Korpus und Chassis
Nubert setzt beim Korpus überwiegend auf 19-mm-MDF, wobei die Bodenplatte mit dem eingelassenen Subwoofer und der Montageplatte samt Bedienteil auf 25 mm verstärkt wurde. Das eingelassene Chassis sitzt auf seinem äußeren Gummi-Ring auf der glatten Oberfläche perfekt auf und ist von außen mit sechs massiven Holzschrauben (Torx) ordentlich verschraubt. Die zur Kabel zur Audio-Platine sind ausreichend lang und ich erwähnte es ja, dass durch das Bassreflex-Rohr eingedrungene Fremdobjekte besser entfernt sein sollten. Wem so ein Malheur wirklich einmal passieren sollte: Bitte schraubt NUR das Chassis heraus und NICHT die Platte mit der ganzen Elektronik!
Das 4-Ohm-Chassis mit seinen 22,4-cm Durchmesser sollte von Peerless stammen, wobei das dänisches Unternehmen nach dem Aufkauf durch Tymphany nur noch eine reine Marke ist und wie fast alle amerikanischen Ableger zu „made in China“ wurde. Zumindest bei Peerless tut dies der Qualität erst einmal keinen Abbruch. Zudem es immer recht praktisch ist, wenn man die z.B. die Chassis gleich dort produziert, wo man auf großen Neodym-Vorkommen sitzt. Seltene Erden sind zumindest dort gar nicht so selten und vor allem günstiger. Der Rest ist eine ansprechende Serienkonstanz, die Nubert bei einer kompletten Eigenproduktion wohl kaum so perfekt hinbekommen würde. So aber kann man beruhigt auf Bestehendes aufsetzen und selbst noch weiter optimieren.
Der massive, aufragende Korb zeigt sehr schon, dass es sich hier um ein Cassis mit einem sehr großen Hub handelt. Die Membran aus einem Polypropylen-Verbundmaterial schafft eine recht große Auslenkung, womit sich dann auch der Mindestabstand zum Fußboden wieder erklärt.
Die Netzteil-Platine
Die Audio- und die Netzteil-Platine sind mit Abstandshaltern gestackt an der Rückplatte mit den Eingängen und Reglern befestigt, wobei das Schaltnetzteil quasi die oberste Schicht darstellt. Damit die Werte für den Standby-Betrieb eingehalten werden können, ist der Standby-Zweig separat ausgeführt und der Subwoofer schaltet sich nach maximal 20 Minuten ohne Signal ab. Je nach Quellenwahl (Wireless oder Cinch) ist auch noch das Funkmodul aktiv, dessen Leistungsaufnahme auch im Standby noch bis zu 1,5 Watt beträgt. Wer sparen will und nicht bis zum Stecker hangeln kann, schaltet das Teil per App um. Im Urlaub gilt wie immer: Stecker raus oder Schalter umlegen.
Meist will man gar nicht wissen, was so alles in ein Netzteil mit eingespeist wird, denn die Netzspannung kommt recht selten allein und sauber aus der Dose. Spätestens wenn weitere Verbraucher mit an einem Verteiler hängen, kann es schnell eklig werden. Man setzt beim Netzteil nach dem physikalischen Ein-/Aus-Schalter auf eine ordentliche Eingangs-Filterung und die Glättung gegen Spikes sowie die unerwünschte HF-Einstrahlung, samt eines MOV als Überspannungsschutz. Was optisch fehlt, sind eine Schmelzsicherung auf der Platine und ein echter Supervisor-Chip auf den Spannungschienen der Sekundärseite samt Shunts, wenn es doch mal einen Kurzschluss gibt. Die beiden ordentlichen Primär-Elkos besitzen jeweils eine Kapazität von satten 680 µF, was sogar kurze Spannungsdrops wettmachen kann. Zum Hersteller komme ich gleich noch.
Trotz der hohen Kapazität hält sich der Einschaltstromstoß (Inrush Current) pro Box noch in einem erträglichen Rahmen. Allerdings würde ich zwingend davon abraten, den Subwoofer und beide Lautsprecher hinter eine gemeinsam genutzte Funksteckdose zu hängen (macht man ja eh nicht). Wer sehr empfindliche 16-A-Sicherungen im Schaltkasten sitzen hat, wird hier unter Umständen mit etwas Pech auch schon mal schneller im Dunkeln sitzen, als es ihm lieb ist. Aber das ist das Problem aller Schaltnetzteile.
