Zusammenfassung
Ja, AMD hat sowohl mit der Radeon RX 7900XTX als auch mit der Radeon RX 7900XT nichts falsch gemacht. Mit einer UVP von 1149,00 Euro für die RX 7900XTX und einer UVP von 1049,99 Euro für die RX 7900 XT ist man auch beim Preis recht gut im Rennen, auch wenn die als Vergleich angegebene GeForce RTX 4080 mittlerweile im Preis stark gefallen ist. AMD unterbietet mit den beiden Referenzkarten den aktuellen Straßenpreis der günstigsten NVIDIA-Karte noch um 200 bzw. sogar 300 Euro. Aber günstig ist auch das nicht.
Die Raster-Leistung der neuen RDNA-Karten liegt in der Summe aller Benchmarks in WQHD um 8,5 und in Ultra-HD sogar um 9.3 Prozent höher als die einer NVIDIA GeForce RTX 4080 Founders Edition. Das kann sich wirklich sehen lassen, auch wenn die GeForce RTX 4090 nicht angreifbar ist und dies auch mit extremen OC und der elektrischen Brechstange kaum möglich sein sollte. Im Vergleich zu RDNA2 ist AMD damit ein sehr großer, wenn auch nicht riesiger Sprung gelungen, wenn man einmal Ada zum Vergleich nimmt. Denn die Effizienz fällt im Gegenzug nicht ganz so groß aus, wie erhofft. Doch dazu gleich mehr.
Die Raytracing-Leistung hat ebenfalls einen gehörigen Schritt nach vorn gemacht und liegt nun auf dem Niveau der größten Ampere-Karten. Auch das muss man lobend anerkennen, auch wenn es noch zweistellige Rückstände in der Performance zu beobachten gibt. Aber der Abstand ist geringer geworden. Das betrifft auch Dinge wie den hervorragenden Video-Encoder, den ich einmal separat testen werde. Dafür war in der Summe aller Test einfach keine Zeit mehr, zumal man noch auf weitere Applikationen warten sollte, die das final auch unterstützen.
AMD hat die Telemetrie komplett auf den Kopf gestellt, was in den meisten Belangen auch gut gelungen ist. Dass man endlich auch eine TBP auslesen kann, die einigermaßen stimmt, auch wenn sie nur gut geschätzt ist, ist ein großer Fortschritt. NVIDIA setzt ja seit Langem bereits auf ein echtes Monitoring der Rails mittels Shunts, AMD nunmehr zumindest auf die Summierung aller Werte aus der DCR und etwas Mathematik, was auch geht.
Einen echten Verbesserungsbedarf sehe ich bei den Treibern. Hier sollte noch sehr viel Potential brach liegen. Gewissen Inkonsistenzen könnten auch darauf hindeuten, dass man Hardwareprobleme mittels Software-Korrekturen aktiv angegangen sein könnte, aber das ist nur reine Spekulation. Was jedoch gar nicht geht, ist die erschreckend hohe Leistungsaufnahme im Idle, vor allem auch im Mehrmonitorbetrieb. Womit wir bei der Leistungsaufnahme und der Effizienz angekommen wären.
Dass die Werte der Leistungsaufnahme in der Summierung über mehrere Spiele so weit über denen einer GeForce RTX 4080 FE liegen, ist eigentlich angesichts der PR-Auftritte im Vorfeld fast schon deprimierend. Die GeForce RTX 4080 FE liegt im ungünstigsten Fall für die AMD-Karte um bis zu 114 Watt (!) unterhalb einer RX 7900XTX, was mich persönlich fast schon etwas geschockt hat. Egal, ob WQHD oder Ultra-HD, mit oder ohne Raytracing, die beiden RDNA3-Karten haben das Power Limit eigentlich fast immer und sehr konstant ausgenutzt, während die GeForce RTX 4080 FE je nach Last mehr oder weniger deutlich unter der angegebenen TBP lag. Wer das nicht glaubt, dem empfehle ich die Seiten mit den Zusammenfassungen aller Spiele im ersten Drittel des Artikels.
Es ist durchaus anzunehmen, dass AMD beide Karten nachträglich noch etwas höher getaktet und mit einem großzügigeren Power Limit (TBP) versehen hat als man merkte, was sich mit Ada wirklich anbahnt. Das wirkt etwas wie bei Polaris, als man der RX 480 seinerzeit im allerletzten Moment deutlich mehr Power spendierte, dabei aber nicht nur im Korsett des einzelnen 6-Pin-Steckers stecken blieb, sondern auch die Standards für den PEG sprengte und deutlich überschritt. Ich hatte das seinerzeit ja aufgedeckt und auch thematisiert.
