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Aqua Computer Durchflussmesser „High-Flow“ im Labortest – Was kann ein Flow-Meter für 40 Euro?

Viele vertrauen bei den Durchfluss-Messungen für die eigene Custom-Loop den Herstellerangaben, was die Genauigkeit betrifft, ohne das jedoch auch nur irgendwie überprüfen zu können. Wenn es denn überhaupt Angaben zu Genauigkeit, Ober- und Untergrenzen oder der Messverfahren gibt. Da ich mittlerweile ziemlich verlässliche Messungen mit einem Ultraschallmessgerät vornehmen kann, habe ich mir einen der besseren und teureren Sensoren aus dem Handel besorgt und einmal genau nachgemessen.

Aqua Computer setzt auf einen Acetal-Body mit den üblichen 1/4″-Anschlüssen, eine Abdeckung aus Edelstahl und einen Kreisel (mit 2 Magneten auf dem Flügelrad) für die Durchflussmessung sowie Digmessa Hall-Sensoren zur Ermittlung der Umdrehungszahl. Damit gehört das Gerät zu den sogenannten Flügelrad- bzw. Turbinen-Durchfluss-Sensoren. Auf der Haben-Seite dieses Prinzips stehen die gute Wiederholbarkeit und Empfindlichkeit beim Ansprechverhalten, ein vergleichsweise einfacher Aufbau zum günstigen Preis, die kompakte Bauweise und die sehr große Messkapazität.

Doch es gibt auch Nachteile, denn diese Sensoren sind sehr empfindlich gegenüber Fremdkörpern (verstopfungsanfällig), erfordern eine regelmäßige Wartung aufgrund hoher Flügelraddrehzahlen (axialer Verschleiß) bzw. den Austausch des Flügelrads nach einer gewissen Anzahl von Betriebsstunden. Mit 169 Impulsen pro Liter ist der Sensor sogar schon relativ hochauflösend.  Der Hersteller schreibt auf der Homepage von einer Range ab 40 l/h bis 1500 l/h, also maximal 25 Litern pro Minute, was für den normalen Hausgebrauch eher utopisch ist. Andere Unterlagen gehen von maximal 600 l/h aus, was schon eher plausibel scheint.

Die angegebene Toleranz von +/2 Prozent (also ja eigentlich vier) ist noch zu testen. Der 3-Pin-Anschluss an der Oberseite dient für die 5V-Spannungsversorgung, den Masseanschluss und die Ausgabe des Tachosignals. Für den Test des Aqua Computer „High-Flow“ nutze ich eines der als kompatibel angegebenen Geräte in Form der Aqua Computer aquaero 6 Pro, also noch das Modell mit den echten Tastern, das ich am 12-V-Molex eines mobilen Phobya-Netzteils angeschlossen habe.

Eingestellte 1,5 l/m (90 l/h) im Kreislauf

 

Testsystem und Testbedingungen

Da ich in Zukunft auch Flow-Meter messen (und vergleichen) möchte (aber nicht nur), setze ich auf einen fest definierten Messaufbau, der zwischenzeitlich nicht „auseinandergepflückt“ wird. Das Herzstück ist ein spezieller, hochpräziser Ultraschall-Durchflussmesser in Form des Keyence FD-Q10C. Dieser anklemmbare Durchflussmesser arbeitet völlig berührungsfrei und beeinflusst auch den Durchfluss im Kreislauf nicht. Die Genauigkeit übertrifft die der mechanischen Lösungen bei weitem, so dass man hier nach dem Kalibrieren einen echten Referenzwert für den Momentanvolumenstrom erhält.

Gespeist wird das Ganze über ein spezielles 4-Pin M12-Kabel aus einem externen Netzteil. Um dem verwendeten Rohr-Teilstück unter der Klemme exakt gerecht zu werden, habe ich die montierten Komponenten noch einmal in einem befreundeten Labor in Serienschaltung zu einem geeichten Gerät abgleichen lassen. Gemessen wird der Momentanvolumenstrom generell in Litern pro Minute (l/m), nicht pro Stunde. Das Gerät bietet neben der Grenzwertermittlung auch Differenzmessungen und einen frei definierbaren Nullpunkt an.

