Kühlung Lüfter Testberichte

be quiet! Silent Wings 3 im Test – Der neutrale Gehäuselüfter für alle Fälle

Lüfter-Messkammer und Anspruch

Und da es aktuell keine Quelle gibt, die realitätsnahe und verwertbare Daten auch im Vergleich bietet, haben wir Einiges an Zeit sowie Geld investiert und unter Beratung eines Kühlgeräteherstellers einfach eine eigene Lüfter-Messtation entwickelt und dann auch kalibriert. Hier hat der Kollege Pascal Mouchel ganze Arbeit geleistet und das Ergebnis als Modell „Sarkophag I“ kann sich mittlerweile durchaus sehen lassen. Der schwere und massive Korpus aus dicken MDF-Platten ist verschraubt, verleimt und schalldämmend ausgekleidet. Wie das alles funktioniert und was wir letztendlich messen können und was nicht, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Mittlerweile hat sich das meiste, auch mit viel gutem Feedback aus der Community und der technischen Hilfestellung durch einige Industriepartner, richtig schön materialisiert. Das, was wir ab jetzt messen können, genügt natürlich nur semi-professionellen Ansprüchen, auch wenn alle Messgeräte aufwändig und kostenintensiv kalibriert wurden. Aber das reicht für alle Bereiche dessen, was den PC-Selbstbau und -Umbau betrifft, allemal aus. Wir sind natürlich keine Normierungsgesellschaft oder der TÜV, versuchen aber alles so so genau wie möglich zu messen, was noch im einigermaßen bezahlbaren Rahmen bleibt.

 

Messkammer mit Schallpegel-Kontrolle (Messung erfolgt separat)

 

Tests als Gehäuselüfter und auf Radiatoren

Aktuell stellt sich ja immer die Frage, welche Charakteristik so ein 120- oder 140-mm-Lüfter wirklich besitzt. Nicht jedes Modell eignet sich auf allen Radiatorstärken und so mancher vermeintliche Kraftprotz büßt auf Radiatoren so viel an Druck ein, dass er kaum noch als geeignet zu bezeichnen ist. Die Angaben zu Volumenstrom („Durchsatz“) und statischem Druck in den Datenblättern helfen da dann auch nicht weiter, wenn etwas auf einem Slim-Radiator noch gut funktioniert und bei einem 45-mm-Radiator bereits komplett versagt.

Auf dem Bild sehen wir die mittlere Trennwand zwischen den beiden Kammern, die den Lüfter und auch den Radiator trägt. Entkopplung wird natürlich groß geschrieben und bei der Berechnung des Volumens für die Kammern hatten wir dankenswerter Weise fachmännische Hilfe. Jede der Kammern ist zudem zweckmäßig mit Noppen-Schaumstoff ausgekleidet und materialtechnisch so ausgelegt, dass es kaum noch störende Einflüsse gibt.

Die hinter dem Lüfter liegende „Bienenwabe“ wurde uns von Black Noise und dem Kühlungs-Hersteller empfohlen. Dadurch sind alle Kühler gleich gut eingebunden, weil jeder über einen anderen Austrittswinkel verfügt und genau das hiermit kompensiert werden kann. Durch die Bienenwabe gibt es jedoch keine Abrisskante und der Luftstrom ist direkt zum Auslass gerichtet.

Radiatoren und Lüfter werden mit einer eigenen Klemmvorrichtung entkoppelt und festgeschraubt. Auf dem Bild sieht man sehr schön die improvisierte Klemme mit dicken Unterlegscheiben und Dämmmaterial als Unterlage. Die Steuerung erfolgt über eine durch uns gekaufte Aquaero von Aqua Computer, so dass wir die Lüfter sowohl per Spannung (DC) oder auch per PWM regeln und testen können. Gebraucht wird beides, denn viele Lüfter, das wissen Einige nicht, lassen sich bei reiner Spannungsreglung gar nicht an die Unter- und Obergrenzen des Drehzahlbandes bringen und zeigen auch sonst noch Anomalien, über die wir an passender Stelle etwas schreiben werden.

