Grundlagenartikel Eine Alternative: Windows 10 "bare metal" in VHDX installieren

Besterino

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So Ihr Lieben,

einfach weil ich es interessant und für bestimmte Einsatz-Szenarien total praktisch finde, hier einmal eine Idee für Eure zukünftige Windows-Neuinstallation: Anstatt Windows 10 ganz normal über ein Boot-Medium (USB-Stick, DVD o.ä.) zu installieren, bedienen wir uns hier einmal einiger "Profi"-Tools und umgehen das einfach elegant bzw. sparen dann in der Zukunft bei Neuinstallationen deutlich Zeit.

Und weil einfach nur auf eine Partition installieren zu einfach und langweilig ist, installieren wir Windows heute mal nicht direkt auf eine Partition, sondern in einer "virtuellen Festplatte" in der Microsoft-Geschmacksrichtung "VHDX".

Weiterführende Links & Quellen:
Boot to a virtual hard disk: Add a VHDX or VHD to the boot menu | Microsoft Docs
UEFI/GPT-based hard drive partitions | Microsoft Docs

Was wir dafür brauchen:

1.
Einen funktionierenden PC mit laufendem Windows 10

2.
Einen separaten Datenträger, der als Ziel-Medium und also zukünftig als Boot-Disk dienen soll.

3.
Den Inhalt eines Windows 10 Installationsmediums, also Boot-Stick oder ISO; ich mache das immer mit einer ISO-Datei (DVD-Abbild), da sich das so schön unter Windows einhängen lässt und man ohne Weiteres darauf zugreifen kann. Ihr bekommt das über das Microsoft Media Creation Tool.

Achtung: diese kleine Anleitung geht davon aus, dass der neue PC über ein UEFI verfügt und auch davon booten soll!

Vorbereitung:

Ich habe - aus verschiedenen Gründen - mich dieses Mal für etwas "exotischere" Hardware in Sachen Zieldatenträger (oben Nr. 2) entschieden, nämlich eine SATA m.2 SSD in einem USB-Gehäuse, konkret eine WD Blue 2TB im Silverstone MS09:

Teile.jpg

Fertig.jpg


Wenn Ihr eine normale SATA oder NVME SSD habt, müsst Ihr die natürlich mit dem Mainboard verbinden.

Dann ganz normal Windows starten und es kann losgehen:

Als erstes hängen wir unsere Windows-ISO (s.o. Nr. 3) ein. Einfacher Doppelclick darauf genügt, und dann könnt Ihr auf die Windows-ISO zugreifen:

WinISO.jpg

Für alles Weitere gehen wir mal davon aus, dass die Windows-ISO jetzt als Laufwerk E: verfügbar ist.

Wir öffnen also nun eine CMD mit Administratorenrechten: Start-->CMD eintippen-->klick "Als Administrator ausführen" und den Hinweis mit OK bestätigen:

CMD.jpg

Nun wird's spannend. Und auch etwas gefährlich, wenn man etwas verkehrt macht - nämlich bei einem der folgenden Befehle den falschen Datenträger erwischt!

Wir rufen diskpart (diskpart eintippen) auf und lassen uns die vorhandenen Datenträger anzeigen (list disk):

diskpart.jpg

...und weil man nur 5 Bilder pro Post anhängen darf, geht's gleich weiter...
 
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Ja, EFI- und Recovery-Partition sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ist mir durchaus klar. War nur ein Beispiel und sollte zwei m.E. (!) wichtige Grundprinzipien Ausdruck bringen:

1. Wenn du von Hand konfigurierst, bleib möglichst nah an den Windows/Microsoft Standards - nur weil man selbst keinen Sinn erkennt, heißt das noch lange nicht, dass es nicht nötig/hilfreich ist. (Don’t get me started zum Thema „Auslagerungsdatei“ - was gab/gibt es da nicht alles an „Tuning-Tipps“, die alles nur verschlimmern…).

2. Selbst bei den Standards schadet es nicht, einen Puffer vorzusehen - auch heute gültige Specs sind nicht in Stein gemeißelt und bei den heutigen Größen der Datenträger, tun ein paar 100MB nicht weh.

Zurück zum Beispiel der EFI-Partition: nach meiner Erfahrung bei einem Windows Release (glaub auf 17xx?) scheiterte das Update bei mir wegen zu wenig Speicherplatz in der EFI-Partition (die Windows mal selbst bei Installation angelegt hatte). Anscheinend packt Windows manchmal auch noch mehr als die nackten Boot-Daten in die EFI-Partition - zum Beispiel bei großen Upgrades - nach einem „copy on Write“ Ähnlichem Prinzip: das heißt es werden zunächst die neuen Daten „zusätzlich zu den alten“ aufgespielt und die alten erst gelöscht und der Bootloader erst aktualisiert, wenn die Installation wirklich erfolgreich war. Auch Drittprogramme (nicht unbedingt Schadprogramme ;)) nisten sich da bisweilen ein. Hast du dann nur Platz „netto“ für die neuen Daten in der EFI-Partition, scheitert u.U. das Windows-Update.

Alles schon gehabt und bisweilen auch schwierig als Ursache für Fehler auszumachen.

