Audio Sound System Testberichte

Voll gegen die Wand (gestrahlt): Logitech G560 2.1 System im Test

Mit dem G560 bietet Logitech ein neues, auf Lightsync basierendes 2.1 Gaming-Lautsprechersystem, welches nicht nur Druck auf die Ohren ausüben, sondern auch noch eine Ambilight-ähnliche Hintergrundbeleuchtung der Wand in Echtzeit bieten soll. Das Anli...Standardeinstellung: Out-Of-The-Box Wie wir Audio testen, haben wir z.B. im Grundlagenartikel "Gaming-Headsets: Mythos, Wahrheit und wie wir testen" bereits sehr ausführlich und transparent dargelegt, denn mit dem üblichen Audio-Geschwurbel von Bassg...

Standardeinstellung: Out-Of-The-Box

Wie wir Audio testen, haben wir z.B. im Grundlagenartikel „Gaming-Headsets: Mythos, Wahrheit und wie wir testen“ bereits sehr ausführlich und transparent dargelegt, denn mit dem üblichen Audio-Geschwurbel von Bassgewittern und Hochtonpeitschen kommt man nicht wirklich weiter. Man muss schon subjektiv gut zuhören können und parallel dazu auch messen. Beginnen wir zunächst mit Letzterem.

Die Bassanhebung von ca. 16 dB bei 100 Hz erzeugt zwar einen fetten Oberbass und selbst die 40 Hz-Marke liegt noch voll im Programm, aber der Subwoofer ist schlichtweg zu präsent und tötet alles oberhalb von 200 Hz, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Der Bereich von den unteren Mitten bis hin zum Superhochton ist fast schon linear abgestimmt, geht aber voll unter. Hier muss manuell dringen nachbessert werden.


Ändert man am Equalizer den bollernden Bass-Matsch wie abgebildet, dann tritt der Subwoofer wieder brav zurück ins Glied und gibt sich deutlich züchtiger. Auch wenn sich das System direkt an Gamer richtet, wenn man vor lauter Rumpeln den Schuss nicht hört, kann nun mal keiner gewinnen. Und unseren Blindtest hätten wir sicher auch Taubtest nennen können.

Das Ergebnis nach dem Eingriff am Equalizer kann sich durchaus sehen und vor allem hören lassen. Schaun wir also, was unser subjektiver Hörtest bringt!

Subjektives Hörerlebnis – Original gegen Optimierung

Testen wir nun auch subjektiv, was man ans Ohr bekommt. Wir hatten die G560 zuvor noch drei Nächte einspielen lassen, um auch den Einspiel-Fanatikern eine Chance zu geben. Einen subjektiv begründbaren Unterschied konnten wir jedoch nicht feststellen. Das mal vorab.

Basswiedergabe

Den Tiefstbass in der Subkontraoktave (16,4 Hz bis 32,7 Hz) testen mit einer Aufnahme von Bachs Toccata und Fuge D-Moll (19 und 25 Hz) sowie der Festival-Ouvertüre 1812 von Tschaikowsky (10 Hz und 12,5 Hz). Das gleiche gilt auch für die unteren Bereiche der Kontraoktave (32,7 bis 65,4 Hz). Die große Basstrommel (Kick Drum), die in der U-Musik ein gern gesehener Begleiter und meist auf ca. 55 bis 60 Hz abgestimmt ist, wird diese Beurteilung dann abrunden.

Ohne Korrektur ist der Bass eigentlich eine Zumutung. Das Wummern ist unkoordiniert und der Oberbass ist viel zu präsent. Insgesamt ist der Bass also viel zu fett, ohne jedoch echten Tiefgang zu zeigen.

Nach der Korrektur ist das Verhältnis deutlich ausgewogener und der Subwoofer spielt nun auch deutlich präziser. Der Sound ist relativ trocken, besitzt aber keinen echten Tiefgang. Die gesamte Abstimmung einschließlich der des Resonators ist viel zu hoch.

