News Get Amped! Nvidia teasert den ausgefallenen Online-Stream für den 14. Mai an. Sehen wir dann Ampere?

Gibt es denn zu der Aussage, das [...]

Selbsredend nicht. Denkst du, AMD würde solche Internas ausplaudern und sich zudem damit ins eigene Knie schießen?
Die RDNA2-Architektur der Konsolen ist in 2018 fertiggestellt worden *), d. h. man hätte statt RDNA/Navi 10 auch direkt RDNA2 auf den Markt bringen können (wenn man dem Ganzen noch etwas entwicklungstechnische Luft gelassen hätte, ggf. drei, vier Monate später?). Hat man aber nicht, so dass man RDNA2 nun min. 18 Monate später präsentiert und in diesem Zuge hat man nVidia mehr oder weniger kampflos dem Markt überlassen und damit auf Revenue verzichtet (möglicherweise gar bis zu 24 Monate lang).
Solch' ein Vorgehen (und vermeintlichen Verzicht) beobachtet man nicht ohne triftigen Grund und hier gibt es schlussendlich nur zwei plausibel Gründe:

a) Die Implementation dauerte länger oder es gab (desing)technische Probleme, die eine frühere Markteinführung verhindert. Der Annahme stehen jedoch diverse Punkte entgegen. Zum einen wird der Konsolenlaunch per se schon sehr früh auf Ende 2020 festgelegt worden sein. Nachträgliche Verschiebungen dürften hier ausgeschlossen sein, weil die gesamte Produktionskette (seitens der Hersteller selbst, deren Infrastruktur wie auch der beisteuernden Spieleentwickler, der Liefer- und Vertriebsketten, sowie des Marketings) einen wohldefinierten Zeitrahmen benötigen und deren Abhängigkeiten komplex sind. Weiterhin bleibt ebensowenig Spielraum für eine Verschiebung des Tapeouts, d. h. der Fertigung ersten Siliziums in Form von ES-Chips. Entwickler hatten funktionsfähige Entwicklerkits schon spätestens Mitte 2019 vor Ort (tendenziell wahrscheinich schon früher). Der Tapeout der Konsolen dürfte wohl spätestens im 2HJ18 stattgefunden haben und das könnte gar bereits 3Q18 gewesen sein, d. h. die GPU-Architektur (RDNA2) ist seit Mitte 2018 fertig. ***) (Das entsprechende AMD-Patent ist gar von Ende 2017.)

b) Es gab vertragstechnische Auflagen, die AMD untersagten die raytracingfähige RDNA2-IP frühzeitig für eigene Zwecke zu verwenden, schlicht weil es darum ging Exklusivität und ggf. auch in kleinem Maße eigenes KnowHow zu wahren. Entsprechend werden sich Sony/Microsoft haben zusichern lassen, dass diese IP nicht frühzeitig in den Markt gelangt, sodass den Konsolen schon vorab ein wesentlicher Wow-Effekt genommen werden würde.
Eine leicht nachvollziehbare Überlegung, insbesondere, wenn man bedenkt, dass man AMD für die Entwicklung dieser Architektur beauftragt hat und dafür (indirekt) zahlen wird. Die Konsolen brauchen eine deutliche Vorlaufzeit, aber bspw. dedizierte GPUs hätte AMD vergleichsweise schnell auf den Markt bringen können und damit bereits deutlich vor den Konsolen, was aus Sicht von Sony/Microsoft zweifelsfrei nicht als Vorteil angesehen worden wäre (eher das Gegenteil dürfte der Fall gewesen sein). - Aus meiner Sicht das wahrscheinliche Szenario.

Weitere Teilaspekte:

1) AMD arbeitete eigenem Bekunden nach ebenfalls aktiv an der Entwicklung von DXR mit (was auch nicht verwundern sollte), jedoch konnte man das nur vereinzelt lesen, denn AMD hielt sich hier mit weiterreichenden Äußerungen zurück (was ebenso nachvollziehbar ist/war, insbesondere wenn man rückblickend bedenkt, dass es von AMD min. die nächsten 24 Monate lang keine raytracingfähige Hardware am Markt geben sollte).

