Audio Testberichte

Wavemaster Two Pro: Das Bessere ist des Guten Feind (2.0 Audio-Test)

Messergebnisse

Wer genauer wissen möchte, was wir wie messen (und auch subjektiv bewerten) dem sei noch einmal unser Grundlagenartikel „Tom’s Hardware intern: So testen wir Lautsprecher, Kopfhörer und Geräuschemissionen“ ans Herz gelegt. Der Anblick der Messungen im neutralen Reglerzustand bestätigt dann auch unseren ersten Höreindruck, denn diese Aktivboxen erreichen den Kunden in angenehmer, neutraler Voreinstellung. Der Frequenzverlauf bleibt unaufgeregt flach und die wenigen dB Abweichung von der Ideallinie kann man getrost ignorieren.

Klangregler auf Mittelstellung (Standard)

Natürlich darf sich Klaus-Kevin Mainstreamer auch gern mit Bässen und schrammeligem Hochton vollschnullern – alles nach eigenem Gusto und Laune. Bis zu 12 dB gemessene Anhebung sind mit Sicherheit genug und wir sind schon froh, dass diese klangliche Verballhornung dann nicht allzu breitbandig erfolgt. Also eher der fette Blubb statt einem pappigen Rummsbumms und prickelndes Zisch statt quäkigem Plängplärrr.  Nicht unser Ding, aber man kann es überleben.

Alle Regler auf Maximum

Die Absenkung erfolgt in ähnlichem Muster, wobei vor allem beim Bass noch etwas mehr Party-Pegel zum Nulltarif geboten wird, während die kastrierten Höhen maximal für zu hoch komprimierte MP3 taugen. Mittelwelle-Feeling für Retro-Freaks, statt UKW – falls überhaupt noch jemand weiß, wie so etwas klingt.

Alle Regler auf Minimum

 

Subjektiver Höreindruck

Kommen wir nun zur subjektiven Beurteilung der Dinge und lassen die Messkurven einfach mal links liegen. Die Einschätzung basiert auf der Mittelstellung der Regler (Default).

Basswiedergabe

Den Tiefstbass in der Subkontraoktave (16,4 Hz bis 32,7 Hz) testen mit einer Aufnahme von Bachs Toccata und Fuge D-Moll (19 und 25 Hz) sowie der Festival-Ouvertüre 1812 von Tschaikowsky (10 Hz und 12,5 Hz). Das gleiche gilt auch für die unteren Bereiche der Kontraoktave (32,7 bis 65,4 Hz). Die große Basstrommel (Kick Drum), die in der U-Musik ein gern gesehener Begleiter und meist auf ca. 55 bis 60 Hz abgestimmt ist, wird diese Beurteilung dann abrunden.

Der Bass ist ab etwa 50 Hz abwärts zwar bereits einen Tick zurückhaltender, besitzt aber immer noch genügend Fülle und Klarheit. Ab ca. 40 Hz wird es dann nach unten hin schon etwas dünner, aber sogar die Subkontraoktave ist in Teilen noch hörbar anwesend, solange der Aufstellort stimmt.

Allerdings besitzen fast keine der „normalen“ U-Musikstücke derartig tiefe Passagen, aber klassische Musik kann oft mehr, als man gemeinhin denkt.  Die große Basstrommel kommt zwar noch ausreichend knackig, aber nun doch deutlich weicher als beim Wavemaster Pro Two, was kein Nachteil ist. Es ist immer noch keine überbetonte Helene-Fischer-Party-Mucke für Tante Helgas Party-Keller, aber da geht schon was. Auch mit den atemlosen Nachbarn.

Der Oberbass bis 150 Hz, in dem auch die Große Oktave (65,4 bis 130,8 Hz) liegt, beherbergt die Sprachgrundfrequenz der männlichen Stimme und entscheidet sehr stark über die naturgetreue Wiedergabe männlicher Vocals.

Dieser Bereich klingt schön ausgewogen und natürlich. Die männlichen Vocals werden sehr satt und warm wiedergegeben, die Instrumente werden kaum verfälscht. Insgesamt ist die Auflösung erstaunlich hoch und lässt auch echten Kammermusikgenuss zu. Orchesterstücke, Rock, Pop und Jazz aller Couleur funktionieren ebenfalls fast schon (zu) perfekt, egal ob nun im Nahfeld oder im Wohnzimmer.

Mitteltonbereich

Die unteren Mitten (auch Grundtonbereich) liegen bei ca. 150 bis 400 Hz. Zusammen mit dem bereits erwähnten Oberbass spielt dieser Bereich eine sehr wichtige Rolle für die subjektiv empfundene Wärme bzw. Fülle des Klangbildes. Die Sprachgrundfrequenz weiblicher Stimmen ist in diesem Bereich zu finden.

