Testberichte

Selbstversuch für das zweite Leben: ehemaliges High-End statt aktueller Mittelklasse | Retro

Showcase mit dem Raijintek Paean

Was nutzt einem die schönste Hardware, wenn sie dann keiner sieht? Ein wenig prollen will der eine oder andere dann ja doch. Warum eigentlich nicht? Immerhin wollen wir ja auch zeigen, was wir uns geleistet haben. Und der Bling-Faktor unserer Top-Hardware von gestern ist auch heute noch für Außenstehende ein optisch-leckerer Hingucker.

Und was ist nun mit der vornehmen Zurückhaltung? Deshalb haben wir uns letztendlich für ein Kompromiss-Show-Case entschieden. Offen, fast durchsichtig und trotzdem, Dank des eingefärbten Glases, nicht ganz offenherzig. So etwas wie Reizwäsche für Hardware also. Einblick ja, aber der tiefe Durchblick muss es dann doch nicht sein. Die Phantasie darf gern auch noch ein wenig mitarbeiten.

Mit einem Straßenpreis von ca. 160 Euro ist der Baukasten nicht ganz Billig und man könnte es natürlich auch deutlich günstiger hinbekommen. Aber wir wollen ja eigentlich auch Appetit machen und der Rest funktioniert dann wie in der Wirtschaft: erst kommen die Ingenieure und das Marketing, dann die Buchhalter. Am Schluss müssen danach alle irgendwie damit leben.

Genau deshalb versuchen wir ja auch, ehemaliges High-End so günstig wie möglich zu ergattern und trotzdem noch schön zu verpacken. Mittelklasse-Hardware in einem Mittelklasse-Case sieht eben langweiliger aus, funktioniert aber garantiert nicht schlechter. Herz und Hirn wandern oft getrennte Wege.

Mainboard-Einbau

Das alles ist Baukasten-like auch recht schnell zusammengeschraubt. Die 4mm dicke Aluminium-Montageplatte in der Mitte ist solide, absolut verwindungssteif und auch recht gut aufgeteilt. Selbst übertiefe Mainboards finden noch ihren Platz, so dass die Anschlusskabel für die Spannungsversorgung einfach durchzustecken gehen.

Das ist nicht selbstverständlich und wir hatten in der Vergangenheit mit genau diesem Mainboard schon so einige Probleme. Hier jedoch nicht. Damit wäre dann auch die Frage beantwortet, die aufmerksame Leser vielleicht gestellt hätten: warum wir eigentlich hier mit zwei so unterschiedlichen Mainboards gespielt haben.

Am Ende hatte wir ja das schwarz-gelbe MSI X99S XPower AC verbaut, und nicht das Asus Rampage V Extreme, das zudem auch noch gebraucht den preislichen Rahmen etwas gesprengt hätte. Aber die Größe musste einfach mal getestet werden!

AiO-Einbau

Das war ganz schön knapp, aber es passt. Gott sei Dank. Mit weniger als 35 cm Schlauchlänge muss man hier gar nicht erst anfangen. Die neue Orcus 240 von Raijintek setzt auf eine im Schlauchsystem freitragend montierte Pumpe. Clever gelöst und schade für Asetek, die da wohl auch nichts bemängeln können. Gut für den Kunden, denn die Pumpengeräusche werden durch den Schlauch so perfekt gedämpft, dass eine vollständige Entkopplung vom Gehäuse stattfindet.

Sie ist wahrnehmbar, wenn alles andere schweigt, aber der Unterschied zwischen gerade noch so wahrnehmbar und störend ist hier bereits so groß wie die Milchstraße. Dass sich über der Cold-Plate ein „Pumpenrad“ dreht, ist pure Optik und völlig funktionslos. Aber das kennen wir ja schon von der Tankstelle. Bitte blasenfrei zapfen.

Sowohl die mitgelieferten IRIS-Lüfter, als auch das Pumpen-Kühlergehäuse werden am RGB-Controller aus dem Lieferumfang angeschlossen. Dieser wiederum kann mit einer Funkfernbedienung (kein IR!) auch verdeckt gesteuert werden oder man schließt sie einfach am passenden RGB-Ausgang des Mainboards an.

Netzteilmontage und Verkabelung

Das Seasonic Focus Plus 650 Watt Platinum ist recht kurz (was uns natürlich sehr entgegen kommt) und wird rückseitig an der Montageplatte verschraubt. Da die Kabel modular sind, nutzen wir auch nur das, was wir wirklich brauchen. Natürlich nutzen wir auch die ganzen Kabelbinder für den großen optischen Einklang, aber es zeigt sich einmal mehr, dass man mit Rauchglas hauchzart verstecken kann, was auch nur den Anschein von Chaos in sich trägt.

