Zusammenfassung der Gaming-Performance
Betrachten wir zunächst einmal die normalisierten und kumulierten FPS aller Spiele sowie den Leistungsindex und den Index des P1 (der Min-FPS) bei 1280 x 720 Pixeln. Auch wenn diese Auflösung rein statistischen Wert hat, weil sie keiner zum Spielen nutzen wird, hat man doch die Chance, das Verhalten im echten CPU-Limit zu analysieren. Doch auch hier gibt es mittlerweile Spiele, wo selbst die starken Grafikkarten noch partiell ins Limit rennen, auch wenn es nur wenig ist. Ich werde es mir nicht anmaßen, anhand von nur acht Spielen eine Entscheidung zu fällen, welche CPU jetzt wirklich die schnellste Gaming-CPU ist, denn dafür würden (wenn man objektiv sein will) auch 20 Spiele nicht reichen.
Aus diesen Gründen habe ich versucht, alle möglichen Extremfälle anhand aktueller Titel abzubilden (statt Masse zu produzieren) und auch noch zwei grundverschiedene Grafikkarten mit eingebunden. Es gibt Titel wie „Shadow of the Tomb Raider“ oder „World War Z“, wo der Cache geradezu Wunder wirkt. Andere Titel, wie „Far Cry 6“, interessieren sich hingegen wenig für diese technische Finesse des 3D V-Cache und AMD liegt plötzlich wieder hinter Intel. Man kann Konsolenports wie „Horizon Zero Dawn“ nehmen oder reine Intel-Spiele, irgendetwas ist immer. Genau deshalb mag mein Ergebnis vielleicht auch ein wenig von anderen abweichen, aber es liegt immer noch im erwartbaren Rahmen.
Betrachten wir nun den Leistungsindex, wo ich die Schluckspecht-Combo aus Core i9-12900K und GeForce RTX 3090 Ti mal als 100%-Marke gesetzt habe. In 720p liegt der Ryzen 7 5800X3D (vor allem wegen der beiden Cache-freundlichen Spiele) mit beiden Grafikkarten vorn. Der Vorsprung gegenüber der dem Core i9-12900KS mit der jeweils gleichen Grafikkarte beträgt 2,8 Prozentpunkte bei der Radeon RX 6900XT und 3,6 Prozentpunkte bei der GeForce RTX 3090 Ti.
In 1080p ändert sich das Bild etwas. Nimmt man die GeForce RTX 3090 Ti, sind es 2,9 Prozentpunkte Vorsprung des Ryzen 7 5800X3D. Verwendet man eine in Full-HD langsamere Karte wie die Radeon RX 6900XT (es hätte auch eine GeForce RTX 3080 Ti sein können), dann liegt der Core i9-12900KS wieder hauchdünn vorn. Hier jetzt über die Leistungskrone fabulieren zu wollen, wäre pure Blasphemie und komplett unehrlich. Das riecht nach einem fairen Gleichstand, wenn auch etwas GPU-Limit mit dazu kommt. Womit man auch wieder dort liegt, wo andere Tests auch gelandet sind.
Doch auch das P1 lässt sich normieren und zu einem Index zusammenfassen. In 720p liegt der Ryzen 7 5800X3D ca. 0,6 bis einen Prozentpunkt hinter dem Intel Core i9-12900KS, je nach Grafikkarte. Damit kann man leben und es zeigt, dass sich das GPU-Limit in etwa gleich stark auswirkt.
In Full-HD, wenn es auch zu partiellen GPU-Limits kommt, liegt der Ryzen 7 5800X3D wieder vor dem Intel Core i9-12900KS, solange man die GeForce RTX 3090 Ti verwendet. Beim Einsatz der Radeon liegen beide CPUs faktisch gleichauf. Man kann also insgesamt fast schon von einem echten Gleichstand sprechen.
Leistungsaufnahme und Effizienz im Überblick
Die Gaming-Performance, egal wie das Testfeld der Spiele auch aussehen mag, ist nur eine Seite der Medaille, denn man muss ja auch ordentlich elektrische Energie investieren, um ein solches Ergebnis zu erzielen. Oder auch nicht. Genau an dieser Stelle scheidet der Intel Core i9-12900KS eigentlich schon aus, weil hier Aufwand und Nutzen in keinem akzeptablen Verhältnis zueinander stehen. Betrachten wir zunächst einmal die Durchschnittswerte über alle Spiele, wobei es nicht schwer war, auch die 200er Marke mit dem i9-12900KS locker zu überspringen. Da täuschen die etwas über 140 Watt als Mittelwert sogar etwas.
