Grafikkarten Testberichte VGA

Traum in unschuldigem Weiß: KFA2 / Galax GTX 1080 Ti Hall Of Fame (HOF) im Test

Tatsächlich erzielbare Taktraten

Der tatsächlich erreichbare Takt unterliegt einigen Einflüssen. Auch wenn die GPU-Qualität hier eine größere Rolle spielt – beeinflussen kann man sie als einziges Element leider nicht. Und so ist es am Ende gut möglich, dass eine nominell langsamere Karte eines Herstellers A schneller ist, als die Karte des Herstellers B, bei der der Kunde im GPU-Lotto eine Art Niete gezogen hat. Somit sind Vergleiche zwischen den Modellen eigentlich immer auch mit einem leichten Beigeschmack des Unwägbaren versehen.

Was jedoch stets in der Hand der Hersteller liegt, sind die Vorgaben und Umstände, mit denen Boost sonst noch arbeitet, um sich dann letztendlich situationsbedingt auf Taktraten festzulegen. Neben Vorgaben wie dem Power Target oder einem Takt-Offset, sind es vor allem die im Betrieb erreichten Temperaturen, die über die Performance entscheiden.

Während man mit der KFA2 /Galax GTX 1080 Ti HOF im Gaming-Loop im kalten Zustand noch bis zu 1974 MHz Boost-Takt verzeichnen kann, sind es im aufgewärmten Zustand immerhin noch bis zu 1936 MHz als Mittelwert über einen langen Run von 30 Minuten. Das ist recht ordentlich für eine voll durchgewärmte Karte und liegt im geschlossenen Gehäuse kaum deutlich niedriger.

Das gilt auch für den Boost-Takt bei Dauerlast im Stresstest, der ebenfalls noch relativ hoch ausfällt. Mit 1759 MHz (kalt) und 1747 MHz (aufgewärmt) liegt die Karte gut im Rennen.

Übertaktungsversuche

Natürlich verträgt die Karte auch größere Übertaktungsversuche, die bei uns in stabil zu erreichenden 2012 mit Luftkühlung endeten. Dafür muss man vorher jedoch die Lüftersteuerung aufs Maximum stellen (Schalter am Slot-Panel) und es wird dann als Folge auch richtig laut. Was man unbedingt tun sollte, ist eine Heraufsetzung des Power Targets auf das mögliche Maximum. Nachfolgend zeigen wir die Ergebnisse, die wir mit unserer Karte und dem MSI Afterburner Extreme nach langer Aufwärm- und Testzeit in Witcher 3 erreicht haben.

Takt-
anhebung
Power Target
Afterburner
Voltage
Afterburner
Durchschnittl.
Boost-Takt
Durchschnittl.
Spannung
Leistungs-
aufnahme
Keine    100% Standard 1936 MHz 1.050 V 278.2 W
Keine 100% Maximum 1962 MHz 1.062 V 287.8 W
+30 MHz 128% Maximum 2067 MHz (Mittelwert) 1.075 V 343,9 W

Solange die Temperaturen dann unter ca. 65°C im Gaming-Loop blieben, waren auch stellenweise sogar etwas mehr als die 2067 MHz Boost Takt drin, die als Mittelwert gut gehalten werden konnten. Aber das alles ist wieder einmal GPU-Lotto, wobei Kühler und Spannungsversorgung klaglos mitgespielt haben.

Beim Speicher muss man Glück und vor allem Ausdauer besitzen, denn nicht alles, was stabil erscheint, ist es auf Dauer auch. Mit geeigneten Spielen (z.B. Witcher 3 oder Metro LL) lässt sich dies aber über einen längeren Zeitraum hin schon recht gut herausfinden. Die 300 bis 350 MHz Dreingabe auf den ohnehin schon etwas übertakteten Speicher waren noch drin, dann ging die Performance aber, wie immer, wieder leicht zurück – bis hin zum Crash.