2) Darüber hinaus, gäbe es keine vertragstechnischen Einschränkungen, hätte AMD selbst mit technischen Verzögerungen keinen Grund die Hardware länger zurückzuhalten als nötig, insbesondere, da es hierbei nicht nur um AMD selbst geht, sondern hier noch sämtliche Partner dranhängen, denn AMD selbst fertig keine Grafikkarten. AMD hätte RDNA2 dann bspw. schon zur CES im Januar veröffentichen können etc., insbesondere vor nVidia's Produktupdate. Bis Jahresende zu warten, nur um das lukrative Weihnachtsgeschäft mitnehmen zu können, ist sinnbefreit, wenn man dafür den gesamten Rest des Jahres weitestgehend brachliegen lässt ... und ein sinnbefreites handeln wird man denen wohl eher nicht unterstellen können, sondern schlicht ein wirtschaftlich für sie vorteilhaftes Handeln.
Den Gedanken kann man aus vertriebstechnischer Sicht auch weiterspinnen und wird zu dem Schluss kommen, dass ein nahe beieinanderliegender Launch von Consumer-Zen3, den neuen GPUs sowie den Konsolen nicht unbedingt die Idealkonstellation darstellt. Zumindest die Segmente PC und Konsolen hätte man im Idealfall klar voneinander getrennt, sodass hier nicht in unnötigem Maße abgelenkt wird.

3) Weiterhin die ewig vertröstenden, verschleppenden, beschwichtigen (Marketing)Worte von AMD seit der Verfügbarkeit von Turing. Man halte die Zeit noch nicht für reif, es fehlt noch am Softwarestack, man arbeite auch daran, man wird (irgendwann) auch etwas anbieten und "wenn du es baust, wird er kommen", usw. ... AMD konnte sich hier nicht um jeden Kommentar zu Raytracing drücken und entsprechend schwammig und nichtssagend wurde diese Marketingaussagen zum Besten gegeben. Insbesondere diese Aussagen waren bereits in 2019 ein sehr konkretes Indiz, dass da nichts zeitnah von denen kommen wird, denn mit den teueren RTX-Karten am Markt hofften viele auf AMD, die sich jedoch mit konkreten Aussagen nicht nur zurückhielten, sondern tatsächlich nur immer um den heißen Brei herumredeten.
Man konnte in 2019 ja schließlich nicht sagen, insbesondere nicht lange nachdem der Hauptkonkurrent schon leistungsfähige Raytracing-Hardware in den Markt gebracht hatte, "Ja, in etwa 18 Monaten werden auch wir was mit Raytracing veröffentlichen". ;)

4) Weiterhn könnte man auch noch das aktuellste Gerücht hinzunehmen, dass besagt, dass man Raytracing auf dedizierten GPUs angeblich (vorerst) nur im HighEnd anbieten wird. Schlussendlich ist es aber schon sehr problematisch, eine Spekulation mit einem Gerücht "belegen" zu wollen. o_O
Folgt man dem Gedanken jedoch zumindest ein wenig, würde das bedeuten, dass die vertraglichen Einschränkunge gar noch weitreichender sind und man den Konsolen nicht zu früh gleichwertige, günstige Konkurrenz im Form von dedizierten MidRange-GPUs gegenüberstellen darf (siehe 3 letzter Absatz). Allzu abwegig ist der Gedanke nicht, denn bspw. dass Renoir erneut mit einem Vega-Ableger kombiniert wurde und nicht etwa mit Navi, dürfte man auch auf die Konsolen zurückführen können, denn ein solcher Mobile-Chip hätte bereits beträchtliche Ähnlichkeiten zu den Konsolen-SoCs aufgewiesen und das fast ein Jahr bevor letztere überhaupt in den Markt kommen, was der Marketingmaschinerie bereits vorab viel Luft aus dem Reifen gelassen hätte.