Bei der Radeon RX 7900XTX hat AMD den Fehler nicht wiederholt, sich jedoch knapp unterhalb des zulässigen Maximums platziert. Da man nur zwei 8-Pin-Buchsen wollte (Marketingversprechen Effizienz?), hat man die Referenz also auch indirekt fürs OC ausgebremst. Viele Boardpartnerkarten besitzen diesen Flaschenhals nicht und setzen auf ehrliche drei 8-Pin-Buchsen. Außerdem nutzt man auch den Motherboard-Slot sehr ausgiebig für die 12-Volt-Stromversorgung, was eher suboptimal ist, weil man dann auch viele Transienten übers Motherboard entlässt (z.B. hörbare Intermodulationen im Audiozweig). NVIDIA kann das mittlerweile deutlich besser.
Warum ich auf dem Bild die kleinere Radeon RX 7900XT nach oben gestellt habe? Sie ist preislich gesehen sicher die bessere Alternative zur GeForce RTX 4080, auch wenn sie bei der Performance nicht mithalten kann. Die Radeon RTX 7900XTX ist eher für Enthusiasten aber es gilt hier das Gleiche, wie schon bei der GeForce RTX 4090. Etwas Unvernunft muss man wollen und sich vor allem auch leisten können, hat aber auf den letzten Metern einfach einen Tick mehr Spaß. Preislich gesehen ist die Radeon RX 7900XTX sogar eine echte Alternative zur RTX 4090, wenn man mal den Preis betrachtet. Denn AMDs Spitzenmodell ist nicht so viel langsamer, dafür aber deutlich günstiger.
Einen Kauftipp möchte ich beiden Referenzkarten trotz aller Vorzüge und positiven Trends vorerst einmal nicht vergeben. Dagegen sprechen die durch Schwankungen unnötig hohe Leistungsaufnahme im Idle, die stellenweise 100% über den Werten der Mitbewerberin liegt und im Multimonitor-Betrieb geradezu explodiert, sowie sehr viele Unwägbarkeiten und Probleme im Treiber, die einen professionellen Einsatz ohne tiefere Tests der jeweiligen Applikation eigentlich ausschließen. Das mag hart klingen, aber hier müssen auch Zertifizierungsprozesse durchlaufen werden, bevor man eine Empfehlung aussprechen kann.
Die Leistung in allen Spielen ohne Raytracing ist hingegen lobenswert, nur sind nicht wirklich extrem viele Spiele hinreichend im Treiber berücksichtigt worden. Da liegt vor dem Treiber-Team in Toronto noch ein gewaltiger Berg Arbeit. Fine Wine und so. Für die Telemetrie gibt es abschließend noch ein extra-Lob, auch wenn man damit nicht alle Probleme kaschieren kann. Aber jetzt hört wenigstens mal die Missinterpretation von TBP und TGP auf, Danke dafür. Für den gewählten Node ist die Effizienz aber leider noch ausbaufähig. Vielleicht sehen wir ja 2023 noch einen RDNA3-Refresh? Das wäre wünschenswert.
Und als Fazit kann man stehen lassen, dass die potentiellen Käufer einer Radeon-Karte, wenn sie (aus welchen Gründen auch immer) das rote Lager bevorzugen, definitiv nichts falsch machen werden. Der Preis stimmt, die Leistung auch. Das muss man erst einmal so hinbekommen. 🙂
Die Grafikkarten wurden von AMD für diesen Test zur Verfügung gestellt. Die einzige Bedingung war die Einhaltung der Sperrfrist, eine Einflussnahme oder Vergütung fand nicht statt.
- 1 - Einführung, technische Daten und Technologie
- 2 - Test System im igor'sLAB MIFCOM-PC
- 3 - Teardown: PCB und Komponenten
- 4 - Teardown: Kühler und De-Montage-Tips
- 5 - Summe Gaming-Performance WQHD (2560 x 1440)
- 6 - Summe Gaming-Performance Ultra-HD (3840 x 2160)
- 7 - Einzelmetriken für WQHD (2560 x 1440)
- 8 - Einzelmetriken für Ultra-HD (3840 x 2160)
- 9 - Workstation Grafik und Rendering
- 10 - Details: Leistungsaufnahme und Lastverteilung
- 11 - Lastspitzen, Kappung und Netzteilempfehlung
- 12 - Temperaturen, Taktraten und Infrarot-Analyse
- 13 - Lüfterkurven und Lautstärke
- 14 - Zusammenfassung und Fazit
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