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Alphacool Eiswolf GPX-Pro AiO: Kompakte Wasserkühlung für GTX 1080/1070

Temperaturmessungen an der GPU-Diode

 

Zunächst messen wir die Tmeperaturentwicklung in der GPU, indem wir drei jeweils einstündige Durchläufe mit verschiedenen Szenarien absolvieren. Als erstes muss die Karte Metro Last Light in 4K-Auflösung bewältigen, danach das Ganze noch einmal – aber mit dem maximal möglichen Takt von 2114 MHz (knapp 2,1 GHz im Durchschnitt der gesamten Session). Mehr schaffte unser Referenz-Design trotz maximalem Power Target und angepassten Spannungseinstellungen (Kurve) leider nicht. Ganz am Schluss lassen wir Furmark für eine weitere Stunde laufen.

 

 

Wir sehen anhand der Kurvenverläufe, dass die Temperaturen im Inneren der GPU auch nach einer Stunde noch deutlich bei und unterhalb von 45°C lagen, was ein wirklich guter Wert ist. Wir werden dies später auch noch mit der MSI GeForce GTX 1080 Sea Hawk vergleichen. Doch zunächst wollen wir noch etwas genauer messen, was sonst noch so alles warm wird – und vor allem, wo und wie.

 

Infrarot-Messungen mit der Thermokamera

 

Leider verdeckt die Backplate die Platine, so dass ein direktes Messsen unmöglich scheint. Allerdings wäre das gesamte Review reichlich sinn- und wertlos, würde man nun nur von außen messen und irgendetwas abschätzen wollen. Da dies zum einen unprofessionell wäre und andererseits auch niemandem wirklich nutzt, haben wir einfach schweren Herzens die Bohrmaschine angesetzt.

 

Da wir die Auflösung unserer Wärmebildkamera und den benötigten Abstand zur Karte kennen, war es auch nicht schwer, den minimalen Bohrlochdurchmesser für eine sichere Auswertung zu bestimmen, den wir aber trotz allem so klein wie möglich halten wollten, um Einflüsse zu vermeiden.

 

 

Hierfür reichen mit fünf Millimeter Lochdurchmesser locker aus, so dass wir an den Hotspots neben den Spannungswandlern und dem heißesten der acht Speichermodule jeweils ein Loch gebohrt haben, das nicht oberhalb eines Pads sitzt. Außerdem haben wir die betreffenden Stellen mit geeichtem Messlack vesehen. Wir werden zudem noch zeigen, dass die Temperaturen des Kühlers und der Backplate differieren und kaum Rückschlüsse auf das Leben unterhalb der Oberfläche zulassen.

 

Zusätzlich messen wir natürlich die Wassertemperaturen in Zu- und Ablauf sowie Kühlerplatte, Pumpe und Platinenoberseite aus der Frontalsicht. Darüber hinaus haben wir zur Kontrolle im Durchfluss einen Temperatursensor platziert, der zur Plausibilitätskontrolle der an den Pumpenanschlüssen gemessenen Tmepraturen dient und im Leerlauf nach einer Stunde 23,6 °C anzeigt, während im Raum exakt 22°C herrschen. Die GPU meldet bei 25 bis 26°C im Idle somit eine Differenz zwischen Chip und Wasser von weniger als zwei Kelvin, was durchaus in Ordnung geht.

 

 

Normalbetrieb mit voller Spiele-Last

 

Wir messen bei 44 °C GPU-Temperatur (Diode) knapp 73 °C für die Spannungswandler und 70 °C für das heißeste Speichermodul, während die Backplate an der heißesten Stelle 60 °C und oberhalb der GPU noch knapp 54 °C warm wird. Dies heißt im Umkehrschluss aber auch, dass die GPU die Backplate mitkühlt und nicht anders herum.  Die Wassertemperaturen liegen nach einer Stunde bei knapp 34 °C am Zu- und rund 37 °C am Ablauf, was eigentlich sehr gute Werte sind.

 

Die Frontplatte ist oberhalb der Spannungswandler noch circa 50 °C heiß, was auch belegt, dass hier die Wärmeabfuhr in Richtung Pumpen-Heatsink ganz gut funktioniert. Trotzdem ist es eben doch kein „echter“ Full-Cover-Wasserkühler, bei dem der Kühlkreislauf auch bis über die Spannungswandler reicht. Man hätte zumindest eine Heapipe einlegen können, um noch mehr Wärme ans Wasser abgeben zu können – denn vorsichtig geschätzt werden hier mindestens 50 Prozent der Komponentenabwärme von Speicher und Spannungswandlern direkt an die Luft abgegeben und verbleiben somit im Gehäuse.

