Grafikkarten Testberichte VGA

AMD Radeon RX 5700 und RX 5700 XT im Test – Der Raytracing-freie Sargnagel von Vega und bis zu 2.1 GHz Takt unter Wasser

Zusammenfassung

Lassen wir zunächst erst einmal die Geschichte mit dem Preis beiseite und konzentrieren uns auf das rein Technische. Betrachtet man nur die reine Gaming-Performance, dann sortierte sich die Radeon RX 5700 XT nur ganze 3% hinter eine Radeon VII ein, die damit allein schon über den Preis obsolet wird, auch wenn der große HBM2-Speicher immer noch verlockend ist. Die Radeon RX 5700 XT liegt auch noch deutlich hinter einer GeForce RTX 2070 Super, wobei das von Spiel zu Spiel sehr variieren kann. Zumindest hat die aufgesuperte RTX 2070 mit dem S auf dem Label ganz offensichtlich den Zweck erfüllt, AMD ein klein wenig die Suppe zu versalzen. Denn eine normale GeForce RTX 2070 schafft man mit ca. 7% Abstand hinter sich zu halten.

Das sieht bei der Radeon XT 5700 ähnlich aus, denn während man die normale GeForce RTX 2060 6GB noch gut im Griff hat, wird es bei der GeForce RTX 2060 Super mit den 8GB Speicher nichts mehr. Allerdings fällt der Rückstand in der Summe der Spiele auch nicht ganz so extrem aus, wie zunächst vermutet, im Gegenteil. Betrachtet man die reine Performance im Verhältnis zur „alten“ GeForce RTX 2070 FE, dann war es für Nvidia durchaus eine „Sache der Ehre“, hier neue Produkte dazwischenzuquetschen.

Kommen wir mal zu dem gern genommenen Satz „Läuft immer noch und säuft wie ein Loch…“. Da hat AMD nämlich ordentlich aufgeholt. Die Leistungsaufnahme der jeweiligen Klassengegner liegt gar nicht so weit auseinander wie befürchtet, denn die Radeon RX 5700 XT liegt nicht weit von der GeForce RTX 2070 Super entfernt. Da ist der Abstand der Radeon RX 5700 zur GeForce RTX 2060 Super schon etwas größer. Aber beide Rückstände spiegeln am Ende ja auch die Performanceunterschiede wider.

Trotzdem muss man AMD bescheinigen, hier einen erstaunlichen Schritt nach vorn geschafft zu haben. Wie viel man Boden gutmachen konnte, sie man anhand der RX Vega 64 und auch der Radeon VII. Da liegen mittlerweile nicht nur Welten, sondern schon ein kleine Galaxie dazwischen. Da muss man AMD wirklich loben, denn eine kleinere Strukturbreite heißt ja nicht automatisch auch höhere Effizienz. Das ist gut gelungen und vor allem im Idle hat man Nvidia sogar eingeholt bzw. leicht überholt. Das will schon etwas heißen.

Ohne Raytracing kann man sicher aktuell sehr gut leben, aber es bleibt abzuwarten, ob der Strahlen-Hype-Train nicht doch noch weiter in Fahrt kommt. Dann zumindest hat man ein Feature weniger auf der Speisekarte. Ab das dann wieder über den Preis kompensiert werden kann, zeigt die nächste Analyse. Der Preis-/Leistungssieger heißt zwar immer noch RX Vega 64, aber in Anbetracht dessen, dass die Karte nicht nur EOL ist, sondern auch gegen beide Navi-Karten keinen Stich mehr sieht. muss man echt überlegen, ob es noch ein Schnäppchen ist. Der Gelegenheitszocker wird allerdings damit sicher glücklich. Nur ist es eher nichts für die Zukunft.

Verblüffend ist der Umstand, dass die beiden AMD-Karten beim P/L-Verhältnis fast gleichauf liegen. Was wiederum beweist, dass unsere Benchmarks (a) so falsch nicht sein können und der Hersteller (b) seine Preise auch ziemlich gut ausbaldowert hat. Auch wenn der Vorsprung nicht groß ist, ist die GeForce RTX 2060 Super trotzdem die Gewinnerin, während die RTX 2070 Super deutlich geschlagen werden kann. Trotz Gleichstand halte ich die Radeon RX 5700 XT für die bessere und interessantere der beiden Navi-Karten.

Sie ist nicht viel teurer und im Verhältnis zum Preis auch dementsprechend schneller als sie RX 5700, aber sie lässt sich deutlich besser übertakten und besitzt auch deutlich mehr Reserven. So gesehen stimmen die Preise zumindest untereinander, auch wenn die GeForce RTX 2060 Super beiden Navi-Karten etwas die Show stiehlt.

Die beiden Referenzmodelle sind natürlich nur ein erster Anhaltspunkt, denn die Boardpartnerkarten werden meine Kritikpunkte in Bezug auf die Laustärkeentwicklung und die GPU-Temperaturen sicher eleganter lösen können. Deshalb werde ich hier auch nicht noch weiter darauf eingehen. Denn wenn jemand Referenzkarten kauft, dann sicher wegen der Wasserkühlung. Und da muss den Platinen bescheinigen, dass sie smart layoutet und wirklich gut bestückt worden sind. Da braucht man also keine Abstriche zu machen

 

Fazit

Aufgeholt ja, eingeholt (noch) nicht ganz. Aber man ist zumindest endlich mal wieder nah genug dran, um auch wieder mitspielen zu können. Und hatte Nvidia nicht alles Mögliche hochgesupert, hätte man die angepeilten Kontrahentinnen diesmal sogar schlagen können. Das allein ist schon eine Aus- und Ansage, auch wenn es im Finish immer noch etwas hakt. Die Treiber sind eine Zumutung, Wattman unbenutzbar und viele Spiele werden wohl erst über die Zeit den beiden Radeons besser schmecken. Dass sich Afterburner ganz zufällig und rein freiwillig auch ohne Update als Ersatz für Wattman anbietet, ist auch so eine Sache mit einem gewissen Nebengeschmack. Der Verweis auf Mitte Juli für einen funktionierenden OC-Treiber ist da kein echtes Trostpflaster.

Navi wird seine Käufer finden, da bin ich mir sehr sicher, auch wenn die aktuellen Referenzkarten nur für Wasserspiele oder diverse Workstations geeignet erscheinen. Spätestens mit dem Erscheinen der ersten Custom-Modelle der Boardpartner wird wieder etwas Bewegung in den Markt kommen. Hoffentlich. Der Gewinner ist in diesem Fall aber jetzt schon der potentielle Kunde, so oder so. Wer gerade eben erst gekauft hat, der wird sich natürlich rot und grün ärgern. Das kann einem beim Autokauf ja aber auch passieren. So gesehen bleiben die nächsten Wochen und Monate endlich mal wieder spannend. Das ist dann allemal besser als ein träges Sommerloch.

 

 

 

 

 

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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