Die mögliche Temperatur-Differenz ist eine Frage der Wärmestromdichte (lineare Skalierung). Natürich ist es schwer, sich vorzustellen, dass eine Lackschicht von 0,1mm eine Temperatur-Differenz von 5K ausmacht. Möglich ist das aber durchaus. Vielleicht hilft hier für das Verständnis der Vergleich mit einer Schicht Wärmeleitpaste. Diese hat eine deutlich höhere Wärmeleitfähigkeit (λ ca. 5 W/mK) und ist auch in der Größenordnung von 0,1mm dick. Darüber fallen im Betrieb etwa 5-20K ab. Der Lack hat eine um Größenordnungen niedrigere Wärmeleitfähigkeit (typisch ~0,2 W/mK), bei gleicher Wärmestromdichte wäre die Temperatur-Differenz entsprechend höher. Die Fläche, über die die Wärme übertragen werden muss, ist gleichzeitig beim Kühlkörper viel größer, was den Effekt entsprechend reduziert.
Also eine kleine Abschätzung, um zu einer belastbaren Aussage zu kommen. Die Lamellen seien isotherm (was sie nicht sind - den Fehler berücksichtigen wir durch eine Erniedrigung der Fläche um Faktor 0,5), die abzuführende Leistung liege bei 100W. Bei den hier verwendeten 40 Lamellen (ja, ich habe auch nochmal gezählt) mit einer Größe von je 0,0192m² (8cm x 12cm, zwei Seiten) ergäbe das eine Fläche von 0,768m². Mit dem obigen Korrektur-Faktor, der Wärmeleitfähigkeit und der Schichtdicke ergibt sich ein Wärmewiderstand von 1,3E-3 K/W. Folglich betrüge die Temperatur-Differenz über den Lack bei 100W thermischer Leistung gerade mal 0,13K. --> Der Lack auf den Kühllamellen ist (thermisch) vernachlässigbar.
Dazu kommen natürlich noch sekundäre effekte. So ist der Spalt zwischen den Lamellen enger. Das erhöht den Wärmeübergangskoeffizient zwischen Kühler und Luft, aber auch den Strömungswiderstand, wodurch sich der Luftstrom reduziert. Die relative Änderung ist aber minimal, also ist das auch vernachlässigbar.
Natürlich bestimmt der Lack auch die Emissivität. Solange der Kühler unter einigen hundert Grad Celsius ist oder nicht mehrere Meter groß ist, ist die Wärmeabstrahlung aber bei dieser Temperatur und Leistung vollkommen vernachlässigbar. Im Übrigen ist der Lack kunststoffbasiert und hat daher im Infraroten immer eine Emissivität nahe eins. Ob der Lack im optischen Bereich nun weiß, grün oder schwarz ist, spielt dabei keine Rolle. Die Farbe im optischen Bereich interessiert erst bei >3000°C. Hinzu kommt der Aufbau der Lamellen. Durch den engen und tiefen Spalt haben wir hier eine gute Annäherung eines Hohlraumstrahlers. Daher wäre es auch egal ob die Emissivität nun bei 0,1 (helles weiß) oder 0,9 (dunkles schwarz) wäre.
TRX
PS: Noch eine Anmerkung - zwischen CPU und Kühlerboden wäre eine Lackschicht trotzdem eine sehr, sehr schlechte Idee. Denn dort ist die Wärmestromdichte entsprechend hoch, dass auch die Temperaturdifferenz relevant würde.