Der Trick bei der Erzeugung des Durchflussvolumens in meinem Messaufbau besteht darin, die Pumpe nicht zu regeln, sondern konstant mit einer fest definierten Drehzahl laufen zu lassen. Damit bleibt die Charakteristik ihres Verhaltens auch bei Gegendruck bestehen.  Die Absenkung des Volumens im Messkreislauf erreiche ich durch zwei Methoden. Zunächst wird ein Bypass vor dem Messkreislauf so weit geöffnet, bis das Volumen etwas oberhalb des benötigten Wertes liegt. Erst danach wird ein in Serie liegendes, sehr präzises Ventil (mit Schnecken-Untersetzung) soweit geschlossen, dass der exakte Wert am FD-Q10C erreicht wird.

Die Ungenauigkeit liegt hier bei ca. 0.01 l/m zum angezeigten Messwert. Da die Pumpe durch den Bypass so wenig Gegendruck wie möglich bekommt und insgesamt 12 Liter Wasser, die durch den Chiller auch konstant 20 °C Wassertemperatur über den gesamten Testzeitraum besitzen, für einen guten Ausgleich sorgen, reduzieren sich die Schwankungen des Durchflusses auf ein Minimum. Ich messe den Momentanvolumenstrom mit dem Keyence in 0.5-Sekunden-Intervallen und einer leichten Hysterese zur Glättung.

Aqua Computer Durchflusssensor high flow (53068)

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B
Besterino

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Küsschen! Kann leider nur 1x liken/Danke sagen! :D

Bin voll happy: 90-150l/h ist mein persönlicher „Sweet Spot“.

Also nochmal: sehr cool und Danke!

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B
Besterino

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6,671 Kommentare 3,265 Likes

Eine Anmerkung noch zum Aufbau: Du solltest bei dem „U“ unten vielleicht mehr Schlauch/Rohr vor dem Testobjekt einplanen. Manche Sensoren verlangen z.B. eine gewisse „gerade Strecke“ vor dem jeweiligen Teil (um Turbulenzen zu verringern/auszuschließen), so dass dann die Vergleichbarkeit des Aufbaus nicht mehr gegeben wäre. Würde also sicherheitshalber vielleicht 10cm rechts und links vor den Winkeln einbauen.

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G
Guest

Deswegen bin ich auch mit meinem Durchflusssensor high flow USB G1/4 sehr zufrieden.
Mit dem zusätzlichen Anschluss für einen Temperatursensor bekomme ich ohne zusätzliches Zeugs in einer kompakten Einheit solide Werte zur Wassertemperatur und dem Durchfluss im Kreislauf geliefert.

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Igor Wallossek

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Der nächste Anschluss wird eine lange Scheife ohne Winkel. Hier hat aktuell kein Baumarkt offen, ich brauche noch ein paar Langloch-Schienen und Bleche + Winkel.

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Alexander Brose

Moderator

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Nicht schlecht! Ich hatte mit einer deutlich größeren Abweichung gerechnet.

Grüße!

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Corro Dedd

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Ich habe für mein System den MPS-Flow 100 genommen. Da mehr als 100l/Std. sowieso kaum Mehrwert bieten, sehe ich keinen Sinn darin mehr als 100l/Std. messen zu können. Der gemessene Wert liegt im Idle bei 45-50l/Std., wenn CPU und GPU falten bei gut 80l/Std. Sollte der MPS ähnliche Toleranzen und Charakteristik aufweisen wie der High-Flow, dürfte er ja exakt im richtigen Bereich liegen.

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¿∞¡

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Igor Wallossek

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Der MPS ist ein simpler Wirkdruck-Durchflusssensor, preisgünstig und braucht keine beweglichen Teile. Aber die Drosselblende schafft einen ordentlichen Druckverlust, bei Pastell verstopfen die Teile recht schnell und Turbulenzen mögen die auch nicht. Dann kommt extremer Murks raus. Deswegen brauchen die auch eine ewig lange Einlaufstrecke. Wenn man das alles beachtet, geht das schon.

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Besterino

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@Igor: der HighFlow mag's ja eigentlich mit der Metallplatte nach oben ausgerichtet - hast Du mal geschaut, ob das eine Auswirkung auf die Messergebnisse von dem Ding hat?

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G
Guest

Wenn du den Test jetzt noch bei 30 und bei 40 Grad Wassertemperatur wiederholst und die Messergebnisse als Textdatei rausgibst, wäre das großartig.

Nachtrag: Der Einfluss der Glykolkonzentration des Kühlmittels auf das Messergebnis würde mich ebenfalls interessieren.

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S
Sternengucker80

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Wie ist der Aufbau von dem?
Ist ja auch MPS Serie, zumindest in der Software.
Den hab ich im Einsatz.
Wobei Genauigkeit im Customloop eigentlich egal ist. Eher fließt Wasser oder nicht, oder wieviel weniger fließt nach einer gewissen Zeit.

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B
Besterino

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Dat ist m.W. der gleiche nur mit anderer Elektronik.

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Igor Wallossek

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Bei 30 oder 40 Grad ändert sich am Messwert überhaupt NICHTS, erst bei höheren Temperaturen, wenn es Gasbläschen gibt. Dann aber ist Ultraschall weniger geeignet. Eine Textdatei zur Kalibrierung nützt Dir übrigens wenig, weil m.E. jeder der Flügelrad-Sensoren etwas anders streut. :D

Die Zusätze sind ebenfalls zu vernachlässigen, zumal meinen Sensor die Viskosität in diesem Rahmen nicht weiter stört. Nur bei Schwebeteilchen wird es böse.

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Sternengucker80

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(y) Alles andere hätte mich gewundert, da die Gehäuse identisch sind.
Software ist sehr gewöhnungsbedürftig.
Hinter der Logik, der Aquasuite , bin ich noch nicht durchgestiegen.
Meine 6er XT zeigt viel an, aber nicht das was ich will. :ROFLMAO:
Sensoren und Steuerung, ganz klar Aquacomputer, aber mit den Alphacool Kühlern, hat man weniger Ärger.
Zumindest meine Erfahrung. Die Aquacomputer Kühler setzen sich schneller zu.
Heute würde ich eher sagen, mehr Durchfluss, wie Düsenplatte. Lieber ein paar Grad mehr, wie ein System, das einen hohen Wartungsaufwand hat.
Pumpen, Kühler, usw. gibt es wie Sand am Meer, aber Steuerung, Kontrolle, ist eher schwierig.

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Corro Dedd

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Für mich der wichtigste Punkt ist, dass er überhaupt etwas anzeigt, damit man in der Aquaero einen Alarm bekommt falls etwas verstopft ist. ^^
Pastelgedöns und mit Glitzerpartikeln drin nutze ich eh nicht. Ich habe keine Lust, alle 3 Wochen meine WK auseinanderzunehmen zum putzen ;)

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B
Besterino

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6,671 Kommentare 3,265 Likes

Bei mir kommen Blöcke und Radis primär von Watercool, Sensoren und Elektronik von Aquacomputer. So verteile ich quasi gerecht zwischen zwei deutschen Herstellern. ;)

Wobei ich auch ein paar HWLabs und Alphacool Komponenten hab.

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S
Sternengucker80

Veteran

218 Kommentare 57 Likes

Ist echt schwer, nur deutsche Hersteller zu nehmen.
AlphaCool, ist zwar deutsch, aber Produziert in China. ( So sah auch der erste Kühler der Radeon VII aus)
Der zweite sah wesentlich besser aus. Gegen den XPS Küher, für die CPU, kann ich nix sagen. Der war/ist Top.
Bei den Radiatoren, hab ich nicht feststellen können, was Alphacool/AC besser macht zu Magicool.
Günstiger, gut und Dicht.
Nur bei der Steuerung/ Überwachung tut sich nix am Markt.
Da ist anscheinend Aquacomputer, der einzichgste am Markt.

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HerrRossi

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6,771 Kommentare 2,235 Likes

Die Watercool Radis sind aber imho für den Einsatz im Gehäuse nicht optimal, weil die als Röhrenradiatoren anders konstruiert und sie auch viel "dicker" sind.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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