Grafikkarten Testberichte

AMD Radeon RX 480 im Test: Kann Polaris gegen Pascal kontern?

AMD nimmt nach eigener Aussage die Kunden ins Visier, die Grafikkarten im Bereich von 100 bis 300 US-Dollar kaufen – und das sollen laut seinen internen Daten 84 Prozent der Gamer sein. Das Unternehmen möchte eine breite Basis VR-fähiger PCs schaffen, so dass Enthusiasten die nötige Hardware zum Genuss der virtuellen Realität haben, wenn HMDs (Head Mounted Displays) wie HTC Vive, Oculus Rift & Co. endlich preiswerter werden.

 

Zum momentanen Zeitpunkt bedeutet dies, dass die Radeon RX 480 genauso schnell oder schneller sein muss als eine Radeon R9 290 oder GeForce GTX 970 – denn HTC und Oculus haben diese Karten als Mindestempfehlung für ihre VR-Brillen angesetzt.

 

Obwohl die RX 480 nicht immer so schnell wie beide Karten ist, schlägt sie doch mindestens immer eine davon und überholt in etlichen Tests sogar schnellere Boards wie die R9 390 oder R9 390X. Man kann also durchaus sagen, dass die Radeon RX 480 AMDs Zielvorgabe voll gerecht wird.

 

Aber gleichzeitig sollte man dem aggressiven Marketing nicht seinen gesunden Menschenverstand opfern. Die Empfehlungen von HTC und Oculus sind zwar ein vernünftiges Mindestmaß für den VR-Genuss, aber wie beim konventionellen PC-Gaming muss man bei diesem niedrigen Performanceniveau Kompromisse eingehen, um wirklich flüssig spielen zu können.

 

AMD sagt vielleicht, dass die RX 480 eine „Premium-VR-Erfahrung“ ermöglicht. Wir dagegen würden das eher so beschreiben, dass man damit vielleicht den Fuß in der Tür bekommt und sie ein bisschen aufdrückt – mehr aber auch nicht.

 

Unterfüttern wir unseren arg gedämpften Enthusiasmus doch mit ein paar Zahlen: Im SteamsVR Performance Test erzielt die Radeon RX 480 eine 6,6. Die alte, schon im November 2013 vorgestellte Radeon R9 290 liegt einem Ergebnis von 6,5 praktisch gleichauf – und die Radeon R9 390 arbeitet sich mit einem Ergebnis von 7,4 schon einen gesunden Vorsprung heraus.

 

 

Und was leistet die RX 480 in einem klassischeren Umfeld – nämlich an einem PC-Monitor? Kurz gesagt: Full-HD (1920 x 1080 Pixel) kann man  voll aufdrehen und mit allen Details spielen. Man kann sogar auf WQHD (2560 x 1440 Pixel) wechseln. In fast jedem Fall ist die RX 480 schneller als die gute, alte R9 290; oft schlägt sie sogar die R9 390. Und in einigen Tests überholt sie sogar unsere aktuelle Empfehlung für WQHD-Gaming mit AMD-Hardware – die Radeon R9 390X. Man sollte nur nicht überrascht sein, wenn man zugunsten besserer Performance in einigen Spielen die Detaileinstellungen zurücknehmen muss.

 

AMD ist zudem extrem stolz auf die mit Polaris erzielten Zuwächse in Sachen Energieeffizienz. Und man muss ganz klar sagen, dass es eine starke Leistung ist, die Performance einer 250-Watt-GPU wie der Radeon R9 290 oder einer 275-Watt-GPU wie der Radeon R9 390 mit einer 150-Watt-GPU bereitzustellen. Nur … Nvidia hat mit seiner GeForce GTX 1070 eine ähnliche 150-Watt-GPU vorgestellt – und diese Karte ist schneller als eine GeForce GTX Titan X mit 250 Watt. In diesem Fall sorgt die FinFET-Welle dafür, dass alle Boote ein wenig aufschwimmen.

 

Vertreter von AMD bestehen aber darauf, dass die diesbezüglichen Fortschritte von Polaris nicht einfach nur auf den Wechsel zur 14-nm-Prozesstechnik zurückzuführen seien. Stattdessen sollen architektonische Verbesserungen in bis zu 15 Prozent mehr Performance pro Compute Unit im Vergleich zur GCN-Implementierung der Radeon R9 290 ausmachen. Dies spielt sicherlich eine Rolle dabei, dass die RX 480 trotz weniger Ressourcen mit komplexeren GPUs mithalten kann.

 

Letztendlich bekommt man mit der Radeon RX 480 eine Performance, die sich zwischen der einer Radeon R9 290 und einer Radeon R9 390 bewegt – und das bei dramatisch niedrigerer Energieaufnahme und UVPs von 215 bzw. 256 Euro (4/8 GByte). Zum Vergleich: Die GeForce GTX 970 gibt es zu Marktpreisen ab knapp 240 Euro, für die Radeon R9 390 legt man online mindestens 274 Euro hin.

 

Angesichts dieser Preise kann man kaum sagen, dass AMDs neue Karte eine (Preis-)Revolution für VR-Gaming darstellt – vor allem nicht, wenn eine HTC Vive oder eine Oculus Rift immer noch ein Mehrfaches davon kostet. Aber alles in allem ist AMD mit der Kombination von kleiner, schneller, kühler und leiser – und das für weniger Geld – schon mal auf keinem schlechten Weg. Laut AMD ist die 4-GByte-Version zudem leistungsmäßig nicht weit entfernt – und sie kommt mit einem UVP von 215 Euro auf den Markt, mehr als 40 Euro Unterschied zum 8-GByte-Modell. Zweifellos werden die preisbewussten Käufder sich eher in diese Richtung orientieren. 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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