Die Pegelfestigkeit in Spielen ist nach der Korrektur gut, vorher war sie akzeptabel. Das Einschwingverhalten ist allerdings nur befriedigend und insgesamt kann man festhalten, dass der Bass zwar laut, aber nicht das Nonplusultra ist.

Der Oberbass bis 150 Hz, in dem auch die Große Oktave (65,4 bis 130,8 Hz) liegt, beherbergt die Sprachgrundfrequenz der männlichen Stimme und entscheidet sehr stark über die naturgetreue Wiedergabe männlicher Vocals.

Vor der Korrektur ist der Oberbass genauso fett wie der Bass an sich, was vor allem männliche Vokals komplett entstellt. Das fällt dann zur Obergrenze hin plötzlich beim Pegel ins gefühlt Bodenlose und der gesamte Klang ist fast schon so pappig wie in Tante Helgas Party-Keller.

Nach der Korrektur ist der Oberbass exakt dort, wo er hinsoll und auch das Loch beim Übergang zwischen Subwoofer und Satelliten ist erträglich. Gerade fürs Gaming ist es wichtig, dass unkoordiniertes Bollern keine breitbandigen Details (Schüsse, Schritte, Motoren) wegdrückt. Die Orientierung leidet darunter nämlich enorm, Musik sowieso.

Mitteltonbereich

Die unteren Mitten (auch Grundtonbereich) liegen bei ca. 150 bis 400 Hz. Zusammen mit dem bereits erwähnten Oberbass spielt dieser Bereich eine sehr wichtige Rolle für die subjektiv empfundene Wärme bzw. Fülle des Klangbildes. Die Sprachgrundfrequenz weiblicher Stimmen ist in diesem Bereich zu finden.

Weibliche Vocals kommen ebenfalls gut und relativ warm auf den Punkt. Die Klangfarbe der eingespielten Instrumente ist über diesen gesamten Bereich ebenfalls eher als warm zu bezeichnen. Die Auflösung ist hingegen nur Mittelmaß, schade. Beim Gaming spielt dieses kleinere Manko hingegen keine Rolle. Allerdings kann der Mitteltonbereich nur dann auch akustisch beim Hörer punkten, wenn der Bass auf manuell auf einen Normalpegel zurückgestutzt wurde.

Die oberen Mitten zwischen 400 Hz bis etwa zwei KHz beinhalten bei einem KHz eine Marke, die immer noch als Referenz für viele Messungen gilt. Das merkt man leider auch oft bei günstigeren Geräten, da die Hersteller oft versuchen, gerade diese Frequenz etwas überzubetonen. Auch beim Gaming spielt dieser Bereich keine unbedeutende Rolle und eine ausgewogene Wiedergabe trägt nicht unwesentlich zu einer guten räumlichen Auflösung bei.

Der Ingame-Sound ist gut, bei Musik bieten fast alle Instrumente die geforderten Nuancen und auch die Auflösung ist noch einigermaßen gut. Die Bühne ist jedoch im Vergleich zu guten Lautsprechern relativ schmal. Die Ortung fällt deswegen zwar akzeptabel, aber nicht wirklich präzise aus. Das System kann durchaus auch Musik, aber vordergründig sollte man doch besser damit spielen, denn die gesamte Abstimmung geht eher in Richtung Shooter. Nuancierte Geschichten werden aber vom Bass konterkariert, solange man nicht manuell nachbessert.

Hochtonbereich

Zwischen zwei bis etwa 3,5 KHz ist das menschliche Gehör am empfindlichsten, zumal dieser Bereich der unteren Höhen für die gute Oberton-Wiedergabe der menschlichen Stimme zuständig ist. Dieser Frequenzbereich ist nämlich entscheidend für die Wiedererkennung einer Stimme oder eines Instrumentes; man spricht in diesem Zusammenhang auch von der jeweiligen Klangfarbe.

