Grafikkarten Praxis Testberichte Wasserkühlung

Aqua Computer kryographics NEXT im Test – perfekter Maßanzug für die GeForce RTX 2080 Ti | igorsLAB

Was lange währt, muss wohl einfach gut werden. Nach langen Warten ist es nun nämlich endlich soweit und der zum Jahresende 2018 angekündigte Aqua Computer kryographics NEXT 2080 Ti hat meinen Testdurchlauf am Wochenende absolviert und mit Bravour bestanden. Ohne spoilern zu wollen: die Geduld hat sich wirklich gelohnt! Auch wenn ein paar Nebensächlichkeiten noch Klärungsbedarf signalisieren - der Kühler kühlt, als gäbe es kein Morgen mehr und passt dazu noch wie eine Eins...

Was lange währt, muss wohl einfach gut werden. Nach langen Warten ist es nun nämlich endlich soweit und der zum Jahresende 2018 angekündigte Aqua Computer kryographics NEXT 2080 Ti hat meinen Testdurchlauf am Wochenende absolviert und mit Bravour bestanden. Ohne spoilern zu wollen: die Geduld hat sich wirklich gelohnt! Auch wenn ein paar Nebensächlichkeiten noch Klärungsbedarf signalisieren – der Kühler kühlt, als gäbe es kein Morgen mehr und passt dazu noch wie eine Eins. Doch immer schön der Reihe nach…

In meinen beiden Artikeln „GeForce RTX 2080 Ti – Warum Wasserkühlung wichtiger ist als manuelle Übertaktung und diese herzlich wenig bringt “ und vor allem auch „Nvidia GeForce RTX 2080 Ti Founders Edition wassergekühlt? Vergesst es, hier ist die deutlich schnellere Alternative!“ bin ich früher ja schon sehr detailliert auf die Kühlungsproblematik und die Vorteile einer potenten Wasserkühlung eingegangen.

Außerdem hatte ich ja mit dem EK Waterblocks EK RTX 2080 Ti RGB, dem Phanteks Glacier G2080Ti und dem Watercool Heatkiller IV Fullcover auch bereits schon drei weitere Kühler im Test, die allesamt keine Ausfälle waren. Vor allem der Watercool Heatkiller IV hat die Messlatte für den jetzigen Test verflixt hoch gelegt und es wird interessant sein zu sehen, wie sich diese beiden Kupfergiganten mit jeweils 1250 Gramm Kampfgewicht am Ende im direkten Duell schlagen werden.

Da der Otto Normalkunde maximal die GPU-Temperaturen mit Auslese-Tools überprüfen kann, biete ich in diesem Artikel einen gewohnt aufwändigen Infrarot-Test mit dem Video des Wärmeflusses und der Temperaturentwicklung an, denn spätestens beim Speicher und den Spannungswandlern gibt es zum Teil extreme Unterschiede, die man mit normalen Tests jedoch kaum ermitteln kann. Getestet wird immer mit einer maximalen Leistungsaufnahme von knapp 380 Watt für das Board der Grafikkarte und einer konstanten Wassertemperatur von 20°C, sowie einer Raumtemperatur von 22°C und dem gleichen Witcher 3 Gaming-Loop in Ultra-HD.

Alle angefragten Unternehmen haben bisher auch Testmuster geliefert, auch wenn es manchmal etwas länger gedauert hat. Leider hat sich Bitspower bisher im Gegensatz dazu und trotz direkter Kontaktaufnahme nach Asien, einem Test komplett verweigert. Der angebotene Kühler soll für alle RTX-Modelle mit Referenzplatine gleichermaßen funktionieren, was durchaus interessant gewesen wäre. Allerdings darf zumindest vermutet werden, dass auf Grund einer so großen Bandbreite unterstützter Layouts die Performance etwas auf der Strecke geblieben sein könnte. Vielleicht ist dies auch der Grund, weshalb am Ende kein Sampling erfolgte.

 

Unboxing, Lieferumfang und Montage

Geliefert werden der komplett zusammengebaute Wasserblock, Schrauben, drei 0,5-mm-Wärmeleitpads, sowie zwei Stopfen und (viel zu wenig) Wärmeleitpaste. Die RGB-Beleuchtung ist in der Acrylabdeckung integriert. Man setzt dabei leider mit RGBpx auf einen kaum verbreiteten, adressierbaren RGB-Anschluss, der zwar an Steuergeräte von Aqua Computer angeschlossen werden kann, jedoch nicht direkt an jedes Mainboard mit RGB-Steuerung, was wirklich sehr schade ist.