Aber wenn man bedenkt, dass der Ryzen 7 5800X3D in Full-HD mit nur 39,4% der elektrischen Leistung noch 2,8% mehr Performance bietet, dann muss man noch nicht mal über die Gaming-Krone diskutieren. Das reicht für die Intel-CPU nur für die Ehrenloge im Trinkerheim, mehr nicht. In manchen Spielen habe ich allein für die CPU und GPU ohne restliches System weit über 600 Watt gemessen, was in der heutigen Zeit eigentlich eine Frechheit ist, wenn man mit deutlich weniger Einsatz faktisch den gleichen Mehrwert am Bildschirm generieren kann. Das bezieht sich übrigens auch auf die übermäßig durstige Grafikkarte.
In Full-HD ist das Bild ähnlich krass – das muss man einfach nicht mehr diskutieren, weil es sogar ein Blinder sieht. Der Core i7-12700K ist hier die genügsamste Intel-CPU und als Alternative keine unsinnige Empfehlung.
Das drückt sich am Ende ja auch in der Effizienz aus, wo ich noch einmal die aufzuwendenden Watt pro FPS herausgerechnet habe. Ryzen 7 5800X3D mit Radeon vor der gleichen CPU mit der Geforce. Dann kommt erst einmal eine Weile nichts, bevor der Core i7-12700K und der Ryzen 7 5800X an die Reihe kommen, je nach verwendeter Grafikkarte. Auch hier werden die schwarzen Balken zum Trauerspiel für den Core i9-12900KS, der schon genug Kritik einstecken musste. Das Teil ist einfach nur abartig durstig und heiß.
Natürlich könnte man dem Core i9-12900KS mit etwas Aufwand bessere Manieren beibringen, falls man Glück im GPU-Lotto hatte. Aber da ich bei allen anderen CPUs auch nichts optimiert habe, muss diese CPU nun mal mit dem leben, was Intel ihr Spannungs-mäßig mit auf den Weg gegeben hat. Das ist so, als würde man sich erst selbst auspeitschen und dann eine Umfrage starten, wer denn die schönsten Streifen hat. Leistungskrone? So jedenfalls bitte nicht.
Zusammenfassung und Fazit
So schön Alder Lake im Teillast- und Gaming-Betrieb funktioniert hatte, so sinnlos ist das sogenannte Flaggschiff im gleichen Testumfeld. Damit kann man nur verlieren und sich selbst ins Abseits stellen. Der Core i9-12900KS ist die wohl sinnloseste Intel-CPU der letzten Jahre, wenn man mal von den verunglückten Hybriden für den Sockel 2066 wie z.B. dem Core i7-7640X absieht, die ebenfalls deplatziert waren. So gesehen, ist der Ryzen 7 5800X3D eigentlich auch kein Konter, weil es faktisch nichts zu kontern gibt. Sich mit einer elektrisch gedopten CPU messen zu wollen, ist sowieso komplett überflüssig.
Ich sehe den Ryzen 7 5800X3D eigentlich eher als Machbarkeitsstudie, mit der man eindrucksvoll zeigen kann, wie sich die Defizite aktueller Prozessoren zumindest in Teilbereichen extrem verringern lassen. Mit Hilfe des 3D V-Cache wirkt der Ryzen 7 5800X3D eher wie eine neue CPU-Generation als ein Klimmzug, um irgendjemandem noch irgendetwas beweisen zu müssen, koste es, was es wolle. Das Teil hat Charme und Verstand, passt in die Zeiten ständig abnehmender Ressourcen und erfüllt den angepeilten Zweck. Mehr muss man über Hardware eigentlich gar nicht schreiben, wenn man zufrieden ist.
Preislich ist das Ganze natürlich wieder einmal dem Markt ausgeliefert und wenn etwas knapp wird (ich hatte es ja prognostiziert), dann verteuert es sich leider auch. Wer auf mich gehört und gleich bestellt hat, sollte noch was abbekommen haben, der Rest geht wohl (vorerst) leer aus. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Ich habe mir diese CPU selbst kauft und werde sie auch behalten. Dann klappt es nämlich auch mit dem Energieversorger und einer leisen Kühlung im Sommer. Danke AMD für dieses Einhorn Sammlerstück, auch wenn es mit dem Sampling diesmal genauso mau aussah, wie mit dem aktuellen Angebot für die Ersttagskäufer. Aber dafür habe ich ja meine Kriegskasse und das Netzwerk. Irgendwas geht immer.
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