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Aktives Stereoboard Nubert nuPro AS-450 im Test – Don’t call it a sound bar! | igorsLAB

Es gibt Dinge, die sind einfach groß. Und welche, die sind dazu noch richtig schwer. Und manchmal muss es eben etwas mehr von allem sein. Von nichts kommt nichts und ohne ordentlich Hubraum in der Box gibt es eben auch kein echtes akustisches Drehmoment. Nubert nennt es Stereoboard, ich nenne es mal Klangmöbel. Soundbar wäre beim nuPro AS-450 wirklich arg untertrieben...

Subwoofer? Wozu eigentlich?

Die Messlatte liegt natürlich schon recht hoch, aber falsche Bescheidenheit ist sicher nicht der Hauptcharakterzug des nuPro AS-450.  Also sperre ich den Käfig mal auf und lasse das Teil etwas herumgaloppieren. Und um gleich voll zuzuschlagen, teste ich den Subwoofer im netten Doppel gleich mit. Wenn schon, denn schon. Die Trennfrequenz lässt sich sehr gut regeln, denn sie greift wahlweise zwischen 160 bis 40 Hz. Da ich den Klipsch R-12 SW neu abgestimmt habe (ich nutze normalerweise noch großvolumige Standboxen als Frontlautsprecher), trenne ich bei 50 Hz und lasse den Sub somit nur die ganz tiefen Effektkracher abarbeiten.

Ja, es geht noch etwas tiefer (als ohne) und vor allem deutlich prägnanter. Aber besser ist das am Ende irgendwie auch nicht, nur etwas anders. Was nämlich verloren geht, ist die Knackigkeit des ansatzlosen Punches, wenn das AS-450 allein spielen darf. Und da es nicht nur aufs Blubbern und Knallen ankommt, sondern vor allem auf den ansatzlosen Kick mitten in die Zwölf, habe ich das Experiment ziemlich schnell wieder beendet. Ja, es ginge schon ganz nett, aber es muss auch nicht sein. Der Punch reicht allemal für den gediegenen Knockout der lieben Nachbarn.

Dann also doch lieber der Solo-Betrieb. Ich nutze dafür wieder meine geliebte Frequenzbereichsleiter und werde zudem noch Genre-gerechte Zusatzkommentare einstreuen, um mich begreiflicher zu machen. Der Rest ist eh rein subjektives Empfinden, das man jedoch von Euphorie und Neugier strikt trennen muss. Aber ich habe stets den Vergleich zur eigenen Anlage, die sich auch als 2.1 oder 2.0-Stereo-Anlage betreiben lässt. Per App übrigens, was das Um- und Zuschalten deutlich einfacher gestaltet.

Der Abhörraum ist diesmal somit mein eigenes Wohnzimmer. Couch in der Mitte, schwere Gardinen (zugezogen) und ca. 28qm Grundfläche. Dazu massive Holzmöbel, die nicht mal im Ansatz mitvibrieren, weil sie einfach zu schwer (und vollgepackt) sind. Auch Bücher können als einigermaßen schallschluckend betrachtet werden. Damit passt das schon, ersetzt aber leider nicht den Messraum. Aber heute bleibt es ja eh schön subjektiv.

 

Klangwaage vs. Höhenregler

Hier werden sich wohl am ehesten die Akustik-Philosophen um den Wanderpokal der besten Lösung streiten, aber eines schafft Nubert mit der nahezu linearen Anhebung der Mitten- und Höhen anstelle des üblichen, logarithmisch geprägten Höhenreglers dann doch: Man bleibt schön geschmeidig bei der selbstauferlegten Linearität und verbiegt sich, wie auch beim Bass, nicht Mainstream-kompatibel mit Kopf und Füßen in Richtung Badewanne. Im Übrigen kann man beide Regler auch getrost auf 0dB stehen lassen, wenn der Wiedergaberaum nicht wirklich extrem fies ist. Und genau dies habe ich auch getan.

 

Subjektives Hörerlebnis

Testen wir nun auch subjektiv, was man im Original geboten bekommt und zwar OHNE jegliches Sounding (siehe oben)

Basswiedergabe

Den Tiefstbass in der Subkontraoktave (16,4 Hz bis 32,7 Hz) testen mit einer Aufnahme von Bachs Toccata und Fuge D-Moll (19 und 25 Hz) sowie der Festival-Ouvertüre 1812 von Tschaikowsky (10 Hz und 12,5 Hz). Das gleiche gilt auch für die unteren Bereiche der Kontraoktave (32,7 bis 65,4 Hz). Die große Basstrommel (Kick Drum), die in der U-Musik ein gern gesehener Begleiter und meist auf ca. 55 bis 60 Hz abgestimmt ist, wird diese Beurteilung dann abrunden.

