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AMD Radeon Pro W6800 32 GB im Test – Schlägt die neue Workstation-Karte eine NVIDIA Quadro RTX 5000?

Zusammenfassung

Das war doch mal wieder eine Art Lichtstreif am sonst eher langweiligen, weil permanent grün dominierten Workstation-Himmel. Gut, für eine Wachablösung bräuchte AMD schon ein deutlich größeres Portfolio als nur eine einzige Karte, aber der Weg stimmt schon einmal. Es sind nicht nur einige wenige, sondern die meisten Benchmarks, wo sich die Radeon Pro W6800 gegen die Quadro RTX 5000 behaupten kann. Vergleicht man die Performance mit der älteren Vorgängerin in Form der W5700, dann verdoppelt sich die Performance teilweise.

Die Leistungsaufnahme ist hingegen moderat und die Karte für das Gebotene wirklich effizient. Das kennen wir noch anders und AMD hat hier wirklich viel Boden gutmachen können. Auch wenn noch nicht alles wirklich rund läuft, ist es doch ein schöner Neuanfang, der vor allem auch Lust auf mehr macht. In der Summe aller Benchmarks ist die Karte mittlerweile alles andere als ein sympathischer Underdog, der sich über den Preis verkaufen muss, im Gegenteil.

Wenn man etwas kritisieren kann, dann ist es die etwas altbackene Kühlung. Dass man das auch als echte DHE-Karte hinbekommen kann, die kühl und trotzdem recht leise bleibt, zeigt der Mitbewerber mit der Quadro A6000, die 50 Watt mehr bei fast 6 dBA weniger schultern kann und sogar trotz den 48 GB Speicher insgesamt noch kühler bleibt. Hier sollte AMD sich von den konservativen Designs des jahrelangen Zulieferers trennen und auf mehr Wettbewerb setzen. Allein schon der bessere Radiallüfter der A6000 sollte ja kein exklusives Hexenwerk sein.

Hier wünschte ich mir wirklich eine bessere Kühllösung, da die Karte durchaus bis zu 150 MHz und mehr Takt gewinnen würde, müsste sie nicht ständig wegen der Temperaturen drosseln. Das wären unterm Strich dann noch einmal bis zu 5% echter Mehrperformance zum Nulltarif für den Anwender, die man so aber einfach so liegen lässt, warum auch immer. Von der Reliability mal ganz abgesehen, das kommt ja noch mit dazu. Sicher ist das Jammern auf recht hohem Niveau, aber es muss erlaubt sein, sich ein gutes Produkt noch besser vorzustellen.

Fazit

Mit der Radeon Pro W6800 meldet sich AMD recht eindrucksvoll auf dem Workstation-Sektor zurück, auch wenn das Portfolio insgesamt noch recht dünn ist und man gern auch noch weitere Karten sehen würde. Sie positioniert sich, natürlich Anwendungs- und Treiber-abhängig, auf dem Niveau einer Quadro RTX 5000 und kann diese in machen Belangen sogar schlagen, solange nicht OpenCL gegen CUDA steht. Wobei z.B. Blender durchaus zeigt, was möglich wäre, wenn man sich nur genügend Mühe gibt.

AMDs Probleme sind also diesmal weniger die Hardware als solche, sondern viel mehr die zur Verfügung stehenden Ressourcen für die Software- und Treiber-Optimierung. Diese Baustelle muss noch abgeschlossen werden, wenn man auf breiter Front wirklich ernsthaft angreifen will. Das, was NVIDIA mittlerweile als „Studio“ in Richtung GeForce (also die Consumer-Karten) trägt, klappt bei AMD übrigens meistens auch. Genau deshalb habe ich hier auch die Video- und Audiobearbeitung ausgeklammert. Da sind die Consumer-Karten sogar meist schneller. Es muss also gar nicht immer eine Radeon Pro (oder Quadro RTX) sein, wenn man mit der Grafikhardware auch produktiv tätig werden möchte.

NVIDIAs Vorsprung bei der „KI für alle“ ist riesig und auch den weitaus größeren Ressourcen für die Software-Entwicklung geschuldet. Wer allerdings eine flotte 3D-Karte für die Echtzeit-Visualisierung (Rasterizing) oder Compute-Anwendungen sucht und die notfalls auch mit mehr als nur 4 Monitoren zurechtkommt, der hat hier in Bezug auf eine günstigere und schnelle Lösung durchaus erstmals wieder eine echte Alternative zu NVIDIA. Gut, wenn sie dann auch mal lieferbar wäre. Mit 2250 USD angestrebtem Marktpreis wäre sie in klein wenig teurer als eine gleich schnelle NVIDIA Quadro RTX 5000, die aktuell für etwas über 2000 Euro verfügbar ist.

Die Karte wurde igorsLAB von AMD unter NDA mit der Bedingung zum Testen zur Verfügung gestellt, den festgelegten Veröffentlichungstermin bis zum Fall des AMD NDAs nicht zu unterschreiten. Eine mögliche Einflussnahme des Herstellers auf den Test und die Ergebnisse fand nicht statt, es bestand auch keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.

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Martin Gut

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Wieder mal ein super Test von Igor. Gerade Tests mit professioneller Software findet man sonst kaum.:cool:

Vielen Dank für deine Arbeit

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RX480

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1900 U/min liessen sich bei der RX56 noch ganz gut aushalten, ... 1750 wäre nice.
Jo, wir brauchen mehr gute Radiallüfter für kleine Gehäuse.

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Igor Wallossek

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Ja, das Besorgen der ganzen Lizenzen ist manchmal aufwändiger als das Testen :D
Dassault, Autodesk & Co. sponsern ja nichts. Das geht nur auf dem normalen Weg über Kunden oder Systemhäuser :(

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Derfnam

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Wieso beschränkst du das auf kleine Gehäuse, @RX480?

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Martin Gut

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7,774 Kommentare 3,572 Likes

Wenn man täglich damit arbeitet, ist solche Software ihren Preis wert. Aber nur um mal "ein bisschen zu testen" ist es doch ein teurer Spass. :rolleyes:

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O
Oberst

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@Igor Wallossek : Mir ist nicht ganz klar: Hast du die W6800 gegen die RTX 6000/5000 (Turing) getestet, oder gegen die RTX A6000/A5000 auf Ampere Basis. Die sollten ja noch mal merklich schneller als Turing sein und sind die eigentliche Konkurrenz. Oder ist Ampere preislich so weit von der Radeon weg, dass eher Turing die Konkurrenz ist?
Ansonsten ein sehr interessanter Test! Bin gespannt, wie es mit Cuda weiter geht, wenn auch Intel in dem Bereich mit mischt. Könnte mir da durchaus vorstellen, dass die ein oder andere Software dann eher den Fokus auf OpenCL legt, weil man damit dann alle drei Hersteller abdecken kann. Dadurch würde NVidia viel von seinem Vorteil verlieren, mal schauen, wie sie das verhindern wollen.

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Derfnam

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7,517 Kommentare 2,029 Likes

(...) alte RTX 6000 (...), @Oberst. Demnach also die mit ohne A^^.

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RX480

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1,871 Kommentare 864 Likes

In großen Gehäusen mit mehr Airflow sind Axiallüfter kein Problem.
Da sind mit ordentlichen Bodenlüftern auch 450W-Grakas zu stemmen.

Dagegen ne Workstation mit Blowern/Radiallüftern kann auch in nem ganz preiswerten Case mit 2x Seitenlüftern
gut auskommen, selbst wenn man 2 Grakas verbaut.(hatte ich bei meinen RX56cf so zzgl. AiO hinten für ne kleine CPU)
(quasi vollständig blasen alle 3 Geräte dann OUT, so das 4x IN reichte)

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Igor Wallossek

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Die A6000 ist komplett anders positioniert, die A5000 nicht verfügbar/existent und die A4000 gibt es noch nicht mal als Sample. NVIDIA selbst empfiehlt für nomale Aufgaben immer noch die RTX 5000 und genau deshalb ist der Test so, wie er ist. Die A4000 ist aber deutlich langsamer als die W6800. Es kommt aber demnächst noch ein Test zur A6000, da sind dann diese Benchmarks auch wieder mit dabei.

@Software:
Ich kenne viele Ingenieure und Firmen, wo ich mir quasi übers Wochenende mal eine Lizenz transgerieren bzw. ausleihen kann. Ich würde mit für meine belange kein Solidworks kaufen. Wobei ich AutoCAD selbst besitze und die ganzen AI-Programme von Topaz auch. Bei Adobe habe ich das große Abo und so manch anderes Programm ist auch im eigenen Bestand.

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amd64

1

1,103 Kommentare 670 Likes

"Der Vorteil ist immerhin, dass man das Schnarren der Spulen nicht wahrnehmen kann, weil alles vom Radiallüfter zugedeckt wird."

Da wird das Spulfiepen "eiskalt" aus dem Frequenzspektrum gefönt. :D

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Epistolarius

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Interessanter Test, so viele professionelle Programme zu testen kann nicht einfach/billig sein.

Die Gigapixel Resultate von ~37-54 Sekunden wundern mich. Mit Version 5.5.2 ein gleich großes Foto wie im Screenshot mit gleichen Einstellungen ausprobiert dauerte rund 16 Sekunden auf einer 5700XT als AI Processor.

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cunhell

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Ich denke, dass bei der Karte die Spulen eher ein niederfrequentes Geräusch machen. Eher so in Richtung rattern. Wenn sie fiepen/quietschen würden, wären sie vermutlich nicht so leicht im Lüfterrauschen untergegangen.
Igor mag mich gerne korrigieren, wenn ich falsch liege.

