Wie und wo können wir die Asus RX Vega64 Strix OC jetzt einordnen? Die Karte ist an sich durchaus eine solide Geschichte, sieht man von den heißen Spannungswandlern einmal ab. Die Verarbeitungsqualität ist ordentlich und die Komponentenauswahl ist es auch. Viel besser hätte man es in dieser Konstellation auch kaum realisieren können. Trotzdem bleiben neben vielen sehr positiven Eindrücken auch ein paar Kritikpunkte übrig.
Dass die Karte vor allem auf den Einbau in geschlossene Gehäuse so empfindlich reagiert, liegt an der Ausrichtung der Abluft, die zuerst gegen die Seitenwand bzw. das Mainboard gedrückt und dann zu einem nicht unerheblichen Teil auch wieder zur Kühlung angesaugt wird. Manche Mitbewerber nutzen geneigte Lamellenenden oder eine zweckmäßig gestaltete Kühlerabdeckung, die der ausströmenden Abluft noch eine optimalere Richtung mit auf den Weg gibt.
Wir hätten die Karte gern auch im Hinblick auf das Wärmeleitpad zwischen Platinenrückseite und Backplate gemodded, hätten dann allerdings auch den angeklebten Kunststoff-Chip der RGB-Hintergrundbeleuchtung mit Gewalt entfernen müssen, weil er leider einen Teil der relevanten Kühlfläche verdeckt. Hätte Asus das Logo wenigstens um 90° gedreht ausgespart oder von Haus aus etwas kleiner gehalten, wäre auch ein problemloser Umbau möglich gewesen. So aber sind wir gehandicapt, weil wir die Karte sonst hätten irreversibel verändern müssen.
An AMDs sehr eigenwilliger Lüfterkurvengestaltung kann auch Asus nichts ändern, Guideline ist Guideline. Aber ein paar Umdrehungen pro Minute im völlig aufgewärmten Zustand hätten sicher geholfen, einen Teil der Komponenten besser zu kühlen. Nutzt man wirklich das Power Limit voll aus, hat man nach ca. 30 Minuten entsprechender Last um die 100°C und deutlich darüber auf einem sehr großflächigen Teil der Platine. Wenn man davon ausgeht, dass die Hersteller des Platinenmaterials nur ca. 95°C als Langzeitobergrenze empfehlen, ist das schon eine Herausforderung (Austrocknung, Bending).
Aber auch ohne Erhöhung des Power Limits und guter Auslastung erreicht die Abwärme der Spannungswandler nach nur 12 bis 15 Minuten bereits den Bereich unter dem Sockel, um diesen dann auch von unten her mit aufzuwärmen. Eine Wärmeflussanalyse in einer Hotbox hätte diesen Umstand sehr einfach und schnell nachweisen lassen, zumal Firmen wie z.B. PC-Partner solche Boxen mit Sensoren und IR-Equipment ja auch besitzen und benutzen.
Fazit
Nur dieses eine Teil-Ergebnis hält uns davon ab, dieser ansonsten sehr ausgewogenen Karte einen Kauftipp zu verpassen, der wegen der mangelnden Verfügbarkeit aber eh schon sarkastisch genug gewesen wäre. Sie macht auch optisch deutlich mehr her, als die buchhalterisch zusammengestrichene Gigabyte-Karte, die von Vernunft und Schadensbegrenzung geprägt ist.
Die Sapphire Nitro+ ist hingegen eher eine Machbarkeitsstudie dessen, was man alles unternehmen kann, um Vega knallhart und kompromisslos zu bändigen. Buchhalterisch glatter Selbstmord, was letztendlich nun in der abgespeckten Pulse endete, die die in der Herstellung viel zu teure Nitro ersetzt.
Somit hat Asus eigentlich genau die Mitte zwischen diesen beiden Mitbewerber-Interpretationen besetzt, was kein Nachteil sein muss. Besser als ein Sparbrötchen (wenn man das bei diesen Preisen überhaupt noch so schreiben kann) und trotzdem noch etwas vernünftiger als ein aus dem Vollen geschöpftes Nitro-Wirtschaftswunder, bei dem man sich vor allem selbst präsentieren wollte.
Gäbe es diese Vega-Karten in ausreichender Stückzahl und zu vertretbaren Preisen, dann wäre diese Karte sicher keine schlechte Wahl. Nur sollte man die Haltbarkeit nicht mit Gewalt überstrapazieren, indem man die 300-Watt-Marke mittels Software-Settings manuell knackt. Dann nämlich geht der Karte auf Dauer gesehen schon etwas die Puste aus. Auch wörtlich betrachtet.
- 1 - Einführung, Unboxing und technischen Daten
- 2 - Spannungsversorgung und detaillierte Platinenanalyse
- 3 - Gaming-Performance in WQHD (2560 x 1400 Pixel)
- 4 - Gaming-Performance in UHD (3840 x 2160 Pixel)
- 5 - Leistungsaufnahme im Detail
- 6 - Temperaturen, Taktraten, OC und Wärmebildanalyse
- 7 - Kühlerdetails und Geräuschentwicklung
- 8 - Zusammenfassung und Fazit
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