertigung in den USA aufbauen,
Maschine kam aus D und hatte kleine Düsen verbaut, die wenn ich es richtig im Kopf habe einen Auslass von 0,2mm hatten.
Diese sind ein Verschleißteil, hier in D wird der Katalog aufgeschlagen und Düse X in der Größe Y von Hersteller Z bestellt, fertig.
In den USA gab es keine einzige Bude die diese Düsen mit der nötigen Genauigkeit herstellen konnte...

Das meine Beispiele jetzt aus einem anderen Wirtschaftszweig kommen ist klar, aber es zeigt trotzdem teilweise die "Qualität" welche da an den Tag gelegt wird. Und evtl seh ich da was falsch oder übersehe etwas, aber meine Beispiele bringen mich dann doch wieder zur Ausgangsfrage:
Wer soll dann dort arbeiten und was vernünftiges auswerfen? Denn ich glaube kaum das unter dem Pentagon eine riesige Ingenieur Klon Armee mit gefährlichen Halbleiter Wissen auf ihren Marschbefehl wartet :)
 
Ob das dann so abläuft wie zum Beispiel im Stahlsektor? Wo die Amis trotz Zöllen immer noch importieren müssen, weil der US-Stahl minderwertig ist?
 
Oder wie ich von meinem Bruder weiß der bei einem größeren Stifte Hersteller arbeitet, wollte man eine Fertigung in den USA aufbauen,
Maschine kam aus D und hatte kleine Düsen verbaut, die wenn ich es richtig im Kopf habe einen Auslass von 0,2mm hatten.
Diese sind ein Verschleißteil, hier in D wird der Katalog aufgeschlagen und Düse X in der Größe Y von Hersteller Z bestellt, fertig.
In den USA gab es keine einzige Bude die diese Düsen mit der nötigen Genauigkeit herstellen konnte...

Das meine Beispiele jetzt aus einem anderen Wirtschaftszweig kommen ist klar, aber es zeigt trotzdem teilweise die "Qualität" welche da an den Tag gelegt wird.
Hatte Apple nicht ein ähnliches Problem mit ihren Schrauben für den Mac Pro? Schrauben!!! Mehr Standard geht ja wohl nicht.
USA kann von sich aus, in Bezug auf Maschinenbau nur Grob, Ungenau und Schwer. Alles was ich Maschinentechnisch bisher aus USA in den Fingern hatte, passte in diese Beschreibung. Liegt vielleicht auch am Amerikanischen Standardmaß. Hier im Werkzeugbau haben wir mit 1/100 mm gemessen. In USA messen sie mit 1/1000 ". Soweit die Erklärung, welche ich mal von einem Amerikanischen Monteur bekommen habe. Wenn das stimmt, braucht man sich nicht wundern.
Das einzige wo die wirklich gut sind, sind Chips.
Die meisten Leute sind nur angelernt und wenn der Betrieb mal hustet, hat der Arbeiter direkt die Grippe und sucht sich einen neuen "Job"
 
[...] Zu Intel: es ist eine Ohrfeige für Intel, dass man TSMC in die USA holt, anstatt auf Intels Fertigung zu setzen. Ich denke, das hat für eine Menge rote Ohren bei Intel gesorgt.

Warum ist es eine Ohrfeige für Intel? Intel fertigt bereits in den USA und vielleicht hatte man hier kein Interesse sich die eh schon knappen Fertigungspläne zu "zerschießen", indem man jetzt ggf. noch Auftragsfertigungen "für die Regierung" übernehmen muss, möglicherweise dann auch noch in "Kleinserien"? Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die am Ende ganz froh waren, dass der Kelch an ihnen vorbei ging.
Die Fab von TSMC ist dagegen nur ein relativ kleines Zugeständnis seitens TSMC (und zudem bekommen sie einen Teil ja auch (indirekt) subventioniert). Sie soll erst in 2024 die Produktion aufnehmen mit einer vergleichsweise kleinen Waferzahl pro Monat und dann auch nur in 5 nm, während TSMC zu der Zeit bereits nennenswerte Kapazitäten auf 3 nm umgerüstet haben wird. Mit ihren um die 250.000 Wafern pro Jahr ist das eine vergleichsweise kleine Produktionsmenge, wenn man bedenkt, dass TSMCs Wafervolumen bereits in 2019 dem 12"-Äquivalent von 10 Mio. Wafern entsprach.

@HerrRossi: Die Kosten bei Halbleitern ist schon lange über jeden Haushalt gewachsen. Nur so als Gedanke: eine einzige Maschiene von ASML für 7nm und dadrunter kostet mehr als die EU als gesammten Forschungshaushalt zur Verfügung hat (hab jetzt auf der Schnelle nur 320 millionen 2017 für EU gefunden).
Und ASML hat schon lange erkannt das ihre hauseigener Know-How nicht mehr reicht [...]

Mit dem von dir angegebenen Forschungsetat unterschätzt du die EU aber gewaltig. ;)
Bereits das laufende Programm "Horizont 2020" umfasst um die 80 Mrd.(!) Euro und Mitte 2018 wurden für "Horizont Europa" für 2021 - 2027 etwa 100 - 120 Mrd. Euro als Forschungsrahmenprogramm in Aussicht gestellt.
Aber auch mit deinem ursprünglichen Zahlenwert trifft deine Aussage bzgl. der Scanner-Kosten nicht zu, denn ein aktueller Scanner von ASML kostet "nur" knapp über 100 Mio. Euro. (Beispielsweise die elf in 1HJ19 verkauften Systeme von ASML mitteln sich zu 103 Mio. Euro pro Stück.)

Recht hast du zweifelsfrei mit dem Multi-Corporation/multi-nationalen Ansatz in diesem Technologiezweig, aber der ist auch nichts Neues. Hier tummeln sich Größen wie ASML, Lam Research Corp., Tokyo Electron Ltd. und bspw. Applied Materials Inc., die alle ihrerseits bereits sehr große Konzerne sind mit weltweiten Forschungs- und Fertigungsstätten. Diese Art der Fertigung ist mit das Komplexeste, was wir derzeit auf dem Planeten haben und nicht umsonst begann bspw. ASMLs EUV-Programm bereits im Jahr 1997(!). Es hatte durchaus seinen Grund, dass es so lange dauerte, bis diese Technik tatsächlich erstmals für die Massenproduktion verwendet wurde. (Beispielsweise Canon und Nikon sind im letzten Jahrzehnt aus der EUV-Entwicklung ausgestiegen. Selbst noch in 2011 rechnete man mit Nikon als Lieferanten, neben ASML. Intel und TSMC hatte etwa schon ab 2006 Zugriff auf EUV-Pre-Production-Scanner von ASML und dennoch sollte es noch weitere 11 Jahre dauern bis zum ersten Tapeout in TSMCs N7 Anfang 2017.)

Am Ende würde ich vermuten, dass es einfach eine Frage der Prioritäten seitens der EU war und man sich vielleicht nicht breit genug aufgestellt hat oder falsch priorisiert hat, oder, oder, oder ... Geld ist auf jeden Fall da, auch in der EU, nur den Halbleitersektor hat man hier wohl nicht als derart kritisch betrachtet, wobei man jetzt natürlich das Problem hat, dass man den Anschluss verloren hat. Und bspw. auch der arabische Hauptinvestor von Globalfroundries hat bspw. die notwendigen Investitionssummen gescheut und Mitte 2018 die Reißleine gezogen.
 
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