Cunhell

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gerTHW84

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Die RTX A5000 führt Alternate gerade mit 2900 € (derz. n. v.), die RTX 5000 mit 2100 €. ;-) P/L-technisch konkurriert die W6800 also mit dem Turing-Modell.
Das Ampere-Modell lässt sich nVidia gut bezahlen, jedoch sicherlich auch zu recht, denn die dürfte deutlich schneller sein. Das Modell verfügt über 24 GiB mit 64 SMs bei etwa 1,7 GHz und 230 W, während der "Vorgänger" hier nur 16 GiB mit 48 SMs bei etwa 1,8 GHz und 265 W bot.

Ergänzend zu Intel: Hier propagiert man eine optimierte Ansteuerung über das OneAPI. Es wäre denkbar, dass man Intel hier mit einem eigenen Ansatz besser bedienen kann, wobei erst mal unklar ist, ob Intel hier zeitnah überhaupt Produkte in dem Bereich anbieten wird, also im ProfViz-Bereich. Zumindest mittelfristig wäre das nicht abwegig. Die haben eine umfangreiche Compiler-Suite in Arbeit, die bspw. CUDA-Code transformieren können und damit eine Migration vereinfachen helfen soll. Ob das am Ende auch praxistauglich und -relevant sein wird, muss man jedoch erst mal abwarten. Aktuell visieren die erst mal primär Datacenterprodukte (XE-HPC und -HP) an, die damit eher als Rechenbeschleuniger als als GPUs fungieren.

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Igor Wallossek

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Jedes Bild dauert, je nach Inhalt und Aufgabentiefe, sehr unterschiedlich lange, ich habe auch welche, die in unter 8 Sekunden durch sind.

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Igor Wallossek

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Die A5000 sehe ich aber, wie auch die A6000, in einer anderen Aufgabenstellung

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g
gerTHW84

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409 Kommentare 248 Likes

"Andere Aufgabenstellung" ... die da wäre? Die Architektur ist neuer, für mein Dafürhalten ist das aber schlicht eine Skalierungsfrage. Wie viel Leistung meine ich zu brauche und wie viel bin ich bereit dafür zu zahlen. Mit den 24 GiB bietet sich die natürlich für mehr an als das alte 16 GiB-Modell, jedoch grundsätzlich spricht nichts für einen Tausch. Die Frage ist halt, ob einem der Mehrwert was effektiv bringt, insbesondere, wenn man die für eine spezifische Applikation anschafft wie bspw. NX oder Creo ... Aktuell konkurrieren hier ganz klar sowohl preis- als auch leistungsbezogen die RTX 5000 und die W6800 miteinander, insofern ist Dein Test auch durchaus sinnvoll gewählt gewesen.

*) Die RTX A6000 würde ich jedoch nicht mal in einen "ähnlichen Topf" werfen wollen, denn die rangiert leistungs-, ausstattungs- und preistechnisch in einer ganz anderen Liga. ;-) Wobei die absolut gesehen dennoch schon fast ein "Schnäpchen" geworden ist, wenn man die mit der alten RTX 8000 vergleicht. :-D

Btw, hast Du etwas zu einer Ampere-Titan gehört? Mit den Anpassungen (höherpreisiges Top-Consumer-Modell, dafür aber niedriger bepreistes Top-Ex-Quadro-Modell) würde ich weiterhin annehmen, dass es von Ampere kein Titan-Modell für den semiprofessionellen Bereich geben wird.

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Epistolarius

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Natürlich, in gewissem Grade. Ist bei mir im privaten Gebrauch nur noch nicht untergekommen, das ein Bild so lange brauchte, zumindest solange die GPU und nicht CPU ausgewählt ist. Das wäre ja wie im Text angedeutet auch bei der Preview sehr nervig. Habe mich einfach nur gewundert wie so schnelle Karten dafür so viel länger brauchen können.

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ApolloX

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Die Lüfter, von Igor ja gerne als Miefquirl bezeichnet, gehen wirklich hoch bis 4950 RPM?? Die müssen ja Geräusche machen, dass vorbeifliegende Fliegen tot runterfallen.

Läuft mit diesen Karten der Time Spy? Wenn ja, wäre das auch als ein Test von vielen interessant, da die dort zu erzielenden Punkte ja doch den meisten noch was sagt.

Ansonsten super Test mit all dem Aufwand!

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Igor Wallossek

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Ich habe bewusst das Motherboard mit den vielen Platinendetails genommen. Das war auch nicht bei jedem der Platinenbilder gleich. Das hängt auch noch vom Winkel und der Beleuchtung ab. All die Slots und kleinen Komponenten sind aber einfach mörderisch. Ein zugeklappter Laptop braucht keine 8 Sekunden :D

BTW: Ich habe seit ca. 2 Monaten Probleme, deren Webseite zu erreichen. Das Helpcenter geht noch, aber Updates gehen keine mehr und in den Shop kommt man auch nicht. Die gesamte Webseite ist kaputt.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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