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Guide: Alles über die Kompatibilität zwischen G-Sync und Adaptive Sync, VRR und FreeSync | igorsLAB

Wir klären heute, was eigentlich hinter Nvidias Ankündigung steckt, sich auch Adaptive-Sync-Verfahren zu öffnen, welche Krietrien erfüllt sein müssen und was das alles für Desktop-Monitore und Notebooks zu bedeuten hat. Viele Details sind zudem nicht in den offiziellen Statements zu finden. Deshalb haben wir dies alles quasi als FAQ in einem Guide einmal zusammengefasst...

Mein französischer Kollege Bruno Cormier hat auf der CES nicht nur Nvidias Keynote Live verfolgt, sondern auch die Gelegenheit genutzt, um so viele Informationen wie möglich zu sammeln, die NVIDIAs Ankündigung auf der CES 2019 zur Öffnung ihrer GeForce-Karten und -Treiber für die Adaptive Sync-Technologien betreffen. Das ist insofern von ganz besonderer Bedeutung, da bereits sehr viele FreeSync-Displays auf dem Markt verfügbar sind und man auch diese, meist deutlich günstigeren Angebote, ab dem 15.01.2019 mit GeForce-Karten nutzen könnte.

Bruno konnte neben den offiziellen Statements und Informationen von NVIDIA auf der CES auch andere Quellen befragen, da viele Dinge und Details in Bezug auf die Kompatibilität von hohem Interesse sind, sich Nvidia aber teilweise bedeckt hielt. Darauf wollen wir gleich noch eingehen. Dazu haben wir auch ein Beispielvideo von diversen Bildschirmen hinzugefügt, die nicht von NVIDIA validiert wurden. Dieser Artikel soll also als eine Art FAQ dienen, worauf man unbedingt beim Kauf und der Nutzung von nicht zertifizierten Monitoren achten muss.

Sind alle FreeSync-Displays kompatibel?

Im Prinzip ja. Aber der Teufel steckt im Detail. Es wird beim neuen Treiber dann möglich sein, G-Sync im Treiber manuell zu aktivieren, wenn die Displays nicht von NVIDIA als „G-Sync kompatibel“ validiert wurden. Wenn der VESA Adaptive-Sync-Standard korrekt im jeweiligen Monitor implementiert wurde, gibt es keinen Grund, warum er nicht funktionieren sollte. Um dies zu gewährleisten, ist es jedoch notwendig, dass der Monitor über eine DisplayPort 1.2a-Schnittstelle (und höher) verfügt, die den Adaptive Sync-Standard bereits nativ integriert.

Die allerersten FreeSync-Bildschirme könnten also daher aufgrund einer oft verwendeten „Proto-Implementierung“ von FreeSync in ihrer Firmware durchaus Probleme bereiten. Diese älteren Modelle entsprechen damit möglicherweise nicht perfekt dem VESA-Standard, insbesondere wenn ihre DisplayPort-Schnittstelle nicht mindestens der Version 1.2a entspricht. Das von Nvidia genannte Verhältnis von 12 validierten von 400 getesteten Bildschirmen ist aktuell allerdings erschreckend niedrig, wenn man bedenkt, welche Validierungskriterien unten zu lesen sind (z.B. Flackern, Blanking).

Wobei sich die Frage stellt, welche Kosten auf die Monitorhersteller zukommen könnten und ob sich diese nicht einfach auf die Tester (und Kunden) verlassen, um sich diesen Obolus einfach zu sparen. Nvidia verwies hier allerdings auch darauf, dass die Anbieter selbst schon etwas aktiver sein könnten und dass man definitiv keine extra Lizenzgebühr erhebe. Darauf will ich aber etwas später noch im Detail eingehen.

 

Was ist mit der HDMI VRR-Kompatibilität?

Die Frage ist durchaus berechtigt, insbesondere bei Fernsehern. Denn obwohl die Technologien HDMI VRR (Variable Refresh Rate) und AMD FreeSync auf dem gleichen VESA Adaptive-Sync-Standard basieren, sind sie nicht exakt identisch und ihre Kompatibilität ist nicht zwingend gewährleistet. AMD musste nämlich seinerzeit seine Treiber anpassen, um FreeSync überhaupt über die HDMI-Schnittstelle betreiben zu können. Doch selbst danach konnten die meisten der ersten FreeSync-Displays diesen Technologie nicht über HDMI aktivieren.

