Es war nicht leicht, für AMDs neuen Ryzen 9 9950X die passenden Attribute und für den Testartikel die richtige Überschrift zu finden. Doch während ich mich mit relativ viel Text elegant aus der Schlinge ziehen konnte, wird AMD wohl noch nachsitzen, schwitzen und ordentlich nachbessern müssen. Die Verzögerung hatte mit Sicherheit auch noch ganz andere Gründe als nur einen vermeintlichen Fehldruck auf einigen IHS. Es war sicher nicht ratsam, diese CPU bereits vor einer Woche als Speerspitze und auch als erstes Modell der neuen Ryzen 9000 Modellreihe zu launchen. Und ja, man hätte sich deutlich mehr Zeit lassen müssen.
Mal abgesehen von den hauseigenen Benchmarks in realitätsfremder Marketing-Lyrik, wird AMD noch so Einiges geradebiegen müssen, um wieder ins Plus gegenüber den Ryzen 7000 zu kommen. Das Potential ist garantiert vorhanden, aber es will natürlich auch erst einmal gefunden werden. Deshalb bitte ich auch darum, das Vorwort sehr aufmerksam zu lesen, denn es ist oft nicht alles so, wie es scheint oder es zumindest scheinen sollte, es aber einfach nicht ist. Mit Effizienz allein gewinnt man vielleicht einen Blumentopf, aber ohne Blumen und Erde. Und selbst dieser Vorteil muss noch hinterfragt werden.
Wichtige Vorbemerkung
Der Ryzen 9 9950X ist so etwas wie ein Januskopf, denn er hat zwei Seiten. Wenn er so funktioniert, wie er sollte, dann gibt es kaum noch ein Halten, maximal an der Steckdose. Nur sind solche Aha-Momente breit verstreut und meist auf den Workstation-Bereich begrenzt. Nimmt man rein nur das Gaming, dann bin ich mir sicher, dass wir in der Summe aller Reviews dieses Mal Unterschiede in den Fazits sehen werden, wie man sie bisher noch nicht kannte. Denn hätte ich auch nur zwei Spiele ausgetauscht, in denen die neue CPU entweder überproportional besser performt als das direkte Vorgänger-Modell (bis zu 10%) oder im Umkehrschluss eines der vielen Spiele, wo (noch) nichts so recht laufen mag (bis zu -10%), dann hatte man diese CPU entweder gezielt hochjazzen oder komplett verreißen können. Und das sogar ohne schlechtes Gewissen.
Dinge, wie ein frisches Windows 11 Image und der Aufruf von start /wait Rundll32.exe advapi32.dll,ProcessIdleTasks samt der neuesten Chipsatztreiber sind selbstverständlich, daran lag es also nicht, auch wenn ich diese Prozedur als nicht kundefreundlich erachte. Für den Endkunden und potentiellen AM5-Aufrüster von einem Single-Die-Prozessor sind solche Hürden definitiv nicht zumutbar.
AMD darf mit meiner zufälligen, schon immer genutzten Auswahl eigentlich ganz zufrieden sein, denn diese dokumentiert einen performancetechnischen Gleichstand zum Ryzen 9 7950X mit einem deutlich moderateren Konsumverhalten, wobei die Streuung in der Breite wohl deutlicher ausfallen dürfte. Und am Ende haben dann sicher wieder alle recht, je nach Benchmark-Auswahl. Genau deshalb habe ich auch sehr viele Workstation-Tests gemacht, die dieses Auf und Ab sehr gut belegen und die man für das bessere Verständnis unbedingt mit lesen sollte. Es wird also, je nach Spieleauswahl, sehr unterschiedliche Interpretationen geben, was AMD über die detaillierte Erkenntnis des Ungemachs aber auch helfen könnte, die eigenen Fußfesseln zu lösen, indem man aufgezeigte Flaschenhälse aktiv beseitigt.
Das erst jetzt veröffentlichte Microcode-Update für die Intel-CPUs lasse ich hier notgedrungen außen vor, weil es pauschal am Ergebnis nichts ändern würde und nur genau die Zeit gestohlen hätte, die man für länger laufende Workstation-Tests benötigt. Ich habe aber alle Spiele mit einem Core i9-14900K noch einmal in 720p laufen lassen und Leistungseinbußen von maximal 1 bis 1,5% feststellen können. Wenn überhaupt. Da hat man im Laufe der ganzen anderen Patches und Updates bereits mehr liegen gelassen und wer weiß, wo die Toleranzgrenzen liegen, wird wegen 1 oder 2 FPS sicher nicht weinen.
