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Rage 2 im Test – Erste Eindrücke zum Spiel und Benchmarks mit verschiedenen Setups

Man nehme Spiele wie Mad Max, Far Cry New Dawn und Fallout New Vegas, dazu etwas Übermut und ein paar Krümel von Rage, werfe alles in einen Mixer und lasse den Finger mal 5 Sekunden lang auf dem Knopf. Und fertig ist Rage 2. Es ist weder neu, noch revolutionär noch irgendwie außergewöhnlich, aber dafür stellenweise entweder schön bunt und abgefahren, oder an manchen Stellen der freien Welt so fad wie das Ödland. Mutanten und Konvois, Banditen und ständiges „Laufe dorthin, besorge dies und jenes“ sorgen genau für das richtige Look and Feel eines solchen Spieles.

Nach ein paar Minuten hat man Rage 2 quasi verinnerlicht und weiß nicht, ob man nun eine Fortsetzung eines der gerade so schön zusammengemixten Spiele zockt, oder irgendetwas anderes. Das ist übrigens keine Kritik, sondern sollte jeden Fortsetzungsfanatiker milde und gnädig stimmen. Und auch wenn id Software überall mal als Erwähnung auftaucht, entwickelt wurde Rage 2 von den Avalanche Studios (Mad Max, Just Cause). Spätestens dann wird einem natürlich auch klar, warum einem so manches Asset im Spiel auch irgendwie bekannt vorkommt.

Wenn man sich wirklich zum willfährigen Befehlsempfänger der Spielfiguren degradieren lässt und zudem noch brav jedes Tanklager detonieren lässt, Banditen schnetzelt und Konvois zerstört, dann kann sich das Spiel sogar recht fett in die Länge ziehen. Die Kamerapositionen beim Fahren ist nicht optimal, die Steuerung samt Fahrphysik sind es auch nicht und kleinere Bugs ärgern einen auch ab und zu. Wer sich zudem wundert, warum sein Fahrzeug ab und zu verschwindet, während er eine Mission löst, der nimmt entweder ein anderes oder spawnt sich zurück zur Ausgangsbasis. Dann ist es lustigerweise wieder da.

Egal, die positiven Aspekte überwiegen und man braucht zudem recht wenig Zeit, um sich quasi häuslich einzurichten. Nur die ständigen Hinweis-Screens nerven so richtig, wenn man gerade einen Kampf beenden will und ungewünscht eine Info aufploppt. Aber geschenkt, das nimmt mit der Zeit ab. Was zunimmt, ist die Spannung, auch wenn das ständige Hin- und Herfahren etwas abtörnt. Aber dafür hat man sich nun einmal auf einen Open-World-Shooter eingelassen.

Statt der mittlerweile recht angestaubten id-Engine setzt das Spiel auf die Apex-Engine von Avalanche samt Vulkan als API und verzichtet bewusst auf OpenGL oder DirectX. Das ist Fluch und Segen zugleich, denn auch wenn das Spiel selbst auf älterer und schwächerer Hardware noch gut läuft und es generell recht ordentlich aussieht, Glanzpunkte und bahnbrechende grafische Highlights sieht man zwar keine, aber es wirkt alles andere als altbacken und angestaubt. Die für die Landschaft eingesetzte Tessellation erzeugt recht weiche Formen, allerdings sind alle Texturen generell arg matschig, wenn man höhere Auflösungen wie Ultra-HD vorzieht.

Dafür ist jede Menge kaputtbarer Gegenstände verfügbar, auch wenn man die Kisten irgendwann mal satt hat. Hinweise wie „Holzwand“ laden zwar zum Zertrümmern ein, aber solche Spoiler hätte man auch weglassen können. Die Physik ist trotz allem gut und ansehnlich, die Animation der KI überwiegend auch. Also fix sind die Gegner durchaus. Die Wasseroberflächen sehen recht realistisch aus, das Ambiente samt Beleuchtung stimmt auch. Somit hätte man unterm Strich ein Spiel, das gut aussieht, recht viel Dynamik mitbringt und zudem noch Ressourcen schont.

