In einem Interview, das im koreanischen Tech-Medium Chosun Biz veröffentlicht wurde, hat AMDs Senior Vice President klar Stellung zur zukünftigen Fertigungsstrategie des Unternehmens bezogen: TSMC ist derzeit aus Sicht von AMD unangefochtener Spitzenreiter bei der 2nm-Prozesstechnologie. Damit geht der taiwanesische Auftragsfertiger in der aktuellen Technologierunde erneut als bevorzugter Partner hervor – zumindest was AMDs kommende Serverprozessoren betrifft.
Zen 6 auf N2: EPYC Venice als Technologieträger
Bereits vor wenigen Wochen hatte AMD publik gemacht, dass man als erster Kunde TSMCs 2nm-Prozess (N2) in Anspruch nehmen werde. Nun wird klar, dass es sich dabei um die nächste Generation der EPYC-Serverprozessoren mit dem Codenamen Venice handelt. Diese sollen auf der neuen Zen-6-Architektur basieren und 2026 offiziell auf den Markt kommen. Entwickelt und gefertigt wird derzeit in enger Kooperation mit TSMC – und laut AMD mit Fokus auf Effizienz pro Watt und maximaler Performance innerhalb des jeweiligen Nodes. Eine kleine Randnotiz, die dennoch nicht unerheblich ist: Lisa Su, CEO von AMD, hatte eigens die TSMC-Anlage in Arizona besucht, um diesen Meilenstein medienwirksam zu begleiten. Ob dies ein symbolischer Schulterschluss oder ein taktisches Signal an potenzielle Zweitlieferanten war, bleibt offen.
Zahlen und Segmentverschiebungen
Im gleichen Atemzug wurde auch die Entwicklung des Rechenzentrumssegments thematisiert. Laut AMDs SVP konnte das Unternehmen im ersten Quartal 2025 ein Wachstum von 57 Prozent in diesem Bereich verzeichnen. Diese Zahlen untermauern den Fokus auf skalierbare Serverlösungen, der sich unter anderem im breiteren Produktspektrum niederschlägt: Mit der EPYC-4005-Serie („Grado“) will man nun auch verstärkt in das Midrange- und Low-End-Segment vorstoßen – ein Bereich, der bislang eher stiefmütterlich behandelt wurde. Interessant sind hier vor allem Leaks zu den technischen Daten der neuen Zen-6-Familie: Bis zu acht CCDs (Core Complex Dies), 96 klassische Kerne sowie 256 sogenannte „Dense Cores“ sind im Gespräch, flankiert von 128 MB L3-Cache pro CCD. Ob dies bereits die finale Ausbaustufe darstellt oder ob AMD hier erneut Variantenstrategie fährt, wie man es aus der Ryzen- und Instinct-Sparte kennt, bleibt abzuwarten.
Keine Exklusivität – Samsung bleibt im Gespräch
Trotz der klaren Präferenz für TSMC lässt AMD offen, ob nicht auch andere Foundry-Partner zum Zug kommen könnten. Insbesondere Samsung wird hier als möglicher zweiter Zulieferer genannt. Laut Aussage des AMD-Managers sei man stets in Gesprächen mit Anbietern, „die die besten Services für unsere Kunden bieten können“. Eine exklusive Partnerschaft mit TSMC besteht demnach nicht – zumindest nicht auf dem Papier. Samsung Foundry hat in den vergangenen Monaten wiederholt Fortschritte bei 2nm und darunterliegenden Nodes (z. B. SF2 und SF1.4) kommuniziert, auch wenn konkrete Design-Wins bislang Mangelware sind. Gerade im Serversegment, wo Validierungszyklen lang und Risikoaversion hoch sind, wird ein tatsächlicher Wechsel von AMD zu Samsung wohl nur erfolgen, wenn der technische und ökonomische Druck entsprechend groß ist – etwa durch Lieferengpässe oder aus geopolitischen Erwägungen.
Einordnung
Im aktuellen Foundry-Wettrennen ist TSMC erneut klarer Taktgeber. AMDs Entscheidung, das 2nm-Debüt mit einem komplexen Serverprozessor zu verbinden, zeigt Vertrauen in die technologische Reife des N2-Prozesses – ein mutiger Schritt, bedenkt man die Herausforderungen, die bereits bei 3nm (N3) zu bewältigen waren, etwa in puncto Yield und Power Leakage. Zugleich lässt die Offenheit gegenüber Samsung erkennen, dass AMD nicht gewillt ist, sich einseitig von einem Lieferanten abhängig zu machen. Eine Strategie, die angesichts globaler Verwerfungen und wachsender Kapazitätsengpässe durchaus pragmatisch erscheint. Ob Samsung in der Lage sein wird, einen konkurrenzfähigen 2nm-Prozess mit hohem Yield und entsprechender Designfreiheit zu liefern, bleibt abzuwarten. Die Zeit arbeitet derzeit noch für TSMC – doch das Rennen ist nicht entschieden. AMD setzt mit EPYC Venice auf N2 von TSMC, doch beobachtet die Konkurrenzlage weiter aufmerksam. Eine eventuelle Zusammenarbeit mit Samsung bleibt eine strategische Option, keine Notlösung. Die nächsten Monate dürften klären, ob TSMC die technische Vormachtstellung halten kann – oder ob Samsung aufschließen kann.
Source: Chosun Biz
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