Fine Wine ist natürlich ein ausgelutschter Begriff, aber zumindest tun die Ryzen 7000 mittlerweile genau das, was man beim Launch in den Folien lesen konnte und was bei Ryzen 9000 noch so schmerzlich fehlt. Ich habe zudem im Testsystem ungeplant ein Mainboard ersetzen müssen, wobei in der Kürze der Zeit an einem Wochenende nichts absolut Identisches mehr aufzutreiben war. Ich teste den Ryzen 9 9950X deshalb auf einem MSI MAG X670E Tomahawk WiFi, auf dem aber lediglich die Konnektivität limitiert ist. Performance-technisch waren bei Stichproben mit den bereits auf dem MSI MEG X670E Ace gemessenen CPUs keine Unterschiede messbar. Das ist also nicht der Grund für den ungebremsten Wildwuchs der Ergebnisse.
Der neue Ryzen 5 9950X im Überblick
Der AMD Ryzen 9 9950X basiert auf der neuen Zen-5-Architektur und ist ein High-End-Prozessor mit 16 Kernen und 32 Threads. Er bietet eine maximale Turbo-Frequenz von 5,7 GHz und einen Basistakt von 4,3 GHz. Der Prozessor wird im 4-nm-Prozess gefertigt und hat eine Thermal Design Power (TDP) von 170 Watt, die unter Last auf bis zu 230 Watt ansteigen kann. Der Cache ist in 16 MB L2 und 64 MB L3 aufgeteilt, was eine Gesamtgröße von 80 MB ergibt. Der 9950X unterstützt DDR5-Speicher mit einer Geschwindigkeit von bis zu 5600 MHz und ist kompatibel mit dem AM5-Sockel.
Der Chip wurde mit dem Ziel entwickelt, eine signifikante Verbesserung der Anweisungspro-Takt-Zyklen (IPC) von etwa 16 % im Vergleich zur vorherigen Zen-4-Architektur zu bieten. Trotz eines leichten Rückgangs der Basistaktfrequenz im Vergleich zum Vorgänger, sollen die Leistungssteigerungen insbesondere im Bereich der Multithreaded-Anwendungen und im Gaming-Bereich deutlich spürbar sein. AMD setzt bei der Produktion auf das 4-nm-Verfahren von TSMC, was im Vergleich zu früheren Generationen eine höhere Effizienz und Dichte der Transistoren ermöglicht. In der Fertigung greift AMD auf seine bewährte Chiplet-Architektur zurück, bei der die CCDs (Core Complex Dies) getrennt von der I/O-DIE produziert werden. Dies ermöglicht es, die Produktionskosten zu optimieren und gleichzeitig eine hohe Skalierbarkeit und Flexibilität zu gewährleisten
Um mich an dieser Stelle aber nicht erneut im Detail zu wiederholen, lasse ich jetzt einfach noch einmal die Folien für sich selbst sprechen, denn da steht ja alles noch einmal drin. Nur die Werte, die AMD für die Intel CPUs angibt, kann ich so nicht ganz nachvollziehen. Ja, es nach allen neuen Updates und mit anderen Settings deutlich weniger geworden, aber an die Balken der Folien komme ich nicht ganz ran. Das lasse ich mal unkommentiert so stehen, halte es aber stellenweise für einen Rückfall in eine längst vergessene Marketing-Comedy.
AMD Ryzen 9000
Und für die ganz Wissbegierigen und / oder Vergesslichen gibt es auch noch einmal den folierten Deep-Dive durch die Zen5-Architektur. Das wiederum sollte als Einführung erst einmal reichen.
Zen 5 Architecture
- 1 - Einführung, Vorbemerkung und CPU-Daten
- 2 - Test-Setup und Methoden
- 3 - Gaming Performance HD Ready (1280 x 720 Pixels)
- 4 - Gaming Performance Full HD (1920 x 1080 Pixels)
- 5 - Gaming Performance WQHD (2560 x 1440 Pixels)
- 6 - Gaming Performance Ultra-HD (3840 x 2160 Pixels)
- 7 - Autodesk AutoCAD 2023
- 8 - Autodesk Inventor 2021 Pro
- 9 - Rendering, Simulation, Financial, Programming
- 10 - Wissenschaft und Mathematik
- 11 - Workstation: Leistungsaufnahme und Effizienz
- 12 - Gaming: Leistungsaufnahme und Effizienz
- 13 - Zusammenfassung und Fazit
181 Antworten
Kommentar
Lade neue Kommentare
Veteran
Urgestein
1
Veteran
Urgestein
Mitglied
Veteran
Veteran
Urgestein
Urgestein
Veteran
1
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Neuling
Urgestein
Urgestein
Neuling
Alle Kommentare lesen unter igor´sLAB Community →