Treiber oder Vertriebene?
Die Installation der Treiber für ein wirklich optimales Resultat ist nur etwas für Hartgesottene und diplomierte Kaltduscher. Was bei Einzelkarten noch geht, gerät schnell zum Gedulds- und Glücksspiel. Trennen wir das Ganze einmal ein wenig auf. Es ist z.B. sehr schwierig, zwei Nichtreferenz-Nvidia-Karten als Lösungen zweier verschiedener Boardpartner überhaupt zum SLI zu überreden. Aus 6 verschiedenen GTX 580 ließen sich nur zwei miteinander nutzen, aus 5 GTX 570 immerhin 3.
Hier ist AMD im Bezug auf die Verträglichkeit zwei Schritte weiter, da spielt nur der verbaute Chip eine Rolle. Dieser Vorsprung geht in die Hose, wenn man versucht, zwei Dual-GPU-Karten zum Quad-CrossfireX zu überreden. Das dauert ewig und wurde zudem mehrmals mit einem Blauen quittiert. Die Crossfire-Profile sind nicht nach außen hin zugänglich und auch nicht frei konfigurier- und zuweisbar. Dieser Vorteil verbleibt allein bei Nvidia. Wer sich also auf den Multi-GPU Betrieb einlässt, sollte Zeit und Nerven mitbringen.
CrossfireX mit 2 Karten
Sicher, die messbaren mittleren Frameraten stehen in einem guten Verhältnis zum Preis, nur wirklich Anschauen mag man sich viele Spiele dann doch nicht. Wenn selbst im Bereich von weit über 50 fps noch Ruckler so deutlich hervortreten, dass man fast schon an Nachladeruckler glaubt, dann muss man die Relationen verschieben. Eine Frage kann man getrost mit Nein beantworten: es lohnt nicht wirklich, jetzt eine preiswerte Karte zu kaufen und später bei Bedarf eine weitere nachzurüsten. Die gewonnen Frames pro Sekunde sind fast durchgehend mit Mikrorucklern durchsetzt, so dass ein wirklicher Spielgenuss auf höchstem Niveau nicht gegeben ist. Die Karten unterhalb der Radeon HD 6950 sind für ein CrossfireX mit nur 2 Karten kaum geeignet. Auch wenn die Werte schön anzuschauen sind, es ruckelt mit abnehmender GPU-Leistung immer heftiger.
Man muss fairerweise ergänzen, dass nicht jeder subjektiv gleich auf zeitversetzte Framefolgen reagiert und auch so mancher billige TFT hilft unbewusst beim „Verschmieren“ der Frames. Trotz allem hat AMD noch einen gewaltigen Berg Arbeit vor sich, wenn man auf dem Dual-GPU-Sektor wirklich punkten möchte.
Triple- und Quad-CrossfireX
Die Leistung der zwei von uns getesteten Versionen (bei der einen hatten wir einfach eine GPU der HD 6870 X2 lahm gelegt, bei der anderen hatten wir die X2 mit eine Single-Karte kombiniert) hat uns nicht nur überrascht, sondern sogar fast vollends überzeugt. Wenn schon Multi-GPU, dann bitte so! Denn die dritte GPU nutzt fast immer der Beseitung der Mikroruckler und nicht der Steigerung der absoluten Frameraten. Die vierte GPU ist Kosmetik und kaum nutzbar.
Würde AMD die HD 6870 mit 2 Crossfire-Connectoren versehen und noch etwas RAM spendieren – ein Triple aus 3 x HD 6870 wäre wohl aktuell der absolute Preis-Leistungskracher mit einem Minimum an Rucklern. Momentan kann man diesen Weg jedoch nur über den Umweg der Powercolor HD 6870 X2 und einer einzelnen HD 6870 gehen. Die hierfür nötigen 480 Euro sind immer noch viel weniger, als eine GTX 590 kostet, die nominell den Leistungsvergleich verliert und auch bei den Rucklern leicht zurück liegt.
Wir würden uns wünschen, dass AMD mehr Wert auf das Balancing der Dual-GPU-Lösungen setzt. AFR samt Nachteilen hin oder her, da geht noch was. Das Triple macht es vor.
SLI
Nvidia zeigt wie es gehen könnte, ist aber auch noch lange nicht im Land der Träume angelangt. Immerhin, zumindest die SLI-Kombinationen der stärkeren Karten machen stellenweise richtig Spaß, auch wenn uns das sporadisch auftretende Ruckeln immer wieder auf den Boden der Realität zurück holt. Karten wie die GTX 550 Ti sind für ein SLI planlos. Schöne Frameraten in den Charts, böse Mikroruckler in der Realität. Das Geld könnte man auch aus dem Fenster werfen.
Schlussbemerkung
Wenn wir ehrlich sein sollen, es hat sich immer noch nichts Revolutionäres getan, auch wenn das Balancing bei Nvidia sehr stark verbessert wurde. Momentan kann keine der beiden Lösungen wirklich dem Anspruch an eine zu 100% ruckelfreie und richtig runde Darstellung gerecht werden, zumal die Hersteller die Preise fast immer so gestalten, dass ein nominell gleichstarkes Multi-GPU-Gespann in der Summe genau so viel kostet, wie eine vergleichbare Einzelkarte. Diese würden wir dann in jedem Fall vorziehen. Die Triple-Lösung aus drei Mittelklasse wäre DER Hit schlechthin, wenn nicht… Erstens ist die Powercolor HD 6870 X2 (noch) kaum erhältlich, Zweitens ist sie leider nicht wirklich leise und Drittens benötigt man viel Mut und Optimismus, wenn man sich auf die Crossfire-Profile verlassen will.
Eines haben wir auch gelernt: je stärker die gekoppelten Karten sind, um so geringer spürt man die Nebenwirkungen, was leider die Sensation von zwei überragenden Billigkarten derzeit komplett ausschließt. Crossfire und SLI lohnen sich wirklich erst ab der Mittelklasse aufwärts, wobei SLI aktuell die Nase vorn hat. Für Aufrüster und Preisfüchse also eher uninteressant. Schlusswort? Dann doch lieber eine Einzelkarte.
- 1 - Einführung und Übersicht
- 2 - Wir funktionieren Crossfire und SLI?
- 3 - Mikroruckler - so klein und doch so ärgerlich
- 4 - Stufe 1: CrossfireX mit 2 GPUs
- 5 - Stufe 1: CrossfireX mit 2 GPUs versus SLI
- 6 - Stufe 2: CrossfireX mit 3 GPUs
- 7 - Stufe 3: CrossfireX mit 4 GPUs versus SLI
- 8 - Testsystem und Benchmarkauswahl
- 9 - Benchmarks: 3DMark11 und Sanctuary
- 10 - Benchmarks: DirectX 11 Spiele
- 11 - Benchmarks: DirectX 10 Spiele
- 12 - Benchmarks: DirectX 9 Spiele
- 13 - Leistungsindex und Leistungsaufnahme
- 14 - Zusammenfassung und Fazit
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