Dass es für AMD "
ein sehr positiv zu bewertendes Quartal war" sieht man in erster Linie an deren Quartalsbilanz und weniger an den zusammengesetzten und zum Teil abgeschätzten Zahlen von JPR. Und so positiv war es auch nicht, denn am Ende blieben nur 35 Mio US$ Gewinn übrig, jedoch konnte man im gleichen Zuge immerhin die Verschuldung etwas verringern. (Im Vergleich dazu hat nVidia 2Q19 mit rd. 550 Mio US$ Gewinn abgeschlossen.)
Das erste Problem mit dem Report ist, dass überhaupt nicht klar ist, was genau verglichen und zusammengefasst wird (zumindest nicht ohne 3000 US$ für den Report zu zahlen). Die Rezitierungen in den Medien schlüsseln dies nicht auf und selbst JPR's eigene News bleibt sehr ungenau. Anhand der beiden Stellen "
AMD leads the quarter with gains in desktop" und "
The PC GPU market sequentially increased ..." könnte man mutmaßen, dass es sich ausschließlich um APUs und Consumer-GPUs handelt, also Radeon- und Geforce-Karten. Auch wenn diese Betrachtung plausibel erscheint, bleibt es dennoch nicht mehr als eine Vermutung!
Die in den Medien vielfach zitierte Grafik "
Total Graphics Market Share" ist zudem keinesfalls unproblematisch, denn diese zählt offensichtlich dedizierte GPUs wie auch iGPUs und letztere hat nVidia bspw. nicht anzubieten. Basierend auf dem Report stellen sich folgende Werte dar:
________2Q19 76,7 Mio SKUs
__1Q19 76,3 Mio SKUs
___(1Q auf 2Q +0,6 %)
Intel
___51,3 Mio
(66,9 %)___52,1 Mio
(68,2 %)___nur CPUs mit iGPU (bspw. kein 9th Gen "F" und kein Core X)
AMD
_____13,2 Mio
(17,2 %)___12,0 Mio
(15,7 %)___GPUs und APUs (keine "regulären" Ryzen 1000/2000)
nVidia
__12,3 Mio
(16,0 %)___12,3 Mio
(16,1 %)___GPUs (dediziert und mobile Chipsätze)
*)
Gewisse Rundungsfehler bei den Nachkommastellen bzgl. der Rückrechnungen sind unvermeidlich, da JPR hier zumeist nur eine Nachkommastelle angibt und voraussichtlich "irgendwie" rundet. Die Market-Shares der Quartale stammen von tomshw.
Mögliche Ableitungen sind u. a.:
Intel verkauft relativ konstant weiter seine CPUs, obwohl Ryzen 2000 gut im Markt platziert ist und Ryzen 3000 bereits Anfang 3Q19 veröffentlicht wird (wurde).
AMD konnte mehr SKUs umsetzen, jedoch kann nicht auf GPUs und APUs zurückgerechnet werden mit den vorliegenden Zahlen. Da AMD bei den GPUs weitestgehend nur Produktpflege betrieben hat (die Radeon VII war gerade zu Beginn übermäßig teuer und wurde grundsätzlich nur in kleinen Stückzahlen verkauft), würde ich einen nennenswerten Teil des Zugewinns den neuen Picasso-APUs (12 nm Zen+ mit Vega) zuschreiben.
Wenn das zutrifft, waren mobile Picasso's anscheind recht erfolgreich, denn die Desktop-Varianten folgten erst ab Mitte/Ende Mai.
nVidia hat weiterhin stabile Absatzzahlen trotz der als recht teuer angesehenen Turing/RTX-Karten und obwohl Navi seine Schatten voraus warf (und man zudem auch mit einer Reaktion von nVidia darauf rechnen konnte; beides den Umsatz bremsende Faktoren).
Ohne die weiteren Rahmenbedingungen (bzw. den ganzen Report) zu kennen, ist JPRs Aussage "
The overall PC market increased by 9.25% quarter-to-quarter [and increased by 3.07% year-to-year]" nur schwer einzuordnen, denn der grafikbezogene Markt ist ihrer Aussage nur um +0,6 % (Q2Q) gewachsen.
Da der "PC-Markt" insgesamt gewachsen sein soll, obige, grafikbezogene Verteilung jedoch bereits den Großteil der Consumer-Intel-CPUs abbildet, der relativ konstant geblieben ist, muss hier AMD ein CPU-Wachstum aufweisen. (Wie groß, lässt sich ohne zusätzliche Zahlen jedoch nicht ermitteln; APUs schließt der Graph schon ein, d. h. der "Rest" wird auf Desktop-Ryzens zurückzuführen sein.)
fast 2 % Rückgang beim Anteil von CPUs mit GPU...
Wovon leitest Du diese Erkenntnis ab? Entweder stehe ich gerade auf dem Schlauch (was nicht auszuschließen ist) oder aber Du hast Dich hier vergriffen.
Ergänzung:
Fudzilla scheint ein weiteres Teils des Puzzels zu haben mit Anteilen im Markt dedizierter Grafikkarten:
_________2Q19
____1Q19
AMD
___32,1 %
___22,7 %
nVidia
__67,9 %
___77,3 %
___(in 2Q18 noch 81,2 % gemäß JPR)
Auf AMDs APUs kann man damit dennoch nicht zurückrechnen, da auch nVidia's aktueller 16 %-Anteil (insgesamt) auch mobile GPU-Chipsätze inkludiert.
Vielleicht war AMDs "GPU-Produktpflege", doch erfolgreicher, als ich oben vermutet habe und der APU-Anteil ist doch nicht so hoch?
Zumindest diese Mini-Tabelle hier stellt direkt vergleichbare Produkte gegenüber und vergleicht keine Äpfel mit Birpfeln. Hierauf basierend könnte man schlussfolgern, dass es für nVidia doch nicht so gut mit (dem teueren) Turing läuft und die relativ konstanten Absatzzahlen lediglich dem wachsenden PC-Markt insgesamt zuzuschreiben sind.