Mit der Vorstellung der neuen Xeon 6 P-Core-Prozessoren der “Granite Rapids”-Familie für die NVIDIA DGX B300 Plattform versucht Intel, den zunehmend GPU-zentrierten AI-Systemen die passende CPU-Unterstützung zur Seite zu stellen. Der Fokus liegt dabei weniger auf traditionellem Rechnen, sondern klar auf der Aufgabe, datenhungrige Beschleuniger effizient zu füttern. Zwei neue Technologien sollen helfen, CPU-Flaschenhälse zu minimieren: Priority Core Turbo (PCT) und Speed Select Technology – Technology Frequency (SST-TF).
CPU als Futterlieferant: Warum Xeon 6 keine klassische Workstation-CPU ist
Der Xeon 6 6776P, ein 64-Kern/128-Thread-Monolith, steht exemplarisch für Intels Strategie. Dieser Prozessor ist nicht dafür gedacht, klassische Workloads effizient abzuarbeiten, sondern die GPU-Performance in Systemen wie dem DGX B300 nicht zu limitieren. Das Mittel zum Zweck: mehr Speicherbandbreite, niedrigere Latenzen und eine CPU-Architektur, die sich dynamisch an GPU-getriebene Arbeitslasten anpasst.
Das wird konkret über die erwähnten Features erreicht:
- PCT (Priority Core Turbo) erlaubt die selektive Anhebung der Taktraten besonders wichtiger Kerne, also jener, die die GPU mit Instruktionen versorgen.
- SST-TF (Speed Select Technology – Technology Frequency) wiederum justiert die Taktfrequenzen abhängig von der tatsächlichen Auslastung der einzelnen Kerne. Das Ziel ist hier eine Balance zwischen Effizienz und Leistungsfähigkeit – nicht in Richtung Office-Performance, sondern klar fokussiert auf AI-Workloads.
Bandbreite statt Gigahertz: Mehr RAM-Speed und PCIe-Lanes
Wer GPUs auslasten will, muss Daten schnell und in großen Mengen liefern. Deshalb spendiert Intel dem Xeon 6 laut eigenen Angaben:
- 30 % schnelleren Arbeitsspeicher im Vergleich zur Vorgängergeneration
- Unterstützung für MRDIMMs und CXL, was die effektive Bandbreite weiter steigert
- Bis zu 128 PCIe Gen5 Lanes, also 20 % mehr als zuvor
Gerade in AI-Setups, wo oft mehrere GPUs angebunden werden, ist die erhöhte Anzahl an PCIe-Lanes mehr als nur eine Marginalie. Sie entscheidet, ob Daten zwischen CPU, RAM und GPU ohne Engpässe fließen oder ob Ressourcen im Stau stehen. In Kombination mit den schnelleren MRDIMMs ergibt sich eine Plattform, die mehr „Durchsatzintelligenz“ verspricht als klassische Multi-Core-CPUs.

Plattform W890: Neue Basis für neue Aufgaben
Die neuen CPUs benötigen eine neue Plattform – in diesem Fall W890. Diese bringt nicht nur die nötigen PCIe-Lanes und Speicherkanäle mit (bis zu acht), sondern auch die Voraussetzungen für Funktionen wie SST-TF und PCT. Es geht also nicht nur um neue Silizium-Chips, sondern auch um ein angepasstes Ökosystem, das auf AI- und HPC-Szenarien optimiert wurde.
Schrittweise statt revolutionär
Intel vermeidet den Marketing-Bullhorn und setzt bei Xeon 6 auf funktionale Weiterentwicklungen. Kein radikales Architektur-Redesign, sondern gezielte Optimierungen für ein klar umrissenes Einsatzgebiet. Statt mit Superlativen um sich zu werfen, bleibt man pragmatisch: Die GPU bekommt, was sie braucht – vorausgesetzt, das System nutzt alle neuen Funktionen. Interessant ist zudem die enge Integration mit NVIDIA-Systemen – nicht zuletzt, weil Intel selbst mit Gaudi am AI-Markt aktiv ist. Dennoch zeigt man sich offen für Plattformkooperationen, sofern der Markt es verlangt.
CPU als Beschleuniger für den Beschleuniger
Intel positioniert den Xeon 6 nicht als Alleskönner, sondern als „GPU-Ermöglicher“. PCT und SST-TF sind zwei pragmatische Hebel, um die typischen Limitierungen CPU-getriebener Bottlenecks in AI-Systemen zu mildern. Mit mehr Speicherbandbreite, mehr PCIe-Lanes und einem taktintelligenten Kernmanagement zeigt Intel, dass man die Zeichen der Zeit erkannt hat – auch wenn die Revolution diesmal eher leise daherkommt.
Technische Kernpunkte in der Übersicht:
- Modell: Xeon 6 6776P (64C/128T)
- Neue Features: PCT (Priority Core Turbo), SST-TF (Speed Select Technology – Technology Frequency)
- RAM-Support: +30 % Speicherbandbreite, MRDIMM, CXL
- I/O: Bis zu 128 PCIe Gen5 Lanes
- Plattform: Intel W890 mit 8-Kanal-Speicherinterface
- Zielgruppe: AI-Inferenz und Training auf GPU-Systemen
Ein typischer Vertreter der neuen, zweckorientierten CPU-Generation. Kein Paukenschlag, aber ein Werkzeugkasten für GPU-zentrische Rechenaufgaben.
Source: Intel
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