Eins war klar: Als Kind der 80/90er Jahre und Retro-Fan musste natürlich irgendwann eine selbstgemachte Gaming-Konsole an den Wohnzimmerfernseher, denn ich liebe alten Pixelbrei und Nostalgiagasmen. Die Reise zur perfekten Retro-Konsole dauert nun schon über ein Jahr an und es gibt in diesem Bereich immer viele Ideen zur Nachbesserung, dennoch möchte ich meine Erfahrungen mit euch teilen und darum soll es in diesem Artikel für IgorsLab gehen. Ich wünsche also viel Spaß beim Lesen.
Rechtlicher Status und Ausschluss:
Das illegale Herunterladen und Inbetriebnehmen von urheberrechtlich geschützter Software, auch im ROM-Format, kann eine Strafe nach sich ziehen, denn es verstößt in den meisten Fällen gegen das Urheberrecht! Es gibt jedoch für jede Konsole und jeden Emulator eine Homebrew-Szene, die freie Spiele für viele Systeme kostenlos und legal bereitstellt!
Was ist Emulation?
Der Begriff kommt vom Lateinischen „aemulare“ was Nachahmung / Nachbildung bedeutet. Es geht bei einem Emulator also darum, das Zielsystem in verschiedenen Aspekten so gut wie möglich nachzubilden. Die Hardware der meisten Systeme ist mittlerweile steinalt und kann auch physisch oft nicht mehr nachgebaut werden, da Bauteile auch nur eine gewisse Lebensspanne haben und zum Großteil gar nicht mehr hergestellt werden. Auch schon erworbene, alte Spielekonsolen können mitunter nicht mehr funktionsfähig sein, oder deren ehemals weißes Gehäuse ist über die Jahre vergilbt und eher ein negativer Blickfang neben dem eigenen Fernseher.
Aus diesem Grund stützt sich der gemeine Emulator auf das Verfahren, die Hardware über Software zu emulieren, was uns aber zum omnipräsenten Stolperstein bringt: die Performance. Je nach Aufbau des Systems, der Architektur und der verbauten Hardware kann es zum Teil enorme Eingangsleistung benötigen ein altes System zu emulieren. Ein vorgegriffenes Paradebeispiel wäre hier die Playstation-Serie von Sony, deren Emulatoren die höchsten Leistungsanforderungen haben. Es ist also der Natur der Nachahmung und dem Nichtvorhandensein der Originalhardware zu verdanken, dass man bei der Emulation generell viel mehr Leistung hineinstecken muss, als man vielleicht am Ende herausbekommt.
Aber hey, was tut man nicht alles für eine Zeitmaschine zurück in die Jungend oder Kindheit? Je nach persönlichem Geschmack muss dann auch noch Leistung bereitgestellt werden für Upscaling in Full HD, oder gar 4K, wir bemerken also, der Spaß steht und fällt mit der abrufbaren Leistung des Systems. Und genau damit fangen wir jetzt mal an.
Vergleich typischer Retrogaming-Hardware
Das Allheilmittel der Wahl stellen in diesem Bereich Einplatinencomputer (engl: SBCs (Single Board Computer)) wie z.B Raspberry Pi dar. Auch ASUS Tinker Boards oder ODROID Modelle können dafür herangezogen werden. Der Vorteil dieser Systeme liegt dabei auf der Hand: Sie sind günstig in der Anschaffung, es gibt viele vorgefertigte Distributionen und sind in der Regel flüsterleise. Mein persönlicher Werdegang ließ mich mit einem Raspberry Pi 3+ beginnen, ging dann voller Hoffnung zum Nachfolger, über den ODROID N2+ bis schließlich zum klassischen HTPC für das heimische Wohnzimmer. Sehen wir uns doch mal die Spezifikationen der gerade angesprochenen Systeme an:
System: |
Raspberry Pi 3 B+ |
Raspberry Pi 4 |
ODROID N2+ |
CPU: |
ARM Cortex A53 |
ARM Cortex A72 |
ARM Cortex A73+A53 |
Kerne: |
4 |
4 |
4+2 |
CPU Taktfrequenz: |
1,4 Ghz |
1,5 Ghz |
2,4 Ghz + 2 Ghz |
GPU: |
Broadcom Video Core |
Broadcom Video Core |
Mali-G52 |
GPU Taktfrequenz: |
300/400 Mhz |
500Mhz |
800Mhz |
RAM: |
1 GB LPDDR 2 |
Bis 8 GB LPDDR 4 |
Bis 4 GB LPDDR 4 |
Ethernet: |
10/100/1000 Mbit/s |
10/100/1000 Mbit/s |
10/100/1000 Mbit/s |
Bluetooth: |
4.2 LS LE |
5.0 LE |
NEIN |
WLAN: |
Broadcom 2,4 & 5 Ghz |
Broadcom 2,4 & 5 Ghz |
NEIN |
Leistungsempfehlung: |
Bis Super Nintendo |
Bis Nintendo 64 / PS 1 |
Bis PS 2 / Game Cube |

Für Einsteiger, die einfach in Originalauflösung und ohne Skalierung, Shader oder Filter spielen wollen, reichen Raspberry Pi Systeme also aus, dort aber auch nur bis zur ersten Playstation. User, die höhere Ansprüche haben und nicht auf den kleinen Formfaktor verzichten wollen, greifen zum ODROID N2+, auch wenn dieser den Nachteil von fehlenden Schnittstellen hat, welche aber über USB nachrüstbar sind. Anbei noch ein Benchmark-Vergleich der Systeme
Wir sehen also, dass sich die SBCs von den Spezifikationen her ziemlich ähneln, es aber doch gravierende Unterschiede in der Leistung gibt. Schwierig wird die Abbildung von Kenndaten auf die reale Leistung, da vor Allem die verwendeten Emulatoren bisweilen effizienztechnisch stark schwanken. So gibt es je nach System Derivate und Forks, die speziell für den Raspberry Pi geschrieben worden sind, als auch Ausführungen mit Unterstützung für Multicore-CPUs. Die rein theoretische Beurteilung der Leistung, die wir als angemessen empfinden wird dadurch erschwert oder gar unmöglich gemacht.
