Grundlagenartikel Praxis Testberichte

AMD und NVIDIA in der Masseschleife: Warum AMD beim Platinendesign umdenken sollte und NVIDIA kaum besser dasteht

Nach meinen ganzen Messungen an den neuen Blackwell- und AMD-Grafikkarten habe ich mich entschlossen, noch einmal einen ausführlichen Artikel über Masseschleifen in Computern verfassen, insbesondere im Zusammenhang mit den aktuellen Grafikkarten und deren Stromrückführung. Der Artikel wird die Rolle des PCIe-Mainboard-Slots und seiner Masse-Pins detailliert untersuchen und erklären, warum diese oft unterschätzt werden. Zudem werde ich auf die Stromflüsse über das Mainboard, den EPS- und 24-Pin-Anschluss eingehen und erläutern, welche Auswirkungen dies auf das Platinenlayout von Grafikkarten hat, insbesondere in Bezug auf Masseflächen. Und ich bitte, das Gelesene wertfrei einzuordnen und keine Panik zu forcieren, aber drüber schreiben muss ich dann schon.

Wer den alten Artikel noch einmal lesen will, der findet ihn als Link am Ende des heutigen Reviews. Der damalige Artikel behandelte ausschließlich den 12VHPWR-Anschluss. Heute habe ich insgesamt vier Grafikkarten unterschiedlicher Leistungsklassen gemessen, darunter zwei Modelle von NVIDIA und zwei von AMD. Zusätzlich werde ich den neuen 12V-2×6-Anschluss mit den herkömmlichen 6+2-Pin-Anschlüssen vergleichen, also es wird sicher spannend! Und wie das Leben so spielt: Es war eigentlich eher ein Zufallsfund, weil ich die Messzangen an den falschen Kabel-Strang geklemmt und mich dann gewundert hatte, warum der  Messwert viel zu niedrig war. Jetzt könnte man es entweder einfach umklemmen und vergessen oder aber man verschafft sich damit in einer stressigen Zeit ungewollt noch mehr Arbeit. Aber die Neugier hat gesiegt und wir spielen heute mal wieder Jugend forscht.

Was wir natürlich alle wissen: In einem Computer fließt elektrischer Strom in geschlossenen Kreisläufen. Was an Energie über die Versorgungsleitungen (z.B. 12-Volt-Schienen) in das System hineinfließt, muss über Masseverbindungen auch wieder herausfließen. Dieser Rückfluss des Stroms zur Masse wird oft übersehen, ist aber für die Stabilität eines PCs genauso wichtig wie die Stromzufuhr selbst. Gerade bei modernen Grafikkarten mit hohem Leistungsbedarf – etwa aktuellen High-End-GPUs mit 8-Pin- oder 12VHPWR-Stromsteckern – spielt die Verteilung der Rückströme eine große Rolle. Unbeabsichtigte Masseschleifen (also Schleifen, die der Strom über verschiedene Massewege bildet) können dabei immer wieder auftreten.

Sie entstehen, weil elektrischer Strom sich „wie Wasser immer den leichtesten und kürzesten Weg“ zurück zur Quelle sucht. Und genau deshalb sensibilisieren wir uns etwas und klären, warum neben den 12V-Anschlüssen auch die Rückwege des Stroms betrachtet werden müssen, welche Rolle der PCIe-Mainboard-Slot mit seinen vielen Masse-Pins spielt, wie das Mainboard (über 24-Pin- und EPS-Stecker) in die Stromrückführung einbezogen ist und welche Auswirkungen all das auf das Platinenlayout von Grafikkarten sowie die Systemstabilität hat.

Stromzufuhr vs. Stromrückfluss – Alle Ströme müssen zurück!

Ein zentrales Prinzip der Elektrotechnik ist der erste Kirchhoffsche Satz, der besagt: In einem Knotenpunkt (etwa einer Komponente oder einem Steckverbinder) ist die Summe der zufließenden Ströme gleich der Summe der abfließenden Ströme. Übertragen auf die PC-Stromversorgung bedeutet dies: Jedes Ampere, das über die +12V-Leitungen in die Grafikkarte fließt, muss über die Masse wieder zurückfließen. In der Praxis konzentrieren sich PC-Enthusiasten häufig darauf, wie viel Strom zu einer Grafikkarte über die 12V-Schienen fließt – z.B. über einen 8-Pin-PCIe-Stecker oder den neuen 12VHPWR- bzw. 12V2X6-Stecker – und übersehen geflissentlich, dass exakt derselbe Strom ja auch wieder abgeführt werden muss.

