Infrarot-Messung: Fakten, Fake oder bunter Hokuspokus? Die bittere Wahrheit hinter vielen “Wärmebildern” und die einfachen Gründe

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Es ist ein wenig wie bei der Einführung der ersten Laserdrucker am PC: jeder hält sich plötzlich für einen ausgebildeten Grafiker und gestaltet seine Flyer und Prospekte einfach selbst. Die Erzeugnisse solcher Selbstüberschätzungen zieren noch heute so mache Imbissbude und die einfach zu bedienende Technik samt Software verleitet dazu, dass selbst Laien sich für kleine […]

Hier den ganzen Artikel lesen
 
Vielen Dank für die verständliche Erklärung.
Im Artikel werden ja günstige Messgeräte erwähnt. Alternativ sehe ich in manchen Videos auch Lasermessgeräte. Diese messen ja einen sehr viel kleineren Bereich. Gilt bei diesen Geräten das gleiche Prinzip? Also vor allem im Hinblick auf die notwendige Beschichtung der Bauteile? Mir ist klar, dass diese Geräte nur einen Punkt messen und nicht geeignet sind einen Überblick über eine Fläche zu geben.
 
Also vor allem im Hinblick auf die notwendige Beschichtung der Bauteile?
Das ist bei allen Messarten gleich, denn die Wärmeabstrahlung ist eine physikalische Eigenschaft der Materialoberflächen. Grob gesagt haben die meisten Materialien einen Emissionsgrad von 0.9 bis 0.99 und strahlen somit viel Wärme ab. Blanke Metallflächen dagegen haben einen Emissionsgrad von 0.05 bis 0.15. Das heisst, sie strahlen etwa 10 mal weniger Wärme ab. Jedes Messgerät kann nur die Wärmestrahlung messen, die von einem Objekt ausgeht. Wenn nun eine Oberfläche weniger strahlt, dann misst das Messgerät weniger Wärmestrahlung und das Objekt erscheint kühler. Wenn man ein Bauteil genau messen möchte, dann muss man dessen Emissionsgrad kennen und einrechnen. Wenn man ihn nicht kennt, kann man eine Beschichtung mit bekanntem Emissionsgrad aufbringen.

Bei Lasermessgeräten muss man muss man in der Beschreibung nachschauen, wie einen grossen Bereich sie messen. Für kleine Bauteile dürften die auch ungeeignet sein.

Für die Sanierung von Wohnhäusern habe ich seit 30 Jahren mit Wärmebildaufnahmen zu tun. Wenn die Wärmedämmung an einem Haus schlecht ist, geht mehr Wärme nach draussen und die warme Oberfläche ist auf dem Bild sichtbar. So sieht man gut, welche Stellen schlecht gedämmt sind. Da man im Garten eines Hauses keine idealen Messbedingungen wie im Labor hat, muss man die Bilder richtig interpretieren. Ungenauigkeiten sind da aber auch nicht so entscheidend, weil man die grossen Probleme schon deutlich erkennt.

Auf den Wärmebildern von Häusern scheinen Aluminiumfensterbänke beispielsweise immer super isoliert zu sein, auch wenn das Blech sehr schlecht dämmt. Die Oberfläche strahlt kaum Wärme ab, darum scheint die Fläche kühl. Oft verdeckt auch etwas die Fassade und dann misst man das verdeckende Objekt und nicht das die Hauswand. Man muss einfach wissen, welche Tücken die Technik hat und was man wie aus den Bildern ablesen kann und was nicht.
 
Auf Seite 3 sind wohl Bilder und Slider verloren gegangen?
 
Wir haben auf der Arbeit eine günstige BOSCH GIS1000C, die reicht zur Detektion von Bauteilen in Schaltschränken mit Temp. über 60°C und zur Dokumentation von Fehlern. Da kommt es halt nicht drauf an ob ein Schütz oder eine Sicherung 87°C oder 93°C hat, alles über 50-60°C ist zu viel und muss behoben werden. Allerdings muss man neuen Mitarbeitern schon erklären, dass nicht z.B. durch Plexiglasabdeckungen hindurch geprüft wird. :)
 
Sehr schöner Artikel!

Leider interessieren sich viele nicht einmal für einfache Grundlagen und Vertrauen allem was so angezeigt wird blind
„Einfache Grundlagen“ - LOL
Das ist leider auf zu vielen Ebenen so, dass man sich einfache Lösungen wünscht. Umso besser, dass Igor hier die gebotene Komplexität aufzeigt. Tolle Lektüre!
 