Zumindest an einem Adapter auf die am meisten verbreiteten 12V-Anschlüsse sollte es eigentlich nicht scheitern. Man erhält im Zubehör somit lediglich das RGBpx-Kabel und eine Verbindung zu einem weiteren RGBpx-Gerät.  Einige Mainboards von Asus besitzen mittlerweile einen solchen Anschluss, auch diverse Produkte von Corsair, NZXT oder InWin. Aber eine abwärtskompatible Option wäre wirklich schön. Vielleicht hat der Hersteller ja noch ein Einsehen?(Update: Auf Rückfrage teilte Aqua Computer mit, in absehbarer Zeit eine entsprechende Lösung anzubieten)

Was im Zubehör jedoch fehlt, sind ein H6-Innensechskant-Schlüssel für die Stopfen und ausreichend Wärmeleitpaste. Denn eine Besonderheit des kryographics NEXT ist der ansonsten sehr erfreuliche Umstand, dass man vor allem auf die genauen Maße, sowie die Passgenauigkeit besonderen Wert gelegt hat. Damit ist es möglich, GPU samt Speicher direkt mittels Wärmeleitpaste thermisch an den Kühlblock anzubinden. Das ist aus Sicht der Kühlperformance eine deutliche Qualitätssteigerung, jedoch auch nicht immer so einfach umzusetzen. Und wer es kann bzw. könnte, traut oft dem Endanwender nicht, denn ganz so ohne ist es eben auch nicht (DAU-Alarm).

Der aus ca. 1,8 kg Rohmaterial in Deutschland CNC-gefräste Vollkupfer-Kühlblock ist vernickelt und wiegt, wie bereits erwähnt, ca. 1250 Gramm. die Abstandshalter sind  fest genug eingepasst und lassen sich auch nicht so leicht herausdrehen wie beim EK RTX 2080 Ti von EK Water Blocks. Die mitgelieferten kleinen Kreuzschlitzschrauben sind ok, aber der Kopf hätte gern etwas größer ausfallen können.

Der Hersteller legt dafür eine Mini-Tube eines Thermal-Grizzly-Produkts samt Spatel bei, das aber maximal für die GPU reicht. Womit die insgesamt 11 Speichermodule dann bestrichen werden sollen, steht irgendwie in den Sternen. Die mitgelieferte Paste hinterließ bei mir einen zudem geteilten Eindruck. Sie ist deutlich fester (viskoser) als die übliche Kryonaut (die zudem beim Wegziehen die berühmten „Fäden“ zieht), was entweder auf eine andere Zusammensetzung oder eine gewisse Alterung schließen lässt. Da man mit dieser Paste aber eh nicht weit kommt, sollte man eh gleich eine richtige Portion mitbestellen.

Die dünnen Wärmeleitpads haben logischerweise einen geringeren Wärmewiderstand als die leider so oft verwendeten 1-mm-Pads, setzen aber eine sehr passgenaue Herstellung voraus. Jede Toleranzüberschreitung würde also sofort bei der Montage abgestraft. Doch auch hier haben die Pads mit einer gewissen „Bröseligkeit“ zu kämpfen, die ich sonst von den blauen Pads eigentlich nicht kenne.

Das Abziehen der beiden Schutzfolien gestaltete sich bei der dünneren Folie zum Geduldsspiel mit abreißenden Flächen. Die Performance sollte nicht leiden, aber man muss ungewohnt vorsichtig zu Werke gehen. Ich vermute aber mal, zur Ehrenrettung des Herstellers, dass man mir meinem vorab gelieferten Exemplar aus Versehen ein Zubehörtütchen aus der hintersten Ecke des Lagers beigelegt hat.

Man sieht der Platine die mittlerweile über 10 durchgeführten Montagen leider etwas an, denn ich habe zwischendurch auch diverse andere Prototypen getestet. Würde man jedes Mal eine komplette Grundreinigung für den optischen Overkill vornehmen, wäre der Schutzlack auf der Platine schon ab. Wer allerdings privat keine Schmuddelei möchte, kann die ganzen Kanten vorm Verspachteln mit der Paste gern mit Isolierband oder Tesa-Film abkleben oder die Paste gleich auf den Kühlkörper auftragen.