Genau dieser Rückfluss ist jedoch entscheidend. Formulieren wir die Frage mal provokativ: Fließt bei Steckverbindern wie dem 12VHPWR bzw. 12V2x6 oder 6+2 Pin (herkömmliche PCIe-Stromstecker), dem 8-Pin-EPS und dem 24-Pin-Mainboardanschluss im Rückfluss nach Masse wirklich jeweils genau der gleiche Strom über die korrespondierenden Pins der jeweiligen Anschlüsse zurück, wie er hineinfließt? Die Antwort lautet: Mitnichten! sprich: nicht unbedingt über dieselben Wege, aber in der Summe natürlich schon. Ok, dann schauen wir mal, was wir da so haben, denn in einem PC gibt es mehrere parallele Massepfade, über die der Strom zurück zum Netzteil fließen kann. Wichtig ist dabei zu verstehen, welche Wege der Rückstrom bevorzugt nimmt:

  • Über die Masseleitungen der Grafikkarten-Stromkabel: Jeder 6-/8-Pin-PCIe-Stecker einer Grafikkarte besitzt mehrere Masse-Pins (bei 8-Pin z.B. fünf Massekontakte). Ein Teil des Grafikkartenstroms fließt dann direkt über diese dicken Masseadern wieder zurück zum Netzteil.
  • Über den PCIe-Steckplatz (Mainboard-Slot): Die Grafikkarte ist über den PCIe-Slot fest mit dem Mainboard verbunden. Der Slot stellt neben Datenleitungen auch +12V und zahlreiche Massepins bereit. Darüber kann ein beträchtlicher Anteil des Stroms in die Mainboard-Masse abfließen und gelangt von dort über die drei nächsten Wege zurück zum Netzteil
  • Über den Mainboard-24-Pin-Anschluss: Das Mainboard ist über den 24-poligen ATX-Stecker mit dem Netzteil verbunden. Darin befinden sich mehrere Masseleitungen. Strom, der in die Mainboard-Masseebene eingespeist wurde (etwa vom PCIe-Slot), kann über diese Masseleitungen zum Netzteil zurückfließen.
  • Über den EPS/CPU-Stecker: Moderne Mainboards besitzen einen 4- oder 8-poligen EPS12V-Stecker (teils 2× 8-polig) für die CPU-Versorgung. Auch dieser bietet Masseverbindungen zum Netzteil. Unter Umständen fließt Grafikkarten-Rückstrom über die gemeinsame Massefläche des Mainboards zu den Massepins des EPS-Steckers ab.
  • Über das PC-Gehäuse (Chassis-Masse): Das Metallgehäuse eines PCs ist meist mit dem Netzteilgehäuse verbunden und damit an Masse (Erde) gekoppelt. Die Grafikkarte ist über ihre Slot-Blende und die Schraubverbindung ebenfalls meist elektrisch mit dem Gehäuse verbunden. Dadurch kann in manchen Fällen ein Teil des Rückstroms über das Gehäuse abfließen, was allerdings zu Masseschleifen führen und Störungen verursachen kann.

Diese Vielzahl an Rückwegen bedeutet: Nicht zwangsläufig fließt der gesamte Strom über denselben Stecker zurück, durch den er gekommen ist. Die Verteilung richtet sich nach dem geringsten Widerstand. Im Idealfall sind alle diese Pfade niederimpedant genug, um den Strom ohne große Spannungsabfälle aufzunehmen. Wenn jedoch einzelne Rückleitungen einen deutlich leichteren Weg bieten, konzentriert sich der Rückstrom dort – mitunter zum Nachteil anderer Komponenten.