Um die Konnektivität zu gewährleisten, wird daher dringend empfohlen, eine HDMI 2.1 End-to-End-Schnittstelle zu verwenden, die VRR nativ integriert hat. Es ist in Einzelfällen wohl auch vereinzelt möglich, dass alles auch über die HDMI 2.0b-Schnittstelle funktioniert (weil FreeSync damit meist zufrieden ist), aber das Risiko einer Inkompatibilität ist im Gegensatz dazu dann doch sehr groß.

Viel wichtiger ist jedoch, dass NVIDIA bei der Verwendung eines normalen Heimfernsehers BFGD-Displays mit der DisplayPort-Schnittstelle, einem erweiterten G-Sync-Controller und dem integrierten Nvidia Shield vorsieht. NVIDIA will wohl vielleicht nicht zu viel Wettbewerb in der Branche, da es ein wenig an Motivation für die HDMI VRR-Kompatibilität mangeln zu scheint. NVIDIA hat zumindest deutlich gemacht, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine HDMI VRR-Kompatibilität geplant ist. Also muss man fürs Wohnzimmer BFGD-Bildschirme wenden.

 

Welche GeForces sind kompatibel?

NVIDIA kündigt Kompatibilität für die GeForce 10er und 20er Serien auf Pascal-GPUs und Turing an. Durch die Verwendung des DisplayPort-Ausgangs ist die Kompatibilität maximal. Andererseits stellt sich für HDMI-Ausgänge noch die Frage: Pascal ist in HDMI 2.0b, ebenso wie Turing! Infolgedessen ist es für Fernseher mit HDMI 2.1 und VRR schwierig, einen Schritt in Richtung vollständiger Kompatibilität zu gehen (Abwärtskompatibilität). NVIDIA könnte natürlich auch ihre HDMI 2.0b- auf 2.1-Ausgänge aktualisieren, aber das ist derzeit noch nicht sicher.

 

Was sind die Zertifizierungskriterien?

NVIDIA hat, wie offiziell angekündigt, die ersten 12 von 400 getesteten Bildschirmen bereits validiert. Die vollständige Liste ist auf Nvidias Homepage verfügbar. Die ersten Kriterien für die Validierung „G-Sync kompatibel“ durch NVIDIA sind folgende:

  • Kein Bildflimmern („Flickering“). Darunter versteht Nvidia die zufällige und plötzliche Änderung der Helligkeit in Abhängigkeit von der Aktualisierungsrate (siehe nachfolgendes Video).
  • Keine Ausblendung. Verschwinden des Bildes, auch wenn es nur kurz ist, insbesondere aufgrund eines Bildes, das aufgrund eines Synchrofehlers vom Bildschirm verpasst wurde. Diese Ausblendung erscheint zufällig, wenn sich die Aktualisierungsrate ändert (siehe nachfolgendes Video)..
  • Ist sogar LFC erforderlich? Die 12 von NVIDIA validierten Displays verfügen interessanterweise alle über die Low Framerate Compensation (LFC)-Technologie, die Bilder aufteilt, wenn die Bildrate niedrig ist. Dies könnte insbesondere dazu beitragen, Flackern und Blanking zu vermeiden. NVIDIA hat uns jedoch erklärt, dass das Vorhandensein der LFC wohl eher ein Zufall ist, jedoch kein explizites Kriterium und erklärte zudem auch, gar nicht genau zu wissen, was die LFC in der Praxis exakt macht, da sie es nicht überprüfen könnten.
  • Keine Artefakte heißt, kein Defekt oder Bug in der Update-Darstellung: Oft ist nämlich ein Overdrive im Spiel, der, wenn er zu hoch eingestellt wurde, auf einigen Bildschirmen Reverse-Ghosting oder sogar Regenbogeneffekte hervorrufen kann.
  • Und man nennt auch ein Mindestverhältnis für den von der Anzeige verwalteten Aktualisierungsratenbereich. Es muss mindestens 2,4:1 betragen, also zum Beispiel 60 bis 144 Hz. Es gibt also keine Mindestuntergrenze: Die 12 validierten Bildschirme beginnen bereits bei 30, 40 oder 48 Hz. Andererseits werden die meisten 60- oder 75-Hz-Bildschirme automatisch eliminiert, es sei denn, sie können an der unteren Grenze unter 30 Hz liefern. Eine 30 bis 75 Hz Anzeige konnte jedoch validiert werden!

 

Berechnet NVIDIA seinen Partnern die Zertifizierung?

Nein. Mehrere Quellen haben mittlerweile unabhängig voneinander bestätigt, dass NVIDIA für seine „G-Sync Compatible“ Validierung keine extra Zahlung verlangt. Die einzige Investition des Herstellers ist es, den zu testenden Monitor an NVIDIA zu senden. Es scheint auch, dass der jeweilige Monitor-Hersteller die Tests nach Nvidias Kriterien in seinen eigenen Labors durchführen und die Ergebnisse, sowie zertifizierten Nachweise zur Validierung an NVIDIA senden kann. Also ähnlich wie das Green Light Program mit der speziellen Software bei den Grafikkarten.