Der Bass ist voluminös und spielt auch sehr tief, gut so. Das geschieht geradezu ansatzlos, präzise und somit auch richtig knackig. Hier kommt auch wieder der fehlende Subwoofer ins Spiel, der zwar ein aufkeimendes Erdbeben noch gruseliger an den Körper hämmert, jedoch bei anderen Gemütslagen viel zu viel akustischen Kleister hinterlässt. Knackiger Apfelpo gegen Birne eben. Das AS-450 hat ein sauberes Einschwingverhalten und rumpelt auch nicht nach, wenn der Drops gelutscht ist. Gefahr weg, Ton weg, passt so.

Damit ist es übrigens auch die einzige TV-Lösung aus meinen bisherigen Tests, die mich sowohl bei Action-lastigen Filmen mit voll ausgereizter Effektspur, als auch bei der Musikwiedergabe in der Mischung ganz gut überzeugen konnte. Gut, der Bass  ist jetzt nichts, um den Ratten im Keller eine grandiose Gehirnerschütterung zu verpassen, aber für die Spinne an der Decke reicht es locker.

Der Oberbass bis 150 Hz, in dem auch die Große Oktave (65,4 bis 130,8 Hz) liegt, beherbergt die Sprachgrundfrequenz der männlichen Stimme und entscheidet sehr stark über die naturgetreue Wiedergabe männlicher Vocals.

Alle männlichen Stimmen wirken großvolumig und anwesend, ohne dabei gleich ins zu Dominante abzugleiten, je tiefer der Grundton des Sprechers ausfällt. Diese Spielart ist vorzüglich für die Sprachverständlichkeit UND eine Gesangswiedergabe geeignet. Sprecher und Sänger haben also beide eine reale Chance, nicht im akustischen Meer der lauten Töne versenkt zu werden. Bei zu leisen Protagonisten muss man aber näher ans Board heranrücken, sonst bleiben sie an den Membranen kleben.

Mitteltonbereich

Die unteren Mitten (auch Grundtonbereich) liegen bei ca. 150 bis 400 Hz. Zusammen mit dem bereits erwähnten Oberbass spielt dieser Bereich eine sehr wichtige Rolle für die subjektiv empfundene Wärme bzw. Fülle des Klangbildes. Die Sprachgrundfrequenz weiblicher Stimmen ist in diesem Bereich zu finden.

Weibliche Vocals klingen ebenfalls angenehm und satt, ohne gleich übergewichtig in den Raum zu trampeln. Zumal sie auch nicht von den etwas tiefer positionierten, männlichen Stimmen galant weggebügelt werden. Hier gibt es dann auch den voll berechtigten Applaus der GleichstellungsbeaftragtIN. Chorwerke erhalten somit auch eine recht stimmige Basis, auf der es sich dann nach oben hin noch bestens aufbauen lässt. Und beim Film ist die Welt sowieso in Ordnung, denn dieser Bereich wird von den eher breitbandigen Geräuschen recht ordentlich mitbedient.

Wer auch mal Musik konsumiert, wird sich über die ausgewogenen Grundtöne vieler Instrumente freuen. Das ist nicht zu warm und nicht kühl, sondern irgendetwas in der Mitte. Man könnte maximal über etwas aufkommende Langeweile maulen, weil es am Ende eigentlich nichts zu meckern gibt. Bis auf die etwas eigenartige Laune, bei zu geringen Lautstärkepegeln etwas die Eleganz und Auflösung einzubüßen. Hier entfaltet sich dann keine Breite mehr und es wirkt zeitweise fast belanglos und uninspiriert.

Die oberen Mitten zwischen 400 Hz bis etwa zwei KHz beinhalten bei einem KHz eine Marke, die immer noch als Referenz für viele Messungen gilt. Das merkt man leider auch oft bei günstigeren Geräten, da die Hersteller oft versuchen, gerade diese Frequenz etwas überzubetonen. Auch beim Film spielt dieser Bereich keine unbedeutende Rolle und eine ausgewogene Wiedergabe trägt nicht unwesentlich zu einer guten räumlichen Auflösung bei.

Das alles kommt alles recht sauber und vor allem auch sehr schön differenziert ans Ohr. Die Tiefenstaffelung ist einigermaßen gut, was mich ob der etwas geringen Basisbreite (Entfernung der Lautsprecher beider Stereo-Kanäle) sehr positiv überrascht hat. Sie könnte aber mit eher seitlich angebrachten Zusatzlautsprechern noch besser ausfallen, was allerdings wohl den Klang negativ beeinflussen würde. Und es ist gut, dass Nubert auf elektronische Spielereien und Mätzchen dafür verzichtet hat. Alte Binsenweisheit: DSP tut weh.

Auch die Musik kommt nicht zu kurz und ein Orchester wirkt auch hier ausreichend gut aufgestellt und nicht als nervöser Klanghaufen irgendwo in der Mitte, immer ein gewisser Lautstärkepegel vorausgesetzt. Was mich übrigens besonders gefreut hat: Kammermusik wird nicht zur Jammermusik. Auch das ist nicht selbstverständlich, denn die Art der Aufnahme ist ja komplett anders. Nur darf man sie nicht ZU leise hören. Dann ploppt alles in sich zusammen.

