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AMD Ryzen 3 3100 und Ryzen 3 3300X im Test – Sparbrötchen und Rennsemmel gegen Intels Spar-Core

Dass AMD den Mitbewerber Intel mal genau damit schlagen würde, was ansonsten immer als Schlagmichtot-Argument der Core-Fraktion herhalten musste, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Vier Kerne, aber mit SMT und in einem Fall sogar mit ordentlich Turbo-Takt auf den vier Töpfen reichen völlig aus, um den Normal-Gamer einigermaßen glücklich zu machen. Ab 109 Euro soll die Party mit dem Ryzen 3 3100 steigen, das Ticket in die Edel-Holzklasse mit dem Ryzen 3 3300X kostet mit 129 Euro auch nur ca. 20 Euro mehr.

Doch was heißt hier eigentlich Holzklasse? Intel hat immer wieder betont, man bräuchte für die breite Masse an Spielen gar keine inflationäre Kern-Mischung, sondern nur ein paar wenige, dafür aber schnelle Rechenwerke, um recht weit vorn mitzuschwimmen. Und im normalen Büroalltag gilt das ja sowieso. Bisher hatten die AMD-Kleintierzüchter bei den CPUs aber eher Pech, denn die Einstiegsmodelle waren auch beim Takt meist schüchtern. Das ändert AMD nun aber mit dem Ryzen 3 3300X grundlegend, der gut und gern auch bis 4.3 GHz boosten darf und dem in der Praxis auch sehr nahe kommt.

Der Ryzen 3 3100 ohne X ist die kleinere und 20 Euro günstigere Variante, auch wenn ebenfalls 4 Kerne und 8 Threads verkauft werden. Der Unterschied liegt beim Takt und dem unterschiedlichen Design. Das verleiht beiden CPUs einen sehr unterschiedlichen Charakter und hinterlässt auch im Alltag deutliche Spuren. Ohne es vorab spoilern zu wollen, aber der Ryzen 3 3100 ist nichts, worüber man sich außerhalb des Büros oder Kinderzimmern noch groß Gedanken machen sollte. Beim Ryzen 3 3300X hingegen tropft schnell der Zahn der brunftigen Sparfüchse.

Warum die eine CPU rennt wie eine Gazelle und die andere etwas hinterherhecheln muss, weil sie im Laufen ständig die rutschenden Hosen hochziehen muss, zeigt die nachfolgende Grafik. Der Ryzen 3 3100 kommt im ungünstigen 2+2-Design, das heißt, dass im aktiven CCD nur jeweils zwei halbe CCX’e  genutzt werden, die mit 8 MB pro CCX auch nur die Hälfte der 16 MB pro CCX nutzen können und es so zu argen Latenzen kommen kann, wenn sich Rechenaufgaben CCX-übergreifend gestalten. Beim Ryzen 3 3300X hingegen wird beim 4+0 ein gesamtes CCX samt der 16 MB L3-Cache voll genutzt und der Rest ruht im Zwangsschlaf. Das ist nicht nur schneller, sondern vermeidet auch unnötigen Overhead und lässt sich schlussendlich sogar besser übertakten.

Der Rest der Architektur ist kein Geheimnis und ich werde mich jetzt auch nicht in Wiederholungen verlieren. Wer mehr dazu wissen möchte, sei an dieser Stelle noch einmal auf dem sehr ausführlichen Launchartikel verwiesen.

Was ich heute teste (und was mit Absicht nicht)

Ich höre mir das Feedback der Leser und YouTube-Konsumenten stets aufmerksam an und lese auch im Forum fast immer mit. Was ich heute aber bewusst nicht machen werde, sind 720p-Tests mit zig CPUs und theoretische Erwägungen, welche Zukunftssicherheit so ein Spar-Setup in ein paar Jahren noch haben könnte. Dem steht außerdem auch entgegen, dass mich der ganze Corona-Wahn vom CPU-Portfolio eines befreundeten Händlers so gut wie völlig abgeschnitten hat. Deshalb habe ich mir auf die Schnelle noch einen Core i5-9400 kaufen müssen, der aber zu meinem Vorhaben passt, wie die berühmte Faust aufs Auge. Denn ich habe zum Schluss ein Projekt umgesetzt, das ich so schon immer mal machen wollte, für das mir aber der letzte Anstoß fehlte.

Somit teste ich heute den Ryzen 3 3100 und den Ryzen 3 3300X gegen den in den AMD-PR-Folien propagierten Core i5-9400, einen fast 190 Euro teuren 6-Kerner von Intel, aber ohne Hyperthreading. Dazu packe ich noch den Ryzen 9 3950X als Gegenkontrolle, denn ich bis auf einen Test im normalen Creator-Mode mit allen 16 Kernen laufen ließ. Das Ergebnis wird Euch übrigens noch wundern, aber dazu gleich mehr. Ich teste alle CPUs mit den gleichen Speicher-Taktraten, schon allein deshalb, weil der RAM ein XMP-Profil besitzt, das mit 3200 MHz bestens passt. Aber ich kann jetzt schon spoilern, dass es den Core i5 auch nicht gerettet hätte, den RAM mit 3600 MHz++ zu betreiben. Es ist alles einfach und emotionslos out-of-the box, einschließlich des Werks-OC durch PBO zw. Enhanced Turbo und damit genau so, wie es der Endkunde auch zusammenbauen würde. Motherboard-Defaults eben.