Meine Vermutung ist, dass RDNA/Navi 10 eine parallel entwickelte (oder einfach nur abgeleitete), deutlich abgespeckte/verfremdete Variante von der ursprünglich und primär entwickeltend Artchitektur ist, die soweit geändert wurde, dass AMD nicht Gefahr lief ggü. Sony/Microsoft vertragsbrüchig zu werden, weil sie diese "Zweitarchitektur" nun frühzeitig nutzten, um etwas Revenue zu generieren. (Die neuen Konsolen-SoCs werden sich erstmals ab Ende 2Q20 in den Bilanzen von AMD niederschlagen.)
Und da die Veröffentlichungsreihenfolge nun umgekehrt zu sein scheint **) und auch das Marketing hier ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat, nannte man Naiv 10 (Jul.'19) RDNA und die nachfolgende (Konsolen-)Variante RDNA2 (Nov.'20), sodass die Kontinuität gewahrt bleibt. Entwicklungstechnisch dagegen dürfte die Konsolen-Architektur eher "RDNA" darstellen und Navi 10 würde eher etwas wie "RDNA Light" darstellen.
Ursprünglich wurden die Ressourcen zweifelsfrei den Konsolen-SoCs insbesondere der GPU zugeschanzt, wie es auch damals um 2018 herum bekannt wurde. R.Koduri hatte anscheinend wenig Interesse, eine be-/eingeschränkte Konsolenarchitektur zu entwickeln und hatte wohl damals als Chef der RTG seinen Unmut darüber ausgelassen, als man einen Großteil seiner Ingenieure auf das Konsolenprojekt ansetzte.
AMDs Ressourcen sind deutlich beschränkter und von daher ist es unwahrscheinlich, dass sie zwei Architekturen parallel entwickeln konnten, zumal das Problem bestand, dass diese Zweitarchitektur sich von dem Konsolen-RDNA hätte soweit unterscheiden müssen, dass man jedem Verdacht einer mißbräuchlichen Verwendung der exklusiv für Sony/Microsoft entwickelten IP entgeht. Das jedoch ist ein quasi unmögliches Unterfangen, da hier die gleichen Ingenieuere der RTG mit dem gleichen Background und den gleichen Ideen daran arbeiteten und so wäre es quasi unmöglich gewesen zu argumentieren, dass man hier nicht das ein oder andere mitverwertet hätte.
Also bliebt nur der Weg sich auf das Primärziel zu konzentrieren und davon irgendwie eine kleine Scheiben abzuschneiden, um bereits vorab ein wenig dringend benötigten Revenue zu generieren.

Wie gesagt, nur meine Vermutung, die ich schon im letzten Jahr erklärte (Cerny bietet hier nur noch ein zusätzliches Indiz), die höchstwahrscheinlich auch unbestätigt bleiben wird in den nächsten 12 - 24 Monaten; aber schlussendlich auch eine plausible Erklärung, denn wie schon zuvor erklärt, agieren derartige Firmen hier unter rein wirtschaftlichen Aspekten, die ihnen auf die eine oder Art zum Vorteil gereichen und mit Sony/Microsoft hat man kontinuierliche, lang laufende Einnahmen (mit geringer Marge) in einem nahezu konkurrenzlosen Markt gesichert. ****)
Das "irgendwie wären bei solchen Aussagen Quellen ganz nett" kann ich nachvollziehen und wäre mir auch lieber, aber in diesem Fall widersprechen das äußere Auftreten und die offiziellen Äußerungen nun einmal den beobachteten Tatsachen und von daher wird es da sobald wohl keine Quellen zu geben. Das von mir Geäußerte als plausiblen Unsinn hinzustellen, steht dir natürlich frei, nur solltest du zumindest im eigenen Interesse vermeiden, dass dir da (d)ein Confirmation Bias im Wege steht.
 