Adaptives VSync, intelligentes Upscaling, gute Abstufungen bei den einzelnen Grafiksettings – man kann dieses Spiel also auch genüsslich auf „älteren Möhren“ Spielen, ohne dass man Mäusekino oder Augenkrebs fürchten muss. Oder vielleicht sogar beides. genau deshalb haben wir ein Low-End-Setting auf einem Einsteiger-PC, einen Mittel-Klasse-PC und ein High-End-System mit den jeweils passenden Einstellungen genutzt, um die dazu passenden Grafikkarten auch in einem realen Umfeld zu testen. Wer steckt schon eine GeForce GTX 1050 in einen PC mit einem Core i9-7980 XE oder eine GeForce RTX 2080 Ti in ein System mit einem Ryzen 3? Eben!

Allerdings sollten es mindestens vier nicht allzu langsame Kerne sein, sonst geht der Physik (und nicht nur der) ab und zu die Puste aus. Fehlender Grafikspeicher ist eigentlich eher kein Thema, aber mit 4 GB auf Ultra-HD spielen zu wollen, wäre dann doch schon arg sportlich. Genügsamkeit ja und Danke dafür, aber Wunder kann auch die Apex-Engine nun mal nicht vollbringen. Aber so passt das schon ganz gut. Die Analyse der Frametimes kann man sich übrigens getrost schenken, denn smooth ist das Spiel, vor allem mit der adaptiven Anpassung.

 

Benchmarks und Testszene

Als eher forderndes Szenario mit möglichst viel Weitsicht nutze ich ein Savegame für die Fahrt direkt von Gunbarrel durchs umliegende Ödland. Um die Beeinflussung durch die KI und dynamische Änderungen zu minimieren, dauert ein Run jedesmal eine Minute und ich nutze zudem einen eigenen Cheat, um für die KI komplett unsichtbar zu bleiben.

Im Normalszenario sollten die FPS-Zahlen durchaus deutlich höher ausfallen, vor allen in geschlossenen Locations. Beim Fahren habe ich links und rechts der Strecke massenhaft wuselnde KI, brennende Objekte wie Fahrzeuge und diverse Explosionen mit auf dem Spieseplan. Das zehrt durchaus. Ich habe diese Szene trotzdem bewusst egwählt, weil man ja im Spiel überwiegend unterwegs ist und sich das Schnellreisen nicht immer anbietet.

Selbst auf einem Einstiegssystem kann man noch gut spielen, wobei der Publisher einen Intel Core i5-3570 bzw. den AMD Ryzen 3 1300X platziert und auf 8 GB RAM samt einer der Nvidia GeForce GTX 780 3GB bzw. AMD Radeon R9 280 3GB setzt. Da kommt man bei der Grafik sogar noch leicht darunter, wenn man die Einstellungen komplett zurücknimmt.

Das Mittelklasse-System teste ich bewusst mit der QHD-Auflösung, denn das schafft dieses Setup auch mit ansehnlicher Grafik noch recht gut und fast schon weich. Mittlerweile hat auch die Radeon-Software das Performance-Loch geschlossen, weshalb ich auch erst einmal 2 Tage gewartet habe. Außerdem reichen ja keine ein bis zwei Stunden, um ein Spiel wirklich objektiv beurteilen zu können.

Ultra-HD und maximale Einstellungen hätte nur die GeForce RTX 2080 Ti ordentlich geschafft, deshalb habe ich die Settings etwas abgeschwächt. Aber man sieht am Ende trotzdem kaum Unterschiede und es bleibt bei den meisten Karten gut spielbar.

 

Zusammenfassung und Fazit

Man muss das Genre mögen, dann hat man auch seinen Spaß. Die Grafik geht in Ordnung und die Systemanforderungen bleiben durchaus moderat. Damit kann man gut leben, wenn man auf so etwas steht. Ich würde das Ganze auch nicht als reinen Ego-Shooter bezeichnen, denn dazu sind die Genres viel zu sehr gemischt. Und genau das macht dann am Ende auch den Charme des Spiels aus und lässt einen auch schon mal ein Auge zudrücken, wenn etwas noch nicht ganz so rund läuft, wie erhofft.

Für ein neues Spiel läuft es erstaunlich ordentlich und absturzfrei. Es ist schlimm genug, so etwas überhaupt schreiben zu müssen, aber es ist mittlerweile durchaus nicht mehr selbstverständlich, dass Vollspreisspiele wirklich fertig gelauncht werden. Nach all den ganzen Alpha- und Beta-Spielen in den letzten Monaten ist Rage 2 auch diesbezüglich eine lobenswerte Ausnahme. Das kann man nun sehen wie man will, aber ich hatte bisher recht viel Spaß damit.

 

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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