Hochtonbereich

Zwischen zwei bis etwa 3,5 KHz ist das menschliche Gehör am empfindlichsten, zumal dieser Bereich der unteren Höhen für die gute Oberton-Wiedergabe der menschlichen Stimme zuständig ist. Dieser Frequenzbereich ist nämlich entscheidend für die Wiedererkennung einer Stimme oder eines Instrumentes; man spricht in diesem Zusammenhang auch von der jeweiligen Klangfarbe.

Die Abstimmung ist auch hier schön wohltemperiert. Weder überbetont warm, noch vernachlässigt kühl. Wer eine akustische Wärmflasche sucht, ist hier also durchaus etwas deplatziert, aber selbst die Titanic ist keine Wellness-Oase am Siedepunkt. Wenn die Protagonisten im Wasser verschwinden, stört das nur. Musik ist hier sehr fein aufgestellt und Präzision kein Thema. Und die Vocals? Wenn das AS-450 was richtig gut kann, dann Thomaner-Chor in Wohngebietslautstärke. Oder nur ein Thomaner als Gute-Nacht-Einschlafgesang. Leise ginge nämlich auch, aber nur dann, wenn alle anderen schweigen. Sonst geht der Einzelkämpfer hier ebenfalls etwas unter.

Die mittleren Höhen (3,5 bis sechs KHz) entscheiden über das Ge- oder Misslingen der Sprachwiedergabe als Gesamtbild, denn die S- und Zischlaute (Sibilanten) fallen in diesen Bereich. Die oberen Höhen reichen dann bis ca. zehn KHz, um in den Superhochton überzugehen.

Die Hochton-Auslegung ist etwas zu konservativ unb leicht zurückhaltend. Es fehlt einfach das Knisternde und Freche; ich hätte es hier gern mehr crispy und windig. Es ist an manchen Stellen einfach zu gut und mir fehlt etwas der eigenständige Charakter. Gut, ich jammere hier auf recht hohem Niveau. aber es ginge sicher besser. Wobei sich natürlich immer die Frage stellt, wie weit man vom Stereoboard entfernt sitzt. Ab 3 Metern wird es dann nämlich schon etwas mau, alles darunter liegt voll im Plan.

Zusammenfassung und Fazit

Das Stereoboard AS-450 ist ein gut bezahltes Arbeitstier ohne Allüren und versteckte Krankheiten, dafür mit vielen Feinheiten und guter Gesamtperformance. Es tut nicht nur, was es soll und wofür es bezahlt wurde, sondern bietet auch klanglich etwas mehr, als die übliche Hausmannskost an der Soundbar. Es gelingt zwar bei speziellen Musikstücken nicht immer extrem filigran, aber für die tägliche Multimedia-Dosis unterm Fernseher ist es wirklich bestens geeignet. Genau dann wird man nämlich auch die auffällig unauffälligen Stärken des Lautsprechers erkennen und schätzen lernen.

Es ginge sicher auch räumlicher und „dolbyistischer“, doch wird man dies noch gar nicht einmal so stark vermissen, wenn man nicht gar so sehr entfernt vom Gerät gemütlich Platz genommen hat. Das AS-450 ist kein Fachmann für lange Wege und so Manches hört sich auch ein wenig versimplifiziert an. Aber gerade diese sehr unspektakuläre, etwas tiefere Abstimmung macht das Board zu einer guten Ergänzung, wenn kein Platz mehr für Surround und Gedöns im Raum ist.

Man spart sich, immer ein passendes Unterbaumöbel vorausgesetzt, auch den Subwoofer mit einer netten Geste sparsamer, schwäbischer Nonchalance. Zieht man dessen 400 Euro als akustischen DLC mal ab, dann ist das nuPro AS-450 zwar immer noch nicht billig, aber zumindest den Einstiegspreis von etwas unter 1400 Euro locker wert. Denn wenn man das Teil 10 Jahre laufen lässt, wären das gerade mal 38 Cent pro Tag. Weniger als eine gescheite Bäcker-Semmel übrigens.

Und die Verarbeitungsqualität ist ohne Fehl und Tadel. Sauberste Spaltmaße, eine sehr saubere und stoßfeste Lackierung, massives Material und ordentliche Chassis verbinden sich mit der bewährten Verstärkertechnik zu einem gelungenen Produkt. Schön, es ist reichlich Nische, aber wer kann, der kann. Und Nubert kann, dafür ist das AS-450 der stehende liegende Beweis, den nichts mehr vom Low-Board wirft. Es sei denn, der Schalldruck war zu stark. Allerdings habe ich da bei meinem Möbel keine Bedenken. Passt schon.

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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