Auf Seite 3 sind wohl Bilder und Slider verloren gegangen?
Das Slider-Plugin hatte mir mal die Seite lahmgelegt und ich musste es löschen (obwohl gekauft). Ich habe die Originalbilder jetzt mal einfach so eingefügt, Danke für den Hinweis! :)
 
Und genau deshalb ist das, was die kleinen Wunderkisten beim falschen Adressaten suggerieren, wirklich nur Hokuspokus. Für Unterwegs, wenn man mal Hotspots an einer PV-Anlage suchen muss, ist so ein CAT mit FLIR-Wärmesucher faktisch unersetzlich. Aber messen kann man damit wirklich nichts. :D
Ja, das ist eben der große Unterschied zwischen einer qualitativen Aussage (der Teil der Wand wo die Warmwasser Leitung läuft ist wärmer als der Rest der Wand) und einer echten Messung von quantitativen Unterschieden zwischen kleinen, sehr eng benachbarten Bauteilen auf einem PCB. Fürs erstere ist so ein Smartphone mit FLIR sehr gut geeignet, fürs letztere genau nicht.
Danke für den weiter ausgebauten Hintergrundartikel, die lese ich immer gern!
 
Ich bin es ja auch leid, immer als YouTuber bezeichnet zu werden. Das ist fast schon ein Schimpfwort. Und doch sind viele, die mich unterwegs erkennen (es werden leider immer mehr) der Meinung, ich wäre ein reiner YouTuber, dessen Kanal noch wachsen sollte. Genau das aber ist so ein Ding, wo ich sicher nicht zu viel Energie verschwenden werde :D
 
Der Aufwand...aber gut, wir sind in igors Lab💁‍♂️
 
Your website and articles are so amazing that it makes me want to learn german, so I can better understand the nuances of everything you write.
I‘m native, but still struggling with some deepdive engineering schemes 😉
 
Ich bin es ja auch leid, immer als YouTuber bezeichnet zu werden. Das ist fast schon ein Schimpfwort. Und doch sind viele, die mich unterwegs erkennen (es werden leider immer mehr) der Meinung, ich wäre ein reiner YouTuber, dessen Kanal noch wachsen sollte. Genau das aber ist so ein Ding, wo ich sicher nicht zu viel Energie verschwenden werde :D
Als "YouTuber" würde ich Dich auch nie bezeichnen; ich weiß daß die Videos nur zusätzlich zu, aber nie anstatt der fundierten Artikel gedacht sind. Allerdings finde ich Deine Videos dort auch deshalb sehr erfrischend, weil die oft zusammen fassen worum es geht, noch etwas ergänzen, und mich dann den Artikel nochmals durchlesen lassen.
Aber und auch gerade deshalb fasse ich mich eben doch an den Kopf, wenn man sieht, wie gut (zu) viele mit halbgarer oder ganz danebener "Information" auf YouTube Geld verdienen können. Da haut es mich manchmal schon einfach um.
 
Naja, um mit YouTube anzufangen musst du halt genau nullkommanix gelernt haben. Die sind grundsätzlich so kompetent für alles über - bestenfalls! - „gesunder Menschenverstand“ hinaus wie Schauspieler und Musiker…
 
In meinen Ohren klingt Youtuber aber auch etwas abwertend. ^^

Für die Kids sind das teilweise Idole.
 
A great article! I know much more about these measurements, and it was easy learning.

Also, this time the machine translator did an amazing job throughout. With maybe a few minor exceptions the article seemed to have been written in English. I wouldn't guess that it hadn't been. Even complex sentences were rendered perfectly. Perhaps you were careful to avoid figurative speech and idiom... that really helps.
 
Das ist ein gutes Beispiel wie das menschliche Hirn auf erhöhte Komplexität reagiert: es bildet sich unkomplexe aber falsche Resultate als Abbildung der Realität und akzeptiert diese als Fakten. Leider nicht nur in der IR-Messung ein Fakt der in der "realen" Welt zu falschen Ansichten führt, die vehement verteidigt werden.