Erneut gibt es kein Grund zur Kritik, es schrammelt und knödelt definitiv nichts. Weibliche Vocals kommen auf den Punkt. Die Klangfarbe der Vocals und eingespielten Instrumente ist eher warm und angenehm, nicht analytisch. Der weitere Verlauf nach oben hin ist ebenfalls frei von Kritik. Die Präzision ist überdurchschnittlich gut und man mag manchmal kaum glauben, dass es sich hier um ein Allround-Aktivlautsprechersystem handelt.

Die oberen Mitten zwischen 400 Hz bis etwa zwei KHz beinhalten bei einem KHz eine Marke, die immer noch als Referenz für viele Messungen gilt. Das merkt man leider auch oft bei günstigeren Geräten, da die Hersteller oft versuchen, gerade diese Frequenz etwas überzubetonen. Auch beim Gaming spielt dieser Bereich keine unbedeutende Rolle und eine ausgewogene Wiedergabe trägt nicht unwesentlich zu einer guten räumlichen Auflösung bei.

Die Bühne und die subjektiv empfundene Qualität der räumlichen Auflösung ist auf sehr hohem, wenn auch nicht allerhöchsten Niveau, was wohl auch dem Preis geschuldet ist. Ein Orchester wirkt (rein subjektiv betrachtet) trotzdem weit genug aufgestellt und es ist möglich, einzelne Instrumente bei unterschiedlichen Gesamtpegeln noch klar und eindeutig zu lokalisieren. Die Sprachwiedergabe erfährt in diesem Bereich ebenfalls keinerlei Einbußen, egal wie viele Quellen gemischt werden. Die Eignung auf dem Desktop wird durch die sehr gute räumliche Abbildung in Spielen mit vorzüglichem Audiomaterial noch unterstrichen.

Hochtonbereich

Zwischen zwei bis etwa 3,5 KHz ist das menschliche Gehör am empfindlichsten, zumal dieser Bereich der unteren Höhen für die gute Oberton-Wiedergabe der menschlichen Stimme zuständig ist. Dieser Frequenzbereich ist nämlich entscheidend für die Wiedererkennung einer Stimme oder eines Instrumentes; man spricht in diesem Zusammenhang auch von der jeweiligen Klangfarbe.

Die Wiedergabe ist erneut frei von Kritik und die Sprachverständlichkeit sowie die Qualität der Vocals kann definitiv überzeugen. An die eher analytischen NuPro A200 kommt man im direkten Vergleich zwar so nicht ganz heran, aber das ist auch eine völlig andere  Leistungsklasse. Gut auch, dass die passive Frequenzweiche so abgestimmt wurde, dass es weder zu hörbaren Auslöschungen noch zu partiellen Überbetonungen kommt. Der Übergang zwischen den beiden Chassis ist angenehm fließend und vor allem eines: fast nicht wahrnehmbar.

Die mittleren Höhen (3,5 bis sechs KHz) entscheiden über das Ge- oder Misslingen der Sprachwiedergabe als Gesamtbild, denn die S- und Zischlaute (Sibilanten) fallen in diesen Bereich. Die oberen Höhen reichen dann bis ca. zehn KHz, um in den Superhochton überzugehen.

Hoch- und Superhochton sind eine weitere Stärke der Wavemaster Two Pro, auch wenn die Boxen eher angenehm zurückhaltend agieren. Sibilanten und Atemgeräusche werden exakt abgebildet, jedoch nicht überbetont oder verschluckt. Es klingt weder spitz noch metallisch, sondern sehr natürlich. Saiteninstrumente werden ebenfalls nicht hörbar verfälscht und eher filigrane Streicher werden nicht zu Blockflöten degradiert. Auch ein Schlagzeug bleibt ein solches, bis hin zum sanft gestrichenen Jazz-Besen, der echt unter die Haut gehen kann.

 

Zusammenfassung und Fazit

Billig geht anders, gut und schön. Nur ist es ja stets so, dass man immer schon etwas mehr zahlen musste, wenn man überdurchschnittlich komfortabel leben möchte. Die drei teuren A (Auto, Audio, Angetraute) haben also mal wieder ihre Daseinsberechtigung unterstrichen. Wobei der Gegenwert für die aufgerufene UVP von knapp 500 Euro immer noch akzeptabel bleibt. Selbstbewusst, ja. Aber Nepp geht anders, da gibt es deutlich Schlimmeres.

Etwas Wellness für die Ohren schadet nie und spätestens nach den ersten Stunden aktiven Hörens haben die Lautsprecher auch ihr Leistungsvermögen erreicht und man hat den Preis schon wieder vergessen. So etwas kauft man ja letztendlich auch nicht dreimal im Jahr und langlebige Konsumgüter dürfen dann auch schon einmal etwas kosten. Dank vieler analoger Komponenten und ungeklebter, gesteckter und geschraubter Montage ist so ziemlich alles reparabel, was dann doch irgendwann vielleicht mal kaputtgehen könnte. Falls, denn der erste Eindruck vom Innenleben war ein guter.

Deshalb gibt es auch den Kauftipp aufs Haus, wenngleich auch die kleineren Wavemaster Two Neo eine Überlegung wert sein können, wenn einem dieses Paar too much erscheint.

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung