Ich erkläre jetzt mal, warum ich es für nicht realistisch halte [...]
Wie es aktuell um den 10nm-Yield bestellt ist, weiß niemand. Es gab Aussagen von Intel hierzu Ende 2018 mit dem Eingeständnis von Problemen diesbezüglich und dass man diese bereits identifiziert hat, jedoch hält man sich dort mittlerweile sehr bedekt, sodass man nur raten oder eine Münze werfen kann. Zum Fakt werden etwaig aktuelle (schwerwiegende) Yield-Probleme damit aber nicht. Das einzige, was man noch mitnehmen kann, ist, dass Tiger Lake U offensichtlich mit deutlich besserem Yield produziert wird als noch Ice Lake U im vergleichbaren Zeitraum damals, wobei Intel diese Aussage jedoch nicht mit harten Zahlen unterfüttert hat.
Darüber hinaus wird etwa um den Quartalswechsel 3Q20/4Q20 Ice Lake SP in 10nm++ mit bis zu 38 Kernen verfügbar, ein weiterhin monolithisches Chipdesign.
Deine 8-Kern-Aussage, voraussichtlich mit Blick auf Consumer-Chips, halte ich übrigens für eher unzutreffend. Die Ausbeute dürfte bei 8 Kernen das weitaus geringere Problem sein, denn Intels Designs waren hier flächentechnisch gesehen immer relativ effizient unterwegs. *)
Beispielsweise der 9900(K(S)) und damit wohl auch der 10700(K) benötigen gerade mal 87 % der Wafer-Fläche eines Ryzen 3600/3700/3800 und das, obwohl diese noch zusätzlich eine 24 EUs umfassende iGPU mit auf dem Die haben. **)
Wesentlicher dürften hier die beiden nachfolgenden Punkte sein:
a) Fertigungskapazitäten: Intels Priorität gilt derzeit dem Datacenter und hier muss man die OEMs und Großkunden mit ausreichenden und stabilen Stückzahlen beliefern können. Intel fertigt jetzt schon etliche Produkte in 10nm und bis zum Jahresende werden noch mehr hinzukommen und es wird immer noch an dem Prozess gefeilt. Da bleibt voraussichtlich schlicht keine Kapazität für Consumer-Desktop-Produkte übrig, insbesondere, da diese auch noch geringere Margen abwerfen. ***)
b) Der Prozess lässt noch keine hohen Taktraten zu und man hat mittlerweile den 14nm-Prozess so hochgradig optimiert, dass der schon 4,7/4,8 GHz AllCore und bis zu 5,0 bzw. gar 5,3 GHz Turbo ermöglicht. Damit klafft jedoch eine beträchtliche Lücke zwischen den Fertigungsprozessen, die auch die deutlichen IPC-Zugewinne von Sunny Cove nicht ausgleichen können. Nimmt man vereinfachend die 18 % IPC-Zugewinn von Sunny Cove als pauschale Leistungssteigerung an und setzt ebenso eine lineare Takt/Leistungsskalierung voraus, dann erzielt man hier mit bspw. 4,1 GHz maximalem Takt bestenfalls ein Leistungsäquivalent von rd. 4,8 GHz ggü. den Bestands-CPUs, hätte also unterm Strich nichts gewonnen, sondern lediglich wertvolle (und auch teuere) 10nm-Kapazitäten verschwendet und sich gleichzeitig vermarktungstechnisch in eine nachteilige Position manövriert.
*) Ein Sunny Cove-Kern ist natürlicherweise (relativ) etwas größer als ein Comet Lake-Kern. Jedoch im Vergleich zu Coffee Lake benötigt ein Ice Lake U-Core inkl. L3 nur etwa 65 % Wafer-Flache.
**) Rechnet man die iGPU raus, dann benötigt Intel für ihre aktuellen 8-Kerner in 14nm+++ gar nur ~ 60 % der Waferfläche, die AMD aktuell für ihre 6/8-Kerner benötigt.
***) Und wenn man sich ansieht, welche Preise Intel aktuell (immer noch) für seine Server-CPUs nehmen kann (auch wenn OEMs sicherlich ein signifikanter Mengenrabatt gewährt wird), dann ist das auch eine leichte Rechenaufgabe, denn mit einem Wafer großer Xeon's machen die unterm Strich mehr Gewinn als mit einem Wafer 8-Kern-Consumer-Chips.
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