*) Ob RDNA2 in Form dedizierter PC-GPUs gegenüber der Konsolen-Architektur tatsächlich nennenswert weiterentwickelt ist, wie es einige Gerüchte anmerkten, bleibt vorerst abzuwarten. Gleichermaßen plausibel wäre, dass es sich hierbei lediglich um eine Marketingaussage handelt und diese sich ggf. weitestgehend auf die Anbindung von HBM2 und die damit einhergehende Anpassung des Speichersubsystems beziehen, wenn das neuere Gerücht zutrifft (während die grundlegende Architektur selbst möglicherweise unverändert geblieben ist).
Hier wird man einfach abwarten müssen ... Unterm Stricht dürfte das aber auch relativ irrelevant sein ("alte" Architektur oder modernisierte Variante, etc.), denn am Ende wird schlicht maßgeblich sein, wie sich AMDs Design zum Jahresende hin gegen nVidia's NextGen-Turing behaupten wird.

**) Derartige Zweitverwertungen bei GPU-Architekturen sind ja auch nichts Neues bei AMD, die aufgrund ihrer beschränkten Ressourcen bisher nicht in der Lagen waren mehrere parallele Designs zu entwickeln, so bspw. bei Polaris und Vega zu sehen. Beide Architekturen wurden primär für Apple entwickelt und dann von AMD zweitverwertet für Consumer-GPUs. Darauf dann eine gehörige Portion Marketing und man landet beim "We love gamers!". Und mit Navi/RDNA/2 hat man diese "Tradition" nun fortgesetzt und auf das sichere Pferd gesetzt, schlicht weil es um Revenue geht und nicht etwa darum, irgendwelche Gamer "glücklich" zu machen.

***) Derartige Entwickungen brauchen ihre Zeit und das Design ist weit vor dem Launch abgeschlossen. Beispielsweise Zen2 hatte seinen Tapeout Mitte 1Q18, d. h. man nahm Zen2-ES-Chips bereits im Februar 2018 in Betrieb, was wiederum heißt, dass das Zen2-Design bereits in 2017 abgeschlossen wurde. Beispielsweise Zen3 hatte seinen Tapeout um den März/April 2019 herum.
Bei Intel sieht es bspw. nicht anders aus. Cooper Lake SP beispielsweise sollte ursprünglich etwa Ende 1Q20 veröffentlicht werden. Im Mai 2019 verkündete Intel, dass sich Cooper Lake SP (und auch Ice Lake SP) bereits bei ausgewählten Großkunden in der Sampling-Phase befinden und bspw. Facebook nutzt seit August 2019 in ihrem Backend bereits eine nicht näher spezifizierte CPU produktiv für ihre Zion Unified Training Platform, bei der es sich nur um Cooper Lake SP handeln kann.

****) Die Alternative wäre, sich mit dem eigenen KnowHow und den beschränkten Ressourcen einen direkten Konkurrenzkampf mit nVidia im PC/AIB-Markt zu liefern und dessen Ausgang wäre weitaus ungewisser bzw. hier sind die Chancen deutlich schlechter, wirtschaftlich erfolgreich daraus hervor zu gehen, insbesondere, da man eh schon eine schlechte Ausgangssituation hatte mit bestenfalls 25 % Marktanteil. Entsprechend hat man bei AMD auf das sichere Pferd gesetzt (siehe dazu auch ***), denn schlussendlich ist man hier der Firma und den Shareholdern verplichtet und nicht etwa ein paar GPU-bedürftigen Gamern. ;)
 
Das klingt schon alles sehr plausibel. Vor allem die gesicherten Einnahmen aus dem Konsolengeschäft. Das zeugt aber zugleich auch von verantwortungsvollem Umgang mit Kapital. Wie man an dem aktuellen Produkten sieht: der Laden wird gut geführt. Nur die Treiber ... :rolleyes:
 
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