 

Was ich im Detail vorhabe, ist schnell erklärt. Ich habe drei spezielle Spiele ausgesucht, die ich in Full-HD (1080p) mit jeweils 3 Settings und sehr unterschiedlicher Grafik- bzw. CPU-Last mit satten 12 Grafikkarten laufen lassen, die mit der GeForce GTX 1650 im Entry-Level starten und bei einer Titan RTX im High-End enden. Es wird uns zeigen, mit welchen Settings sich welche Grafikkarten überhaupt in der Kombination mit den jeweiligen CPUs lohnen und welche GPUs entweder generell limitieren oder im oberen Ende ggf. rausgeworfenes Geld sind. Und ja, Intel hat mit der PR-Argumentation sogar irgendwie Recht. Doch dazu später mehr.

Auf ellenlange Anwendungsbenchmarks habe ich nach einigen Stichproben übrigens bewusst verzichtet und dafür lieber mehr Grafikkarten eingebaut. Alles, was Office hergibt, läuft auf beiden Ryzen 3 weich wie Butter, das muss man nicht noch einmal testen, weil es auch auf den Vorgängern schon bestens lief. Naja, und für Video & Co. sind sie im professionellen Einsatz, wo Zeit auch Geld kostet, definitiv falsch platziert.  Zumindest stimmen AMDs PR-Folien diesbezüglich punktgenau, so dass ich mich einfach einmal dort bediene. Etwas anderes kommt bei meinen Stichproben nämlich auch nicht heraus.

Ich werde mich deshalb auf den nächsten Seiten auf das Herausfinden der optimalen Grafikkarten-Kombination fokussieren, denn ich kann jetzt schon spoilern, dass mich das Ergebnis mit einer Ausnahme vollends überrascht hat. Zunächst aber noch einmal eine Auf- und Gegenüberstellung der aktuellen Ryzen 3 CPUs zu den jeweils passenden Intel-Gegenstücken:

Testsystem und Aufbau

Da ich auch den Ryzen 9 3950X nutzen will und sich zudem mit der RX 5500 XT eine PCIe Gen. 4.0 Grafikkarte im Setup befindet, werde ich mangels B550-Platine eben ein X570-System nutzen. Da ich auch dem Core i5 das gleiche Recht zugestehen möchte, kommt ein ähnlich teures Sockel Z390-Board zum Einsatz. Ich gebe zu, beide Boards sind nun wirklich nichts, was man im Entry-Level einsetzen würde, aber sie besitzen beide speziell präparierte Eingriffe für die Messungen an der CPU und sind zudem nicht nur einmal kalibriert worden. Ein Gegentest mit einem günstigen B450-Motherboard und der RTX Titan samt Ryzen 3 3300X brachte bei der Endperformance keine Unterschiede, die über die Messtoleranzen hinausgehen würden. Nur die Radeon RX 5500XT brach um bis zu 8% ein, doch dazu schreibe ich später noch etwas.

Symbolic Picture from igorsLAB: GPU, Motherboard and CPU Testing

Der Ausbau mit 32 GB ist soweit identisch mit dem aktuellen Intel-System und der Wechsel ist dem Weg der Erkenntnis in keinster Weise abträglich. Dieses System habe ich tabellarisch noch einmal im Detail aufgelistet:

Test System and Equipment
Hardware:

MSI MEG X570 Godlike
MSI MEG Z390 Godlike

4x 8GB G.Skill FlareX DDR4 3200
1x 2 TByte Aorus (NVMe System SSD, PCIe Gen. 4, 3.0 Fallback auf Z390)
1x Seagate FastSSD Portable USB-C
Seasonic Prime 1200 Watt Titanium PSU

Cooling:
Alphacool Eisblock XPX
Alphacool Eiswolf (modified)
Thermal Grizzly Kryonaut
Case:
Lian Li T70
Open Benchtable
Monitor: BenQ PD3220U
Power Consumption:

Non-contact direct current measurement on PCIe slot (riser card)
Non-contact direct current measurement at the external PCIe power supply
Direct voltage measurement at the respective connectors and at the power supply unit
2x Rohde & Schwarz HMO 3054, 500 MHz multichannel oscilloscope with memory function
4x Rohde & Schwarz HZO50, current clamp adapter (1 mA to 30 A, 100 KHz, DC)
4x Rohde & Schwarz HZ355, probe (10:1, 500 MHz)
1x Rohde & Schwarz HMC 8012, digital multimeter with memory function

Thermal Imager:
1x Optris PI640 + 2x Xi400 Thermal Imagers
Pix Connect Software
Type K Class 1 thermal sensors (up to 4 channels)
Acoustics:
NTI Audio M2211 (with calibration file)
Steinberg UR12 (with phantom power for the microphones)
Creative X7, Smaart v.7
Own anechoic chamber, 3.5 x 1.8 x 2.2 m (LxTxH)
Axial measurements, perpendicular to the centre of the sound source(s), measuring distance 50 cm
Noise emission in dBA (slow) as RTA measurement
Frequency spectrum as graphic
OS: Windows 10 Pro (1909, all Updates)

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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