Ein praktisches Beispiel dafür ist das Phänomen schmelzender Stromstecker-Pins. Bei überlasteten 12V-GPU-Steckern (etwa dem 12VHPWR) kam es vor allem zu verschmorten +12V-Pins, während die Masse-Pins meist unbeschädigt blieben. Das erscheint zunächst paradox, da doch durch jeden Stromkreis gleicher Strom fließt. Die Erklärung ist allerdings einleuchtend, denn die Grafikkarte verteilt den Rückstrom auf mehrere Pfade, sodass über die Massekontakte des gleichen Steckers weniger Strom zurückfließt als über die +12V-Kontakte hinein. Diese Entlastung der Masse-Pins im Stecker führt dazu, dass primär nur die heiß gewordenen +12V-Pins Schaden nehmen und die Masse-Pins nur indirekt beschädigt werden.

Ein völlig verschmorter 12V2x6 Stecker und die gut erhaltenen Masse-Pins

Genau dies hatten ja meine damaligen Messungen bereits bestätigt und ich hatte dabei aufgezeigt, dass der Rückfluss des GPU-Stroms sich im System „wie mit der Gießkanne“ aufteilt, sich also über diverse Masseverbindungen verteilt.

Der PCIe-Slot und seine Masse-Pins – das unterschätzte Rückgrat

Moderne Grafikkarten beziehen bis zu 75 W über den PCIe-Steckplatz (auch PEG-Slot genannt). Der x16-Slot stellt dazu drei +12V-Pins bereit (in Summe typ. ~5,5 A bei 12 V) sowie mehrere 3,3V-Pins für geringere Leistungen. Wesentlich mehr Pins des Slots sind jedoch als Masse ausgeführt – laut ATX-Spezifikation sind bei einem x16-Steckplatz Dutzende der 82 Kontakte auf Masse gelegt. Diese vielen Masse-Pins erfüllen zwei Zwecke: Sie dienen als Referenzpotenzial für die Hochgeschwindigkeits-Datenleitungen (Signalrückführung zur Vermeidung von Störeinflüssen) und sie können Strom transportieren. Tatsächlich darf die spezifizierte Leistungsaufnahme über den Slot natürlich auch über dessen Masse wieder zurückfließen und die Slot-Masse muss diese ~6 A auch sicher führen können. Dank der Vielzahl an parallelen Massepins ist das auch unproblematisch, allerdings kommt gleich der Ampere-Hammer.

So wird immer unterschätzt, dass über die Massekontakte des PCIe-Slots noch wesentlich höhere Ströme fließen können, als dem Slot nominell an 12V-Leistung entnommen wird. Der Grund ist wieder die Parallelität der Rückwege: Zieht die Grafikkarte beispielsweise weitere 200 W über externe 8-Pin-Stecker, dann muss auch dieser Strom größtenteils zurück. Wenn die Masseleitungen der PCIe-Stromkabel und des Mainboards alle miteinander im Rechner verbunden sind, kann es passieren, dass ein signifikanter Teil des extern eingespeisten Stroms über die Slot-Masse zurückfließt, weil dieser Pfad für einen Teil des Stroms vielleicht „kürzer“ oder niederohmiger ist. Ich erinnere noch einmal an mein damaliges Experiment mit einer ca. 380 W ziehenden Grafikkarte, wo ich über 10 A Rückstrom am PEG-Slot verzeichnen konnte, obwohl der Slot selbst nur ~3,4 A über +12V einspeiste. Andere Tests mit einer RTX 4090 (~516 W) ergaben rund 13 A Masse-Rückstrom am Slot, bei Extrem-BIOS bis zu 15 A!

Diese Werte liegen deutlich über dem eigentlichen „75W-Limit“ des Slots (das etwa 6,25 A auf 12 V entspricht), betreffen aber die Masseverbindung, nicht die +12V-Zuleitung. Der PCIe-Slot verträgt das – dank über 30 paralleler Massekontakte – rein elektrisch gesehen durchaus noch, ohne sofort Schaden zu nehmen. Allerdings wird hier klar, welch tragende Rolle der Slot für die Stromrückführung spielt. Eine robuste Masseanbindung der Grafikkarte im Slot ist deshalb essentiell. Praktisch wird dies gewährleistet durch die vielen Masse-Pins und die breite Massefläche im Slot-Connector des Mainboards, an die diese Pins angebunden sind. Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass eine hohe Belastung des Slots über die Masse Folgeeffekte auf das Mainboard haben kann (dazu in den nächsten Abschnitten mehr). Ingenieure von Grafikkartenherstellern überlegen bereits, wie man die Masseflüsse künftig bewusster steuern kann, um den PCIe-Slot etwas zu entlasten. Denkbar wäre z.B., die Spannungswandler-Verteilung auf der Karte so zu gestalten, dass ein größerer Teil des Stroms lokal über die externen Stecker zurückgeführt wird, statt über den Slot. So ließe sich die Stromverteilung gezielt beeinflussen, um den Slot nicht über Gebühr zu belasten.