Infrarot-Analyse der Platinentemperaturen

Wir messen an der GPU-Diode im offenen Aufbau 66°C als GPU-Temperatur, Spannungswandler und Speicher sind noch weit im tiefgrünen Bereich. Trotz echtem VRM-Heatsink kann man diesen Wert so erst einmal stehen lassen.

Im geschlossenen Gehäuse steigt die GPU-Temperatur auf 72°C an. Die fast 84°C für die Spannungswandler resultieren aus der nur indirekten VRM-Kühlung über den Montage-Frame. Aber es ist noch akzeptabel und weit genug entfernt, potentiell Schäden zu verursachen.

Etwas anders sieht es beim Stresstest aus, denn bei 65 bis 66°C GPU-Temperatur sind es jetzt die Spannungswandler für den Speicher und einige der Speicher-Module, die mit 85°C bereits etwas wärmer werden.

Doch es geht sogar noch etwas heißer, denn beim Stresstest im geschlossenen Gehäuse sind es dann 70°C für die GPU und immerhin fast schon 88°C für den Speicher und dessen Spannungswandler. Die Wärme geht von den Spannungswandlern des Speichers aus und breitet sich über Platine und Montage-Frame mit der Zeit in Richtung Speichermodule aus.

Die Grenzwerte liegen bei ca. 95°C für den Speicher, so dass wir hier in der A-Note noch keinen Strafpunkt abziehen würden, aber die B-Note leidet dann schon ein wenig.

Es wird zwar keine Komponente wirklich grenzwertig thermisch belastet, aber allein der Umstand, dass ein direkter VRM-Heatsink völlig fehlt, zeigt uns das verschenkte Potential dieses Grafikkartenkühlers. Abschließend haben wir noch einmal den Montage-Frame auf die Platine projiziert, um das Problem zu veranschaulichen:

Lüfterdrehzahlen und Geräuschemission („Lautstärke“)

Zunächst aber erinnern wir uns noch einmal kurz zurück an die An-Aus-An-Aus-Problematik der Galax / KFA2 1080 HOF, bei der uns der Anschubimpuls immer und immer wieder nervte, da die Lüfter danach auf viel zu niedrige Drehzahlen zurückfielen, die sie einfach physikalisch zum Stehenbleiben zwangen. Wobei sich das Spiel genauso lange wiederholte, bis laut Kurve nach dem weiteren Erhitzen endlich ausreichend hohe Drehzahlen (über 900 U/min) anlagen und die Lüfter, ohne sich selbst zu stoppen, sicher durchlaufen konnten.

Ein BIOS, welches einfach die Trägheit und Anlaufdrehzahlen der damaligen Lüfter zugrunde legte, um den Einschaltzeitpunkt für das Anlaufen auf die erforderliche Temperatur zu setzen, wurde damals von Nvidia schon bei Zotac und den gleichen Problemen berechtigterweise nicht genehmigt. Und nun? Werfen wir nun einen Blick auf die neuen Lüfterkurven! Auch wenn die Lüfter nun recht leise agieren und man es kaum hört, der An-Aus-An-Aus-An-Loop ist wieder mit von der Partie.

Was wir aber in jedem Fall anmerken müssen, sind die deutlich höheren Drehzahlen im geschlossenen Gehäuse, die natürlich auch zu einem stärker wahrnehmbaren Betriebsgeräusch führen. Was wir positiv bewerten können, ist das recht moderat ausfallende Lager- und Motorengeräusch, welches im Rauschen des Luftstroms dezent untergeht.

Wir messen im temperierten Spezialaufbau unseres reflexionsarmen Messraums dann 40,4 dB(A) für die erwärmte Karte mit den Lüfterdrehzahlen des geschlossenen Cases, was immer noch im Rahmen der akzeptablen Geräuschentwicklung liegt. Im offenen Aufbau sind es nur 38.7 dB(A).

Zwischenfazit

Die Karte besitzt einen sehr potenten Kühler mit sehr viel Potential und eigentlich richtig guten Reserven fürs Übertakten. Mit einem echten VRM-Heatsink hätte man sicher auch viele Bereiche der Platine noch deutlich kühler halten können.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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