Mir ging es damals genauso, deswegen blieb für mich nur Trail-and-Error übrig, also habe ich mich monatelang durch die Systeme gewühlt, getuned und versucht herauszuholen, was möglich ist. Die Ergebnisse findet Ihr in späteren Abschnitten, vorher müssen wir aber noch über die Bedürfnisse der User heutzutage sprechen.
Schnittstellen, Tools und Apps
Wenn du mittlerweile in der recht komplexen Landschaft der Retro-Emulation die Orientierung verloren oder noch gar keinen blassen Schimmer davon hasthast, dann ist dieser kleine Art Glossar mit Beschreibungen und Tipps genau das Richtige:
- Betriebsysteme für Retro-Gaming:
RetroPie, RecalBox, Lakka, Batocera, Windows - Schnittstellen:
Bluetooth (Controller), WLAN, Ethernet. Beachtet hierbei bitte, dass lediglich die RaspberryPi Modelle alle Schnittstellen nativ mitbringen. - Grafikschnittstellen:
OpenGL (Läuft auch auf Linux), Direct3D (Sehr performant, nur unter Windows), Vulkan (AMD-API für Video und GPGPU) - Image-Tools:
Etcher, RUFUS werden benötigt, um die vorgefertigten Images der OS auf eine SD-Karte zu transferieren. - Terminal-Tool:
Putty erlaubt das Fernverwalten von Dateien auf Laufenden Linux-Distributionen, sehr hilfreich, wenn man etwas tweaken möchte, gerade aber weder Maus noch Tastatur am Retro-System hat. - Scraper:
Ist ein Betriebssystem internes Tool, mit dem man Metadaten und Box-Art verschiedenster Spiele und Systeme direkt auf dem Retro-System herunterladen kann. - KODI:
Mächtiges Open-Source Media Center mit vielen Erweiterungen wie z.B. Spotify, Youtube und Radio.de - EmulationStation:
Ist das Frontend einiger Retro-Gaming OS‘ und bestimmt die Darstellung, sowie die Menüaufteilung - Core:
Unter diesem Begriff versteht man verschiedene Emulatoren für das gleiche System. Bei Nintendo 64 hat man, je nach Distribution z.B. die Wahl zwischen dem Mupen64Plus oder Mupen64Plus Parallel für Multicore CPUs. - Libretro, RetroArch:
Im Prinzip eine vorinstallierte, konfigurierte Sammlung aus Emulatoren-Cores für viele verschiedene Systeme. - LaunchBox:
Ein Frontend und Organisationsmenü für Windowsbasierte Retro-Gaming-Konsolen. Unterstützt einen Full Picture Mode, das Importieren von Spielen verschiedener Plattformen wie Steam und einen Scraper. - Gopher360:
Lässt den User die Maus am PC mit einem Xbox-Controller steuern. - Controller Companion:
Ebenfalls Steuerung des Maus-Cursers mit einem Controller, lässt sich aber mit Hotkeys pro gestarteter App verknüpfen und kommt mit einer Bildschirmtastatur im Gepäck.
30 Antworten
Kommentar
Lade neue Kommentare
Urgestein
Veteran
Neuling
Urgestein
Veteran
Neuling
Veteran
Mitglied
Neuling
Urgestein
Mitglied
Neuling
Veteran
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Veteran
Urgestein
Mitglied
Alle Kommentare lesen unter igor´sLAB Community →