Die komplette Kondensatorbestückung der Elektrolyten setzt auf sehr zweckmäßige 105 °C Modelle von Jianghai, sowohl auf der Sekundärseite (im Bild unten) und der Primärseite, sowie der Spannungswandlung. Mit den fast 1500 µF auf der Sekundärseite schafft man einen ordentlichen Puffer für Leistungsspitzen. Es ist also kein „hartes“ Netzteil, das wie ein Cutter am Limit klebt, sondern eher „weich“. Diese ausgewiesenen Low Impedance und High Ripple Current Kondensatoren sind bestens geeignet, auch ein paar Jahre zu überstehen. Jianghai ist einer der ältesten chinesischen Hersteller und hat die komplette Kondensatorproduktion von Hitachi gekauft. Also hat man im Endeffekt Hitachi-Qualität zum fairen Preis. Die Teile müssen sich hinter denen von Chemicon also nicht verstecken.
Die Funk-Module
Das am Stack seitlich hochkant verschraubte Wi-Fi-Funkmodul für sie Signal-Übertragung setzt auf einen Custom SoC von Renesas für das 5 GHz bzw. 5.8-GHz-Band. Das Ganze ist reichlich proprietär, was auch Sinn macht, damit nichts durcheinander funkt. Sender und Empfänger sind automatisch aufeinander abgestimmt und harmonieren nur im Nubert-Kosmos. Das 2,4-GHz-Band bleibt dem Bluetooth-Modul vorbehalten, so dass man auf konkurrierende Bänder absichtlich verzichtet hat.
Das 2,4-GHz-Bluetooth-Modul sitzt Huckepack auf der Audio-Platine und nutzt einen CSR 1011. Hier handelt es sich um einen ordentlichen Low-Latency-Chip ohne große Besonderheiten.
Die Audio-Platine
Die ganzen Platinen werden übrigens bei Huizhou Glorysky Electronics Co Ltd. im Sun City Industrial Park hergestellt, die Entwicklung der Schaltung stammt jedoch von Nubert selbst. Huizhou liegt in der Provinz Guangdong, der Park ist wirklich riesig und zudem auch recht modern. Ok, ich schweife ab… Kommen wir besser zur Audio-Platine, die so geheimnisvoll auch nicht ist, wenn man schon andere Nubert-Systeme zerlegt hat.
Fast zentral liegt das Herzstück der gesamten Konzeption: der D2-92634 D2Audio von Renesas. Dieser D2-3(S) Audio SoC fungiert als Digitaler Soundprozessor (DSP) und ist quasi das Mädchen für alles. Das hier verbaute System-on-Chip (SoC) bietet eine effiziente und konfigurierbare Audio Signalwegverarbeitung einschließlich Entzerrung, Dynamikbereich-Komprimierung, Mischung und Filterung sowie eine vollständig konfigurierbare High Level-Programmierschnittstelle. Die integrierte PWM-Engine unterstützt die programmierbare und dynamische Steuerung der Audioausgabe, Noise Shaping, einen eingebetteten asynchronen Abtastratenwandler. Sie steuert auch direkt die PWM-Leistungsstufe mit SNR-Werten >110 dB und einem THD+N von <0,01 % an.
Außerdem schafft die mit diesem DSP realisierte Aktivweiche für die Frequenzbegrenzung eine fast schon ideale Anpassung mit recht steiler Flanke. Das Sprung- bzw. Impulsverhalten ist als gut zu bezeichnen. Außerdem setzt man für die Prozessabwicklung als MCU auf eine relativ schnelle 32-Bit Arm-Cortex-CPU. Die Firmware ist in einem separaten BIOS-Chip gespeichert.
Bei den Endstufen handelt es sich um einen sogenannten UCD-Schaltverstärker (Universal Class D), der die Wirkungsweise eines analogen Schaltverstärkers erheblich verbessert. Mittels dieser Technologie aus den 1980ern schafft man eine sauberere Signalaufbereitung als mit herkömmlichen Class-D-Brückenschaltungen und diversen vorgeschalteten Wandlern und Treibern. Das vom DSP in Echtzeit auf die einzelnen Zweige aufgeteilte, pulsweitenmodulierte Signal (PWM, 384 KHz Taktung) wird ohne Umwege in digitaler Form an die PWM-Ausgangsbrücke mit einem TAS 5162 geschickt. Rausch- und Jitterarmut sind dann der Lohn dieses Kniffes. Um zudem ein ein Phasen-stabiles Verhalten und niedrige TIM- und THD Fehlerwerte zu bekommen, benutzt man mit Sicherheit noch eine Gleichspannungs-Filterung im niedrigen, einstelligen Hertz-Bereich.
Der TAS 5162 sitzt hier rückseitig unter einem Aluminium-Kühlkörper, die beiden Schrauben dienen der Befestigung. Zwischen Kühler und Montageplatte liegt noch ein Wärmeleitpad. Auf der Platinenoberseite ist die relevante Fläche vergoldet und mit einem Lochraster versehen worden.
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