Es geht sicher in erster Linie auch darum, dass NVIDIA die Kontrolle über sein G-Sync-Brand behält und seinen Ruf bewahrt. Das Ziel ist es, mögliche schlechte Abenteuer zu vermeiden, zum Beispiel mit einem unbekannten Hersteller, der einen Bildschirm mit sehr schlechter Qualität und aufgeklebtem G-Sync Label auf den Markt bringen könnte. Ein völlig berechtigtes Anliegen, wie ich meine, auch im Sinne der Endverbraucher.

Die 400 bereits getesteten Monitore wurden übrigens im Handel gekauft und einzeln bei Nvidia getestet. Es gibt derzeit allerdings keine Pläne für zukünftige, echte FreeSync-Displays und eigene, interne Tests dazu. Allerdings werden 140 weitere Monitore derzeit getestet.

 

Was sind nun eigentlich noch die Vorteile von G-Sync?

Um die deutlich höheren Anschaffungskosten zu rechtfertigen, wird G-Sync nun als High-End-Synchronisationstechnik mit einigen exklusiven technischen Vorteilen präsentiert. Zu den Vorteilen gehört das Vorhandensein des G-Sync-Controllerboards von NVIDIA im Display zählt man:

  • Eine minimale Verzögerung bei der Eingabe (Lag)
  • Ein variabler, dynamischer Overdrive in Abhängigkeit von der Aktualisierungsrate.
  • Ein Aktualisierungsbereich ab 1 Hz (einschließlich Bildaufteilung)
  • 300 Bildschirmanzeige-Qualitätsprüfungen für alle G-Sync-Bildschirme
  • HDR bis zu 1000 cd/m², und ein fortschrittlicherer Display-Controller für G-Sync Ultimate und große BFGD-Displays, einschließlich Dynamic Local Dimming (FALD) Backlight Management.

 

Was ist mit dem G-Sync für Laptops?

Das ist etwas tricky. Die Implementierung von G-Sync auf Laptops erfolgt ja von Haus aus ohne einen echten, nativen G-Sync-Controller. Daher wird bereits von Anfang an der VESA Adaptive-Sync-Standard verwendet! Diese Art von G-Sync ist daher etwas weniger fortschrittlich als die beim Desktop-Monitor und bietet zumindest vorerst keinen Vorteil gegenüber der Validierung „G-Sync Compatible“.

Notebookhersteller müssen NVIDIA derzeit allerdings für die Aktivierung von „G-Sync“ trotzdem bezahlen. Man könnte vermuten, dass sich diese eher unvorteilhafte Situation nun ändern könnte, denn per Definition sind alle aktuellen Laptops ja nicht anders, als Geräte mit „G-Sync Compatible“-zertifizierten Displays über den DisplayPort. Doch NVIDIA hat auch klargestellt, dass sich für Laptops nichts ändern wird. Alles bleibt wie bisher: Die Hersteller müssen über NVIDIA die G-Sync-Funktionalität aktivieren, insbesondere wegen der gesehenen Notwendigkeit, das im Laptop verwendete LCD-Panel zu validieren.

 

Was passiert mit den aktuellen G-Sync-Bildschirmen?

Hersteller und Wiederverkäufer befinden sich ein klein wenig in Panik. Wie soll man die Vorräte an G-Sync-Displays noch an den Mann oder die Frau bringen, deren Preise jetzt nur noch schwer zu rechtfertigen sind und die zudem kaum echte Vorteile bieten? Einige Quellen haben uns bestätigt, dass die aktuellen G-Sync-Bildschirme zum Gegenstand von Schäppchen-Angeboten werden könnten.

Wer allerdings bereits eine aktuellere Nvidia-Grafikkarte besitzt und auf einen neuen Monitor abzielt, könnte durch geschickte Marktbeobachtung vielleicht viel Geld sparen. Denn eines ist auch klar, Besitzer der G-Sync-Monitore können diese natürlich auch weiterhin nutzen. Dass sie plötzlich inkompatibel werden könnten, ist allerdings nicht zu befürchten. Das hat uns Nvidia ebenfalls versichert.

Mein Dank geht abschließend noch einmal an Bruno Cormier, der all diese Informationen vor Ort zusammengesammelt hat und den Quellen, die uns auch Dinge mitgeteilt haben, die in den offiziellen Statements leider fehlten.

 

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