Audio Gaming Kopfhörer Testberichte

Beyerdynamic DT 240 Pro – Studio-Feeling und Gaming-Tauglichkeit schon ab 85 Euro | Geheimtipp

Mit dem DT 240 Pro rundet Beyerdynamic seit einigen Monaten das Kopfhörerportfolio nach unten hin ab, wobei gerade dieser kleine, doch eher preiswerte Kopfhörer, aus meiner Sicht gnadenlos unterschätzt wird. Der aktuelle Straßenpreis von nur 85 Euro impliziert zwar den ungerechten Eindruck eines billigen, chinesischen Zukaufs, aber damit tut man dem DT 240 Pro wirklich Unrecht.

Auch wenn die Teile aus Preisgründen natürlich in Asien gefertigt werden, hat Beyerdynamic beim ausgewählten ODM immer noch ordentlich die Finger drauf. Das Kürzel Pro kategorisiert den DT 240 sogar für den professionellen Einsatz und er macht sicher beim Recording auch keine schlechte Figur. Klanglich habe ich fast nichts auszusetzen und so manches überhypte Gaming-Headset müsste sich eigentlich verschämt in der Ecke verkriechen.

Dass es trotz aller Euphorie natürlich auch Einschränkungen gibt, wird sicher nicht verwundern. Trotzdem kann man, wenn man fair bleibt, am Schluss dieses Tests sehr wohl erkennen, warum ich in der Überschrift Geheimtipp schrieb. Es ist nämliche durchaus einer. Nur eben nicht für jeden. Warum das so ist, werde ich jetzt gleich erklären. Vorher geht es aber erst einmal ans Auspacken.

Und genau da findet man neben dem Kopfhörer das aus dem Pro-Bereich bekannte Spiralkabel, einen 6.3-mm-Klinkenadapter und einen Transportbeutel. Reicht auch, denn mehr braucht man nicht. Das fehlende gedruckte Handbuch darf man online betrachten oder eben hier am Ende dieser ersten Seite.

 

Optik, Haptik, Komfort und Funktionalität

Auch wenn es das übliche ABS-dominierte Erscheinungsbild ist, der Materialmix passt schon. Seidenmatt schwarz, aber trotzdem kein Fingerabdruckscanner mit Archivierungsfunktion. Das Design des DT 240 Pro ist betont schlicht und zeitlos, dafür zweckmäßig und solide. Man orientiert sich am eher portablen Charakter und Einsatzzweck, aber eigentlich geht wohl alles damit.

Optisch und haptisch ist der Kopfhörer keine Diva, es passt alles so wie es muss und es bleibt wenigstens auch ehrlich. Die Galerie gibt nun einen ersten Eindruck:

Doch nicht nur Materialanmutung und Optik sind ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg eines Produktes beim Kunden. Wichtig für die Wohlfühlmomente und den richtigen Klang sind auch der Sitz eines Kopfhörers sowie die Anpassungsfähigkeit des Gelenkmechanismus. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als suboptimal oder schief sitzende Muscheln, die im Extremfall noch nicht einmal ordentlich abschließen. Da kommt man mit dem Doppelgelenk samt zweier Achsen beim DT 240 Pro jedoch nie in Verlegenheit.

Der dritte Faktor ist das Kopfband, also der Bügel samt Bespannung. Und genau jetzt kommt das erste Problem auf mich zu. Der Druck von 5 Newton ist laut Handbuch ja ok, nur trifft das wohl auf eher kleinere Köpfe zu. Wer wie ich mit Hutgröße 62 das Gardemaß für Denkgehäuse erfüllt, wird sich geradezu unter Druck gesetzt fühlen. Das mag jetzt viele abschrecken, aber man kann sich leicht abhelfen, indem man das Kopfband vorsichtig (die Betonung liegt hier wirklich auf vorsichtig) überdehnt und damit schrittweise leicht aufbiegt.

Zu locker sollte man es aber auch nicht angehen lassen, denn sonst fehlt irgendwann der Bass. Der nächste Punkt wären die Ohrpolster. Beyerdynamik wirbt mit Over-Ear, aber auch da wird es selbst bei Frauenohren schon arg eng. Es geht irgendwie ja schon, aber Sofa-Feeling kommt keines auf. Für Over-Ear etwas zu klein, für On-Ear zu groß. Wir können uns ja gern mal gemeinsam auf Namenssuche begeben, mir fällt nämlich gerade nichts Passendes ein.

Außerdem ist das Kunstleder zwar weich und die Schaumstoffpolsterung gut konturiert, aber das Pad schließt dann sogar so gut ab, dass man nach einer Stunde ein Mikroklima der anderen Art vorfindet. Aber Auswischen geht recht gut und ein Pad-Wechsel ist sogar für Grobmotoriker noch lange kein Beinbruch. Je nach Kopfform und -größe ist der Sitz also mehr oder weniger optimal. Das reicht von gut bis geht gar nicht. Wobei man ja notfalls immer noch den starken Eisenbieger mimen kann.

   

Was schön ist und auch der Flexibilität beim Einsatz entgegen kommt, sind die beiden 2,5-mm Klinken-Anschlussbuchsen für das Spiralkabel, das sich von ca. 1,25 Meter auf bis zu drei Meter auseinanderziehen lässt. Je nach Gusto kann man das Kabel also links oder rechts anschließen. Die Orientierung bleibt dabei aber stets dieselbe.

 

Tear Down

Schaun‘ wir doch mal, was sich hinter den Ohrpolstern verbirgt. Die ordentlichen 40-mm-Treiber des DT 240 Pro sitzen in einer halboffenen Kammer, bei der die frontseitigen, zusätzlichen Öffnungen von den Sounddesignern mit Vlies abgeklebt wurden. Insgesamt acht Schrauben halten Oberschale und Muschel zusammen – Rekord in dieser Preisklasse,

Im Inneren sehen wir: nichts. Beziehungsweise fast nichts. Die Kammer ist relativ groß, eine Dämpfung findet man nicht. Das Anschlusskabel zur Buchse ist extrem kurz und man sollte beim Öffnen wirklich vorsichtig agieren, falls man eigene Soundexperimente unternehmen möchte. Doch dazu schreibe ich gleich noch etwas. Spoilern kann ich jedoch schon einmal, dass diese 34-Ohm-Treiber ordentlich Druck aufbauen können und doch recht pegelfest sind. Eine passende Quelle vorausgesetzt. Der Membrandurchmesser ist also wie immer sekundär.

Die Verarbeitungsqualität ist sehr hoch, was auch beweist, dass man das Qualitätsmanagement auch auf der verlängerten Werkbank in Asien sehr ernst nimmt und voll im Griff hat. Das wiederum ist nun mal nicht wirklich selbstverständlich und muss einmal mehr hervorgehoben werden. Es geht also durchaus. Sogar in dieser Preisklasse.

 

Technische Daten

Datenblatt DT 240 Pro

 

Handbuch

Bedienungsanleitung DT 240 Pro

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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