Wir hätten uns etwas mehr Prägnanz und Präzision gewünscht. Die Sprachwiedergabe passt so, fällt aber nach oben hin etwas muffig und dumpf aus. Auch hier gilt die Eingangsbemerkung, dass alles soweit passt, wenn der Bass nicht alles gegen die Wand spielt. Es klingt mit Korrektur einigermaßen natürlich und relativ neutral. Vor allem die Ortung im Spiel ist ja wichtig und genau dort sind wir dann doch etwas zwiegespalten.

Die mittleren Höhen (3,5 bis sechs KHz) entscheiden über das Ge- oder Misslingen der Sprachwiedergabe als Gesamtbild, denn die S- und Zischlaute (Sibilanten) fallen in diesen Bereich. Die oberen Höhen reichen dann bis ca. zehn KHz, um in den Superhochton überzugehen.

Der starke Abfall ab ca. 12 KHz aus der Messkurve ist hörbar – wenn man bewusst hinhört. Beim Gaming wird man es aber eher nicht wahrnehmen. Einige Sibilanten kommen fast schon zu zurückhaltend ans Ohr, aber wenigstens zischelt nichts. Es wird auch nicht metallisch, was zu gefallen weiß. Nur der Superhochton schwächelt in der Brillanz, aber das liegt an der Charakteristik der Treiber.

Zusammenfassung und Fazit

Ohne Lightsync und die Gimmicks mit der RGB-Beleuchtung würden wir das System maximal in der 150-Euro-Klasse sehen, mit der Tendenz nach unten. So fair muss man den Mitbewerbern gegenüber auf jeden Fall bleiben. Was aber ein Alleinstellungsmerkmal ist und bleibt, nämlich die Ambilight-ähnliche Wandbeleuchtung, kann den Aufpreis von 100 Euro durchaus kompensieren, wenn man auf so etwas wirklich steht.

Wer also nicht gern nur übers eigene Gesicht strahlt, sondern dies auch gern der Wand am Monitor passend zum Monitorinhalt gönnt, darf trotz aller akustischen Schwächen gern zugreifen. Selbstbaulösungen sind schwierig und kaum günstiger zu realisieren.

Sieht man dies alles im Kontext und ist man nicht gerade audiophil veranlagt, kann man mit diesem System sogar jede Menge Spaß haben. Vorausgesetzt, man findet den Softwarequalizer und zügelt den sehr vorlauten Subwoofer. Sonst wird aus dem Bollwerk ein Bollermichweg. Und das wiederum kann keiner brauchen.

Technische Daten im Überblick
Typ: 2.1-Soundsystem
Abschirmung: keine Angabe
Ausgangsleistung: 120 Watt RMS (Subwoofer 60 Watt, Satelliten 2x 30 Watt)
Verstärkertyp: 3-Kanal-Digitalverstärker, getrennt für Subwoofer und Satelliten
Frequenzbereich: 40 bis 18.000 Hz (Hersteller)
35 bis 12.500 Hz +/- 3 dB (Messung)
Abmessungen (HxBxT): Subwoofer:  404 mm x 255 mm x 207 mm
Satelliten: 148 mm x 166 mm x 118 mm
Material: Subwoofer: 12mm MDF, beschichtet
Satelliten: Kunststoff
Treiber: Mittel-/Hochtöner (Wide-Range Chassis)
Tieftöner (Downfire), Bassreflex
Eingänge: USB, Bluetooth 4.1
1x 3,5 mm Klinke
Ausgänge: keine
Zubehör: Keines
Leistungsaufnahme
(Messung):
Stand-By: < 0,5 Watt
Leerlauf: 2,8 Watt (RGB aus)
Durchschnitt: 45,2 Watt
Maximum: 121,2 Watt
Schutzschaltungen: keine Angabe
Netzspannung: 110-240 Volt, 50/60 Hz
Preis: 249 Euro (UVP)

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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