 

Rechnet man nun die Leistungsaufnahme für den Speicher und die Spannungswandlerverluste zusammen (ca. 50 bis 60 Watt), dann wären das immerhin bis zu 30 Watt. Dramatisch ist dies natürlich noch nicht, aber bei einem SLI-Setup wären wir dann schon bei etwa 60 Watt Abwärme, die dem Wasser nicht zugeführt werden können, sondern an die Luft im Gehäuse abgegen werden.

 

 

Übertaktung bis 2,1 GHz

 

Unsere Übertaktung zeigt deutlich, dass die Alphacool-Eiswolf-Wasserkühlung alles souverän im Griff hat. Die Spannungswandler-Tmeperaturen liegen nach einer Stunde nur zwei Kelvin über unserem Messwert ohne Übertaktung und das Wasser erwärmt sich nur minimal mehr. Gier steckt noch deutlich mehr Potential drin; man würde auch leistungshungrigere GPUs locker kühl bekommen.

 

 

Stresstest (Furmark)

 

Hierbei wird es vor allem im Bereich der Spannungswandler immer am heißesten – aber das ist beim Torture-Loop ja nichts Neues. Da die GPU jedoch durch ihr Power Target und Boost recht stark eingebremst wird, ist das Wasser sogar leicht kühler, denn die Kühlaufgabe verschiebt sich doch mehr in Richtung Luftkühlung durch Kühlkörper und Backplate. Trotz der gestiegenen Spannungswandlertemperaturen kann man auch dieses Messergebnis akzeptieren, denn auch nach zwei Stunden wird das Ganze nicht heißer.

 

 

Vergleichsmessungen zur MSI GeForce GTX 1080 Sea Hawk

 

Da sie die Messwerte der Sea Hawk mit der selben Platine zum Vergleich geradezu aufdrängen, haben wir natürlich beides abschließend gegenübergestellt. Die Messergebnisse sprechen – nicht nur wegen des größeren Radiators – ganz eindeutig für die Alphacool-Eiswolf-Wasserkühlung. Sogar die GPU-Temperatur ist noch einmal deutlich gesunken, denn bis zu sieben Kelvin sind im Bereich der Wasserkühlungen bereits ganz große Welten, wenn nicht sogar schon der halbe Kosmos.

 

 

Bei den Spannungswandlern erreichen wir bis zu 12 Kelvin Differenz, was eine Hausnummer, aber auch der schlechten Komponentenkühlung der Corsair-Kühlung auf der Sea Hawk geschuldet ist, deren Kühl-Frame zwar mit Luft angeblasen wird, jedoch völlig unverständlicherweise keinerlei Kühlfinnen an den relevanten Stellen besitzt.

 

 

Beim Speicher sind es dann noch einmal bis zu sieben Kelvin Differenz, die die Eiswolf-Kühlung der Kühlung der Sea Hawk locker abknöpfen kann.

 

 

Wassertemperaturen im Vergleich

 

Betrachten wir abschließend noch die Wassertemperaturen, dann wird uns auch schnell das Dilemma von Corsair Hybrid-Lösung klar. Mit bis zu 16 (!) Kelvin Unterschied leidet der kleinere Kühlkreislauf quasi an „Blutarmut“: Zu wenig Wasser und zu viel Luft im Radiator als zweckenfremdeter Ausgleichsbehälter sorgen dafür, dass die GPU deutlich wärmer wird, auch wenn die Wasserkühlung die Abwärme der Komponenten gar nicht mit abführen muss.

 

 

Wir sehen einmal mehr, dass die Kühlung der GPU allein eben doch nur die halbe und harte Wahrheit ist, die glatt am Leben vorbeiexistiert. Wenn Wasser, dann richtig und nicht nur halb.

 

Wobei auch bei der Alphacool Eiswolf der Makel bleibt, dass über den Spannungswandlern auch kein Wasser fließt und die Abwärme erst mal auf Wanderschaft zum Pumpenkühler gehen muss. Hier wäre zumindest eine Heatpipe als wieselflinke Wegbegleiterin keine schlechte Idee. Bitte darüber nachdenken, lieber Hersteller, auch wenn man vielleicht irgendwelche Prinzipien auf den Abfallhaufen schmeißen muss!

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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