Das ist für das Gehirn einfacher als "zu viel" Energie in "zu viele Details" zu investieren. Das hat zwar nichts mehr mit IR-Messung zu tun, ist aber recht eindeutig als Beispiel: US-Politik: Sehr viele Menschen, Staaten und Interessen (und Kulturen), die ein sehr detailliertes Spektrum (wie ein genaues IR-Bild) bieten. Aber da die menschliche Kapazität zum Energie-Einsatz des menschlichen Hirns beschränkt ist, versucht dieses Hirn diese Details auf "zu einfache" aber verständliche Informationen herunterzubrechen. Ungefähr so wie eine 64x64er Auflösung der IR-Kamera mit der Interpolation eines 1024x1024 Schwarz/Weiß-Bild. Ein Zwei-Parteien-System bietet dafür hervorragende Voraussetzungen in "Schwarz" und "Weiß" oder "Ja" und "Nein". Und durch künstliche und wiederholte "Einspielung" von Komplexität in Form von falschen oder richtigen Informationen und Aufregern erhöhen die Einspieler dieser Informationen den Energiesparmodus des Gehirns, diese Informationen zum Verständnis zu vereinfachen. Ab diesem Punkt hat sich das Hirn bereits eine "Meinung" gebildet, und ist zur weiteren Energie-Einsparung bereit auch falsche Informationen zu akzeptieren, weil ja bereits im Hirn ein "passendes" Ergebnis vorliegt. Von diesem dann festgelegten Wert abweichende Informationen werden gerne als Bulls4it abgetan, auch aus Hirn-Energiespar-Gründen. (Ungefähr so wie wenn ich mir einen beliebten Artikel mit sehr vielen positiven Bewertungen kaufe und dann fest stelle das dieser Artikel Scheibenkleister ist. Ich werde dank der vielen positiven Bewertungen trotzdem versuchen mir diesen Artikel schön oder schöner zu denken als er für mich ist, weil das energiesparender fürs Hirn ist als mich mit dem Fakt abzufinden das nicht jeder dieser Artikel der verkauft auch realistisch bewertet wird und auch unterschiedliche Qualitäten bei den Käufern ankommen.)



Das ist nur mein 10-Pfennig-Gedanken dazu.

Was kann man also tun, um korrekte Informationen "mögen zu lernen"?
Sich selbst beibringen Vielfalt und Komplexität in Form von Neugier lieben zu lernen. Und zu einfache "Fakten" die toll präsentiert oder mit Aufregern versehen sind [z.B. clickbait-Titel] im Zweifelsfall erst mal anzweifeln und sich selbst mit mehr Informationen (aus unterschiedlichen und hoffenswerter Weise glaubhaften Quellen) dazu zu versorgen. Auch aus Neugier. Nach genügend Training dieser Neugier ist es zwar immer noch wahrscheinlich das ich auf Falschinformationen hereinfalle, aber schon sehr viel unwahrscheinlicher als zu dem Zeitpunkt an dem ich schöne und aufregende Informationen als "Fakten" akzeptiere ohne mich für die Details dazu zu interessieren.

Kostet das Hirn signifikant mehr Energie, fördert aber die Fähigkeit detailreichere Spektren an "Fakten" zu erkennen und sich nicht gleich für eine Seite zu entscheiden und alle weiteren Informationen und auch mögliche Änderungen von Erkenntnissen zu diesen Informationen (Stichwort Wissenschaftliche Methode und Widerlegung älterer Fakten) neu überdenken zu können ohne das das Hirn aus Energiespargründen dazu dicht macht.

Daher mein Glückwunsch an alle die sich diesen detaillierten Artikel fast oder vollständig durchgelesen haben. Du hast es geschafft weitere Informationen Deinem Hirn hinzuzufügen ohne auf den Zug der einfachen und wunderschön oder aufregend präsentierten Informationen aufzuspringen und alles Neue abzulehnen. (Meiner Meinung nach weg vom primatischen Fanboy hin zum Wesen das Vielfalt von Informationen als etwas positives wahr nimmt. Weg vom Shitstorm - hin zur Diskussion über mehr Fakten als vorher.)

Danke an @Igor Wallossek für diesen Detailreichen Artikel!
 
Zuletzt bearbeitet :
Wie immer ein toller Artikel. Es ist immer wieder schön zu sehen wie viel Energie Igor in jedes Thema steckt und wie gut das aufbereitet ist. Da weiß ich auch immer genau das die Werte auch mit der nötigen Expertise erzeugt wurden.
In letzter Zeit kamen doch viel Artikel auf anderen Seiten z.B. mit der 4090 bei den die Temperaturen doch sehr unterschiedlich waren.

p.s. Ich bemesse die Abwärme meiner Rechner an den verschiedenen Raumtemperaturen. Meine 3090 schafft es in 6 Stunden in einen 16qm Raum von 22 auf 28 Grad Celsius, wo hingegen die 3070 meines Sohnes in einen fast gleich großen Raum es in der gleich Zeit nur von 22 auf 25 Grad Celsius schafft :D
 
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