Das widerspricht sich doch im gleichen Post schon.
Nö. Der Begriff der schweigenden Mehrheit ist keine Erfindung von mir und vielleicht sollten wir mal reichlich 50 Jahre zurückblicken. Da gab es ebenfalls einen Krieg mit erschreckenden Parallelen, was die Grausamkeit und Sinnlosigkeit betrifft. Ich will ja nur ungern als Lehrer auftreten, aber vielleicht mag mir ja auch der eine oder andere folgen.
Ich erinnere die Jüngeren mal an eine
Rede Richard Nixons im Jahr 1969 zum Vietnam-Krieg. Die ist auch heute noch bemerkenswert zutreffend. Nixon war Republikaner und selbstredend für den angezettelten, komplett widersinnigen Krieg. Und er betrachtete die "schweigende Mehrheit" der Amerikaner, die nicht an Demonstrationen gegen Krieg teilnahmen, als stumme Unterstützer. Und leider zeigt die Geschichte, dass er damit leider jahrelang Recht hatte. Und nun ersetze man Nixon durch Putin und Amerikaner durch Russen. Egal, wo sie gerade wohnen. Passt erschreckend.
Wegducken und Schweigen ist keine Lösung. Ich will jetzt nicht aus meiner eigenen Vita schreiben, das geht keinen was an. Aber schon vor 1989 gab es einige (wenige, leider), die sich gertraut haben, trotz Schikanen und Überwachung in der ehemaligen DDR für eine eigene Überzeugung einzustehen,
während der Unrechts-Staat nur deshalb funktionieren konnte, weil sich die graue Masse schweigend rausgehalten hat. Das ging erst dann in Richtung Wende, als sich auch der letzte sicher war, dass ihm erst mal nichts mehr passiert, wenn er mitschreit. Und viele von den sogenannten "Protestlern", die nach der Wende Karriere machten, waren vorher gar nicht einschlägig bekannt. Also manche kannte ich gar nicht, obwohl ich sie eigentlich hätte kennen müssen, um es mal wertfrei auszudrücken. System Lebenslauf und so
Eine kleine Episode habe ich trotzdem:
Wenn ich mal zurückdenke, wie mir der Stift ging, wenn wir heimlich Matritzen hergestellt haben... Weiß noch wer, was ein Ormig-Gerät ist? Man schreibt einen Text mit einer Schreibmaschine und drückt dabei die Buchstaben durch das Originalblatt seitenverkehrt auf eine speziell beschichtete Seite. Das nannte sich Spiritus-Umdruck-Verfahren. Solche Matritzen waren unter Verschluss, denn man konnte ja damit Flugblätter oder Schriften vervielfältigen. Man bekam nur nach inhaltlicher Prüfung zweckgebunden seine Matritze, sonst nicht. Viele Dinge für die Umweltbibliothek wurden aber mit heimlich hergestellten Matritzen vervielfältig. Wo sowas herkommt? Früher gabs auch sogenannte Kopierstifte, also Stifte mit löslicher Farbe, auch um Dinge später per Abdruck zu kopieren. Diese Minen haben wir in Spiritus aufgelöst und mit etwas Kolophonium versetzt (Harz). Danach wurde Seidenpapier aus dem Blumenhandel damit gebrusht, getrocknet und solange erneut gebrusht, bis eine homogene Schicht enstand. Mit solchen eigenen Matritzen gelangen sogar bis zu 250 Abzüge, die Originale schafften gerade mal 25 bis 50. Wir haben Job und Studium riskiert, oder eine Maßregelung durch die Stasi bis hin zu Haftstrafen. Aber im Vergleich zu dem, was die Leute in der Ukraine heute leisten, war das Warmduschen. Man kann es nicht hoch genug einschätzen.
Genau deshalb und weil ich sicher gut einschätzen kann, was passives Verhalten anrichten kann, mache ich solche Aussagen, wie die pauschal kritisierte. Und ich stehe dazu. Aus oben genannten Gründen.