AMD Ryzen 7 9800X3D im Workstation-Test: Ist der böse oder will der nur spielen? | Teil 2 von 2

1 - Einführung, Vorbemerkung und CPU-Daten 2 - Test-Setup und Methoden 3 - Autodesk AutoCAD 2023 4 - Autodesk Inventor 2021 Pro 5 - Rendering, Simulation, Financial, Programming 6 - Wissenschaft und Mathematik 7 - Workstation: Leistungsaufnahme und Effizienz 8 - Zusammenfassung und Fazit

Temperaturen und Taktraten

Fakt ist, dass sich die neue Positionierung des 3D-Caches durchaus gelohnt hat, auch wenn die CPU unter Volllast wie z.B. Blender oder Cinebench R23 knackig heiß wird. Natürlich tragen PBO2 und auch das OC zu einer ordentliche thermischen Last bei, aber bei einem Blender Loop meiner igoBOT-Animation über 15 Minuten sind es final nur reichliche 81 °C. Unter wechselnden, leichteren Lasten wie z.B. AutoCAD mit sehr viel 2D-Anteil in der Zeichenfläche liegt man meist um die 55 °C, nur die kurzzeitigen 3D-Animationen lassen die Leistungsaufnahme und damit auch die Abwärme sprungartig steigen oder absinken. Aber mehr als 66 °C waren es auch hier nie. In der Gaming-Dauerschleife mit 94 Watt sind es nur 69 °C und ja, es lebe eine richtige Wasserkühlung. Mit einer AiO dürfte es mit der Volllast dann schon eher in Richtung 90 °C gehen und mit Luftkühlung wird sicher die Luft knapp.

Der Takt lag auch beim Arbeiten bei rund 5.2 GHz bzw. den 5.4 GHz mit OC und UV genau dort, wo man ihn auch ausgelobt hat, das passt also alles.

Zusammenfassung und Fazit

Ich erwähnte es ja gestern bereits beim Gaming-Test, dass man den Ryzen 7 9800X3D richtig für sich einordnen muss, um einen potentiellen Fehlkauf zu vermeiden. Wobei Fehlkauf ein viel zu großes Wort wäre, nennen wir es besser zweckmäßig oder eben unzweckmäßig. Genau das wird es nämlich, wenn man versucht, beim Arbeiten einen 8-Kerner überwiegend dort einzusetzen, wo viele Threads richtig weh tun können. Aber – und das ist die wichtigste Erkenntnis – man kann den Ryzen 7 9800X3D bei normalen Anwendungen nunmehr auch fast überall da einsetzen, wo der Ryzen 7 7800X3D noch versagt hat.

Ja, es ist eine CPU, die  sich vor allem beim Gaming sicher behauptet, allerdings in den höheren Auflösungen und Settings ins gleiche Grafikkarten-Limit rennt, wie schon die Vorgängerin. Dafür ist der Ryzen 7 9800X3D endlich auch im normalen Arbeitsumfeld eine sichere Bank und nur in Ausnahmen schlechter als der Ryzen 7 9700X. Nur stellt sich schnell die Frage nach dem Sinn des heftigen Aufpreises und nach dem, was man für sich wirklich braucht, wenn man mehr als nur Gaming in Full-HD im Auge hat und z.B. damit auch noch arbeiten möchte.

Denn wie schon bei den Spielen profitiert nicht jede Anwendung gleich stark vom Cache-Vorteil und auch der Mehrtakt allein wäre sicher keine allgemeingültige Entscheidungshilfe, weil man ja auch bei der Leistungsaufnahme leider wieder draufzahlt. Aber ich wiederhole es gern noch einmal: Im Gegensatz zum Ryzen 7 7800X3D ist es keine reine Gaming-CPU mehr, auch wenn der Fokus natürlich beim Daddeln liegt. Aber es ist immer gut zu wissen, dass es auch noch etwas Anderes gibt, das so ein Ryzen 7 9800X3D recht flott erledigen kann.

Und so geht diese zweite Runde ebenfalls sehr eindeutig an AMD, wobei sich hier die Core Ultra 200 deutlich besser schlagen und auch über die Effizienz punkten können. Und auch an dieser Stelle halte ich fest: AMD hätte das alles aber auch völlig ohne Druck und mit besserer Verfügbarkeit realisieren können, da muss man nicht auch noch künstlich Druck auf den Käufer erzeugen, denn gekauft wird diese CPU mit Sicherheit auch ohne solche Stunts. Fürs kombinierte Arbeiten und Zocken warte ich persönlich aber auf einen Ryzen 9 9950X3D, den ich gehöre eher nicht zur eigentlichen Ryzen 7 9800X3D Zielgruppe, sondern zur arbeitenden Bevölkerung, wo Zeit oft auch bares Geld ist.  Wenn dann auch Videos schneller fertig sind und Animationen weniger Zeit benötigen, dann bin ich schon happy.

Wer wie ich überwiegend arbeitet und abends dann in Ultra-HD, auch oft genug mit Raytracing samt DLSS auf WQHD-Level, spielt, käme aktuell wohl auch noch mit einem Ryzen 9 7950X3D klar. Aber natürlich möchte man ja immer nur das Feinste vom Feinsten und Schnelligkeit hat noch nie geschadet. So gesehen, ist das aber alles Jammern auf allerhöchstem Niveau. Alles kann, muss aber nicht. Und ja, es kostet. Geld und Nerven bei der Beschaffung.

Die CPU wurde diesmal selbst gekauft. Eine direkte oder indirekte Einflussnahme oder eine  Zahlung einer Aufwandsentschädigung fanden nicht statt.