Nicht falsch verstehen, ich weiß auch nicht immer (fast nie? ;)) was ich tue - das oben sind nur zwei laienhafte Erfahrungswerte aus doch recht viel Frickelei im Selbstversuch in den letzten 30 Jahren rund um Windows/Server/Virtualisierung/Storage/Netzwerk & Co. Die Zeit die manch andere z.B. mit Overclocking verbringen, verplempere ich eben nur zu gerne mit so‘nem Unsinn. :D
 
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1. Wenn du von Hand konfigurierst, bleib möglichst nah an den Windows/Microsoft Standards - nur weil man selbst keinen Sinn erkennt, heißt das noch lange nicht, dass es nicht nötig/hilfreich ist.
Ich bin auch der Meinung, dass man nicht alles verändern sollte, nur weil man es kann und mal gehört hat dass es etwas bringen soll. Viele Tipps und Tools die früher etwas gebracht haben sind bei den neueren Windowsversionen und der heutigen Hardware einfach nicht mehr nötig. Wenn man den Eindruck hat alles besser einstellen zu müssen, kann man sich viele Probleme einhandeln.
 
Bitte aufpassen, wenn ihr das mit Windows 11 probiert! Ich habe soeben festgestellt, dass die Microsoft Reserved Partition automatisch erstellt wird, sobald man den Datenträger nach GPT konvertiert.

DISKPART> clean DiskPart succeeded in cleaning the disk. DISKPART> convert gpt DiskPart successfully converted the selected disk to GPT format. DISKPART> list partition Partition ### Type Size Offset ------------- ---------------- ------- ------- Partition 1 Reserved 15 MB 17 KB DISKPART>

Wenn ich jetzt die Befehle wie beschrieben eingebe, habe ich 5 Partitionen, weil die MSR jetzt zweimal da ist.

DISKPART> list partition Partition ### Type Size Offset ------------- ---------------- ------- ------- Partition 1 Reserved 15 MB 17 KB Partition 2 System 100 MB 16 MB Partition 3 Reserved 16 MB 116 MB Partition 4 Primary 126 GB 132 MB * Partition 5 Recovery 500 MB 126 GB DISKPART>

Daraus folgt: Die MSR Partition mit WIndows 11 nicht manuell anlegen! Es wird zwar vermutlich keine negativen Auswirkungen haben, aber es macht das Partitionslayout dann noch unübersichtlicher. Auch die Anordung ist dementsprechend bei Win 11 anders. Zuerst ist die MSR Partition da und die ESP (System) ist die zweite Partition.
 
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Guter Hinweis!

Es gibt noch eine Besonderheit beim Installieren in eine VHD(x): der Ruhezustand wird systemseitig deaktiviert (dementsprechend gibt's z.B. auch kein Fastboot (hurra!).

Code :
C:\windows\system32>powercfg /a
Die folgenden Standbymodusfunktionen sind auf diesem System verfügbar:
    Standby (S3)

Die folgenden Standbymodusfunktionen sind auf diesem System nicht verfügbar:
    Standby (S1)
        Die Systemfirmware unterstützt diesen Standbystatus nicht.

    Standby (S2)
        Die Systemfirmware unterstützt diesen Standbystatus nicht.

    Ruhezustand
        Der Ruhezustand wurde durch eine interne Systemkomponente deaktiviert.
                Start über VHD

    Standby (S0 Niedriger Energiestand – Leerlauf)
        Dieser Standbyzustand wird von der Systemfirmware nicht unterstützt.

    Hybrider Standbymodus
        Der Ruhezustand ist nicht verfügbar.

    Schnellstart
        Der Ruhezustand ist nicht verfügbar.
 
Hab jetzt auch mal spaßeshalber Windows 11 installiert. Funktioniert soweit eigentlich problemlos - und man braucht nichtmal Secure Boot aktivieren. ;)

Der Darkmodus bzw. das dunkle Profil gefällt auch soweit!

Igor.jpg
 
Update und "note to self": Mit der Methode kann man auch (zumindest aktuell noch) prima ein Windows 11 auf nicht mehr unterstützten Plattformen installieren. Einfach ein ganz normales Windows11-Bootmedium booten, shift+F10 und ein bisschen mit Diskpart/dism/bcdboot spielen.

Microsoft selbst macht's einem inzwischen auch noch einfacher: Es gibt ein script für Diskpart, was die nötigen Partitionen auf einen Rutsch erstellt, Laufwerksbuchstaben setzt usw.:

https://learn.microsoft.com/en-us/w...t-based-hard-drive-partitions?view=windows-11

Wenn man sich einfach 'nen zusätzlichen USB-Stick nimmt, auf dem man die CreatePartitions-UEFI.txt ablegt, geht eine Windows-Installation ratzfatz mit 3 Befehlen.

Man muss dann nur einmal ggf. das Script anpassen und braucht dann nur noch drei Befehle, die mit den Buchstaben des Microsoft Scripts (W: für die Hauptpartition, S: für die EFI-Partition) dann grds. so aussehen:

Code :
DiskPart /s F:\CreatePartitions-UEFI.txt
dism /Apply-Image /ImageFile:c:\sources\install.wim /Index:9 /ApplyDir:W:\
bcdboot W:\windows /s S:

Variablen, die man noch prüfen muss/sollte:

1. Welche Nummer hat der gewünschte Zieldatenträger in Diskpart (insb. wichtig bei mehreren Datenträgern im System)? --> MS-Script anpassen!

2. "f:\" ggf. ersetzen durch den richtigen Laufwerksbuchstaben des USB-Sticks mit dem MS-Script

3. "c:\" ggf. ersetzen durch den Buchstaben des Windows-Bootmediums

3. "9" als Index-Nummer durch ggf. die gewünschte Windows-Version ersetzen.
Die gewünschte Index-Nummer findet man heraus mit:
Code :
dism /get-wiminfo /wimfile:e:\sources\install.wim

Habe auf die Weise gerade Win11_23H2 auf'nem alten Threadripper System (x399/1900X) installiert:

Anhang anzeigen 989531

Schon cool, dass man für sowas inzwischen sogar Scripts direkt bei Microsoft bekommt.
 
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