Dass AMD seine Threadripper-Serie auf Zen 5 umstellt, war eigentlich nur eine Frage der Zeit. Was allerdings überrascht, ist die Bandbreite der aufgetauchten SKUs. Neben dem üblichen Muskelspiel in Form von 64-Kernern und dem erwartbaren Mittelbau mit 16 Kernen taucht in den Versandmanifesten ein Modell mit nur 12 Kernen auf – ein bisheriger Exot in einer Familie, die sonst eher mit Masse glänzt. Die entsprechenden Einträge, entdeckt von Olrak_29, geben einen ersten Vorgeschmack auf das, was mit “Shimada Peak” im zweiten Halbjahr 2025 auf die geneigte Workstation-Kundschaft zukommt.
64 Kerne, 8 CCDs, 350 Watt – alles wie gehabt
Beginnen wir mit dem Altbekannten: Der Ryzen Threadripper 9985WX bringt die vollen 64 Kerne ins Rennen und dürfte auf acht CCDs setzen. Das Ganze bei einer TDP von 350 Watt – exakt wie beim Vorgänger 7985WX auf Zen-4-Basis. Der Fortschritt dürfte sich also primär in der Architektur abspielen, sprich: IPC-Steigerung, Optimierungen bei Prefetching und ein eventuell überarbeiteter Frontend-Decoder. Ob das allein für einen spürbaren Leistungssprung reicht, muss der Praxisbetrieb zeigen. Theoretisch ja, praktisch abwarten.
16-Kern-Variante 9955WX – für alle, die sich nicht entscheiden können
Interessanter wird es bei der 16-Kern-Version namens 9955WX. Zwei CCDs, jeweils acht Kerne, 64 MB L3-Cache – nichts, was einem die Stirn in Falten legt. Aber auch hier wieder: 350 Watt TDP. Das riecht nicht unbedingt nach Effizienz, sondern eher nach Einheitssockel und “one size fits all”. Offenbar möchte AMD das gesamte Shimada-Peak-Lineup auf derselben Plattform fahren. Das vereinfacht zwar die Mainboard-Entwicklung, aber so richtig sinnvoll wirkt ein 16-Kern-Prozessor mit 350 Watt Verbrauch nur in sehr speziellen Szenarien. Oder wenn man beim Silizium-Einkauf großzügig war.
12 Kerne, vier CCDs? Willkommen in der Franken-CPU-Zone
Richtig skurril wird es mit dem neuen 12-Kerner namens Threadripper 9945WX. Rein rechnerisch käme man bei vier CCDs mit jeweils drei aktiven Kernen auf diese Konfiguration – was in Sachen Die-Layout mindestens fragwürdig klingt. Effizient ist das nicht, dafür modular. Ob das nun ein Yield-Auswurf ist, bei dem man minderwertige CCDs sinnvoll recyclen möchte, oder ein gezielter Vorstoß in niedrigere Preisklassen, bleibt Spekulation. In jedem Fall bekommt der Begriff „Threadripper light“ hier eine ganz neue Bedeutung.
Eine Plattform, viele Kerne – aber wohin damit?
Sowohl die Standard- als auch die Pro-Versionen der Threadripper-9000-Reihe sollen weiterhin auf TRX50 und WRX90 laufen. Das bedeutet: PCIe 5.0, DDR5 und vermutlich jede Menge I/O – je nach Chipsatz. Die Hinweise auf möglichen 3D V-Cache sind bislang wenig konkret, wären aber ein logischer Schritt, um bestimmte Anwendungen zu beschleunigen. Gerade Rendering, Simulation oder Datenbanken könnten hiervon profitieren – vorausgesetzt, AMD bringt das Feature auch außerhalb der Gaming-Nische an den Start.
Was bleibt? Warten auf Computex. Und dann vielleicht staunen
Die Threadripper-9000-Serie wächst also nicht nur nach oben, sondern auch nach unten. Von 12 bis 96 Kernen scheint alles dabei zu sein, was irgendwie in ein TRX50-kompatibles Gehäuse passt. Eine mutige Strategie, denn damit konkurriert AMD teilweise mit sich selbst: 12 Kerne auf sTR5 treffen in der Praxis auf Ryzen 9 auf AM5 – mit mehr Effizienz und geringeren Plattformkosten. Ob AMD hier wirklich Vielfalt bieten will oder schlichtweg alles auf den Markt wirft, was sich aus den Wafer-Resten noch heraussägen lässt, bleibt offen. Die offizielle Vorstellung dürfte – wie üblich – auf der Computex im Juni erfolgen. Bis dahin bleibt nur das Stochern im Nebel der Logistikdaten. Zumindest eins lässt sich schon jetzt sagen: Langeweile wird’s mit Zen 5 bei Threadripper wohl nicht geben. Auch wenn manche Konfigurationen eher wie ein Kompromiss denn wie eine glorreiche Evolution wirken.
Source: Olrak_29 via X
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