146 Antworten

Kommentar

Lade neue Kommentare

big-maec

Urgestein

1,001 Kommentare 596 Likes

Das dürfte bei mir nicht zutreffen, bei mir müsste auch ein Teil über das Gehäuse zurückfließen. Aus diesen Gründen verschraube ich all meine Hardware Komponenten fest mit dem Gehäuse, um noch zusätzliche Masseverbindungen über das Gehäuse zu haben.

Antwort Gefällt mir

P
Pheenox

Veteran

109 Kommentare 67 Likes

Lieber Igor, mal wieder ein sehr erhellender Bericht, den die wenigsten inklusive mir überhaupt auf dem Schirm haben.
Vielen herzlichen Dank für Deine Mühe und Deine investigative Arbeit. (y)

Antwort Gefällt mir

d
daddler

Neuling

8 Kommentare 2 Likes

Sehr interessanter Artikel! Als Laie denkt man sich, dass der Strom doch den Weg des geringsten Widerstandes geht. Das wäre eben nach naiver Ansicht jedenfalls der Weg über die Stecker direkt an der Grafikkarte zurück zum Netzteil und nicht über den PCI-E Slot Steckverbinder ins Mainboard und dort wieder über wahrscheinlich mehrere Layer der Platine zu einer weiteren Steckverbindung (ATX) erst zurück ins Netzteil. Eigentlich sollte man nach solchen Ergebnissen wohl die Massepins einer Grafikkarte gleich vom Layout her nicht verbinden, dann MUSS der Strom über die Stecker fließen...

Antwort Gefällt mir

konkretor

Veteran

358 Kommentare 377 Likes

Krass.

Ist da Intel auch so stark betroffen bei der Thematik?

Antwort Gefällt mir

e
eastcoast_pete

Urgestein

2,331 Kommentare 1,512 Likes

Fragen: Da der PCIE-5 Slot, in dem die GPU steckt, auch meistens direkt an die CPU angebunden ist, wie viel kriegt die dann von den rückfließenden Strömen mit bzw ab? Und wie wirkt sich das dann auf die CPU und die Signalübertragung CPU <-> GPU aus?

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

11,881 Kommentare 23,302 Likes

Der Masselayer ist da recht unempfindlich :)

Antwort 1 Like

GrafBerzerek

Mitglied

75 Kommentare 22 Likes

Hallo @Igor Wallossek ,
wieder ein sehr aufschlussreicher Artikel.
Nach den Tests der neuen AMD Karten, wäre meine Wahl bei einer Sapphire Nitro+ oder ggfs. sogar AsRock Karte.
Bei den Modellen die mir ins "Auge" fallen, wäre bei mir die Frage bzgl. der Anschlüsse, ob das so machbar wäre
und im Bezug auf diesen Artikel, ob es dann evtl. sinnvoll wäre das sogar so zu verkabeln.
Ein Bild dazu:

View image at the forums

Mainboard: MSI X870 Tomahawk Wifi
Netzteil: C1000 Gold ATX 3.1 PA-0G2BB-EU

Würde das funktionieren?
Als zusätzliche "Last" kommen hier noch SATA Anschlüsse dazu:
4 für 3x HDDs und 1x SATA-SSD
1 für Lüfter HUB Arctic

Leider waren meine Physik Lehrer vor ewigen Zeiten nicht die besten Lehrer, weshalb mich Jahre lang anderes eher
begeisterte. Seitdem ich vom Thema PC wieder fasziniert bin, lese ich mich allmählich auch in diese Materie wieder
ein, allerdings braucht das alles Zeit und meine Devise lautet in dem Fall: Fragen Sie doch jemanden der sich damit
auskennt :-D

Vielen Dank

Antwort 2 Likes

Klicke zum Ausklappem
z
zass

Mitglied

74 Kommentare 24 Likes

Zeichne ein Bild und markiere die Stromflüsse, dann macht es schnell klick zwischen deinen Ohren.
Allerdings kann es bei hohen Stromflüssen zu Verschiebungen des Bezugspotentials kommen.