Volumenstrom

Den Volumenstrom messen wir am Ausgang der zweiten Kammer, wo die Luft ausgeblasen wird. Dieser Bereich ist durch Vergleichsmessung im Messaufbau des Kühlgerätepartners relativ genau abgedeckt, so dass unser testo 410i jetzt recht verlässliche Resultate an die elektronische Messdatenerfassung liefert, die sich mit den Referenzdaten der professionellen Messung recht gut decken. Wichtig ist hier nicht der Preis des Equipments, sondern es sind die zweckmäßige Positionierung und die genaue Kalibrierung mit Reihen an Vergleichsmessungen.

Statischer Druck

Die Messung des statischen Drucks erfolgt wie üblich als Differenzdruckmessung. Dazu wird der spezielle „Napf“ so aufgeklemmt, dass er luftdicht abschließt. Auch hier wurde natürlich mit geliehenem, professionellem Equipment nachgemessen und zeitaufwändig kalibriert. Für diese Messung nutzen wir ebenfalls mit dem 510i ein selbst erworbenes Gerät von testo und sammeln die Daten zudem drahtlos ein.

Geräuschemission

Die Messung des Geräuschpegels ist etwas tricky, funktioniert aber in den Abendstunden am Messort ganz gut. Wir haben uns für dBA bzw. dBC entschieden, weil Werte unterhalb von einem Sone mit noch bezahlbaren und kalibrierten Equipment kaum verlässlich erfasst werden können und die Software-Umrechnung diverser Softwareprogramme in diesem niedrigen Bereich eher verwirren und ungenau werden. Dann doch lieber dBA, zumal die meisten etwas damit anfangen können. Der Messabstand beträgt 50 cm zur Mittelachse des Lüftereingangs.

Wir gehen bei diesen Messungen zwei Wege. Zum Einsatz kommt für Schnell- und Plausibilitätstests ein durch uns nachträglich nach ISO kalibriertes Voltcraft SL 451, dessen Mikrofon wir entkoppelt vom Korpus platziert haben. Die Erfassung der Daten erfolgt außerhalb der Messkammer. Das Voltcraft SL 451 wurde uns dankenswerterweise von Conrad Elektronik unkompliziert zur Verfügung gestellt. Es ist auch die einzige Komponente, die nicht durch uns selbst erworben wurde. Alle anderen Messgeräte samt Zubehör und Elektronik wurden durch uns gekauft bzw. aus privaten Beständen gestellt.

Zu unseren eigenen Anschaffungen gehört auch ein kalibriertes Messmikrofon mit XLR-Anschluss und rauscharmen USB-Interface. Die Messungen erfolgen in den Abend- und Nachtstunden im ländlichen Raum, so dass man mit einem Grundpegel von unter 26 dB(A) bereits recht zufrieden sein kann. Da alles beim Messaufbau mit 50 cm Abstand sowieso darüber liegen wird, sollte das also kein Problem sein.

Wir haben auch das Feedback der Community aufgenommen und für jede Messung das Frequenzband ausgewertet, so dass man nicht nur die SPL-Werte (Schalldruck) in dB(A) erhält, sondern auch noch eine schöne Frequenzanalyse, die den Klangcharakter perfekt zu beschreiben hilft. Lager- oder Motorgeräusche, Vibrationen oder die Abrissgeräusche am Rotor – alles wird damit gnadenlos sichtbar.

Auf bestimmte Details und Lösungsansätze werden wir in diesem Artikel nicht näher eingehen, denn es steckt durchaus auch noch etwas fremdes Knowhow in diesem Aufbau und so manches würde für den Normalverbraucher wohl auch zu weit führen. Wer sich dafür interessiert und so etwas nachbauen möchte, kann sich natürlich gern bei uns melden. Das gilt auch für alle, die noch Anregungen und Hinweise einbringen möchten, denn wir stehen noch ganz am Anfang und können auch noch korrigieren oder erweitern.

Was wir messen und wie das Ergebnis dann aussieht, das seht Ihr auf der nächsten Seite anhand eines exemplarisch herausgesuchten Lüfters, der jedoch alles andere als unsere Referenz ist. Genau die suchen wir nämlich noch 🙂

Testaufbau  
Gehäuse / Messkammer Zweikammer-Messaufbau mit Schallisolierung, Vollklimatisierter Raum
Volumenstrom und Strömungsgeschwindigkeit testo 410i (kalibriert)
Differenzdruckmessung testo 510i (kalibriert)
Schallpegelmessung Messmikrofon Class 2 und USB-Interface, Smaart 7, Voltcraft SL 451 (Conrad, Dauerleihstellung, kalibriert),
Drehzahlregelung und Lüftersteuerung Aqua Computer Aquaero 6 Pro
Inbetriebnahme März/April 2021

 

Kommentar

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Case39

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2,497 Kommentare 928 Likes

Danke für den Test. Man kann also nicht viel falsch machen, wenn man die SW3 als Gehäuselüfter nutzt.
Nutze selber die 140mm High Speeds (@1000 upm) und bin recht zufrieden mit denen.

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P
Pheenox

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86 Kommentare 31 Likes

Danke für den ausführlichen Test. Es ist immer wieder toll zu sehen, wie ausführlich und detailliert Du die Komponenten auf Herz und Nieren testest. Das ist im Vergleich zu anderen Testplattformen schon einzigartig.

Ich kann die Empfehlung der SW3 nur bestätigen. Ich habe ein Dark Base 700 und 4 SW3 140er verbaut. Diese lasse ich im Performance Modus über den Schieberegler auf Stufe 1 auf 50% laufen. Man hört ein leises rauschen, absolut unaufdringlich und angenehm. Und ich lege auf Akustik einen hohen Wert. Durch den guten Luftstrom, den die Lüfter erzeugen, drehen auch die Lüfter meiner 6800XT Nitro+ nicht angestrengt hoch weil ihnen zu arm wird. Und auch der 240er Radiator, der die CPU kühlt, muss sich nicht brutal anstrengen.

M. M. n. ist Preis/Leistung hier auch absolut angemessen.

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Igor Wallossek

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Nö, die sind immer noch gut 🙃🙂

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ApolloX

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Super, endlich der SW3 im Test, danke!
Puh, so gut hat der jetzt nicht abgeschnitten. Leistung immer merklich hinter dem Noctua, nur leiser ist der SW3, solange kein Radi mit ins Spiel kommt. Jetzt wärs interessant, wenn ich SW3 und den Noctua auf gleiche Lautstärke stelle, wer dann die bessere Leistung abgibt.
Bissl altersmilde am Schluss? Im Fazi steht mehrmals "noch gut" als Wertung, dennoch gibts den "Performance Booster" - das passt für mich nicht ganz zusammen.
Hm, macht mich jetzt etwas nachdenklich, habe 6 x SW3 und 3 x PW2 im Gehäuse - nach dem Test stell ich die grad alle etwas in Frage.

Paar korrektive Anregungen:
Seite 1: in der Tabelle steht RGB ja.
Seite 3: Die Grafiken unten wären besser, wenn man die Beschriftung (Schriftgröße!) bereits ohne Vergrößerung lesen könnte. Am 13 Zoll Macbook sind die Grafiken auch bei 100% Vergrößerung nicht so groß, dass man die Schriften einfach lesen kann. Die Legende mit Fan 1 und Fan 2 wird da auch nicht stimmen, aber das ist ja beschriftet (wers lesen kann) mit Spannung und RPM.
Generell: Gut, dass ihr auf den Abbildungen nicht zu viele Lüfter zeigt, aber hier wärs auch noch angenehm gewesen, den bereits getesteten Pure Wings 2 mit aufzunehmen, da vom selben Hersteller, so mann man halt suchen und digital blättern.

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F
Freelancera1

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59 Kommentare 16 Likes

Ihr schreibt, dass der Luftdurchsatz mit den Waben besser ist. Ich gehe davon aus, das die verwirbelte Luft also einen Widerstand für den Lüfter erzeugt.

Generell wäre also für eine Optimierung am eigenen Gehäuse eine Wabenstruktur eine Möglichkeit?
Was habt ihr denn da genommen? Sieht jetzt nicht nach selbst gedruckt aus.

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Arnonymious

Veteran

190 Kommentare 72 Likes

Danke für den Test, habe schon darauf gewartet, dass mein positiver, aber subjektiver Eindruck der SW3 als Gehäuselüfter von der Testplattform meines Vertrauens bestätigt wird. Da ich noch keine Radiatoren verbaut habe, ist es gut zu wissen, dass die SW3 dort nicht ganz so souverän erscheinen, wenn dann doch mal eine WaKü eingepflanzt wird.

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Igor Wallossek

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Der Booster ist nicht der Kauftipp. :)

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Pascal TM-Custom

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Diese Waben kommen in Kühltheken zum Einsatz dort sind die verbaut damit richtet man denn Luftstrom so aus das wirklich nur die Kühltheke gekühlt wird und nicht im ganzen Laden die kalte Luft verteilt wird.
Die Waben hab ich von dem Kühlgeräte Hersteller der uns am Anfang beraten hat.
Damit kann ich Luftstrom perfekt lenken und bekomm ein sauberes und vergleichbares Ergebnis denn jeder Lüfter hat einen anderen Austrittswinkel, somit ist jeder Lüfter gleich zu testen.
Es macht einen enormen unterschied wenn ich die Waben weg lasse und verfälscht mir das Ergebnis.

Edit: Ja man könnte sicherlich seinen Airflow im Gehäuse damit Optimieren da man ja nach denn Lüftern ja auch Montage Stege hat die wieder die Luft verwirbeln oder ein Radiator wobei der Radiator schon eine kleine richt Wirkung hat.

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Pascal TM-Custom

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1,122 Kommentare 1,361 Likes

kannst du doch sehen cfm/dba ist ja nix anderes wie m3/h zur Lautstärke

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M
MoGas

Mitglied

24 Kommentare 13 Likes

Vielen Dank für den Test. Habe selber 5x SW3, allerdings 140 mm. Mit diesem Test habe ich schon mal ein grobe Einordnung, denke ich.
An einem Test der SW3 140 mm wäre ich sehr interessiert.

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Pascal TM-Custom

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1,122 Kommentare 1,361 Likes

Ach als Ergänzung bei SW 3 gibt es verschiedene Versionen. Die Normalen und die Highspeed.
Die Highspeed sind eher etwas für Radiatoren hab diese auch schon angefragt und Zusage für Samples bekommen. Das wir schnellstmöglich die nachschieben können dann habt ihr direkten Vergleich.

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ApolloX

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1,659 Kommentare 925 Likes

Ja, die High Speed sind Biester. Ich hab zwei die mir durch nen Radi zuzeln und einen für das eine Lock hinten, also überall wos etwas mehr braucht. Aber das Mehr an Leistung ist dann auch zu hören.

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onyman

Veteran

234 Kommentare 122 Likes

Ich habe seit 10 Jahren einen SW 120mm (erster Generation) auf meinem EKL Brocken (auch erste Gen.). Wenn ich alle paar Jahre mal meinen Innenraum entstaube habe ich stets den Eindruck, dass der SW 1, der auch schon dieses Linienprofil hat, weniger Staub einsammelt als die Gehäuselüfter (Enermax T.B.S. 120mm & Arctic F12). Kann aber auch täuschen, die Bedingungen sind schließlich verschieden.

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