Zusammenfassung
Während sich der Ryzen 7 1700X noch recht nah im Rahmen dessen bewegt, was der teurere 1800X zu leisten vermag, muss man beim Ryzen 7 1700 aufgrund des deutlich niedrigeren Taktes Abstriche machen und auch bei der Erklärung etwas länger ausholen. Wer mehr auf Multihreading in Applikationen setzt und weniger beim Gaming den allerletzten FPS hinterherjagen will, hat hier trotzdem bereits ab Werk keine schlechte Offerte vor sich. Als reine Consumer-CPU hingegen, die überwiegend auch für Spiele genutzt werden soll, ist er aber wirklich nur dann empfehlenswert, wenn man ihn auch übertaktet. Dann jedoch wird mindestens ein Mainboard mit einem B350-Chipsatz fällig, was man aber bereits für deutlich unter 100 Euro kaufen kann.
Übertakten als Feature? Warum eigentlich nicht? All unsere sechs getesteten CPUs (davon drei echte Retail-CPUs) waren in der Lage, ohne weiteres Zutun auf allen drei getesteten Boards die 3,8 GHz Maximaltakt für alle acht Kerne stabil zu erreichen. Dazu reichte dann bereits eine Taktanhebung im BIOS, nur beim Ryzen 7 1700 war noch eine manuell Spannungsanhebung notwendig. Hier sollten aber 1,35V oder im schlimmsten Fall 1,365V reichen, um die CPU wieder ins Spiel zu bringen. Wer auf höhere Werte bis 4.1 GHz schielt, muss selbst beim teuren R7 1800X noch unverschämtes Glück haben, denn unsere beiden Exemplare schafften auch nur die 3,9 GHz wirklich stabil. Somit ist aus unserer Sicht die sinnvolle Grenze bei 3,8 GHz erreicht.
Bei gleichem Takt sind alle drei Prozessoren exakt gleich schnell und unterscheiden sich auch kaum in ihrer Leistungsaufnahme. Das ist insofern erfreulich für den Sparfuchs in spe, als dass man nicht das Spitzenmodell kaufen muss, um gemeinsam mit diesem gleichzeitig ins Taktlimit beim Übertakten zu laufen. Vor der 4-GHz-Traummarke sind nämlich alle gleich (bescheiden dran). Geht oder geht nicht? Meistens leider nicht, also besser gar nicht erst darauf spekulieren.
Sparen kann auch richtig smart sein!
Zusammen mit einem einfacheren B350-Mainboard erhält man für ca. 440 Euro (oder weniger) echte acht Kerne und SMT (16 Threads) – günstiger geht so etwas aktuell nun wirklich nicht. Da kann man, wenn man auf eine Zukunft mit mehr Multi-Threading-fähigen Anwendungen und Spielen setzt und nicht allzu linke Finger hat, eigentlich kaum Nein sagen.
Wir haben den Ryzen 7 1700 nämlich auch einmal auf einem Asus B350-A Prime laufen lassen, bei dem es sich um ein einfacheres mATX-Mainboard für aktuell ca. 90 Euro Straßenpreis handelt, konnten jedoch keine keine signifikanten Performance-Verluste feststellen.
Eine gute Combo: Ryzen 7 1700 mit einem Asus B350-A Prime
Natürlich fallen die Features bei solch günstigen Platinen wie eben dem Asus B350-A Prime etwas bescheidener aus, aber für den normalen Anwender sollte auch so eine Lösung vollends reichen, zumal das Übertakten nun weiß Gott kein Hexenwerk ist. Das Format bietet sich auch für größere Cubes an und die verbauten Spannungswandler sollten mit den angeboteten 6 Phasen auch ungekühlt einen Takt um die 3.8 GHz mitmachen.
Im Schnitt werden, bis aufs Rendern und in Stresstests, schließlich keine 100 Watt benötigt. Wer auf Nummer sicher gehen will, nutzt einen guten Luftkühler als Downblower oder gleich AMDs neue Wraith Boxed-Kühler und/oder klebt kleine passende Aluminium-Kühler auf die Spannungswandler (zwei MOSFETs pro Phase auf der Low-Side).
Fazit
Das Fazit fällt, insgesamt betrachtet, also nicht anders aus, als das beim Launch von AMDs Ryzen 7 und dem dazu veröffentlichten Artikel auch. Mit einem kleinen, aber sehr wichtigen Unterschied. Mit derzeit ca. 350 Euro Straßenpreis ist der Ryzen 7 1700 nämlich fast 200 Euro billiger als der Ryzen 7 1800X und auch knapp 100 Euro preiswerter als der mittig platzierte Ryzen R7 1700X. Übertaktet ist er jedoch (fast) gleich schnell wie das große Modell, mit dem er sich sogar fast immer auch die Obergrenze des beim Übertakten Möglichen teilt. Zumindest in den Chargen, die aktuell am Markt sind.
Intel hat vieles, von schnellen Vierkernern mit SMT bis hin zu tollen 10-Kernern – die schmerzfreien Preise bietet man, zumindest ab den 6-Kernern aufwärts, dann aber nicht mehr. Gute Preise, gute Besserung? Wohl eher nur bei AMD, denn die Enthusiast-Plattform X99 lässt sich Intel derzeit (noch) fürstlich entlohnen, so dass man mit dem Kauf von AMDs Ryzen 7 1700 nicht falsch machen kann. Natürlich gibt es auch reine Vierzylinder-Fanatiker unter den Gamern, die die nächsten zwei, drei Jahre im guten Glauben weiterleben können, dass hohe Drehzahlen über mehr Hubraum fröhlich triumphieren. Damit haben sie, in vielerlei Hinsicht, aktuell sogar Recht – leider bzw. noch.
Doch wer versucht, in die Zukunft zu planen und wem die höhere Bandbreite nutzbarer Anwendungen (auch und vor allem längerfristig) am Ende dann doch mehr wert ist als der reine Gaming-Kick bei vielen aktuellen Titeln, der darf hier und jetzt gern zugreifem. Der Ryzen 7 1800X ist für den Normalanwender zu teuer, der 1700X kaum Fisch noch Fleisch – der Ryzen 7 1700 aber ist zusammen mit dem günstigen Board ein echter Knaller und hat aus unserer Sicht auch das Zeug zum Reifen und Besserwerden. Sei es nun der Windows-10-Scheduler oder das Wissen der Entwickler darum, dass nicht nur Intel brauchbare CPUs bauen kann.
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