Was wir am Netzteil als einziges bemängeln würden, ist der fehlende zweite EPS-Stecker für die CPU, den man auch schon in den Leistungsklassen darunter findet und der eigentlich mittlerweile auch Standard sein sollte. Immerhin kann man ihn wenigstens nachbestellen. Dafür konnten wir die drei 8-Pin-Anschlüsse unserer Grafikkarte voll bedienen. Läuft.

Datenträger und Kabelverhau

Der Festplattenträger ist gleichzeitig auch gut geeignet, um lästige, doch notwendige Kabel partiell aus dem Blickfeld zu subtrahieren. Bei den Datenträgern ist das mit der Nutzung aber so eine Sache.

Generell würden wir nur 2,5″-SSDS verbauen, aber keinerlei mechanische Festplatten. Auch wenn die Entkopplung mit Schraube und O-Ring klassenüblicher Standard ist, irgendetwas hubbelt und vibriert immer. Tiefton kann nervtötend sein, Resonanzen sind es nicht minder.

Grafikkartenmontage (mit Hindernissen)

Das Raijintek Paean kann sicher so Einiges, aber mit überlangen und überschweren Grafikkarten ist das so eine Sache. Bei normalen Karten mit unter ca. 1,3 Kilo Lebendmasse würden wir sogar noch konform gehen, diese auch horizontal einzubauen, aber so massiv die Montageplatte auch sein mag, der Rahmen für die Erweiterungsslots ist es leider dann nicht ganz.

Wir hatten nach nur einem Tag einen schönen optischen Durchhänger, so dass wir entweder auf eine leichtere Karte hätten wechseln müssen, oder aber vor der Aufgabe standen, die Montage anders zu lösen. Da die Lightning zudem auch noch sehr hoch ist, wären die PCI-Express Anschlusskabel bereits mit der tollen Glaswand kollidiert. Frontalaufprall.

Deshalb haben wir uns dann letztendlich für das Paxx-S entschieden, mit dem wir die Karte dann senkrecht und mittels Riser-Kabel montieren konnten. Auch hier ist die Karte schon ganz schön dick im Geschäft und Newton hatte wie immer recht. Es drückt alles in Richtung Erdmittelpunkt. Da helfen nur alle Schrauben und ein kleiner Winkel unterhalb der Karte, den wir etwas zweckentfremdet einfach an der Montageplatte um 90° geknickt eingebaut haben.

Den Stabilitätspreis, der voraussetzt, dass man damit auch schlaglochgespickte sibirische Straßen bei einem Stehendtransport und 100 km/h meistert, haben wir dafür nicht erhalten. Das wäre dann aufgrund der überschweren Karte doch ein wenig zu viel des Guten gewesen. Aber normale Transporte und den täglichen Betrieb hat man damit zumindest sicher in der Tasche. Wie das Ganze dann (noch) performt und was man dabei hört (oder auch nicht), lesen wir nach dem Umblättern.

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Ghoster52

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1,365 Kommentare 1,029 Likes

Bei 350€ für ne alte 980ti würde ich wohl eher zur 3050 greifen und ein paar € drauf legen,
aber ich kann mich zurück lehnen, weil noch eine 1080 vorhanden ist... 🤪

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P
Pokerclock

Veteran

411 Kommentare 347 Likes

Viele Grafikkarten haben in den letzten beiden Jahren ein zweites und gar drittes Leben erfahren. Dazu kommen auch einige Selbstständige, die ihr Geld mit der Reparatur von Grafikkarten verdienen. Nicht wenige waren selbstverschuldete Opfer falscher Wärmeleitpads und einer Portion Unvermögen. Mal gucken wohin das noch führt. Aktuell gehen die Preise runter, hoffentlich nachhaltig. Ich habe mich nicht wenig gewundert bei der Inventur und Wertermittlung, dass fast alle Grafikkarten im Bestand mehr Wert waren als zu ihrer Anschaffung. Speziell die ganz alten GTXler und RTX 2000er. Grafikkarten als Wertanlagen... Dann doch lieber ne Voodoo 5 6000. :)

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Alkbert

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926 Kommentare 703 Likes

In meinem 3950x werkelt auch noch eine 1070 und einen Intel Sockel 2011/3 (ebendiesen 5930K) habe ich mit einer alten Quadro Karte verheiratet. Solange das Umstiegsproblem auf Win 11 hier nicht perakut wird, sehe ich hier durchaus Potential. Dass man jetzt aber für einen 5930k mehr bezahlt als ich damals für meinen AMD 2700x (nämlich 169 Euro) bezahlt habe, lässt mich schon etwas an der freien Marktwirtschaft zweifeln. Die Devise kann hier nur heißen: alles aufheben, nix weggeben, auch keinen DDR 4 Speicher und solche Sachen.

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R
RienSte

Mitglied

30 Kommentare 43 Likes

Bei mir steht seit 2010 ein LianLi PC7 mit Asus P6T SE und Xeon 5670 auf 6x4,2 GHz, gekühlt mit einem Prolimatech Megahalems. Nicht der leiseste, nicht der kühlste, aber läuft seit 2 oder 3 Jahren ohne Probleme.
Dazu eine 1070 Ti die ich vor dem Boom um 50€ Aufpreis zur RX480 eingebaut habe (1070TI für 180€ gekauft, RX480 um 130€ verkauft).

Das reicht nach wie vor für FullHD in mittleren bis hohen Settings, speziell da ich über den Steamlink im Wohnzimmer zocke. Da kommt sowieso nicht alles an Bildqualität und nicht mehr als 60fps an.

Die Historie des PCs:
i7 920 stock => i7 920 @ 4x3,6 GHz => Xeon X5670 stock (35€ refurbished auf eBay) => Xeon X5670 @ 6 x 4,2 GHz
HD5870 => HD7870 => RX480 => GTX 1070 Ti (immer jeweils um gut 50€ Aufpreis)
3x2 GB DDR3 => 6x2 GB DDR3 (paar Euro auf eBay) => 6x4 GB DDR3 (neu um ein paar Euro)
Irgendwann mal USB 3.0 per PCIe
SSDs kommen und gehen....
Gehäuse, Netzteil (Antec irgendwas mit 750W), Lüfter, Kühler, Laufwerk, alles seit 2010 unverändert.

Sobald ich aber ein Angebot für einen Ryzen 5 3600x oder 5600x + B550 Tomahawk + 32 GB DDR4 3200 + Scythe Fuma 2 um unter 500€ finde, werde ich vermutlich upgraden. Das passt alles noch knapp so in das Case (Höhe CPU Tower!!) und wäre auch halbwegs zukunftssicher.

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Klicke zum Ausklappem
jo-82

Mitglied

54 Kommentare 21 Likes

Also ich hab bis Mitte letzten Jahres noch auf der 980TI gedaddelt. Ging einwandfrei.

CPU ist ein 7820X von 2017, die darf noch ein paar Jahre...

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Ghoster52

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1,365 Kommentare 1,029 Likes

Mein alter "Office-PC" läuft beim Sohn weiter für Retro-Spiele...

i7 3770K @ 4x 4,2GHz aus 2012
Asrock Z77 Extreme4, 16 GB DDR3 18xx
Gigabyte GTX 970, CL X-Fi (???) usw.

und im "fliegenden" Aufbau (ohne Gehäuse / der Vorgänger)
ASUS p5n32-E SLI (nForce), Intel Core 2 Quad Q6600 @ 4x 3 GHz
4x 2GB DDR2 800, wahlweise eine NVidia Quadro P400 mit 2GB
oder GTX 670 und ne olle Soundblaster Audigy 2 oder 4

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M
Mr.Danger

Mitglied

77 Kommentare 43 Likes

Schöner Test. Da sieht man mal, wieviel Leistung für solides Zocken wirklich gebraucht wird. Ich benutze meinen FX 8370E @4,4 GHz, 1,32 V (Last mit LLC) bei 220 Watt im Multi-Core Test Cinebench r15 und einer Gigabyte GTX 1660 Super, die ich im September 2020 noch vor der großen Krise für 225€ bekommen habe. Bis auf aktuelle Open Word Titel die das Limit des Systems darstellen, kann man aber mit der Kombi prima in 1080p hohen Einstellungen oder 1440p im mittleren Einstellungen alle anderen Spiele gut zocken. Mir ist klar das das Systems sehr seltsam ist, aber es ist sozusagen eine Reste Verwertung/der 1.PC Bau/Hobby/viel Neugier und Benchwahnsinn über die Zeit gewesen.
Meine Feststellung, immer an der Leistung der gegenwärtigen Konsolen Generation orientieren, so kann man die Vorteile eines PC nutzen und lange AAA-Tiel zocken.

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G
Guest

Wieso seltsam @Mr.Danger ?
Habe auch noch einen 8370 mit einem Tuf 990 am laufen, kann mich darüber auch nicht beklagen. Für die Sachen, die ich darauf mache, reicht mir das völlig. Gut, die RX590 habe ich durch eine RTX2060 ersetzt, aber ansonsten funktioniert das alles für den gedachten Zweck immer noch sehr gut. Es liegt hier sogar noch ein FX 9er rum. Den müsste man aber schon unter Wasser setzen nach AMD, Kühler war ja da keiner dabei. Ist aber bei dem 8370 gar nicht notwendig, soviel mehr Leistung bringt der andere ja nicht.
Ich mag die alten Sachen, wegwerfen oder abgeben mach ich da nicht so gern.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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