Antwort 1 Like

z
zass

Mitglied

74 Kommentare 24 Likes

Was wäre den die Alternative?
Den eigentlich ist die Verkabelung durch die verschiedenen Steckertypen im wesentlich festgelegt und alternativlos.

Antwort Gefällt mir

GrafBerzerek

Mitglied

75 Kommentare 22 Likes

Es geht mir nicht um die Alternative, aber im Moment läuft ein beQuiet Straight Power 11 in meiner Möhre
und der untere Mainboard PCIe Stecker ist gar nicht mit angeschlossen.
Wäre die Netzteil Dimension ausreichend? Funktioniert das dann auch oder bekomme ich Probleme mit der
Stromzufuhr? Sorry, wie gesagt mein Verständnis für diese "Kreisläufe" reicht leider noch nicht aus, ich lerne noch dazu,
deswegen ja auch die Fragen. In den Dingen fühle ich mich meistens wie ein Azubi am ersten Tag(1. Lehrjahr) 🤷‍♂️

Antwort Gefällt mir

z
zass

Mitglied

74 Kommentare 24 Likes

Damit wird der (Rück)Weg über den Slot noch niederohmiger womit noch mehr Strom über den Slot fließt.

Mach das es nur wenn du diesen physikalischen Unsinn den die Hersteller dort verzapfen auch aushalten kannst.

Antwort Gefällt mir

GrafBerzerek

Mitglied

75 Kommentare 22 Likes

Also, würde ich derzeit deine Antwort so deuten, einfach die Anschlüsse so nutzen, wie
gesagt, außer den unteren am Mainboard einfach als nicht vorhanden betrachten, damit der Kreislauf
entsprechend nur über die genutzten Leitungen läuft (Mainboard, EPS,EPS und 12x... + halt die Peripherie SATA Anschlüsse)

Antwort Gefällt mir

Martin Gut

Urgestein

8,751 Kommentare 4,287 Likes

Guter Artikel.

Bei dem Bild mit den Rückflüssen (Seite 1 unten) Fehlen irgendwo ein paar Ampere. Die Grafikkarte bezieht über den Stecker 11 A mehr als zurück fliessen. Durch den Slot zum Mainboard fliessen aber nur 10 A, also nur 6.5 A mehr als auf dem Weg in die Grafikkarte fliessen. Vom Mainboard fliessen dann 8 A mehr über den 4/8-Pin und 3 A mehr über 24-Pin. Wo fliessen die restlichen 5 A von der Grafikkarte zum Mainboard? Ich vermute, dass das bei dem Test nicht in einem Gehäuse verbaut war.

Bei einem so grossen Netz von Masseleitungen beeinflusst jede Änderung auch die anderen Leitungen. Da muss man immer auch die Auswirkungen auf die Bauteile daneben beachten. Wenn man beispielsweise wie empfohlen den zweiten 4/8-Pin anschliesst, halbiert man den Widerstand in diesem Abschnitt. Dadurch fliesst der Strom da bequemer. Alle anderen Widerstände bleiben gleich. Somit fliest noch mehr Strom von der Grafikkarte durch das Mainboard und 4/8-Pin zurück. Das erste 4/8-Pin-Kabel wird entlastet. Das Mainboard, genau gesagt die Masseverbindungen von der Grafikkarte durch den PCIe-Slot und das Mainboard zu den 4/8-Pin-Anschlüssen wird aber stärker belastet. Ob diese das gut verkraften, muss man anschauen. Eine Verbesserung an einem Ort führt immer dazu, dass die Leitungen dort hin stärker belastet werden.

Es würde nun einfach tönen, den Strom der Grafikkarte vorwiegend über die PCIe-Kabel zu leiten. Strom lässt sich aber nicht einfach so leiten, sondern nur durch vergrössern und verkleinern von Widerständen. Durch mehr Leitungsquerschnitt kann man den Widerstand verkleinern. Das brauch aber mehr Platz. Man könnte auch an Stellen, an denen weniger Strom fliessen soll, kleine Widerstände einfügen. Diese haben dann aber zusätzliche Verluste und werden warm.

Wenn nun über den ohnehin schon Grenzwertigen 12HVPWR zu den grenzwertig ausgelasteten +12 V-Leitungen auch noch ebenso ausgelastete Masseleitungen kommen, ist mit noch mehr schmelzenden Steckern zu rechnen.

Interessant dürfte auch sein, wie das bei einem Multirail-Netzteil aussieht. Da muss der Strom ja zur selben Rail im Netzteil zurück fliessen. Ich denke, dass die Massen der Rails im Netzteil verbunden sind. Dann kommt es auf das selbe raus, wie bei einem Singlerail.

Das ganze Netz ist schwer zu beeinflussen. Da es immer mehrere Hersteller (Grafikkarte, Mainboard, Netzteil) betrifft, müsste man vermutlich ein gemeinsames Vorgehen vereinbaren. Wenn jeder nur an seinem Bereich die schlimmsten Probleme entschärft, bleiben die Auswirkungen auf die anderen Bereiche unbeachtet. Wenn die Grafikkarte beispielsweise mehr Strom über 4/8-Pin zurück leitet soll, dann müssen die Leiterbahnen im Mainboard dicker sein und die Netzteilhersteller müssten standardmässig 2 x 4/8-Pin-Kabel mitliefern. Ich sage jetzt nicht, dass das sinnvoll wäre. Es soll nur zeigen, dass eine Massnahme immer von allen umgesetzt werden muss.

So langsam wäre mir ein genügend dickes und fest verlötetes Kabel an der Grafikkarte am liebsten. Dann braucht es nur noch am Netzteil einen Stecker. Damit wäre ein kleinerer Widerstand erreichbar.

Antwort 2 Likes

Klicke zum Ausklappem
z
zass

Mitglied

74 Kommentare 24 Likes

Das ist eben die Wahl zwischen Pest und Cholera. Und MSI ist sowieso eine Kasperbude, mir sind die bisher nicht mit technisch sinnvollen Lösungen aufgefallen.

Hat jemand noch andere Ideen oder Vorschläge zu dem Thema?

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

11,881 Kommentare 23,302 Likes

@Martin Gut
Das Bild stammt aus dem verlinkten ersten Artikel, da fließt der Rest über die Slotblende und die Masseleitung zum Netzteil

Antwort 1 Like

Martin Gut

Urgestein

8,751 Kommentare 4,287 Likes

Das reicht auf jeden Fall für jede heutige Grafikkarte und CPU, auch mit einigem anderem was sonst noch angeschlossen wird. Schiess einfach alles so ans Netzteil an, wie es in der Anleitung beschreiben ist. Die Kabel sind auch beschriftet und die Stecker so geformt, dass man ohne Gewalt nichts falsch einstecken kann. Für die CPU kannst du ein oder zwei Kabel verlegen. Solange du die CPU nicht übertakten und mehr als 300 Watt durchjagen willst, geht das auch mit einem Kabel.

Antwort Gefällt mir

Martin Gut

Urgestein

8,751 Kommentare 4,287 Likes

Gut, das habe ich vermisst. Ja, dann passt das. Ich habe nicht nachverfolgt, wo das Bild genau herkommt und wie es da aufgebaut ist.

Irgendwann müssen die Verschraubungen des Mainboard nach dem Einbau noch auf Widerstand überprüft werden. :cool: Die 5 Ampere fliessen vermutlich fast vollständig über die eine Schraube neben den 4/8-Pin-Anschlüssen.

Antwort 1 Like

z
zass

Mitglied

74 Kommentare 24 Likes

Eigentlich sollte die zusammen geschaltete Masse im Netzteil einen schönen Sternpunkt bilden.

Antwort Gefällt mir

e
eastcoast_pete

Urgestein

2,331 Kommentare 1,512 Likes

Ja. Eine vollständig separate Stromversorgung der GPU, angefangen mit einem dedizierten Netzteil, also keinen Strom mehr durch das Mainboard, und auch sonst vollständig entkoppelt. Und dann den PCIE Slot nur noch für die Signalübertragung nutzen.

Antwort 2 Likes

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung