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AMD Threadripper 2970WX und 2920X – die kleineren Ableger der großen Cruncher

Der neue Ryzen Threadripper 2970WX marschiert mit seinen 24 Kernen und 48 Threads recht selbstbewusst in die HEDT-Szene. Das sind immer noch mehr Kerne, als jeder konkurrierende Intel-Prozessor sein Eigen nennen kann. Aber nicht alle Kerne sind gleich. Intel erledigt mit seinen Core-CPUs der neunten Generation immer noch mehr Aufgaben pro Taktzyklus (IPC) als AMD mit den Ryzen Threadripper der zweiten Generation.

Darüber hinaus weist der Ryzen Threadripper 2970WX die gleichen Eigenheiten auf wie das Flaggschiff Ryzen Threadripper 2900WX. Er ist ein beeindruckender Performer bei sehr schwergewichtigen Workloads, die nicht so extrem speicherintensiv sind, aber es gibt durchaus Probleme in einigen Anwendungen, die nur wenige Threads benötigen und vor allem auch dann, wenn diese auf die verfügbare Speicherbandbreite reagieren.

Viele Ryzen und Core-CPUs aus dem mainstream-Segment bieten den Spielern einen deutlich besseren Mehrwert. Selbst die Threadripper-Prozessoren der X-Serie sind in Spielen smarter als die WX-Modelle, wenn man ein Enthusiast sind. Die preiswerteren Ryzen Threadripper von AMD versprechen zudem eine bessere Performance bei Anwendungen mit weniger Threads, die Intel aktuell weiterhin deutlich mit den Core i7 und i9 dominiert.

Aber vielleicht dient ja der Ryzen Threadripper 2970WX als preiswerterer Einstiegspunkt für Profis, die in der Lage sind, seine umfangreiche Kernzahl mit passender Workstation-Software zu nutzen. Der 1800 Euro teure Threadripper 2990WX skaliert nicht immer gut, besonders bei AVX-lastigen Aufgaben wie z.B. HandBrake. Wenn man solche Kompromisse eingehen muss, könnte man genauso gut etwas Geld beim Ryzen Threadripper 2970WX sparen und damit trotzdem noch eine ähnliche Leistung in genau den Apps erzielen, die auch in der Lage sind, das Quad-Die-Design effektiv zu nutzen.

Die X399-Plattform ist teuer, und obwohl die Drop-In-Kompatibilität mit bestehenden Mainboards ein großer Vorteil für AMD ist, benötigt man für die WX-Modelle trotz allem eine Platine mit robuster Stromversorgung. Man benötigt auch ein potentes Netzteil mit zwei EPS-Anschlüssen und genügend Leistung am CPU-Anschluss. Die Kühlung ist bei den HEDT-CPUs von AMD etwas einfacher als bei den konkurrierenden Skylake-X-Chips von Intel, was vor allem auf das Indium-Lot zurückzuführen ist, das AMD zwischen seinen Dies und dem Heatspreader verwendet. Aber eine ordentliche Wasserkühlung ist immer noch fast zwingend erforderlich, wenn man über eine Übertaktung nachdenkt.

AMDs Funktion Dynamic Local Mode versucht, die Performance-Probleme zu umgehen, die in seiner Quad-Die-Topologie geradezu endemisch sind. Leider ist der Modus (momentan noch) nicht so effektiv, wie wir es uns erhofft hatten. Einige wenige Spiele bieten zwar große Vorteile im Creator Mode, allerdings hinken diese CPUs in den meisten Spielen bei der Leistung hinterher, auch man diese CPU über Ryzen Master in den Game Mode bringt und damit z.B. 75% der Kerne des 2970WX deaktiviert.

AMD verspricht, dass sich der Hintergrunddienst des Dynamic Local Mode im Laufe der Zeit noch verbessern wird, da das Unternehmen mehr Anwendungen analysiert und auf diese hin auch optimiert. Dennoch sehen wir es als Umständlichkeit, stets und ständig den Modus wechseln und den PC neu starten zu müssen.

Die Konkurrenz sitzt  außerdem ja nicht still. Intel wird weiterhin bemüht sein, wettbewerbsfähiger zu werden, indem man versucht, die Herzen und Köpfe der Enthusiasten zurückzugewinnen. Die Basin Falls/Skylake-X Refresh-Prozessoren sollten nächsten Monat eintreffen. Sie werden jedoch immer noch mit (nur) 18 Kernen und 36 Threads antreten müssen und mit den zweifellos notorisch hohen Preisen des Unternehmens leben müssen. Inwieweit dies der Akzeptanz dienlich ist, wird sich dann noch beweisen müssen.

Es wird aber auch gemunkelt, dass Intel dann ebenfalls Indium-Lot zur besseren Wärmeableitung verwenden soll. Das könnte die neuen CPUs für Übertakter attraktiver machen. Es wäre auch schön, höhere Turbo Boost-Bins mit mehreren Kernen zu sehen, die die Leistung bei Workloads mit geringerer Threadanzahl unterstützen. Intel vermeidet es offensichtlich auch, PCIe-Lanes auf den preiswerteren HEDT-Prozessoren zu deaktivieren, was natürlich eine Reaktion auf AMDs Praxis ist, alle 60 PCIe-Lanes auf jedem Threadripper-Modell vollumfänglich anzubieten.

Der AMD Ryzen Threadripper 2950X und als Erweiterung der 2920X bieten vorerst das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für hochwertige Desktop-PCs im Crossover-Bereich zu Workstations. Ähnlich wie der Threadripper 2990WX ist der 2970WX, den wir heute ebenfalls getestet haben, ein echtes Nischenprodukt für Spezialisten und professionelle Anwender, die diese sehr spezifischen Fähigkeiten benötigen. Die Wettbewerbslandschaft verändert sich jedoch, so dass wir aktuell empfehlen würden, die nächsten Wochen oder Monate noch abzuwarten, wenn es denn so ein Dickschiff sein soll.

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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