Mit einigermaßen guten Skills hat man alles in weniger als 30 Minuten erledigt. Auch der Anschluss am Terminal und dem RGB-Ausgang des Mainboards sind kein Hexenwerk, bei letzterem müsste man allerdings auf ein Asus-Modell zurückgreifen, was mein Testsystem leider nicht hergibt. Deshalb bleibt der Kühler erst einmal Dunkel wir die Nacht. Hat aber auch so seinen Charme.

Zum Abschluss gibt es jetzt noch einmal Vorder- und Rückansicht des zusammengeschraubten Kühlers als Bildergalerie:

 

Technische Daten und Handbuch

Bevor ich dann auf der nächsten Seite diesen Umbau in Betrieb nehme und messe, schnell noch einmal für alle Leser alles tabellarisch im Überblick:

 

Technische Daten:
Grundkörper: Kupfer, vernickelt
Deckel: Acrylglas
Rahmen: Eloxiertes Aluminium
Jetplate: Edelstahl
Anschlussterminal: Acetal

Lieferumfang:
Kühler ohne Anschlüsse (Gewinde G1/4)
Zwei Verschlussschrauben G1/4
Wärmeleitpaste Thermal Grizzly Kryonaut, ca. 0,5 Gramm in Spritze
Kunststoffspatel
Wärmeleitpad
Befestigungsmaterial
RGBpx-Anschlusskabel 50 cm
RGBpx Anschlusskabel für ASUS-Mainboards mit Anschlussmöglichkeit für adressierbare RGB-LEDs

 

Im Handbuch habe ich noch einen kleinen Fehler entdeckt, denn die gelb markierten Flächen sollten eigentlich grün sein. Der Rest ist jedoch gewohnt selbsterklärend

Manual kryographics NEXT

 

Testsystem und Messmethoden

Das Testsystem und die -methodik habe ich im Grundlagenartikel “So testen wir Grafikkarten, Stand Februar 2017” (Englisch: “How We Test Graphics Cards“) bereits sehr ausführlich beschrieben und verweise deshalb der Einfachheit halber jetzt nur noch auf diese detaillierte Schilderung. Wer also alles noch einmal ganz genau nachlesen möchte, ist dazu gern eingeladen.

Interessierten bietet die Zusammenfassung in Tabellenform schnell noch einen kurzen Überblick:

Testsysteme und Messräume
Hardware:
Intel Core i7-8700K @5GHz
MSI Z370 Gaming Pro Carbon OC
G.Skill TridentZ DDR4 3600
1x 1 TByte Toshiba OCZ RD400 (M.2, System SSD)
2x 960 GByte Toshiba OCZ TR150 (Storage, Images)
Be Quiet Dark Power Pro 11, 850-Watt-Netzteil
Kühlung:
Alphacool Eisblock XPX
5x Be Quiet! Silent Wings 3 PWM (Closed Case Simulation)
Thermal Grizzly Kryonaut (für Kühlerwechsel)
Gehäuse:
Lian Li PC-T70 mit Erweiterungskit und Modifikationen
Monitor: Eizo EV3237-BK
Leistungsaufnahme:
berührungslose Gleichstrommessung am PCIe-Slot (Riser-Card)
berührungslose Gleichstrommessung an der externen PCIe-Stromversorgung
direkte Spannungsmessung an den jeweiligen Zuführungen und am Netzteil
2x Rohde & Schwarz HMO 3054, 500 MHz Mehrkanal-Oszillograph mit Speicherfunktion
4x Rohde & Schwarz HZO50, Stromzangenadapter (1 mA bis 30 A, 100 KHz, DC)
4x Rohde & Schwarz HZ355, Tastteiler (10:1, 500 MHz)
1x Rohde & Schwarz HMC 8012, Digitalmultimeter mit Speicherfunktion
Thermografie:
Optris PI640, Infrarotkamera
PI Connect Auswertungssoftware mit Profilen
Akustik:
NTI Audio M2211 (mit Kalibrierungsdatei)
Steinberg UR12 (mit Phantomspeisung für die Mikrofone)
Creative X7, Smaart v.7
eigener reflexionsarmer Messraum, 3,5 x 1,8 x 2,2 m (LxTxH)
Axialmessungen, lotrecht zur Mitte der Schallquelle(n), Messabstand 50 cm
Geräuschentwicklung in dBA (Slow) als RTA-Messung
Frequenzspektrum als Grafik
Betriebssystem Windows 10 Pro (1809, alle Updates)

 

Hersteller-Link

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung