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O11-Alternative? Antec P120 Crystal im Test – Lebenszeichen eines Traditionsherstellers

Thermal Performance

Hier bin ich leider auf einfache Sensordaten und mein Gefühl angewiesen, weshalb ich keine korrekt gemessenen Werte liefern oder konkrete Vergleiche aufstellen kann. Ich habe bei einer Raumtemperatur von ca. 21 °C (+/- 0,5 °C, so weit haben meine drei vorhandenen Raumthermometer nämlich gestreut) verschiedene Szenarien durchgespielt, um eine grobe Beurteilung abzugeben.

Desktop = Einige Browser-Tabs, ein Textverarbeitungsprogramm und eine VLC-Player Instanz
CPU-Bench = 30 Minuten Cinebench R23 Loop
Gaming = 60 Minuten Red Dead Redemption 2

Szenario Raum Wasser CPU GPU Pumpe Radiator-Lüfter
Desktop 21 °C 27 °C 34 °C 44 °C 2000 rpm 750 rpm
CPU-Bench 21 °C 33 °C 62 °C 44 °C 3000 rpm 1200 rpm
Gaming 21,5 °C 34 °C 47 °C 64 °C 2500 rpm 1000 rpm

* alles ca.-Werte, Pumpe und Lüfter bei fixierter Drehzahl

Während der CPU-Bench Tests konnte ich feststellen, dass die Luft, die durch den Radiator in das Gehäuse strömt, selbst bei 100% CPU-Last (=ausgelesene 135W Package Power) durch Cinebench immer noch kühler ist als die Luft, die sich im Gehäuse befindet. Deswegen hat sich wahrscheinlich auch die Temperatur der Grafikkarte über die gesamte Testdauer nicht verändert, obwohl deren Zero-RPM Modus aktiviert war.

Dass im Gaming Betrieb die Wassertemperatur steigt, obwohl die CPU nicht so stark ausgelastet ist, dürfte an der generell deutlich höheren Gehäuse-Temperatur liegen. Die Grafikkarte gibt während des Spielens eine nicht unerhebliche Abwärme von sich, durch die sogar die Seitenscheibe spürbar aufgeheizt wird. Bereits wenige Minuten nach dem Beenden des Spiels sind sowohl die Seitenscheibe, als auch die Wassertemperatur und die Abwärme des Netzteils wieder auf „Idle“-Niveau gefallen.

Insgesamt konnte ich also keine signifikanten Schwachstellen im Kühlkonzept ausmachen – alle ermittelten Werte lagen tief im grünen Bereich. Zwar haben wir aktuell noch keinen Hochsommer und die verbaute Grafikkarte ist ein recht genügsames Modell, dennoch sehe ich da ausreichend Reserven, um auch leistungsfähigere Hardware adäquat zu beherbergen.

Kritik

Bevor ich zu meinem Fazit komme, möchte ich noch auf ein paar Lösungen eingehen, die mir nicht ganz so gut gefallen haben. Den Elefant im Raum hat wahrscheinlich jeder auf den ersten Blick bemerkt – Antec hat das P120 Crystal vom Design her stark an das O11 Dynamic von Lian Li angelehnt. Dabei hat man aber nicht ideenlos kopiert, sondern überwiegend seine eigenen Lösungsansätze in das Gehäuse einfließen lassen. Wie oben erwähnt, sind einige wirklich clevere Features an Board und es freut mich sehr, dass Antec dahingehend wieder Fuß fassen konnte. Allerdings hat man aber auch einen Preispunkt unterhalb der Konkurrenz angestrebt und musste somit an einigen Ecken kleine Abstriche machen.

Die Lösung mit dem Netzteil „oben“ macht mir zum Beispiel Bauchschmerzen. Ich war ehrlich gesagt froh, dass man das Netzteil seit vielen Jahren eher unten im Gehäuse platziert und es meist sogar noch unter einer Abdeckung verstaut, wodurch es von der restlichen Hardware abgeschirmt ist. So bleibt das Netzteil deutlich kühler und somit auch leiser, als wenn es den Großteil der Abwärme der restlichen Komponenten aus dem Gehäuse befördern muss. Das merkt man beim P120 schon recht deutlich. Mein überdimensioniertes Seasonic Netzteil haucht normalerweise nur ein laues Lüftchen aus dem Heck, während es im Antec doch deutlich wärmere Luft aus dem Gehäuse pustet.

Logisch, weil es hier ja die aufsteigende Wärme der anderen Komponenten ansaugt und hinaus befördern muss. Ein weiterer Nachteil dieser Lösung ist, dass man über dem Mainboard quasi keinen Platz mehr bis zum PSU-Shroud hat und dadurch das Ein- und Ausstecken des 8-Pin EPS Steckers zu einem frustrierenden Gefummel werden kann.

Meine anderen beiden Punkte sind Kleinigkeiten, die sich wahrscheinlich relativ einfach und kostengünstig beheben lassen würden. Zum einen sind die Taster und „Front“-Anschlüsse fast mittig auf dem großen Deckel des Gehäuses platziert. Ein optisch anspruchsvolles Gehäuse mit so viel Glas gehört einfach auf den Schreibtisch und während ich bei einer normalen Anordnung alle Taster und Anschlüsse bequem im Sitzen erreichen kann, muss ich beim P120 aufstehen, dass ich die wunderbar beleuchteten, aber eben ungünstig positionierten USB-Anschlüsse überhaupt sehen kann.

Der letzte Kritikpunkt betrifft die Standfüße des Gehäuses. Diese sind zwar ausreichend hoch dimensioniert und dürften somit einen guten Luftstrom von unten gewährleisten. Leider sind sie aber so ungünstig geformt, dass sie die beiden äußeren Lüfterslots signifikant blockieren, was die gute Idee gleich wieder zunichtemacht. Filigranere Standfüße, oder gar kleine „Klötzchen“ an jeder Ecke, würden die Lüfter wahrscheinlich deutlich besser atmen lassen.

Zusammenfassung und Fazit

Das Antec P120 Crystal hinterlässt einen qualitativ hochwertigen und sehr robusten Eindruck. Sicher handelt es sich nicht um ein absolutes State-of-the-Art Produkt, aber in Anbetracht des aufgerufenen Preises kriegt man hier wirklich sehr viel Gehäuse für sein Geld. Optisch zweifelsohne stark an das O11 angelehnt, sind in das Crystal doch so viele individuelle Lösungen eingeflossen, dass man die beiden Gehäuse einfach nicht direkt miteinander vergleichen kann. Zumindest nicht auf faire Art und Weise.

Das P120 ist äußerst geräumig und wenn man es clever bestückt, finden gleich zwei 360-mm-Radiatoren darin Platz, mit denen man auch ein Highend-System adäquat kühlen kann. Außerdem wartet es mit zeitgemäßer Optik und vielen cleveren Details wie einer integrierten Grafikkarten-Stütze oder beleuchteten USB-Ports auf. Wahrscheinlich wird das P120 Crystal nicht in die Geschichtsbücher eingehen, es lässt aber ganz sicher den alten Glanz des Unternehmens wieder etwas aufblitzen und das werte ich persönlich nach so langer Zeit schon als großen Erfolg.

Antec P120 Crystal, schwarz, Glasfenster (0-761345-81200-9)

MindfactoryZentrallager: verfügbar, Lieferung 3-5 WerktageFiliale Wilhelmshaven: nicht lagerndStand: 25.04.24 06:49117,63 €*Stand: 25.04.24 06:50
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*Alle Preise inkl. gesetzl. MwSt zzgl. Versandkosten und ggf. Nachnahmegebühren, wenn nicht anders beschriebenmit freundlicher Unterstützung von geizhals.de

Kommentar

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Tim Kutzner

Moderator

816 Kommentare 660 Likes

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Das Gehäuse hatte ich vor einer Weile auch mal, hat mir ganz gut gefallen :)

Antwort 2 Likes

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About the author

Alexander Brose

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