Manchmal braucht es keine neue Architektur, sondern einfach nur gesunden Menschenverstand – oder wie AMD es nennt: eine „ausbalancierte Plattform“. Klingt nach Yoga für Server, ist aber in Wahrheit die bittere Erkenntnis, dass eine High-End-GPU wie die MI300X in einem schwachbrüstigen CPU-Setup so effizient läuft wie ein Formel-1-Motor im Einkaufswagen. Willkommen in der Welt von EPYC und dem großen Aufräumen in der KI-Infrastruktur.
CPU als Flaschenhals – wer hätte das gedacht?
Auf dem jüngsten Advancing AI‑Event hat AMD nicht nur ein paar nette Diagramme gezeigt, sondern gleich das ganze Serverökosystem neu sortiert. In einem direkten Vergleich: Intel Xeon 8592+ (immerhin 5. Gen) vs. AMD EPYC 9575F – jeweils kombiniert mit der Instinct MI300X. Also gleiche GPU, gleiche Workloads, identische Bedingungen – abgesehen davon, dass Intels CPU eben schon zwei Jahre auf dem Buckel hat. Aber sei’s drum, laut AMD zählt allein das „Balance Game“. Und siehe da: Im Inferencing mit Llama 3.1 (8B) liegt der EPYC-Host im Schnitt 6 % vorne. Bei größeren Modellen steigt der Vorsprung auf bis zu 17 %. Nicht revolutionär, aber relevant – insbesondere, wenn Latenz und Energieverbrauch mitspielen. AMD nutzt das geschickt aus: „Richtige CPU = bessere KI“, so einfach ist die Formel. Wer den Flaschenhals ignoriert, wird vom Stromzähler bestraft.
Latenz vs. Realität: Xeon wird zum Bremsklotz
Besonders bitter für Intel: Bei einem 300 ms-Latenzlimit schafft es das Xeon-System laut AMD nicht einmal, Ergebnisse in nennenswerter Menge zu liefern – der EPYC hingegen tanzt durch die Inferenztests wie ein Ballerino auf Red Bull. Die Rede ist von zehnmal besserem Goodput unter Latenzdruck. Eine Performance‑Demütigung mit Ansage – und einem dicken Fragezeichen an Intels Plattformstrategie.
Energieeffizienz: AMDs neuer Liebling
Auch bei den „Greta-Kennzahlen“ punktet AMD: Im Zusammenspiel mit der MI300X liefert der EPYC 9575F eine fast 30-fache Effizienzsteigerung gegenüber 2020. Klingt wie aus der ESG-Werbeabteilung, ist aber durchaus belegbar – zumindest, wenn man AMDs Metriken glauben will. Wer weniger Strom zahlt, kann mehr Acceleratoren verbauen. Einfaches Rechenmodell für CFOs mit Sparfimmel.
Intel kontert – aber wie?
Natürlich bleibt Intel nicht stumm. In einer Mischung aus Benchmark‑Voodoo und „Ihr habt nicht richtig optimiert“-Argumentation versucht man, AMDs Ergebnisse zu relativieren. Mit Verweis auf eigene AMX-Beschleuniger und besserer Software (natürlich proprietär) soll Xeon plötzlich wieder auftrumpfen. Klingt ein bisschen nach „mein Compiler war nicht wach“. Aber seien wir ehrlich: Wer seine KI-Zukunft auf einem Plattform-Flickenteppich aufbaut, den überrascht am Ende weder schlechte Latenz noch hohe TDP. AMD liefert hier ein Gesamtpaket, das nicht nur durch Performance, sondern durch Konsistenz überzeugt – von der CPU über die Bandbreite bis zum Coherence-Schema.
Die Wahrheit liegt im Node
Was AMD hier zeigt, ist kein revolutionäres „David gegen Goliath“-Märchen, sondern ein nüchternes Rechenzentrumsszenario: Wer heute KI-Infrastruktur baut, braucht nicht nur GPUs mit biblischem Speicher, sondern auch eine CPU, die nicht bei jedem Modellwechsel kollabiert. EPYC 9575F scheint dafür aktuell das rundere Paket zu bieten. Intel muss kontern – mit besserer Plattformlogik, offenerer Softwarestrategie und vielleicht auch einer Prise Demut. Denn solange Acceleratoren bei voller Fahrt von CPUs ausgebremst werden, bleibt jeder KI-Benchmark ein zweischneidiges Schwert.
Source: Youtube
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